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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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welche ein Räuber in den Wald verlockte und ermordete; nach 30 Jahren traf ihn die Reue, daher er die Todtengebeine ausgraben und in geweihter Erde beisetzen liess.1) Unverkennbar erscheint hier die Zwölfzahl, die Jahreszahl personificeirt. Der mordende Räuber der 9 Schwestern ist der 3monatliche Winter, welchen in der Wintersonnenwende die Reue befällt, indem er sich selbst als neue Sonne aus dem Grabe erhebt. Diese Grabeserhebung ist die Geburt der Cbristnacht mit ihren Wundererscheinungen. Bei einem Brunnen auf Island heben sich in der Johannisnacht alle Steine an die Oberfläche und den Rand des Brunnens, während sie sonst in dessen tiefstem Grunde ruhen;2) ebenso noch bei einem zweiten Brunnen. Diese Steine werden Natursteine, natturusteinar, genannt, d. h. sie besitzen magische Kräfte. Ueber alle germanischen Länder und selbst über einen Theil von Frankreich3) ist der Glaube verbreitet. dass in der Weihnacht alles Vieh sich erhebe, mit einander rede und dergleichen mehr. Wolf, Beiträge, I. S. 120, glaubt, dass dieses nur von dem Rindvieh gelte, und erblickt darin eine Art Huldigung des Viehes dem in der Nacht der Sonnenwende nach dem alten heidnischen Glauben umziehenden Gotte. Nach dem isländischen Aberglauben findet das Sprechen der Kühe in der Neujahrsnacht, nach Andern in der Mitternachtsstunde der Johannisnacht statt.4) An der Mosel wird geglaubt, dass in der Christnacht, in dem Augenblicke, wo Christus geboren wurde, alles Wasser zu Wein werde.5) Nach dem Aberglauben in Tyrol soll in der Christnacht während der h. Wandelung bei allen Brunnen anstatt Wasser Wein fliessen. Jeder kann so viel Wein holen, als er will: doch wehe Dem, der, während er Wein auffängt, nicht schweigt oder spricht,6) denn vor den Göttern

1) Grimm, I. S. 394; Symbolik, II. S. 758.
2) Maurer, isländische Volkssagen, Leipzig 1860, S. 179.
3) Eckerrnann, III. 1. S. 26.
4) Maurer, S. 170.
5) Wolf, Zeitschrift für deutsche Mythol., S. 243, Nr. 33; derselbe, Beiträge zur deutschen Mythol., II. S 124 ff.; meineSymbolik, II. S. 513 und 787.
6) Wolf, Zeitschrift, I. S. 238 oben.

welche ein Räuber in den Wald verlockte und ermordete; nach 30 Jahren traf ihn die Reue, daher er die Todtengebeine ausgraben und in geweihter Erde beisetzen liess.1) Unverkennbar erscheint hier die Zwölfzahl, die Jahreszahl personificeirt. Der mordende Räuber der 9 Schwestern ist der 3monatliche Winter, welchen in der Wintersonnenwende die Reue befällt, indem er sich selbst als neue Sonne aus dem Grabe erhebt. Diese Grabeserhebung ist die Geburt der Cbristnacht mit ihren Wundererscheinungen. Bei einem Brunnen auf Island heben sich in der Johannisnacht alle Steine an die Oberfläche und den Rand des Brunnens, während sie sonst in dessen tiefstem Grunde ruhen;2) ebenso noch bei einem zweiten Brunnen. Diese Steine werden Natursteine, náttúrusteinar, genannt, d. h. sie besitzen magische Kräfte. Ueber alle germanischen Länder und selbst über einen Theil von Frankreich3) ist der Glaube verbreitet. dass in der Weihnacht alles Vieh sich erhebe, mit einander rede und dergleichen mehr. Wolf, Beiträge, I. S. 120, glaubt, dass dieses nur von dem Rindvieh gelte, und erblickt darin eine Art Huldigung des Viehes dem in der Nacht der Sonnenwende nach dem alten heidnischen Glauben umziehenden Gotte. Nach dem isländischen Aberglauben findet das Sprechen der Kühe in der Neujahrsnacht, nach Andern in der Mitternachtsstunde der Johannisnacht statt.4) An der Mosel wird geglaubt, dass in der Christnacht, in dem Augenblicke, wo Christus geboren wurde, alles Wasser zu Wein werde.5) Nach dem Aberglauben in Tyrol soll in der Christnacht während der h. Wandelung bei allen Brunnen anstatt Wasser Wein fliessen. Jeder kann so viel Wein holen, als er will: doch wehe Dem, der, während er Wein auffängt, nicht schweigt oder spricht,6) denn vor den Göttern

1) Grimm, I. S. 394; Symbolik, II. S. 758.
2) Maurer, isländische Volkssagen, Leipzig 1860, S. 179.
3) Eckerrnann, III. 1. S. 26.
4) Maurer, S. 170.
5) Wolf, Zeitschrift für deutsche Mythol., S. 243, Nr. 33; derselbe, Beiträge zur deutschen Mythol., II. S 124 ff.; meineSymbolik, II. S. 513 und 787.
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[163/0183] welche ein Räuber in den Wald verlockte und ermordete; nach 30 Jahren traf ihn die Reue, daher er die Todtengebeine ausgraben und in geweihter Erde beisetzen liess. 1) Unverkennbar erscheint hier die Zwölfzahl, die Jahreszahl personificeirt. Der mordende Räuber der 9 Schwestern ist der 3monatliche Winter, welchen in der Wintersonnenwende die Reue befällt, indem er sich selbst als neue Sonne aus dem Grabe erhebt. Diese Grabeserhebung ist die Geburt der Cbristnacht mit ihren Wundererscheinungen. Bei einem Brunnen auf Island heben sich in der Johannisnacht alle Steine an die Oberfläche und den Rand des Brunnens, während sie sonst in dessen tiefstem Grunde ruhen; 2) ebenso noch bei einem zweiten Brunnen. Diese Steine werden Natursteine, náttúrusteinar, genannt, d. h. sie besitzen magische Kräfte. Ueber alle germanischen Länder und selbst über einen Theil von Frankreich 3) ist der Glaube verbreitet. dass in der Weihnacht alles Vieh sich erhebe, mit einander rede und dergleichen mehr. Wolf, Beiträge, I. S. 120, glaubt, dass dieses nur von dem Rindvieh gelte, und erblickt darin eine Art Huldigung des Viehes dem in der Nacht der Sonnenwende nach dem alten heidnischen Glauben umziehenden Gotte. Nach dem isländischen Aberglauben findet das Sprechen der Kühe in der Neujahrsnacht, nach Andern in der Mitternachtsstunde der Johannisnacht statt. 4) An der Mosel wird geglaubt, dass in der Christnacht, in dem Augenblicke, wo Christus geboren wurde, alles Wasser zu Wein werde. 5) Nach dem Aberglauben in Tyrol soll in der Christnacht während der h. Wandelung bei allen Brunnen anstatt Wasser Wein fliessen. Jeder kann so viel Wein holen, als er will: doch wehe Dem, der, während er Wein auffängt, nicht schweigt oder spricht, 6) denn vor den Göttern 1) Grimm, I. S. 394; Symbolik, II. S. 758. 2) Maurer, isländische Volkssagen, Leipzig 1860, S. 179. 3) Eckerrnann, III. 1. S. 26. 4) Maurer, S. 170. 5) Wolf, Zeitschrift für deutsche Mythol., S. 243, Nr. 33; derselbe, Beiträge zur deutschen Mythol., II. S 124 ff.; meineSymbolik, II. S. 513 und 787. 6) Wolf, Zeitschrift, I. S. 238 oben.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/183>, abgerufen am 24.11.2024.