Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

sein und dem Lande und dem Thale den Namen gegeben, auch die Tellensage aus Dänemark dahin gebracht haben.1) - Sehr betrachtenswerth ist eine byzantinische Malerei an einer Kuppel zu Athen, wovon Semper, I. Taf. VIII, eine farbige und sehr schöne Abbildung gegeben hat. In einem dreifachen Kreise, in blauem Himmelsgrunde, dessen Mittelpunkt ein auf die Spitze gestelltes grünes Quadrat bildet, thront Christus auf dem goldenen Regenbogen, mit der Rechten in griechischer Weise oder mit dem vereinigten Daumen und Zeigefinger segnend und in der Linken den von seinem Blute überströmenden Kelch haltend; Christus hat rothes Haupt- und Barthaar und sitzt auf einem rothen goldbekränzten oder begrenzten, mit den Symbolen der 4 Evangelisten geschmückten Stuhle; unten der Löwe und der Stier, oben der Adler (Johannes) mit dem Buche links und rechts ein in dem Buche schreibender Mensch.2) Im zweiten Kreise ist Christus von 9 Kreisbildern umgeben, mit 6 Bildern, in welchen die Dreizahl herrscht. - Auch die gebrochene Säule und das gebrochene oder zerstörte Tempelhaus der Maurer gehörte gewiss der vorchristlichen Symbolik schon an und wurde bei den Christen zu dem nahe liegenden Symbole des durch das siegreiche Kreuz oder Christenthum gebrochenen und überwundenen Alterthums und Judenthums. So hatte die Sabina am Münster zu Strassburg das Judenthum neben der christlichen Kirche, das Haupt gekrönt, in der Rechten das Kreuz, in der Linken Kelch und Hostie haltend, dargestellt: mit verbundenen Augen und gesenkten Hauptes, in der Rechten einen gebrochenen Pfeil haltend, ihr zur Linken die zerbrochenen Steintafeln des mosaischen Gesetzes.3) - Dass die Dreizahl, die erste Verhältnisszahl, dem ganzen Baue des menschlichen Körpers und seiner Glieder zu Grunde liege, daher auch für die Kunst von der höchsten Bedeutung sei, hat Winckelmann, Gesch. der Kunst, II. Buch V, Cap. 4. §. 3 ff.,

1) Bechstein, I. S. 197.
2) Vergl. Symbolik, I. S. 600; Renand, nouvelle symbolique, S. 228 Anm.
3) Guhl, die Frauen in der Kunstgesch., S. 47.

sein und dem Lande und dem Thale den Namen gegeben, auch die Tellensage aus Dänemark dahin gebracht haben.1) – Sehr betrachtenswerth ist eine byzantinische Malerei an einer Kuppel zu Athen, wovon Semper, I. Taf. VIII, eine farbige und sehr schöne Abbildung gegeben hat. In einem dreifachen Kreise, in blauem Himmelsgrunde, dessen Mittelpunkt ein auf die Spitze gestelltes grünes Quadrat bildet, thront Christus auf dem goldenen Regenbogen, mit der Rechten in griechischer Weise oder mit dem vereinigten Daumen und Zeigefinger segnend und in der Linken den von seinem Blute überströmenden Kelch haltend; Christus hat rothes Haupt- und Barthaar und sitzt auf einem rothen goldbekränzten oder begrenzten, mit den Symbolen der 4 Evangelisten geschmückten Stuhle; unten der Löwe und der Stier, oben der Adler (Johannes) mit dem Buche links und rechts ein in dem Buche schreibender Mensch.2) Im zweiten Kreise ist Christus von 9 Kreisbildern umgeben, mit 6 Bildern, in welchen die Dreizahl herrscht. – Auch die gebrochene Säule und das gebrochene oder zerstörte Tempelhaus der Maurer gehörte gewiss der vorchristlichen Symbolik schon an und wurde bei den Christen zu dem nahe liegenden Symbole des durch das siegreiche Kreuz oder Christenthum gebrochenen und überwundenen Alterthums und Judenthums. So hatte die Sabina am Münster zu Strassburg das Judenthum neben der christlichen Kirche, das Haupt gekrönt, in der Rechten das Kreuz, in der Linken Kelch und Hostie haltend, dargestellt: mit verbundenen Augen und gesenkten Hauptes, in der Rechten einen gebrochenen Pfeil haltend, ihr zur Linken die zerbrochenen Steintafeln des mosaischen Gesetzes.3) – Dass die Dreizahl, die erste Verhältnisszahl, dem ganzen Baue des menschlichen Körpers und seiner Glieder zu Grunde liege, daher auch für die Kunst von der höchsten Bedeutung sei, hat Winckelmann, Gesch. der Kunst, II. Buch V, Cap. 4. §. 3 ff.,

1) Bechstein, I. S. 197.
2) Vergl. Symbolik, I. S. 600; Renand, nouvelle symbolique, S. 228 Anm.
3) Guhl, die Frauen in der Kunstgesch., S. 47.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0377" n="357"/>
sein und dem Lande und dem Thale den Namen gegeben, auch die Tellensage aus Dänemark dahin gebracht haben.<note place="foot" n="1)">Bechstein, I. S. 197.<lb/></note> &#x2013; Sehr betrachtenswerth ist eine byzantinische Malerei an einer Kuppel zu Athen, wovon Semper, I. Taf. VIII, eine farbige und sehr schöne Abbildung gegeben hat. In einem dreifachen Kreise, in blauem Himmelsgrunde, dessen Mittelpunkt ein auf die Spitze gestelltes grünes Quadrat bildet, thront Christus auf dem goldenen Regenbogen, mit der Rechten in griechischer Weise oder mit dem vereinigten Daumen und Zeigefinger segnend und in der Linken den von seinem Blute überströmenden Kelch haltend; Christus hat rothes Haupt- und Barthaar und sitzt auf einem rothen goldbekränzten oder begrenzten, mit den Symbolen der 4 Evangelisten geschmückten Stuhle; unten der Löwe und der Stier, oben der Adler (Johannes) mit dem Buche links und rechts ein in dem Buche schreibender Mensch.<note place="foot" n="2)">Vergl. Symbolik, I. S. 600; Renand, nouvelle symbolique, S. 228 Anm.<lb/></note> Im zweiten Kreise ist Christus von 9 Kreisbildern umgeben, mit 6 Bildern, in welchen die Dreizahl herrscht. &#x2013; Auch die gebrochene Säule und das gebrochene oder zerstörte Tempelhaus der Maurer gehörte gewiss der vorchristlichen Symbolik schon an und wurde bei den Christen zu dem nahe liegenden Symbole des durch das siegreiche Kreuz oder Christenthum gebrochenen und überwundenen Alterthums und Judenthums. So hatte die Sabina am Münster zu Strassburg das Judenthum neben der christlichen Kirche, das Haupt gekrönt, in der Rechten das Kreuz, in der Linken Kelch und Hostie haltend, dargestellt: mit verbundenen Augen und gesenkten Hauptes, in der Rechten einen gebrochenen Pfeil haltend, ihr zur Linken die zerbrochenen Steintafeln des mosaischen Gesetzes.<note place="foot" n="3)">Guhl, die Frauen in der Kunstgesch., S. 47.</note> &#x2013; Dass die Dreizahl, die erste Verhältnisszahl, dem ganzen Baue des menschlichen Körpers und seiner Glieder zu Grunde liege, daher auch für die Kunst von der höchsten Bedeutung sei, hat Winckelmann, Gesch. der Kunst, II. Buch V, Cap. 4. §. 3 ff.,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[357/0377] sein und dem Lande und dem Thale den Namen gegeben, auch die Tellensage aus Dänemark dahin gebracht haben. 1) – Sehr betrachtenswerth ist eine byzantinische Malerei an einer Kuppel zu Athen, wovon Semper, I. Taf. VIII, eine farbige und sehr schöne Abbildung gegeben hat. In einem dreifachen Kreise, in blauem Himmelsgrunde, dessen Mittelpunkt ein auf die Spitze gestelltes grünes Quadrat bildet, thront Christus auf dem goldenen Regenbogen, mit der Rechten in griechischer Weise oder mit dem vereinigten Daumen und Zeigefinger segnend und in der Linken den von seinem Blute überströmenden Kelch haltend; Christus hat rothes Haupt- und Barthaar und sitzt auf einem rothen goldbekränzten oder begrenzten, mit den Symbolen der 4 Evangelisten geschmückten Stuhle; unten der Löwe und der Stier, oben der Adler (Johannes) mit dem Buche links und rechts ein in dem Buche schreibender Mensch. 2) Im zweiten Kreise ist Christus von 9 Kreisbildern umgeben, mit 6 Bildern, in welchen die Dreizahl herrscht. – Auch die gebrochene Säule und das gebrochene oder zerstörte Tempelhaus der Maurer gehörte gewiss der vorchristlichen Symbolik schon an und wurde bei den Christen zu dem nahe liegenden Symbole des durch das siegreiche Kreuz oder Christenthum gebrochenen und überwundenen Alterthums und Judenthums. So hatte die Sabina am Münster zu Strassburg das Judenthum neben der christlichen Kirche, das Haupt gekrönt, in der Rechten das Kreuz, in der Linken Kelch und Hostie haltend, dargestellt: mit verbundenen Augen und gesenkten Hauptes, in der Rechten einen gebrochenen Pfeil haltend, ihr zur Linken die zerbrochenen Steintafeln des mosaischen Gesetzes. 3) – Dass die Dreizahl, die erste Verhältnisszahl, dem ganzen Baue des menschlichen Körpers und seiner Glieder zu Grunde liege, daher auch für die Kunst von der höchsten Bedeutung sei, hat Winckelmann, Gesch. der Kunst, II. Buch V, Cap. 4. §. 3 ff., 1) Bechstein, I. S. 197. 2) Vergl. Symbolik, I. S. 600; Renand, nouvelle symbolique, S. 228 Anm. 3) Guhl, die Frauen in der Kunstgesch., S. 47.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/377
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/377>, abgerufen am 28.11.2024.