Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.heim ein dreifaches Gesicht das Symbol der Dreieinigkeit,1) eine Darstellung, welche Papst Urban VIII. im J. 1628 als ketzerisch verbot.2) Im tiroler Pusterthale auf der Höhe Aufkirchen steht seit dem J. 1340 eine Wallfahrtskirche mit einem hochverehrten 7köpfigen Muttergottesbilde, nach Alpenburg, deutsche Alpensagen, S. 307, zum Symbole der 7 Schmerzen Marias, wie deshalb im Pusterthale die schmerzhafte Mutter Gottes auch mit 7 Schwertern nach Lukas 2, 35 dargestellt werde. Auf einem Mosaikboden des Chores von St. Remy in Rheims befand sich die Erde, eine männliche, auf dem Okeanos sitzende Gestalt, umgeben von den 4 Paradiesesströmen, 4 Jahreszeiten und 4 Cardinaltugenden, so wie weiterhin von 12 Monaten und Sternbildern.3) Wie sehr die heidnische, man möchte sagen die maurerische Symbolik in die christliche hinübergreife, zeigt in England besonders der aus dem Ende des 13ten Jahrh. stammende Engelchor zu Lincoln, worüber Schnaase, V. S. 777 ff., geistvoll berichtet. Gott Vater, der bärtige Alte der Tage mit der Leier (des Orpheus) in der Linken, ist damit dargestellt als das ewige Weltgesetz und die ewige Weltharmonie, nach dessen Spiel die Sterne unwandelbar ihre Bahnen ziehen, den Welttanz tanzen und dem Ewigen ihre Lobgesänge singen. Ein Engel hält Sonne und Mond empor zum Zeichen, dass sie in dem himmlischen Jerusalem nicht mehr untergehen, sondern ewig leuchten und als die beiden Säulen Jakin und Boaz unerschütterlich stehen werden. Die Dornenkrone, die Lanze und der Schwamm werden von Engeln als die Dreizahl der Leidenswerkzeuge emporgehoben. Neben Christus als dem Weltrichter steht ein Engel mit der (goldenen) Wagschale (des Zeus). Zeus hat auch die Wagschale, womit er den Sterblichen ihr Schicksal bestimmt und zutheilt.4) Homer, II. VIII, 69 ff. heisst es: 1) Schnaase, V. S. 718. 2) Schnaase, IV. 1. S. 394. 3) Schnaase, V. S. 719. 4) Homer, II. XVI, 658 und XIX, 223.
heim ein dreifaches Gesicht das Symbol der Dreieinigkeit,1) eine Darstellung, welche Papst Urban VIII. im J. 1628 als ketzerisch verbot.2) Im tiroler Pusterthale auf der Höhe Aufkirchen steht seit dem J. 1340 eine Wallfahrtskirche mit einem hochverehrten 7köpfigen Muttergottesbilde, nach Alpenburg, deutsche Alpensagen, S. 307, zum Symbole der 7 Schmerzen Marias, wie deshalb im Pusterthale die schmerzhafte Mutter Gottes auch mit 7 Schwertern nach Lukas 2, 35 dargestellt werde. Auf einem Mosaikboden des Chores von St. Remy in Rheims befand sich die Erde, eine männliche, auf dem Okeanos sitzende Gestalt, umgeben von den 4 Paradiesesströmen, 4 Jahreszeiten und 4 Cardinaltugenden, so wie weiterhin von 12 Monaten und Sternbildern.3) Wie sehr die heidnische, man möchte sagen die maurerische Symbolik in die christliche hinübergreife, zeigt in England besonders der aus dem Ende des 13ten Jahrh. stammende Engelchor zu Lincoln, worüber Schnaase, V. S. 777 ff., geistvoll berichtet. Gott Vater, der bärtige Alte der Tage mit der Leier (des Orpheus) in der Linken, ist damit dargestellt als das ewige Weltgesetz und die ewige Weltharmonie, nach dessen Spiel die Sterne unwandelbar ihre Bahnen ziehen, den Welttanz tanzen und dem Ewigen ihre Lobgesänge singen. Ein Engel hält Sonne und Mond empor zum Zeichen, dass sie in dem himmlischen Jerusalem nicht mehr untergehen, sondern ewig leuchten und als die beiden Säulen Jakin und Boaz unerschütterlich stehen werden. Die Dornenkrone, die Lanze und der Schwamm werden von Engeln als die Dreizahl der Leidenswerkzeuge emporgehoben. Neben Christus als dem Weltrichter steht ein Engel mit der (goldenen) Wagschale (des Zeus). Zeus hat auch die Wagschale, womit er den Sterblichen ihr Schicksal bestimmt und zutheilt.4) Homer, II. VIII, 69 ff. heisst es: 1) Schnaase, V. S. 718. 2) Schnaase, IV. 1. S. 394. 3) Schnaase, V. S. 719. 4) Homer, II. XVI, 658 und XIX, 223.
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1) Schnaase, V. S. 718.
2) Schnaase, IV. 1. S. 394.
3) Schnaase, V. S. 719.
4) Homer, II. XVI, 658 und XIX, 223.
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