Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.mithrisch und zugleich christlich ist auch der Gebrauch der Mandäer, dass bei der Trauung und zur Vollziehung derselben der Priester zuerst dem Bräutigam und dann der Braut Brod und Wein verabreicht.1) Naht der Tod eines Mandäers heran, wird er gewaschen oder gereinigt und sodann weiss gekleidet; unmittelbar nach dem Tode wird ein geweihter Myrthenkranz um das Haupt befestigt. Bei der wenige Stunden nach dem Tode erfolgenden Beerdigung darf nicht geweint werden, da der Tag eher ein Tag der Freude als der Trauer ist; ähnlich wird es bei den Muhammedanern gehalten und am schönsten wird dieses durch die deutsche Sage bezeichnet, dass, wenn man Schöllwurz mit einem Maulwurfherzen auf das Haupt eines Kranken lege, man erkennen könne, ob er leben bleibe oder sterbe; sterbe er, so singe er mit heller freudiger Stimme, weine dagegen, wenn er noch fortleben müsse.2) Der Kopf des Todten wird bei den Mandäern nach dem Polarstern gewandt, weil er an der Pforte der Lichtwelt steht, wohin der Verstorbene geht. Die Leiche wird, in Rohrstangen und vier Palmenzweige eingehüllt, von vier weissgekleideten Kirchendienern zu Grabe getragen. Die Beerdigung beginnt bei Mosul damit, dass der älteste Kirchendiener, nachdem er 3 Mal ein kurzes Gebet gebetet hat, mit 3 Spatenstrichen die Stelle, Breite und Länge des zu grabenden Grabes bezeichnet. Nach der Versenkung des Leichnams in das Grab und seiner Zudeckung mit Erde zieht derselbe Kirchendiener mit einem Spaten 3 Kreise um das Grab und drückt mit 3 Gebotsformeln 3 Mal sein Petschaft oder Siegel auf dem, Grabe ab.3) - In Congo werden auf das Grab eines Fetischpriesters von seinen Genossen, nachdem sie Jeder eine Hand voll Sand hineingeworfen haben, drei Stäbe gesteckt, dem Kopfe, dem Feigenblatte und den Füssen entsprechend; auf die Gräber der Uebrigen wirft man alle Arten zerbrochenen Töpfergeschirres und fügt bei einem 1) Petermann, II. S. 118; Symbolik unter Wein. 2) Bechstein, Mythe, I. S. 111. 3) Petermann, II. S. 119.
mithrisch und zugleich christlich ist auch der Gebrauch der Mandäer, dass bei der Trauung und zur Vollziehung derselben der Priester zuerst dem Bräutigam und dann der Braut Brod und Wein verabreicht.1) Naht der Tod eines Mandäers heran, wird er gewaschen oder gereinigt und sodann weiss gekleidet; unmittelbar nach dem Tode wird ein geweihter Myrthenkranz um das Haupt befestigt. Bei der wenige Stunden nach dem Tode erfolgenden Beerdigung darf nicht geweint werden, da der Tag eher ein Tag der Freude als der Trauer ist; ähnlich wird es bei den Muhammedanern gehalten und am schönsten wird dieses durch die deutsche Sage bezeichnet, dass, wenn man Schöllwurz mit einem Maulwurfherzen auf das Haupt eines Kranken lege, man erkennen könne, ob er leben bleibe oder sterbe; sterbe er, so singe er mit heller freudiger Stimme, weine dagegen, wenn er noch fortleben müsse.2) Der Kopf des Todten wird bei den Mandäern nach dem Polarstern gewandt, weil er an der Pforte der Lichtwelt steht, wohin der Verstorbene geht. Die Leiche wird, in Rohrstangen und vier Palmenzweige eingehüllt, von vier weissgekleideten Kirchendienern zu Grabe getragen. Die Beerdigung beginnt bei Mosul damit, dass der älteste Kirchendiener, nachdem er 3 Mal ein kurzes Gebet gebetet hat, mit 3 Spatenstrichen die Stelle, Breite und Länge des zu grabenden Grabes bezeichnet. Nach der Versenkung des Leichnams in das Grab und seiner Zudeckung mit Erde zieht derselbe Kirchendiener mit einem Spaten 3 Kreise um das Grab und drückt mit 3 Gebotsformeln 3 Mal sein Petschaft oder Siegel auf dem, Grabe ab.3) – In Congo werden auf das Grab eines Fetischpriesters von seinen Genossen, nachdem sie Jeder eine Hand voll Sand hineingeworfen haben, drei Stäbe gesteckt, dem Kopfe, dem Feigenblatte und den Füssen entsprechend; auf die Gräber der Uebrigen wirft man alle Arten zerbrochenen Töpfergeschirres und fügt bei einem 1) Petermann, II. S. 118; Symbolik unter Wein. 2) Bechstein, Mythe, I. S. 111. 3) Petermann, II. S. 119.
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mithrisch und zugleich christlich ist auch der Gebrauch der Mandäer, dass bei der Trauung und zur Vollziehung derselben der Priester zuerst dem Bräutigam und dann der Braut Brod und Wein verabreicht. 1) Naht der Tod eines Mandäers heran, wird er gewaschen oder gereinigt und sodann weiss gekleidet; unmittelbar nach dem Tode wird ein geweihter Myrthenkranz um das Haupt befestigt. Bei der wenige Stunden nach dem Tode erfolgenden Beerdigung darf nicht geweint werden, da der Tag eher ein Tag der Freude als der Trauer ist; ähnlich wird es bei den Muhammedanern gehalten und am schönsten wird dieses durch die deutsche Sage bezeichnet, dass, wenn man Schöllwurz mit einem Maulwurfherzen auf das Haupt eines Kranken lege, man erkennen könne, ob er leben bleibe oder sterbe; sterbe er, so singe er mit heller freudiger Stimme, weine dagegen, wenn er noch fortleben müsse. 2) Der Kopf des Todten wird bei den Mandäern nach dem Polarstern gewandt, weil er an der Pforte der Lichtwelt steht, wohin der Verstorbene geht. Die Leiche wird, in Rohrstangen und vier Palmenzweige eingehüllt, von vier weissgekleideten Kirchendienern zu Grabe getragen. Die Beerdigung beginnt bei Mosul damit, dass der älteste Kirchendiener, nachdem er 3 Mal ein kurzes Gebet gebetet hat, mit 3 Spatenstrichen die Stelle, Breite und Länge des zu grabenden Grabes bezeichnet. Nach der Versenkung des Leichnams in das Grab und seiner Zudeckung mit Erde zieht derselbe Kirchendiener mit einem Spaten 3 Kreise um das Grab und drückt mit 3 Gebotsformeln 3 Mal sein Petschaft oder Siegel auf dem, Grabe ab. 3) – In Congo werden auf das Grab eines Fetischpriesters von seinen Genossen, nachdem sie Jeder eine Hand voll Sand hineingeworfen haben, drei Stäbe gesteckt, dem Kopfe, dem Feigenblatte und den Füssen entsprechend; auf die Gräber der Uebrigen wirft man alle Arten zerbrochenen Töpfergeschirres und fügt bei einem
1) Petermann, II. S. 118; Symbolik unter Wein.
2) Bechstein, Mythe, I. S. 111.
3) Petermann, II. S. 119.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/416>, abgerufen am 25.07.2024. |