Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.nun unmittelbar nach den Perserkriegen das Griechenthum in seiner ganzen herrlichen Kraft und Blüthe sich entfaltet, aber auch eben so schnell von der Höhe wieder herabsinkt. Der Eroberungszug Alexanders an der Spitze der Griechen nach Asien ist nur die Vollendung des in den Perserkriegen Begonnenen und sollte die alte und neue Menschheit dauernd mischen und verbinden, was auch geschehen ist und vorzüglich zuerst in Alexanders Stadt an der Küste des mittelländischen Meeres unter den Ptolemäern seit dem Jahr 320 v. Chr. geschieht. Von da an bildete Aegypten gewissermassen einen Bestandtheil Griechenlands, verschmolz mit ihm zum Neugriechenthum, besonders nachdem Griechenland und Aegypten dem grossen römischen Reiche als Provinzen einverleibt worden waren; im Jahr 146 vor Chr. wurde Korinth zerstört und Griechenland der römischen Herrschaft unterworfen; das griechisch-ägyptische Reich unterlag dieser Herrschaft vollständig und für immer erst im Jahr 30 vor Chr. Von Aegypten aus durch die Phönicier über die Inseln Samothrace, Lemnos, Thasos, Thera, Melos, Rhodos, Kypros und Kreta hatten die Griechen die höheren geistigen Anregungen empfangen, waren gewissermassen auf die Bahn des Griechenthums geleitet worden1) und nachdem sie diese Bahn durchlaufen hatten, kehrten sie nach Aegypten und Alexandrien zurück, um mit den beiderseitig geschwächten und letzten Kräften noch ein Nachleben zu versuchen. 5) Nicht allein in Beziehung auf die Baukunst, auf die bildenden Künste, sondern überhaupt in geistiger Hinsicht stand Griechenland zu Aegypten in dem Verhältnisse, von dorther zu empfangen und aufzunehmen, was geschichtlich unumstösslich dargethan sein möchte. Wenn das uralte und in Griechenland älteste Orakel zu Dodona2) eine ursprünglich-ägyptische Priesteranstalt und die Seller, Heller, Helloper eingewanderte ägyptische Priester gewesen, darf vermuthet werden, dass sie den ganzen da- 1) Vergl. Schoemann, I. S. 10 ff. 2) Vergl. meine Symbolik im Register unter Dodona; Peter, Zeittafeln S. 3, Anm, 6; Thiersch, Epochen, S. 33, Anm. 24.
nun unmittelbar nach den Perserkriegen das Griechenthum in seiner ganzen herrlichen Kraft und Blüthe sich entfaltet, aber auch eben so schnell von der Höhe wieder herabsinkt. Der Eroberungszug Alexanders an der Spitze der Griechen nach Asien ist nur die Vollendung des in den Perserkriegen Begonnenen und sollte die alte und neue Menschheit dauernd mischen und verbinden, was auch geschehen ist und vorzüglich zuerst in Alexanders Stadt an der Küste des mittelländischen Meeres unter den Ptolemäern seit dem Jahr 320 v. Chr. geschieht. Von da an bildete Aegypten gewissermassen einen Bestandtheil Griechenlands, verschmolz mit ihm zum Neugriechenthum, besonders nachdem Griechenland und Aegypten dem grossen römischen Reiche als Provinzen einverleibt worden waren; im Jahr 146 vor Chr. wurde Korinth zerstört und Griechenland der römischen Herrschaft unterworfen; das griechisch-ägyptische Reich unterlag dieser Herrschaft vollständig und für immer erst im Jahr 30 vor Chr. Von Aegypten aus durch die Phönicier über die Inseln Samothrace, Lemnos, Thasos, Thera, Melos, Rhodos, Kypros und Kreta hatten die Griechen die höheren geistigen Anregungen empfangen, waren gewissermassen auf die Bahn des Griechenthums geleitet worden1) und nachdem sie diese Bahn durchlaufen hatten, kehrten sie nach Aegypten und Alexandrien zurück, um mit den beiderseitig geschwächten und letzten Kräften noch ein Nachleben zu versuchen. 5) Nicht allein in Beziehung auf die Baukunst, auf die bildenden Künste, sondern überhaupt in geistiger Hinsicht stand Griechenland zu Aegypten in dem Verhältnisse, von dorther zu empfangen und aufzunehmen, was geschichtlich unumstösslich dargethan sein möchte. Wenn das uralte und in Griechenland älteste Orakel zu Dodona2) eine ursprünglich-ägyptische Priesteranstalt und die Seller, Heller, Helloper eingewanderte ägyptische Priester gewesen, darf vermuthet werden, dass sie den ganzen da- 1) Vergl. Schoemann, I. S. 10 ff. 2) Vergl. meine Symbolik im Register unter Dodona; Peter, Zeittafeln S. 3, Anm, 6; Thiersch, Epochen, S. 33, Anm. 24.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="13"/> nun unmittelbar nach den Perserkriegen das Griechenthum in seiner ganzen herrlichen Kraft und Blüthe sich entfaltet, aber auch eben so schnell von der Höhe wieder herabsinkt. Der Eroberungszug Alexanders an der Spitze der Griechen nach Asien ist nur die Vollendung des in den Perserkriegen Begonnenen und sollte die alte und neue Menschheit dauernd mischen und verbinden, was auch geschehen ist und vorzüglich zuerst in Alexanders Stadt an der Küste des mittelländischen Meeres unter den Ptolemäern seit dem Jahr 320 v. Chr. geschieht. Von da an bildete Aegypten gewissermassen einen Bestandtheil Griechenlands, verschmolz mit ihm zum Neugriechenthum, besonders nachdem Griechenland und Aegypten dem grossen römischen Reiche als Provinzen einverleibt worden waren; im Jahr 146 vor Chr. wurde Korinth zerstört und Griechenland der römischen Herrschaft unterworfen; das griechisch-ägyptische Reich unterlag dieser Herrschaft vollständig und für immer erst im Jahr 30 vor Chr. Von Aegypten aus durch die Phönicier über die Inseln Samothrace, Lemnos, Thasos, Thera, Melos, Rhodos, Kypros und Kreta hatten die Griechen die höheren geistigen Anregungen empfangen, waren gewissermassen auf die Bahn des Griechenthums geleitet worden<note place="foot" n="1)">Vergl. Schoemann, I. S. 10 ff.<lb/></note> und nachdem sie diese Bahn durchlaufen hatten, kehrten sie nach Aegypten und Alexandrien zurück, um mit den beiderseitig geschwächten und letzten Kräften noch ein Nachleben zu versuchen.</p> <p>5) Nicht allein in Beziehung auf die Baukunst, auf die bildenden Künste, sondern überhaupt in geistiger Hinsicht stand Griechenland zu Aegypten in dem Verhältnisse, von dorther zu empfangen und aufzunehmen, was geschichtlich unumstösslich dargethan sein möchte. Wenn das uralte und in Griechenland älteste <hi rendition="#g">Orakel</hi> zu Dodona<note place="foot" n="2)">Vergl. meine Symbolik im Register unter Dodona; Peter, Zeittafeln S. 3, Anm, 6; Thiersch, Epochen, S. 33, Anm. 24.</note> eine ursprünglich-ägyptische Priesteranstalt und die Seller, Heller, Helloper eingewanderte ägyptische Priester gewesen, darf vermuthet werden, dass sie den ganzen da- </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0033]
nun unmittelbar nach den Perserkriegen das Griechenthum in seiner ganzen herrlichen Kraft und Blüthe sich entfaltet, aber auch eben so schnell von der Höhe wieder herabsinkt. Der Eroberungszug Alexanders an der Spitze der Griechen nach Asien ist nur die Vollendung des in den Perserkriegen Begonnenen und sollte die alte und neue Menschheit dauernd mischen und verbinden, was auch geschehen ist und vorzüglich zuerst in Alexanders Stadt an der Küste des mittelländischen Meeres unter den Ptolemäern seit dem Jahr 320 v. Chr. geschieht. Von da an bildete Aegypten gewissermassen einen Bestandtheil Griechenlands, verschmolz mit ihm zum Neugriechenthum, besonders nachdem Griechenland und Aegypten dem grossen römischen Reiche als Provinzen einverleibt worden waren; im Jahr 146 vor Chr. wurde Korinth zerstört und Griechenland der römischen Herrschaft unterworfen; das griechisch-ägyptische Reich unterlag dieser Herrschaft vollständig und für immer erst im Jahr 30 vor Chr. Von Aegypten aus durch die Phönicier über die Inseln Samothrace, Lemnos, Thasos, Thera, Melos, Rhodos, Kypros und Kreta hatten die Griechen die höheren geistigen Anregungen empfangen, waren gewissermassen auf die Bahn des Griechenthums geleitet worden 1) und nachdem sie diese Bahn durchlaufen hatten, kehrten sie nach Aegypten und Alexandrien zurück, um mit den beiderseitig geschwächten und letzten Kräften noch ein Nachleben zu versuchen.
5) Nicht allein in Beziehung auf die Baukunst, auf die bildenden Künste, sondern überhaupt in geistiger Hinsicht stand Griechenland zu Aegypten in dem Verhältnisse, von dorther zu empfangen und aufzunehmen, was geschichtlich unumstösslich dargethan sein möchte. Wenn das uralte und in Griechenland älteste Orakel zu Dodona 2) eine ursprünglich-ägyptische Priesteranstalt und die Seller, Heller, Helloper eingewanderte ägyptische Priester gewesen, darf vermuthet werden, dass sie den ganzen da-
1) Vergl. Schoemann, I. S. 10 ff.
2) Vergl. meine Symbolik im Register unter Dodona; Peter, Zeittafeln S. 3, Anm, 6; Thiersch, Epochen, S. 33, Anm. 24.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/33 |
Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/33>, abgerufen am 03.07.2024. |