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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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befähigten Priesterschaft übertragen werden konnte, welche nicht selbst aber die Brücken und Dämme erbaute, sondern nur die nöthigen fremden (etrurischen) und einheimischen Meister und Arbeiter anstellte und beaufsichtigte. Nachdem man in Böhmen einmal die französischen Baumeister beim Brückenbau gebraucht und achten gelernt hatte, gab dieses die Veranlassung, einige Jahre nachher auch zu dem beabsichtigten (gothischen) Neubau des Domes St. Veit den Meister Mathias von Arras zu berufen, welcher den Bau von 1344 bis zu seinem im Jahre 1352 erfolgten Tode wirklich leitete, worauf im J. 1356 bis 1392 ihm der Parlirer (der sog. Arler) Peter aus Gemünd in Schwaben als Dombaumeister nachfolgte.1) Dieser deutsche Parlirer Peter baute sodann neben dem im J. 1360 begonnenen Chorbau der Bartholomäuskirche zu Kollin und der vermuthlich von ihm herrührenden, im J. 1377 durch Karl IV. gegründeten bewundernswerthen Kirche des KarIshofes zu Prag die kühne Moldaubrücke zu Prag mit einer Bogenspannung von 70'. - Auch in Babylonien und Assyrien war der Brücken- und Dammbau schon sehr ausgebildet, und es wurden die Brücken und Dämme von Quadersteinen durch Eisen und Blei verbunden und zusammengehalten.2)

Ein orientalischer und babylonischer3) Nachklang ist es, dass im Mittelalter gewirkte, auf die Wand gemalte Teppiche, welche von Engeln gehalten wurden, den Hintergrund der Kirchengemälde bildeten, wie solche Gemälde sich z. B. auch im Fraumünster zu Zürich finden, wovon G. Wyss in Bd. VIII der Mittheilungen der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft, Taf. I. Fig. III und IV, eine Abbildung gegeben hat. Zu Borsippa bestand schon eine grosse Leinwandfabrik. Auch andere Waaren des Putzes und des Luxus wurden in Babylon verfertigt, z. B. Siegelringe mit geschnittenen Steinen, Stöcke mit verschiedenen Figuren, z. B. Rosen, Lilien , Adlern u. s. w., - wohl-

1) Schnaase, VI. S. 309 ff.
2) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 177 und 141.
3) Vergl. Symbolik, I. S. 27; Semper, der Stil, 1. S. 276: "Exkurs über das Tapezierwesen der Alten."

befähigten Priesterschaft übertragen werden konnte, welche nicht selbst aber die Brücken und Dämme erbaute, sondern nur die nöthigen fremden (etrurischen) und einheimischen Meister und Arbeiter anstellte und beaufsichtigte. Nachdem man in Böhmen einmal die französischen Baumeister beim Brückenbau gebraucht und achten gelernt hatte, gab dieses die Veranlassung, einige Jahre nachher auch zu dem beabsichtigten (gothischen) Neubau des Domes St. Veit den Meister Mathias von Arras zu berufen, welcher den Bau von 1344 bis zu seinem im Jahre 1352 erfolgten Tode wirklich leitete, worauf im J. 1356 bis 1392 ihm der Parlirer (der sog. Arler) Peter aus Gemünd in Schwaben als Dombaumeister nachfolgte.1) Dieser deutsche Parlirer Peter baute sodann neben dem im J. 1360 begonnenen Chorbau der Bartholomäuskirche zu Kollin und der vermuthlich von ihm herrührenden, im J. 1377 durch Karl IV. gegründeten bewundernswerthen Kirche des KarIshofes zu Prag die kühne Moldaubrücke zu Prag mit einer Bogenspannung von 70’. – Auch in Babylonien und Assyrien war der Brücken- und Dammbau schon sehr ausgebildet, und es wurden die Brücken und Dämme von Quadersteinen durch Eisen und Blei verbunden und zusammengehalten.2)

Ein orientalischer und babylonischer3) Nachklang ist es, dass im Mittelalter gewirkte, auf die Wand gemalte Teppiche, welche von Engeln gehalten wurden, den Hintergrund der Kirchengemälde bildeten, wie solche Gemälde sich z. B. auch im Fraumünster zu Zürich finden, wovon G. Wyss in Bd. VIII der Mittheilungen der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft, Taf. I. Fig. III und IV, eine Abbildung gegeben hat. Zu Borsippa bestand schon eine grosse Leinwandfabrik. Auch andere Waaren des Putzes und des Luxus wurden in Babylon verfertigt, z. B. Siegelringe mit geschnittenen Steinen, Stöcke mit verschiedenen Figuren, z. B. Rosen, Lilien , Adlern u. s. w., – wohl-

1) Schnaase, VI. S. 309 ff.
2) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 177 und 141.
3) Vergl. Symbolik, I. S. 27; Semper, der Stil, 1. S. 276: „Exkurs über das Tapezierwesen der Alten.“
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befähigten Priesterschaft übertragen werden konnte, welche nicht selbst aber die Brücken und Dämme erbaute, sondern nur die nöthigen fremden (etrurischen) und einheimischen Meister und Arbeiter anstellte und beaufsichtigte. Nachdem man in Böhmen einmal die französischen Baumeister beim Brückenbau gebraucht und achten gelernt hatte, gab dieses die Veranlassung, einige Jahre nachher auch zu dem beabsichtigten (gothischen) Neubau des Domes St. Veit den Meister Mathias von Arras zu berufen, welcher den Bau von 1344 bis zu seinem im Jahre 1352 erfolgten Tode wirklich leitete, worauf im J. 1356 bis 1392 ihm der Parlirer (der sog. Arler) Peter aus Gemünd in Schwaben als Dombaumeister nachfolgte.<note place="foot" n="1)">Schnaase, VI. S. 309 ff.<lb/></note> Dieser deutsche Parlirer Peter baute sodann neben dem im J. 1360 begonnenen Chorbau der Bartholomäuskirche zu Kollin und der vermuthlich von ihm herrührenden, im J. 1377 durch Karl IV. gegründeten bewundernswerthen Kirche des KarIshofes zu Prag die kühne Moldaubrücke zu Prag mit einer Bogenspannung von 70&#x2019;. &#x2013; Auch in Babylonien und Assyrien war der Brücken- und Dammbau schon sehr ausgebildet, und es wurden die Brücken und Dämme von Quadersteinen durch Eisen und Blei verbunden und zusammengehalten.<note place="foot" n="2)">Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 177 und 141.<lb/></note></p>
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[301/0321] befähigten Priesterschaft übertragen werden konnte, welche nicht selbst aber die Brücken und Dämme erbaute, sondern nur die nöthigen fremden (etrurischen) und einheimischen Meister und Arbeiter anstellte und beaufsichtigte. Nachdem man in Böhmen einmal die französischen Baumeister beim Brückenbau gebraucht und achten gelernt hatte, gab dieses die Veranlassung, einige Jahre nachher auch zu dem beabsichtigten (gothischen) Neubau des Domes St. Veit den Meister Mathias von Arras zu berufen, welcher den Bau von 1344 bis zu seinem im Jahre 1352 erfolgten Tode wirklich leitete, worauf im J. 1356 bis 1392 ihm der Parlirer (der sog. Arler) Peter aus Gemünd in Schwaben als Dombaumeister nachfolgte. 1) Dieser deutsche Parlirer Peter baute sodann neben dem im J. 1360 begonnenen Chorbau der Bartholomäuskirche zu Kollin und der vermuthlich von ihm herrührenden, im J. 1377 durch Karl IV. gegründeten bewundernswerthen Kirche des KarIshofes zu Prag die kühne Moldaubrücke zu Prag mit einer Bogenspannung von 70’. – Auch in Babylonien und Assyrien war der Brücken- und Dammbau schon sehr ausgebildet, und es wurden die Brücken und Dämme von Quadersteinen durch Eisen und Blei verbunden und zusammengehalten. 2) Ein orientalischer und babylonischer 3) Nachklang ist es, dass im Mittelalter gewirkte, auf die Wand gemalte Teppiche, welche von Engeln gehalten wurden, den Hintergrund der Kirchengemälde bildeten, wie solche Gemälde sich z. B. auch im Fraumünster zu Zürich finden, wovon G. Wyss in Bd. VIII der Mittheilungen der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft, Taf. I. Fig. III und IV, eine Abbildung gegeben hat. Zu Borsippa bestand schon eine grosse Leinwandfabrik. Auch andere Waaren des Putzes und des Luxus wurden in Babylon verfertigt, z. B. Siegelringe mit geschnittenen Steinen, Stöcke mit verschiedenen Figuren, z. B. Rosen, Lilien , Adlern u. s. w., – wohl- 1) Schnaase, VI. S. 309 ff. 2) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 177 und 141. 3) Vergl. Symbolik, I. S. 27; Semper, der Stil, 1. S. 276: „Exkurs über das Tapezierwesen der Alten.“

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/321>, abgerufen am 18.07.2024.