Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Pelasgern, von den Hellenen und Etruskern der gemeinsame Stoff zu der dorischen, attischen, zur etruskischen, sicilischen, samischen, rhodischen, äginetischen, u. s. w. Baukunst und Kunst gebildet wurde, obwohl wir diese Künste nicht mehr zu unterscheiden vermögen und unter dem gemeinsamen Namen der griechischen zusammenbegreifen, oder höchstens die griechische Kunst von der etruskischen oder toskanischen, später die griechische von der römischen trennen. Dorisch wird auch der ziemlich erhaltene Minervatempel genannt auf der Insel Aegina, aus dessen beiden Giebelfeldern die berühmten äginetischen Säulen stammen.1) Thiersch sagt S. 246: "Wenn demnach bald von attischer, bald von äginetischer Kunst bei Pausanias geredet wird, so kann hierbei nur an zufällige Eigenheit, an solche, die ein späterer Gebrauch mit diesem Namen verband, nicht an eine innere Verschiedenheit gedacht werden." - Uns ist z. B. die sog. toskanische Säule, welche Stieglitz aus Griechenland nach Etrurien gebracht werden lässt und mit der ältesten griechischen für einerlei hält, nichts Anderes als die ägyptische oder altdorische Säule in Etrurien, die etrurische Säule, zumal alle geschichtlichen Zeugnisse dafür mangeln, dass Etrurien nur eine in sehr frühen Zeiten entsendete, griechische Colonie gewesen sei. Man findet vielfach es unglaublich und unzulässig, dass von Aegypten her durch die Phönicier auf die Griechen technische und architektonische Einwirkungen in alten Zeiten stattgefunden haben: aber wenig Anstoss wird daran genommen, dass die Griechen vom Festlande oder von den Inseln aus alle Baukunst und Kunst nach Sicilien, Unter- und Mittelitalien sollen hinübergebracht haben. Für die ägyptischen Einflüsse in unserem Sinne scheinen neben den in der Symbolik, II. S. 493, berührten alterthümlichen Apollostatuen besonders auch die altdorischen Bildwerke zu Selinus zu sprechen, darunter aber ganz vorzüglich das Bildwerk der ersten Metope, Herakles, welcher die Kerkopen Passalus und Akmon, an einer Stange schwebend trägt. Die beiden nackten Kerkopen haben die Arme über die Brust gekreuzt,

1) Schnaase, II, S. 195 und 208 ff.

von den Pelasgern, von den Hellenen und Etruskern der gemeinsame Stoff zu der dorischen, attischen, zur etruskischen, sicilischen, samischen, rhodischen, äginetischen, u. s. w. Baukunst und Kunst gebildet wurde, obwohl wir diese Künste nicht mehr zu unterscheiden vermögen und unter dem gemeinsamen Namen der griechischen zusammenbegreifen, oder höchstens die griechische Kunst von der etruskischen oder toskanischen, später die griechische von der römischen trennen. Dorisch wird auch der ziemlich erhaltene Minervatempel genannt auf der Insel Aegina, aus dessen beiden Giebelfeldern die berühmten äginetischen Säulen stammen.1) Thiersch sagt S. 246: „Wenn demnach bald von attischer, bald von äginetischer Kunst bei Pausanias geredet wird, so kann hierbei nur an zufällige Eigenheit, an solche, die ein späterer Gebrauch mit diesem Namen verband, nicht an eine innere Verschiedenheit gedacht werden.“ – Uns ist z. B. die sog. toskanische Säule, welche Stieglitz aus Griechenland nach Etrurien gebracht werden lässt und mit der ältesten griechischen für einerlei hält, nichts Anderes als die ägyptische oder altdorische Säule in Etrurien, die etrurische Säule, zumal alle geschichtlichen Zeugnisse dafür mangeln, dass Etrurien nur eine in sehr frühen Zeiten entsendete, griechische Colonie gewesen sei. Man findet vielfach es unglaublich und unzulässig, dass von Aegypten her durch die Phönicier auf die Griechen technische und architektonische Einwirkungen in alten Zeiten stattgefunden haben: aber wenig Anstoss wird daran genommen, dass die Griechen vom Festlande oder von den Inseln aus alle Baukunst und Kunst nach Sicilien, Unter- und Mittelitalien sollen hinübergebracht haben. Für die ägyptischen Einflüsse in unserem Sinne scheinen neben den in der Symbolik, II. S. 493, berührten alterthümlichen Apollostatuen besonders auch die altdorischen Bildwerke zu Selinus zu sprechen, darunter aber ganz vorzüglich das Bildwerk der ersten Metope, Herakles, welcher die Kerkopen Passalus und Akmon, an einer Stange schwebend trägt. Die beiden nackten Kerkopen haben die Arme über die Brust gekreuzt,

1) Schnaase, II, S. 195 und 208 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="21"/>
von den Pelasgern, von den Hellenen und Etruskern der gemeinsame Stoff zu der dorischen, attischen, zur etruskischen, sicilischen, samischen, rhodischen, äginetischen, u. s. w. Baukunst und Kunst gebildet wurde, obwohl wir diese Künste nicht mehr zu unterscheiden vermögen und unter dem gemeinsamen Namen der griechischen zusammenbegreifen, oder höchstens die griechische Kunst von der etruskischen oder toskanischen, später die griechische von der römischen trennen. Dorisch wird auch der ziemlich erhaltene Minervatempel genannt auf der Insel Aegina, aus dessen beiden Giebelfeldern die berühmten äginetischen Säulen stammen.<note place="foot" n="1)">Schnaase, II, S. 195 und 208 ff.</note> Thiersch sagt S. 246: &#x201E;Wenn demnach bald von <hi rendition="#g">attischer</hi>, bald von <hi rendition="#g">äginetischer</hi> Kunst bei Pausanias geredet wird, so kann hierbei nur an zufällige Eigenheit, an solche, die ein späterer Gebrauch mit diesem Namen verband, nicht an eine innere Verschiedenheit gedacht werden.&#x201C; &#x2013; <hi rendition="#g">Uns</hi> ist z. B. die sog. toskanische Säule, welche Stieglitz aus Griechenland nach Etrurien gebracht werden lässt und mit der ältesten griechischen für einerlei hält, nichts Anderes als die ägyptische oder altdorische Säule in Etrurien, die <hi rendition="#g">etrurische</hi> Säule, zumal alle geschichtlichen Zeugnisse dafür mangeln, dass Etrurien nur eine in sehr frühen Zeiten entsendete, griechische Colonie gewesen sei. Man findet vielfach es unglaublich und unzulässig, dass von Aegypten her durch die Phönicier auf die Griechen technische und architektonische Einwirkungen in alten Zeiten stattgefunden haben: aber wenig Anstoss wird daran genommen, dass die Griechen vom Festlande oder von den Inseln aus alle Baukunst und Kunst nach Sicilien, Unter- und Mittelitalien sollen hinübergebracht haben. Für die ägyptischen Einflüsse in unserem Sinne scheinen neben den in der Symbolik, II. S. 493, berührten alterthümlichen Apollostatuen besonders auch die altdorischen Bildwerke zu Selinus zu sprechen, darunter aber ganz vorzüglich das Bildwerk der ersten Metope, Herakles, welcher die Kerkopen Passalus und Akmon, an einer Stange schwebend trägt. Die beiden nackten Kerkopen haben die Arme über die Brust <hi rendition="#g">gekreuzt,</hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0041] von den Pelasgern, von den Hellenen und Etruskern der gemeinsame Stoff zu der dorischen, attischen, zur etruskischen, sicilischen, samischen, rhodischen, äginetischen, u. s. w. Baukunst und Kunst gebildet wurde, obwohl wir diese Künste nicht mehr zu unterscheiden vermögen und unter dem gemeinsamen Namen der griechischen zusammenbegreifen, oder höchstens die griechische Kunst von der etruskischen oder toskanischen, später die griechische von der römischen trennen. Dorisch wird auch der ziemlich erhaltene Minervatempel genannt auf der Insel Aegina, aus dessen beiden Giebelfeldern die berühmten äginetischen Säulen stammen. 1) Thiersch sagt S. 246: „Wenn demnach bald von attischer, bald von äginetischer Kunst bei Pausanias geredet wird, so kann hierbei nur an zufällige Eigenheit, an solche, die ein späterer Gebrauch mit diesem Namen verband, nicht an eine innere Verschiedenheit gedacht werden.“ – Uns ist z. B. die sog. toskanische Säule, welche Stieglitz aus Griechenland nach Etrurien gebracht werden lässt und mit der ältesten griechischen für einerlei hält, nichts Anderes als die ägyptische oder altdorische Säule in Etrurien, die etrurische Säule, zumal alle geschichtlichen Zeugnisse dafür mangeln, dass Etrurien nur eine in sehr frühen Zeiten entsendete, griechische Colonie gewesen sei. Man findet vielfach es unglaublich und unzulässig, dass von Aegypten her durch die Phönicier auf die Griechen technische und architektonische Einwirkungen in alten Zeiten stattgefunden haben: aber wenig Anstoss wird daran genommen, dass die Griechen vom Festlande oder von den Inseln aus alle Baukunst und Kunst nach Sicilien, Unter- und Mittelitalien sollen hinübergebracht haben. Für die ägyptischen Einflüsse in unserem Sinne scheinen neben den in der Symbolik, II. S. 493, berührten alterthümlichen Apollostatuen besonders auch die altdorischen Bildwerke zu Selinus zu sprechen, darunter aber ganz vorzüglich das Bildwerk der ersten Metope, Herakles, welcher die Kerkopen Passalus und Akmon, an einer Stange schwebend trägt. Die beiden nackten Kerkopen haben die Arme über die Brust gekreuzt, 1) Schnaase, II, S. 195 und 208 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/41
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/41>, abgerufen am 21.11.2024.