Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.den vier kriuzen lit." Nach einem alten Herkommen gehörten zu jedem altdänischen Dorfe 4 Feldwege, welche, nach den 4 Himmelsgegenden gelegen, in der Form eines Kreuzwegs den inneren Dorfraum (die Forthe) durchschnitten;1) jedes Dorf bildete ein längliches Viereck mit 4 Thoren nach den 4 Himmelsgegenden; gleichmässig waren die alten deutschen Städte angelegt.2) Auf einem alten Plane von Jerusalem aus dem 12ten Jahrh., mitgetheilt von Titus Tobler, Planigraphie von Jerusalem, Gotha 1857, ist auch dieses in 4 gleiche Viertheile eingetheilt, indem von dem kreisrunden Mauerringe 4 Gassen ausgehen, die im Mittelpunkte der Stadt rechtwinkelig zusammenlaufen, so dass von ihnen ein südwestliches, nordwestliches, nordöstliches und südöstliches gleich grosses Feld gebildet wird. Auf einem zweiten, ungefähr gleichzeitigen Plane zerfällt Jerusalem gleichfalls in 4 solche Theile (Tobler, S. 6). Auch Paris hatte im 4ten Jahrh. 4 Thore.3) Ebenso gaben die Römer, wo die Bodenbeschaffenheit es gestattete, der Grundfläche einer neu anzulegenden Stadt gern die Form eines Viereckes, wie auf diese Weise die Anlegung der alten "Roma quadrata" auf dem capitolinischen Hügel gewiss ebenfalls zu denken ist; das römische templum und die römische Stadt trugen sonach dieselbe symbolische Gestalt,4) wie überhaupt in der alten Symbolik alle himmlischen und alle irdischen Wohnungen, der Himmel und die Erde, Welten und Welttheile, Länder und Ländertheile, - Länder, Städte, Dörfer und Häuser entweder durch ein Viereck oder durch einen Kreis als die bei ihnen einzig natürliche und regelmässige Gestalt angedeutet werden, in der Wirklichkeit selbst aber in der einen oder der andern Weise gestaltet sind. Eine quadratische Umwallung hatten auch die alten Städte Mesopotämiens und Aegyptens.5) Die römischen Kriegs- 1) Maurer, Einleitung, S. 36. 2) Maurer, S. 38 ff. 3) Maurer, S. 39. 4) Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer, II. S. 43. 5) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 183.
den vier kriuzen lit.“ Nach einem alten Herkommen gehörten zu jedem altdänischen Dorfe 4 Feldwege, welche, nach den 4 Himmelsgegenden gelegen, in der Form eines Kreuzwegs den inneren Dorfraum (die Forthe) durchschnitten;1) jedes Dorf bildete ein längliches Viereck mit 4 Thoren nach den 4 Himmelsgegenden; gleichmässig waren die alten deutschen Städte angelegt.2) Auf einem alten Plane von Jerusalem aus dem 12ten Jahrh., mitgetheilt von Titus Tobler, Planigraphie von Jerusalem, Gotha 1857, ist auch dieses in 4 gleiche Viertheile eingetheilt, indem von dem kreisrunden Mauerringe 4 Gassen ausgehen, die im Mittelpunkte der Stadt rechtwinkelig zusammenlaufen, so dass von ihnen ein südwestliches, nordwestliches, nordöstliches und südöstliches gleich grosses Feld gebildet wird. Auf einem zweiten, ungefähr gleichzeitigen Plane zerfällt Jerusalem gleichfalls in 4 solche Theile (Tobler, S. 6). Auch Paris hatte im 4ten Jahrh. 4 Thore.3) Ebenso gaben die Römer, wo die Bodenbeschaffenheit es gestattete, der Grundfläche einer neu anzulegenden Stadt gern die Form eines Viereckes, wie auf diese Weise die Anlegung der alten „Roma quadrata“ auf dem capitolinischen Hügel gewiss ebenfalls zu denken ist; das römische templum und die römische Stadt trugen sonach dieselbe symbolische Gestalt,4) wie überhaupt in der alten Symbolik alle himmlischen und alle irdischen Wohnungen, der Himmel und die Erde, Welten und Welttheile, Länder und Ländertheile, – Länder, Städte, Dörfer und Häuser entweder durch ein Viereck oder durch einen Kreis als die bei ihnen einzig natürliche und regelmässige Gestalt angedeutet werden, in der Wirklichkeit selbst aber in der einen oder der andern Weise gestaltet sind. Eine quadratische Umwallung hatten auch die alten Städte Mesopotämiens und Aegyptens.5) Die römischen Kriegs- 1) Maurer, Einleitung, S. 36. 2) Maurer, S. 38 ff. 3) Maurer, S. 39. 4) Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer, II. S. 43. 5) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 183.
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den vier kriuzen lit.“ Nach einem alten Herkommen gehörten zu jedem altdänischen Dorfe 4 Feldwege, welche, nach den 4 Himmelsgegenden gelegen, in der Form eines Kreuzwegs den inneren Dorfraum (die Forthe) durchschnitten; 1) jedes Dorf bildete ein längliches Viereck mit 4 Thoren nach den 4 Himmelsgegenden; gleichmässig waren die alten deutschen Städte angelegt. 2) Auf einem alten Plane von Jerusalem aus dem 12ten Jahrh., mitgetheilt von Titus Tobler, Planigraphie von Jerusalem, Gotha 1857, ist auch dieses in 4 gleiche Viertheile eingetheilt, indem von dem kreisrunden Mauerringe 4 Gassen ausgehen, die im Mittelpunkte der Stadt rechtwinkelig zusammenlaufen, so dass von ihnen ein südwestliches, nordwestliches, nordöstliches und südöstliches gleich grosses Feld gebildet wird. Auf einem zweiten, ungefähr gleichzeitigen Plane zerfällt Jerusalem gleichfalls in 4 solche Theile (Tobler, S. 6). Auch Paris hatte im 4ten Jahrh. 4 Thore. 3) Ebenso gaben die Römer, wo die Bodenbeschaffenheit es gestattete, der Grundfläche einer neu anzulegenden Stadt gern die Form eines Viereckes, wie auf diese Weise die Anlegung der alten „Roma quadrata“ auf dem capitolinischen Hügel gewiss ebenfalls zu denken ist; das römische templum und die römische Stadt trugen sonach dieselbe symbolische Gestalt, 4) wie überhaupt in der alten Symbolik alle himmlischen und alle irdischen Wohnungen, der Himmel und die Erde, Welten und Welttheile, Länder und Ländertheile, – Länder, Städte, Dörfer und Häuser entweder durch ein Viereck oder durch einen Kreis als die bei ihnen einzig natürliche und regelmässige Gestalt angedeutet werden, in der Wirklichkeit selbst aber in der einen oder der andern Weise gestaltet sind. Eine quadratische Umwallung hatten auch die alten Städte Mesopotämiens und Aegyptens. 5) Die römischen Kriegs-
1) Maurer, Einleitung, S. 36.
2) Maurer, S. 38 ff.
3) Maurer, S. 39.
4) Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer, II. S. 43.
5) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 183.
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