Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Thiersch, Epochen, S. 420, aber erst im Jahr 532 oder in dem Zeitalter des Pythagoras, von Megara Hyblaea gegründet und erbauet. Thiersch glaubt weiter, dass die Absteckung und Anlage der ersten Tempel zu Selinus nach den aus der Mutterstadt (Megara) dazu mitgebrachten Massen mit der Gründung der Stadt zusammenfalle, wenn auch ihre Vollendung nicht augenblicklich geschehen sei, sondern das erste Menschenalter der jungen Stadt ganz oder theilweise ausgefüllt habe (S. 422). Selinus, welches im vierten Jahre der 92. Olymp. von einem karthagischen Heere zerstört wurde, hatte sechs Tempel dorischen Styls, nämlich drei kleinere, die ersten und ältern, auf der Burg, die andern und jüngern kolossalen, der jetzt sog. Riesenpfeiler, welche bei der Zerstörung der Stadt noch nicht einmal vollendet waren, ausserhalb der Burg auf einer Anhöhe bei einander. In dem mittleren der drei kleinen Tempel auf der Burg von Selinunt sind im Jahre 1823 durch zwei englische Architekten, William Harry und Samuel Angell, sehr merkwürdige, altdorische Bildhauerwerke ausgegraben worden, die dermalen zu Palermo sich befinden und wovon auch Thiersch, S. 404 ff. nach Klenze Bericht und Abbildung gibt. Denkt man sich die dorische Baukunst, wie Thiersch es thut, auf Sicilien und in Unteritalien rein griechisch, d. h. aus dem übrigen Griechenland gebracht und geholt, kann dieselbe nichts Eigenthümliches haben und bieten: allein eine solche Betrachtungsweise möchte kaum die angemessene und natürliche sein und würde zugleich in sich schliessen, dass es vor und neben den Griechen in Sicilien und Unteritalien gar keine Baukunst gegeben habe, was doch wenig glaublich ist. Vielmehr möchte der Steinbau, die ägyptische Baukunst mit den dazu gehörenden technischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Einrichtungen gleichzeitig, jedoch langsam und allmählig über alle Inseln und Küsten und pelasgischen Völkerstämme durch die Semiten und besonders durch die Phönieier, also nach Griechenland und den griechischen Inseln, nach Sicilien und Sardinien, nach Unteritalien und nach Etrurien1) gebracht und verbreitet worden sein, wo 1) Vergl. Schnaase, II. S. 379.
Thiersch, Epochen, S. 420, aber erst im Jahr 532 oder in dem Zeitalter des Pythagoras, von Megara Hyblaea gegründet und erbauet. Thiersch glaubt weiter, dass die Absteckung und Anlage der ersten Tempel zu Selinus nach den aus der Mutterstadt (Megara) dazu mitgebrachten Massen mit der Gründung der Stadt zusammenfalle, wenn auch ihre Vollendung nicht augenblicklich geschehen sei, sondern das erste Menschenalter der jungen Stadt ganz oder theilweise ausgefüllt habe (S. 422). Selinus, welches im vierten Jahre der 92. Olymp. von einem karthagischen Heere zerstört wurde, hatte sechs Tempel dorischen Styls, nämlich drei kleinere, die ersten und ältern, auf der Burg, die andern und jüngern kolossalen, der jetzt sog. Riesenpfeiler, welche bei der Zerstörung der Stadt noch nicht einmal vollendet waren, ausserhalb der Burg auf einer Anhöhe bei einander. In dem mittleren der drei kleinen Tempel auf der Burg von Selinunt sind im Jahre 1823 durch zwei englische Architekten, William Harry und Samuel Angell, sehr merkwürdige, altdorische Bildhauerwerke ausgegraben worden, die dermalen zu Palermo sich befinden und wovon auch Thiersch, S. 404 ff. nach Klenze Bericht und Abbildung gibt. Denkt man sich die dorische Baukunst, wie Thiersch es thut, auf Sicilien und in Unteritalien rein griechisch, d. h. aus dem übrigen Griechenland gebracht und geholt, kann dieselbe nichts Eigenthümliches haben und bieten: allein eine solche Betrachtungsweise möchte kaum die angemessene und natürliche sein und würde zugleich in sich schliessen, dass es vor und neben den Griechen in Sicilien und Unteritalien gar keine Baukunst gegeben habe, was doch wenig glaublich ist. Vielmehr möchte der Steinbau, die ägyptische Baukunst mit den dazu gehörenden technischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Einrichtungen gleichzeitig, jedoch langsam und allmählig über alle Inseln und Küsten und pelasgischen Völkerstämme durch die Semiten und besonders durch die Phönieier, also nach Griechenland und den griechischen Inseln, nach Sicilien und Sardinien, nach Unteritalien und nach Etrurien1) gebracht und verbreitet worden sein, wo 1) Vergl. Schnaase, II. S. 379.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0040" n="20"/> Thiersch, Epochen, S. 420, aber erst im Jahr 532 oder in dem Zeitalter des Pythagoras, von Megara Hyblaea gegründet und erbauet. Thiersch glaubt weiter, dass die Absteckung und Anlage der ersten Tempel zu Selinus nach den aus der Mutterstadt (Megara) dazu mitgebrachten Massen mit der Gründung der Stadt zusammenfalle, wenn auch ihre Vollendung nicht augenblicklich geschehen sei, sondern das erste Menschenalter der jungen Stadt ganz oder theilweise ausgefüllt habe (S. 422). Selinus, welches im vierten Jahre der 92. Olymp. von einem karthagischen Heere zerstört wurde, hatte sechs Tempel dorischen Styls, nämlich drei kleinere, die ersten und ältern, auf der Burg, die andern und jüngern kolossalen, der jetzt sog. Riesenpfeiler, welche bei der Zerstörung der Stadt noch nicht einmal vollendet waren, ausserhalb der Burg auf einer Anhöhe bei einander. In dem mittleren der drei kleinen Tempel auf der Burg von Selinunt sind im Jahre 1823 durch zwei englische Architekten, William Harry und Samuel Angell, sehr merkwürdige, altdorische Bildhauerwerke ausgegraben worden, die dermalen zu Palermo sich befinden und wovon auch Thiersch, S. 404 ff. nach Klenze Bericht und Abbildung gibt. Denkt man sich die dorische Baukunst, wie Thiersch es thut, auf Sicilien und in Unteritalien rein griechisch, d. h. aus dem übrigen Griechenland gebracht und geholt, kann dieselbe nichts Eigenthümliches haben und bieten: allein eine solche Betrachtungsweise möchte kaum die angemessene und natürliche sein und würde zugleich in sich schliessen, dass es vor und neben den Griechen in Sicilien und Unteritalien gar keine Baukunst gegeben habe, was doch wenig glaublich ist. Vielmehr möchte der Steinbau, die ägyptische Baukunst mit den dazu gehörenden technischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Einrichtungen gleichzeitig, jedoch langsam und allmählig über alle Inseln und Küsten und pelasgischen Völkerstämme durch die Semiten und besonders durch die Phönieier, also nach Griechenland und den griechischen Inseln, nach Sicilien und Sardinien, nach Unteritalien und nach Etrurien<note place="foot" n="1)">Vergl. Schnaase, II. S. 379.</note> gebracht und verbreitet worden sein, wo </p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0040]
Thiersch, Epochen, S. 420, aber erst im Jahr 532 oder in dem Zeitalter des Pythagoras, von Megara Hyblaea gegründet und erbauet. Thiersch glaubt weiter, dass die Absteckung und Anlage der ersten Tempel zu Selinus nach den aus der Mutterstadt (Megara) dazu mitgebrachten Massen mit der Gründung der Stadt zusammenfalle, wenn auch ihre Vollendung nicht augenblicklich geschehen sei, sondern das erste Menschenalter der jungen Stadt ganz oder theilweise ausgefüllt habe (S. 422). Selinus, welches im vierten Jahre der 92. Olymp. von einem karthagischen Heere zerstört wurde, hatte sechs Tempel dorischen Styls, nämlich drei kleinere, die ersten und ältern, auf der Burg, die andern und jüngern kolossalen, der jetzt sog. Riesenpfeiler, welche bei der Zerstörung der Stadt noch nicht einmal vollendet waren, ausserhalb der Burg auf einer Anhöhe bei einander. In dem mittleren der drei kleinen Tempel auf der Burg von Selinunt sind im Jahre 1823 durch zwei englische Architekten, William Harry und Samuel Angell, sehr merkwürdige, altdorische Bildhauerwerke ausgegraben worden, die dermalen zu Palermo sich befinden und wovon auch Thiersch, S. 404 ff. nach Klenze Bericht und Abbildung gibt. Denkt man sich die dorische Baukunst, wie Thiersch es thut, auf Sicilien und in Unteritalien rein griechisch, d. h. aus dem übrigen Griechenland gebracht und geholt, kann dieselbe nichts Eigenthümliches haben und bieten: allein eine solche Betrachtungsweise möchte kaum die angemessene und natürliche sein und würde zugleich in sich schliessen, dass es vor und neben den Griechen in Sicilien und Unteritalien gar keine Baukunst gegeben habe, was doch wenig glaublich ist. Vielmehr möchte der Steinbau, die ägyptische Baukunst mit den dazu gehörenden technischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Einrichtungen gleichzeitig, jedoch langsam und allmählig über alle Inseln und Küsten und pelasgischen Völkerstämme durch die Semiten und besonders durch die Phönieier, also nach Griechenland und den griechischen Inseln, nach Sicilien und Sardinien, nach Unteritalien und nach Etrurien 1) gebracht und verbreitet worden sein, wo
1) Vergl. Schnaase, II. S. 379.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/40 |
Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/40>, abgerufen am 02.03.2025. |