Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.jeder trägt über dem Knöchel am Fusse ein dreifaches Band und von den beiden Seiten ihres Hauptes herab hänglen je drei Haarflechten. Nach allen Verhältnissen der während des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. so mächtig und reich emporblühenden Städte Grossgriechenlands ist nicht allein anzunehmen, dass sich bei ihnen eine selbstständige griechische Kunst entwickelt habe, sondern auch, dass dieselbe der Kunst in dem eigentlichen Griechenland vorausgeeilt sei und auf diese anregend zurückgewirkt habe, wie sich ja auch am Ende des 6. Jahrhunderts die philosophischen Wissenschaften und die Naturwissenschaften in den unteritalischen Städten unter Pythagoras und Demokedes zuerst erhoben, - Grossgriechenland vor Kleingriechenland wissenschaftliche Lehranstalten besass. Der im Jahr 730 v. Chr. mit Leontini oder Leontium von Naxos gegründeten Stadt Catana auf Sicilien gehört auch der berühmte Gesetzgeber Charondas an, dessen Gesetze nach Rhegion, Mazaka in Kappadocien, Thurii und nach mehreren anderen Städten in Italien und Sicilien verpflanzt wurden.1) Hermann, griechische Staatsalterthümer, §. 89, glaubt, es lassen sich Zaleukos und Charondas mit ziemlicher Sicherheit um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. setzen, Da die sicilischen und unteritalischen Städte vorzüglich durch die Schifffahrt und den Handel Reichthum, Macht und Bildung erwarben, konnten auswärtige Einwirkungen und Berührungen, besonders mit den Phöniciern, mit welchen sie gewiss in dem lebhaftesten Verkehre standen, nicht fehlen. Aus dem Verhältniss, welches Dädalos als der Erfinder der Sculptur und Architektur, als der Urbildner und Urbaumeister in den griechischen Kunstsagen einnahm, ging es auch hervor, dass er der heroische Begründer und Vorstand aller mit der Sculptur und Architektur beschäftigten Innungen in Griechenland und besonders der Künstlerinnungen in Attika wurde, weshalb wir in der Symbolik den Dädalos auch dem maurerischen Herakles ver- 1) Peter, Zeittafeln, S. 25, Anm. 36; Gerlach, Zalenkos, Charondas, Pythagoras, - zur Kulturgeschichte von Grossgriechenland, Basel 1858.
jeder trägt über dem Knöchel am Fusse ein dreifaches Band und von den beiden Seiten ihres Hauptes herab hänglen je drei Haarflechten. Nach allen Verhältnissen der während des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. so mächtig und reich emporblühenden Städte Grossgriechenlands ist nicht allein anzunehmen, dass sich bei ihnen eine selbstständige griechische Kunst entwickelt habe, sondern auch, dass dieselbe der Kunst in dem eigentlichen Griechenland vorausgeeilt sei und auf diese anregend zurückgewirkt habe, wie sich ja auch am Ende des 6. Jahrhunderts die philosophischen Wissenschaften und die Naturwissenschaften in den unteritalischen Städten unter Pythagoras und Demokedes zuerst erhoben, – Grossgriechenland vor Kleingriechenland wissenschaftliche Lehranstalten besass. Der im Jahr 730 v. Chr. mit Leontini oder Leontium von Naxos gegründeten Stadt Catana auf Sicilien gehört auch der berühmte Gesetzgeber Charondas an, dessen Gesetze nach Rhegion, Mazaka in Kappadocien, Thurii und nach mehreren anderen Städten in Italien und Sicilien verpflanzt wurden.1) Hermann, griechische Staatsalterthümer, §. 89, glaubt, es lassen sich Zaleukos und Charondas mit ziemlicher Sicherheit um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. setzen, Da die sicilischen und unteritalischen Städte vorzüglich durch die Schifffahrt und den Handel Reichthum, Macht und Bildung erwarben, konnten auswärtige Einwirkungen und Berührungen, besonders mit den Phöniciern, mit welchen sie gewiss in dem lebhaftesten Verkehre standen, nicht fehlen. Aus dem Verhältniss, welches Dädalos als der Erfinder der Sculptur und Architektur, als der Urbildner und Urbaumeister in den griechischen Kunstsagen einnahm, ging es auch hervor, dass er der heroische Begründer und Vorstand aller mit der Sculptur und Architektur beschäftigten Innungen in Griechenland und besonders der Künstlerinnungen in Attika wurde, weshalb wir in der Symbolik den Dädalos auch dem maurerischen Herakles ver- 1) Peter, Zeittafeln, S. 25, Anm. 36; Gerlach, Zalenkos, Charondas, Pythagoras, – zur Kulturgeschichte von Grossgriechenland, Basel 1858.
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jeder trägt über dem Knöchel am Fusse ein dreifaches Band und von den beiden Seiten ihres Hauptes herab hänglen je drei Haarflechten. Nach allen Verhältnissen der während des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. so mächtig und reich emporblühenden Städte Grossgriechenlands ist nicht allein anzunehmen, dass sich bei ihnen eine selbstständige griechische Kunst entwickelt habe, sondern auch, dass dieselbe der Kunst in dem eigentlichen Griechenland vorausgeeilt sei und auf diese anregend zurückgewirkt habe, wie sich ja auch am Ende des 6. Jahrhunderts die philosophischen Wissenschaften und die Naturwissenschaften in den unteritalischen Städten unter Pythagoras und Demokedes zuerst erhoben, – Grossgriechenland vor Kleingriechenland wissenschaftliche Lehranstalten besass. Der im Jahr 730 v. Chr. mit Leontini oder Leontium von Naxos gegründeten Stadt Catana auf Sicilien gehört auch der berühmte Gesetzgeber Charondas an, dessen Gesetze nach Rhegion, Mazaka in Kappadocien, Thurii und nach mehreren anderen Städten in Italien und Sicilien verpflanzt wurden. 1) Hermann, griechische Staatsalterthümer, §. 89, glaubt, es lassen sich Zaleukos und Charondas mit ziemlicher Sicherheit um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. setzen, Da die sicilischen und unteritalischen Städte vorzüglich durch die Schifffahrt und den Handel Reichthum, Macht und Bildung erwarben, konnten auswärtige Einwirkungen und Berührungen, besonders mit den Phöniciern, mit welchen sie gewiss in dem lebhaftesten Verkehre standen, nicht fehlen.
Aus dem Verhältniss, welches Dädalos als der Erfinder der Sculptur und Architektur, als der Urbildner und Urbaumeister in den griechischen Kunstsagen einnahm, ging es auch hervor, dass er der heroische Begründer und Vorstand aller mit der Sculptur und Architektur beschäftigten Innungen in Griechenland und besonders der Künstlerinnungen in Attika wurde, weshalb wir in der Symbolik den Dädalos auch dem maurerischen Herakles ver-
1) Peter, Zeittafeln, S. 25, Anm. 36; Gerlach, Zalenkos, Charondas, Pythagoras, – zur Kulturgeschichte von Grossgriechenland, Basel 1858.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/42>, abgerufen am 16.02.2025. |