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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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hütte eröffnet und eingerichtet werden musste, welche seit dem nicht wieder aufgehört hat. Sehr wahrscheinlich bestand aber zu Strassburg schon lange oder einige Jahrzehnte vor Erwin und seit dem Beginne des eigentlichen Dombaues eine bürgerliche Bauhütte, aus welcher Erwin selbst hervorgegangen war. Ebenso scheint seit dem Anfange des 13ten Jahrh. eine Baubütte zu Cöln bestanden zu haben, weil z. B. im J. 1238 bei der Erbauung der Kirche zu Wernen bei Groningen als deren Erbauer Meister Everhard von Cöln bezeichnet wird.1) Bei der Erbauung der Nicolauskirche und der Liebfrauenkirche zu Kampen in den Niederlanden wird Johann von Cöln als Architect genannt.2) Auch der Erbauer der Facade der Kathedrale von Antwerpen, des grössten gothischen Domes der Niederlande, möchte weder aus Bologna nach Kugler, noch aus Boulogne nach Lübke (Gesch. der Archit., S. 431) stammen, sondern ein deutscher Meister gewesen sein, da er nach den neuesten Untersuchungen Peter Apelemman (Hans Appelmans nach den frühern Meldungen), d. i. wohl Apfelmann geheissen haben soll und seit 1406 die Stelle des Dombaumeisters zu Antwerpen bekleidete.3) Den Chor, welchen der Burgermeister Gerhard von Schellart im J. 1353 dem karolingischen Münster zu Aachen beifügte und der zu den bedeutendsten Bauten der niederrheinischen Gegenden gehört, betrachtet Schnaase, VI. S. 270, als ein gewisses Werk der Cölner Hütte. Die Cölner Bauhütte scheint sogar die Strassburger gegen das Ende des 14ten Jahrh. überflügelt zu haben, weil seit 1365 Johannes Hültz aus Cöln den Thurmbau beim Dome zu Strassburg leitete. Die Strassburger und Cölner Bauhütte möchten vielleicht in ihrer Wirksamkeit und Bedeutung überhaupt der Schule oder Innung der Dädaliden und der Aegineten bei den Griechen4) verglichen werden dürfen, waren mit diesen für den allgemeinen

1) Schnaase, V. S. 243 Anm.
2) Schnaase, VI. S. 147.
3) Schnaase, VI. S. 151, Anm. **.
4) Brunn, I. S. 25 ff.

hütte eröffnet und eingerichtet werden musste, welche seit dem nicht wieder aufgehört hat. Sehr wahrscheinlich bestand aber zu Strassburg schon lange oder einige Jahrzehnte vor Erwin und seit dem Beginne des eigentlichen Dombaues eine bürgerliche Bauhütte, aus welcher Erwin selbst hervorgegangen war. Ebenso scheint seit dem Anfange des 13ten Jahrh. eine Baubütte zu Cöln bestanden zu haben, weil z. B. im J. 1238 bei der Erbauung der Kirche zu Wernen bei Groningen als deren Erbauer Meister Everhard von Cöln bezeichnet wird.1) Bei der Erbauung der Nicolauskirche und der Liebfrauenkirche zu Kampen in den Niederlanden wird Johann von Cöln als Architect genannt.2) Auch der Erbauer der Façade der Kathedrale von Antwerpen, des grössten gothischen Domes der Niederlande, möchte weder aus Bologna nach Kugler, noch aus Boulogne nach Lübke (Gesch. der Archit., S. 431) stammen, sondern ein deutscher Meister gewesen sein, da er nach den neuesten Untersuchungen Peter Apelemman (Hans Appelmans nach den frühern Meldungen), d. i. wohl Apfelmann geheissen haben soll und seit 1406 die Stelle des Dombaumeisters zu Antwerpen bekleidete.3) Den Chor, welchen der Burgermeister Gerhard von Schellart im J. 1353 dem karolingischen Münster zu Aachen beifügte und der zu den bedeutendsten Bauten der niederrheinischen Gegenden gehört, betrachtet Schnaase, VI. S. 270, als ein gewisses Werk der Cölner Hütte. Die Cölner Bauhütte scheint sogar die Strassburger gegen das Ende des 14ten Jahrh. überflügelt zu haben, weil seit 1365 Johannes Hültz aus Cöln den Thurmbau beim Dome zu Strassburg leitete. Die Strassburger und Cölner Bauhütte möchten vielleicht in ihrer Wirksamkeit und Bedeutung überhaupt der Schule oder Innung der Dädaliden und der Aegineten bei den Griechen4) verglichen werden dürfen, waren mit diesen für den allgemeinen

1) Schnaase, V. S. 243 Anm.
2) Schnaase, VI. S. 147.
3) Schnaase, VI. S. 151, Anm. **.
4) Brunn, I. S. 25 ff.
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hütte eröffnet und eingerichtet werden musste, welche seit dem nicht wieder aufgehört hat. Sehr wahrscheinlich bestand aber zu Strassburg schon lange oder einige Jahrzehnte vor Erwin und seit dem Beginne des eigentlichen Dombaues eine bürgerliche Bauhütte, aus welcher Erwin selbst hervorgegangen war. Ebenso scheint seit dem Anfange des 13ten Jahrh. eine Baubütte zu Cöln bestanden zu haben, weil z. B. im J. 1238 bei der Erbauung der Kirche zu Wernen bei Groningen als deren Erbauer Meister Everhard von Cöln bezeichnet wird.<note place="foot" n="1)">Schnaase, V. S. 243 Anm.<lb/></note> Bei der Erbauung der Nicolauskirche und der Liebfrauenkirche zu Kampen in den Niederlanden wird Johann von Cöln als Architect genannt.<note place="foot" n="2)">Schnaase, VI. S. 147.<lb/></note> Auch der Erbauer der Façade der Kathedrale von Antwerpen, des grössten gothischen Domes der Niederlande, möchte weder aus Bologna nach Kugler, noch aus Boulogne nach Lübke (Gesch. der Archit., S. 431) stammen, sondern ein deutscher Meister gewesen sein, da er nach den neuesten Untersuchungen Peter Apelemman (Hans Appelmans nach den frühern Meldungen), d. i. wohl Apfelmann geheissen haben soll und seit 1406 die Stelle des Dombaumeisters zu Antwerpen bekleidete.<note place="foot" n="3)">Schnaase, VI. S. 151, Anm. **.<lb/></note> Den Chor, welchen der <hi rendition="#g">Burgermeister</hi> Gerhard von Schellart im J. 1353 dem karolingischen Münster zu Aachen beifügte und der zu den bedeutendsten Bauten der niederrheinischen Gegenden gehört, betrachtet Schnaase, VI. S. 270, als ein gewisses Werk der Cölner Hütte. Die Cölner Bauhütte scheint sogar die Strassburger gegen das Ende des 14ten Jahrh. überflügelt zu haben, weil seit 1365 Johannes Hültz <hi rendition="#g">aus Cöln</hi> den Thurmbau beim Dome zu Strassburg leitete. Die Strassburger und Cölner Bauhütte möchten vielleicht in ihrer Wirksamkeit und Bedeutung überhaupt der Schule oder Innung der Dädaliden und der Aegineten bei den Griechen<note place="foot" n="4)">Brunn, I. S. 25 ff.</note> verglichen werden dürfen, waren mit diesen für den allgemeinen
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[417/0437] hütte eröffnet und eingerichtet werden musste, welche seit dem nicht wieder aufgehört hat. Sehr wahrscheinlich bestand aber zu Strassburg schon lange oder einige Jahrzehnte vor Erwin und seit dem Beginne des eigentlichen Dombaues eine bürgerliche Bauhütte, aus welcher Erwin selbst hervorgegangen war. Ebenso scheint seit dem Anfange des 13ten Jahrh. eine Baubütte zu Cöln bestanden zu haben, weil z. B. im J. 1238 bei der Erbauung der Kirche zu Wernen bei Groningen als deren Erbauer Meister Everhard von Cöln bezeichnet wird. 1) Bei der Erbauung der Nicolauskirche und der Liebfrauenkirche zu Kampen in den Niederlanden wird Johann von Cöln als Architect genannt. 2) Auch der Erbauer der Façade der Kathedrale von Antwerpen, des grössten gothischen Domes der Niederlande, möchte weder aus Bologna nach Kugler, noch aus Boulogne nach Lübke (Gesch. der Archit., S. 431) stammen, sondern ein deutscher Meister gewesen sein, da er nach den neuesten Untersuchungen Peter Apelemman (Hans Appelmans nach den frühern Meldungen), d. i. wohl Apfelmann geheissen haben soll und seit 1406 die Stelle des Dombaumeisters zu Antwerpen bekleidete. 3) Den Chor, welchen der Burgermeister Gerhard von Schellart im J. 1353 dem karolingischen Münster zu Aachen beifügte und der zu den bedeutendsten Bauten der niederrheinischen Gegenden gehört, betrachtet Schnaase, VI. S. 270, als ein gewisses Werk der Cölner Hütte. Die Cölner Bauhütte scheint sogar die Strassburger gegen das Ende des 14ten Jahrh. überflügelt zu haben, weil seit 1365 Johannes Hültz aus Cöln den Thurmbau beim Dome zu Strassburg leitete. Die Strassburger und Cölner Bauhütte möchten vielleicht in ihrer Wirksamkeit und Bedeutung überhaupt der Schule oder Innung der Dädaliden und der Aegineten bei den Griechen 4) verglichen werden dürfen, waren mit diesen für den allgemeinen 1) Schnaase, V. S. 243 Anm. 2) Schnaase, VI. S. 147. 3) Schnaase, VI. S. 151, Anm. **. 4) Brunn, I. S. 25 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/437>, abgerufen am 23.07.2024.