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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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es ist gewiss eine Vermengung der verschiedenen Zeiten, wenn Thierry, I. S. 312, von der Gilde sagt: "mot, qui signifiait aussi association ou confrerie, parce que tous les co-sacrifianis promettaient, par serment, de se defendre l'un et l'autre, et de s'entr' aider comme des freres. Cette promesse de secours et d'appui comprenoit tous les perils, tous les grands accidents de la vie; il y avait assurance mutuelle contre les voies de fait et les injures, contre l'incendie et le naufrage, et aussi contre les pursuites legales encourues pour des crimes et delits, meme averes. Chacune de ces associations etait mise sous le patronage d'un dieu ou d'un heros dont le nom servait a la designer; chacune avait des chefs pris dans son sein, un tresor commun alimente par des contributions annuelles, et des statuts obligatoires pour tous ses membres; elle formait ainsi une societe a part au milieu de la nation ou de la tribu." Sachsse, a. a. O., S. 579, Anm. 3, will mit Thierry die Schutzheiligen der christlichen Gilden (Zünfte und Brüderschaften) nur für eine Umbildung der alten heidnischen Schutzheiligen ansehen, was gewiss nicht als gültig und jedenfalls nicht als allgemeingültig gebilligt werden kann. Die Schutzheiligen der Länder, Städte und städtischen Corporationen sind sehr frühzeitig aus dem, römischen Geniendienste hervorgegangen und finden sich deshalb in allen vormals römischen Provinzen; die Zunftfahnen und Schilde (vexilla), mit welchen die Zünfte in den katholischen Ländern bei den Kirchenfesten und andern Festen noch heute aufziehen, sind schon bei den römischen Collegien eingeführt gewesen. Ebenso sind in den römisch-christlichen Ländern, besonders in Italien und zu Rom,1) die Bruderschaften weit älter als in den nordischen Ländern und geichfalls aus den ähnlichen Verbindungen und Leistungen der römischen städtischen Collegien entsprungen, keineswegs aus den nordischen Opfergilden, welche die Germanen gewiss nicht nach den südlichen Ländern, nach Gallien und Italien, verpflanzt hatten. Zwar ist auch Rochholz in Pfeiffers Germania,

1) Ueber die heutigen Bruderschaften Roms vergl. Ausland für 1834. Nr. 42.

es ist gewiss eine Vermengung der verschiedenen Zeiten, wenn Thierry, I. S. 312, von der Gilde sagt: „mot, qui signifiait aussi association ou confrérie, parce que tous les co-sacrifianis promettaient, par serment, de se défendre l’un et l’autre, et de s’entr’ aider comme des fréres. Cette promesse de secours et d’appui comprenoit tous les périls, tous les grands accidents de la vie; il y avait assurance mutuelle contre les voies de fait et les injures, contre l’incendie et le naufrage, et aussi contre les pursuites légales encourues pour des crimes et delits, même avérés. Chacune de ces associations était mise sous le patronage d’un dieu ou d’un héros dont le nom servait à la désigner; chacune avait des chefs pris dans son sein, un trésor commun alimenté par des contributions annuelles, et des statuts obligatoires pour tous ses membres; elle formait ainsi une société à part au milieu de la nation ou de la tribu.“ Sachsse, a. a. O., S. 579, Anm. 3, will mit Thierry die Schutzheiligen der christlichen Gilden (Zünfte und Brüderschaften) nur für eine Umbildung der alten heidnischen Schutzheiligen ansehen, was gewiss nicht als gültig und jedenfalls nicht als allgemeingültig gebilligt werden kann. Die Schutzheiligen der Länder, Städte und städtischen Corporationen sind sehr frühzeitig aus dem, römischen Geniendienste hervorgegangen und finden sich deshalb in allen vormals römischen Provinzen; die Zunftfahnen und Schilde (vexilla), mit welchen die Zünfte in den katholischen Ländern bei den Kirchenfesten und andern Festen noch heute aufziehen, sind schon bei den römischen Collegien eingeführt gewesen. Ebenso sind in den römisch-christlichen Ländern, besonders in Italien und zu Rom,1) die Bruderschaften weit älter als in den nordischen Ländern und geichfalls aus den ähnlichen Verbindungen und Leistungen der römischen städtischen Collegien entsprungen, keineswegs aus den nordischen Opfergilden, welche die Germanen gewiss nicht nach den südlichen Ländern, nach Gallien und Italien, verpflanzt hatten. Zwar ist auch Rochholz in Pfeiffers Germania,

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[237/0257] es ist gewiss eine Vermengung der verschiedenen Zeiten, wenn Thierry, I. S. 312, von der Gilde sagt: „mot, qui signifiait aussi association ou confrérie, parce que tous les co-sacrifianis promettaient, par serment, de se défendre l’un et l’autre, et de s’entr’ aider comme des fréres. Cette promesse de secours et d’appui comprenoit tous les périls, tous les grands accidents de la vie; il y avait assurance mutuelle contre les voies de fait et les injures, contre l’incendie et le naufrage, et aussi contre les pursuites légales encourues pour des crimes et delits, même avérés. Chacune de ces associations était mise sous le patronage d’un dieu ou d’un héros dont le nom servait à la désigner; chacune avait des chefs pris dans son sein, un trésor commun alimenté par des contributions annuelles, et des statuts obligatoires pour tous ses membres; elle formait ainsi une société à part au milieu de la nation ou de la tribu.“ Sachsse, a. a. O., S. 579, Anm. 3, will mit Thierry die Schutzheiligen der christlichen Gilden (Zünfte und Brüderschaften) nur für eine Umbildung der alten heidnischen Schutzheiligen ansehen, was gewiss nicht als gültig und jedenfalls nicht als allgemeingültig gebilligt werden kann. Die Schutzheiligen der Länder, Städte und städtischen Corporationen sind sehr frühzeitig aus dem, römischen Geniendienste hervorgegangen und finden sich deshalb in allen vormals römischen Provinzen; die Zunftfahnen und Schilde (vexilla), mit welchen die Zünfte in den katholischen Ländern bei den Kirchenfesten und andern Festen noch heute aufziehen, sind schon bei den römischen Collegien eingeführt gewesen. Ebenso sind in den römisch-christlichen Ländern, besonders in Italien und zu Rom, 1) die Bruderschaften weit älter als in den nordischen Ländern und geichfalls aus den ähnlichen Verbindungen und Leistungen der römischen städtischen Collegien entsprungen, keineswegs aus den nordischen Opfergilden, welche die Germanen gewiss nicht nach den südlichen Ländern, nach Gallien und Italien, verpflanzt hatten. Zwar ist auch Rochholz in Pfeiffers Germania, 1) Ueber die heutigen Bruderschaften Roms vergl. Ausland für 1834. Nr. 42.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/257>, abgerufen am 22.11.2024.