Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.nen1) bauten, indem das Land an den beiden Ufern des Nils (d. i. des Flusses von dem phönicischen Nahar, Nahal, Nachal = Fluss, woraus nach Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, I. S. 201 und 203, die Griechen ihren Gott Nereus gemacht haben sollen) in dem engen, holzarmen Thale zwischen zwei Bergzügen durchaus kein anderes Baumaterial darbot und keinen andern Baustyl zuliess. Der gleiche Holzmangel oder die Steine als einziges Baumaterial wirkten auch auf den Baustyl selbst gestaltend ein. Da selbst die Decken der Gebäude aus Steinen, aus Steinbalken angefertigt werden mussten, wurde es erforderlich, die schweren Decken mit Säulen zu stützen und mit keinem weitern Dache zu belasten, das flache Steindach einfach zu belassen. Innerhalb dieser von der Natur und der Nothwendigkeit gezogenen Schranken bewegte sich die ägyptische Baukunst, als deren Princip daher Lübke, Geschichte der Architektur, S. 60 ff. (der zweiten Auflage) die flache Steinbalkendecke. im Innern mit Säulenbau bezeichnet. Die Steinsäule, bestimmt die Steindecke zu tragen, gestaltete sich dieser Bestimmung gemäss weniger zu einem schönen Schmucke des Gebäudes, als zu einer starken und festen Stütze desselben, wie in diesen wesentlichen Eigenschaften bei den Griechen die dorische Säule hervortritt und wie die sechszehnkantige ägyptische Säule mit ausgetieften Rinnen nach Art des dorischen Säulenschaftes eben deshalb die vordorische, die ur- oder protodorische genannt wird.2) Die dorische, die ägyptische Steinsäule darf gleichsam als Ursäule in dem Sinne angesehen werden, dass eine steinerne Säule kaurn anders und schmuckloser zu ihrem Zwecke gestaltet werden konnte, weshalb auch Vitruv dieselbe unter den verschiedenen Säulenordnungen für die erste und die älteste erklärt. Der ägyp- 1) Ueber die Streitfrage. ob der Stein- oder Holzbau ursprünglicher sei, vergl. z.B. Romber und Steger, Geschichte der Baukunst, I. S. 9. Beide Bauarten sind gleich ursprünglich je nach dem Baumateriale und Bedürfnisse eines Landes. Zu dem Steinbau, eigentlich Quaderbau, darf auch der babylonische Backsteinbau gerechnet werden. 2) Lübke, Geschichte der Architektur, S. 50.
nen1) bauten, indem das Land an den beiden Ufern des Nils (d. i. des Flusses von dem phönicischen Nahar, Nahal, Nachal = Fluss, woraus nach Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, I. S. 201 und 203, die Griechen ihren Gott Nereus gemacht haben sollen) in dem engen, holzarmen Thale zwischen zwei Bergzügen durchaus kein anderes Baumaterial darbot und keinen andern Baustyl zuliess. Der gleiche Holzmangel oder die Steine als einziges Baumaterial wirkten auch auf den Baustyl selbst gestaltend ein. Da selbst die Decken der Gebäude aus Steinen, aus Steinbalken angefertigt werden mussten, wurde es erforderlich, die schweren Decken mit Säulen zu stützen und mit keinem weitern Dache zu belasten, das flache Steindach einfach zu belassen. Innerhalb dieser von der Natur und der Nothwendigkeit gezogenen Schranken bewegte sich die ägyptische Baukunst, als deren Princip daher Lübke, Geschichte der Architektur, S. 60 ff. (der zweiten Auflage) die flache Steinbalkendecke. im Innern mit Säulenbau bezeichnet. Die Steinsäule, bestimmt die Steindecke zu tragen, gestaltete sich dieser Bestimmung gemäss weniger zu einem schönen Schmucke des Gebäudes, als zu einer starken und festen Stütze desselben, wie in diesen wesentlichen Eigenschaften bei den Griechen die dorische Säule hervortritt und wie die sechszehnkantige ägyptische Säule mit ausgetieften Rinnen nach Art des dorischen Säulenschaftes eben deshalb die vordorische, die ur- oder protodorische genannt wird.2) Die dorische, die ägyptische Steinsäule darf gleichsam als Ursäule in dem Sinne angesehen werden, dass eine steinerne Säule kaurn anders und schmuckloser zu ihrem Zwecke gestaltet werden konnte, weshalb auch Vitruv dieselbe unter den verschiedenen Säulenordnungen für die erste und die älteste erklärt. Der ägyp- 1) Ueber die Streitfrage. ob der Stein- oder Holzbau ursprünglicher sei, vergl. z.B. Romber und Steger, Geschichte der Baukunst, I. S. 9. Beide Bauarten sind gleich ursprünglich je nach dem Baumateriale und Bedürfnisse eines Landes. Zu dem Steinbau, eigentlich Quaderbau, darf auch der babylonische Backsteinbau gerechnet werden. 2) Lübke, Geschichte der Architektur, S. 50.
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nen 1) bauten, indem das Land an den beiden Ufern des Nils (d. i. des Flusses von dem phönicischen Nahar, Nahal, Nachal = Fluss, woraus nach Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, I. S. 201 und 203, die Griechen ihren Gott Nereus gemacht haben sollen) in dem engen, holzarmen Thale zwischen zwei Bergzügen durchaus kein anderes Baumaterial darbot und keinen andern Baustyl zuliess. Der gleiche Holzmangel oder die Steine als einziges Baumaterial wirkten auch auf den Baustyl selbst gestaltend ein. Da selbst die Decken der Gebäude aus Steinen, aus Steinbalken angefertigt werden mussten, wurde es erforderlich, die schweren Decken mit Säulen zu stützen und mit keinem weitern Dache zu belasten, das flache Steindach einfach zu belassen. Innerhalb dieser von der Natur und der Nothwendigkeit gezogenen Schranken bewegte sich die ägyptische Baukunst, als deren Princip daher Lübke, Geschichte der Architektur, S. 60 ff. (der zweiten Auflage) die flache Steinbalkendecke. im Innern mit Säulenbau bezeichnet. Die Steinsäule, bestimmt die Steindecke zu tragen, gestaltete sich dieser Bestimmung gemäss weniger zu einem schönen Schmucke des Gebäudes, als zu einer starken und festen Stütze desselben, wie in diesen wesentlichen Eigenschaften bei den Griechen die dorische Säule hervortritt und wie die sechszehnkantige ägyptische Säule mit ausgetieften Rinnen nach Art des dorischen Säulenschaftes eben deshalb die vordorische, die ur- oder protodorische genannt wird. 2) Die dorische, die ägyptische Steinsäule darf gleichsam als Ursäule in dem Sinne angesehen werden, dass eine steinerne Säule kaurn anders und schmuckloser zu ihrem Zwecke gestaltet werden konnte, weshalb auch Vitruv dieselbe unter den verschiedenen Säulenordnungen für die erste und die älteste erklärt. Der ägyp-
1) Ueber die Streitfrage. ob der Stein- oder Holzbau ursprünglicher sei, vergl. z.B. Romber und Steger, Geschichte der Baukunst, I. S. 9. Beide Bauarten sind gleich ursprünglich je nach dem Baumateriale und Bedürfnisse eines Landes. Zu dem Steinbau, eigentlich Quaderbau, darf auch der babylonische Backsteinbau gerechnet werden.
2) Lübke, Geschichte der Architektur, S. 50.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/23>, abgerufen am 16.02.2025. |