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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Schulen zugleich förmliche Bauschulen für die Laien und Laienbrüder, so dass auch der Ausdruck schola, scola ital., für Bauhütte, Bauzunft vorkommt. Die Wirksamkeit der Stifter und Klöster für den Volks- und Gelehrtenunterricht schliesst daher auch ihre Bemühungen für den architektonischen Unterricht in sich und den Geistlichen und Mönchen gebührt das hohe Verdienst der Gründung und Erhaltung der wissenschaftlichen und technischen Schulen. Die Klosterregel konnte auf die Bauhütten nicht unbedingt angewandt werden, wo zur Bauhütte nicht blos Klosterbrüder, sondern auch Laienbriider und vielleicht blosse Laien gehörten; die geistliche Klosterregel musste hier dem architektonischen Zwecke untergeordnet werden und weichen, ganz besonders in den neu entstehenden Städten, weshalb in den Städten und mit ihnen die Bauzünfte, die eigentlichen Bauhütten und die 4 deutschen Haupthütten sich entwickelten. In den italienischen, gallischen und rheinischen Städten gab es gewiss von den Zeiten der Römer her bis auf die Zeiten der mittelalterlichen Bauzünfte und Bauhütten mehr oder weniger nichtklösterliche oder nichtgeistliche Architekten und Bauhandwerker, welche die römischen Einrichtungen und Gebräuche lebendig oder in Urkunden, Ritualen und dergleichen bewahrt hatten, um sie zu geeigneter Zeit wieder hervorziehen und gebrauchen zu können. Von ihnen daher, d. h. aus vorchristlichen oder vorklösterlichen Quellen möchten wir die Symbole, Gebräuche und Rituale der Bauleute des Mittelalters und der heutigen Freimaurer ableiten, und nicht aus den Klosterregeln,1) darunter vorzüglich derjenigen des Benedictus von Nursia (480 - 543). Die Steinmetzen, lapicidae, wie sie in spätern Urkunden Deutschlands genannt werden, z. B. bei Mone, III. S. 9, 40, 42 und 46, sind nicht aus den Klöstern, sondern aus und mit den Städten hervorgegangen, obwohl auch sie gleich allen Einrichtungen der Zeit geistlichen Einwirkungen unterworfen waren und dagegen zu ringen hatten und um so eher mit den Städten sich losrangen, je mehr gerade sie Römisches sich bewahrt und erhalten hatten. Ihr Wander- und Künstlerleben

1) Vergl. darüber Raumer, VI. S. 397 ff.

Schulen zugleich förmliche Bauschulen für die Laien und Laienbrüder, so dass auch der Ausdruck schola, scola ital., für Bauhütte, Bauzunft vorkommt. Die Wirksamkeit der Stifter und Klöster für den Volks- und Gelehrtenunterricht schliesst daher auch ihre Bemühungen für den architektonischen Unterricht in sich und den Geistlichen und Mönchen gebührt das hohe Verdienst der Gründung und Erhaltung der wissenschaftlichen und technischen Schulen. Die Klosterregel konnte auf die Bauhütten nicht unbedingt angewandt werden, wo zur Bauhütte nicht blos Klosterbrüder, sondern auch Laienbriider und vielleicht blosse Laien gehörten; die geistliche Klosterregel musste hier dem architektonischen Zwecke untergeordnet werden und weichen, ganz besonders in den neu entstehenden Städten, weshalb in den Städten und mit ihnen die Bauzünfte, die eigentlichen Bauhütten und die 4 deutschen Haupthütten sich entwickelten. In den italienischen, gallischen und rheinischen Städten gab es gewiss von den Zeiten der Römer her bis auf die Zeiten der mittelalterlichen Bauzünfte und Bauhütten mehr oder weniger nichtklösterliche oder nichtgeistliche Architekten und Bauhandwerker, welche die römischen Einrichtungen und Gebräuche lebendig oder in Urkunden, Ritualen und dergleichen bewahrt hatten, um sie zu geeigneter Zeit wieder hervorziehen und gebrauchen zu können. Von ihnen daher, d. h. aus vorchristlichen oder vorklösterlichen Quellen möchten wir die Symbole, Gebräuche und Rituale der Bauleute des Mittelalters und der heutigen Freimaurer ableiten, und nicht aus den Klosterregeln,1) darunter vorzüglich derjenigen des Benedictus von Nursia (480 – 543). Die Steinmetzen, lapicidae, wie sie in spätern Urkunden Deutschlands genannt werden, z. B. bei Mone, III. S. 9, 40, 42 und 46, sind nicht aus den Klöstern, sondern aus und mit den Städten hervorgegangen, obwohl auch sie gleich allen Einrichtungen der Zeit geistlichen Einwirkungen unterworfen waren und dagegen zu ringen hatten und um so eher mit den Städten sich losrangen, je mehr gerade sie Römisches sich bewahrt und erhalten hatten. Ihr Wander- und Künstlerleben

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Schulen zugleich förmliche Bauschulen für die Laien und Laienbrüder, so dass auch der Ausdruck schola, scola ital., für Bauhütte, Bauzunft vorkommt. Die Wirksamkeit der Stifter und Klöster für den Volks- und Gelehrtenunterricht schliesst daher auch ihre Bemühungen für den architektonischen Unterricht in sich und den Geistlichen und Mönchen gebührt das hohe Verdienst der Gründung und Erhaltung der wissenschaftlichen und technischen Schulen. Die Klosterregel konnte auf die Bauhütten nicht unbedingt angewandt werden, wo zur Bauhütte nicht blos Klosterbrüder, sondern auch Laienbriider und vielleicht blosse Laien gehörten; die geistliche Klosterregel musste hier dem architektonischen Zwecke untergeordnet werden und weichen, ganz besonders in den neu entstehenden Städten, weshalb i<hi rendition="#g">n den Städten</hi> und <hi rendition="#g">mit ihnen</hi> die Bauzünfte, die eigentlichen Bauhütten und die 4 deutschen Haupthütten sich entwickelten. In den italienischen, gallischen und rheinischen Städten gab es gewiss von den Zeiten der Römer her bis auf die Zeiten der mittelalterlichen Bauzünfte und Bauhütten mehr oder weniger nichtklösterliche oder nichtgeistliche Architekten und Bauhandwerker, welche die römischen Einrichtungen und Gebräuche lebendig oder in Urkunden, Ritualen und dergleichen bewahrt hatten, um sie zu geeigneter Zeit wieder hervorziehen und gebrauchen zu können. Von ihnen daher, d. h. aus vorchristlichen oder vorklösterlichen Quellen möchten wir die Symbole, Gebräuche und Rituale der Bauleute des Mittelalters und der heutigen Freimaurer ableiten, und nicht aus den Klosterregeln,<note place="foot" n="1)">Vergl. darüber Raumer, VI. S. 397 ff.</note> darunter vorzüglich derjenigen des Benedictus von Nursia (480 &#x2013; 543). Die Steinmetzen, lapicidae, wie sie in spätern Urkunden Deutschlands genannt werden, z. B. bei Mone, III. S. 9, 40, 42 und 46, sind nicht aus den Klöstern, sondern aus und mit den Städten hervorgegangen, obwohl auch sie gleich allen Einrichtungen der Zeit geistlichen Einwirkungen unterworfen waren und dagegen zu ringen hatten und um so eher mit den Städten sich losrangen, je mehr gerade sie Römisches sich bewahrt und erhalten hatten. Ihr Wander- und Künstlerleben
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[407/0427] Schulen zugleich förmliche Bauschulen für die Laien und Laienbrüder, so dass auch der Ausdruck schola, scola ital., für Bauhütte, Bauzunft vorkommt. Die Wirksamkeit der Stifter und Klöster für den Volks- und Gelehrtenunterricht schliesst daher auch ihre Bemühungen für den architektonischen Unterricht in sich und den Geistlichen und Mönchen gebührt das hohe Verdienst der Gründung und Erhaltung der wissenschaftlichen und technischen Schulen. Die Klosterregel konnte auf die Bauhütten nicht unbedingt angewandt werden, wo zur Bauhütte nicht blos Klosterbrüder, sondern auch Laienbriider und vielleicht blosse Laien gehörten; die geistliche Klosterregel musste hier dem architektonischen Zwecke untergeordnet werden und weichen, ganz besonders in den neu entstehenden Städten, weshalb in den Städten und mit ihnen die Bauzünfte, die eigentlichen Bauhütten und die 4 deutschen Haupthütten sich entwickelten. In den italienischen, gallischen und rheinischen Städten gab es gewiss von den Zeiten der Römer her bis auf die Zeiten der mittelalterlichen Bauzünfte und Bauhütten mehr oder weniger nichtklösterliche oder nichtgeistliche Architekten und Bauhandwerker, welche die römischen Einrichtungen und Gebräuche lebendig oder in Urkunden, Ritualen und dergleichen bewahrt hatten, um sie zu geeigneter Zeit wieder hervorziehen und gebrauchen zu können. Von ihnen daher, d. h. aus vorchristlichen oder vorklösterlichen Quellen möchten wir die Symbole, Gebräuche und Rituale der Bauleute des Mittelalters und der heutigen Freimaurer ableiten, und nicht aus den Klosterregeln, 1) darunter vorzüglich derjenigen des Benedictus von Nursia (480 – 543). Die Steinmetzen, lapicidae, wie sie in spätern Urkunden Deutschlands genannt werden, z. B. bei Mone, III. S. 9, 40, 42 und 46, sind nicht aus den Klöstern, sondern aus und mit den Städten hervorgegangen, obwohl auch sie gleich allen Einrichtungen der Zeit geistlichen Einwirkungen unterworfen waren und dagegen zu ringen hatten und um so eher mit den Städten sich losrangen, je mehr gerade sie Römisches sich bewahrt und erhalten hatten. Ihr Wander- und Künstlerleben 1) Vergl. darüber Raumer, VI. S. 397 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/427>, abgerufen am 25.11.2024.