Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.oder Tod verändern.1) Zufolge einer Sage in Uri und Engelberg wird ein Stierkalb 9 Jahre lang blos mit Milch aufgefüttert, und zwar das erste Jahr mit der Milch von einer Kuh, das zweite mit der Milch von zwei Kühen u. s. w., worauf der erwachsene Stier von einer unbefleckten Jungfrau über den Felsgrat geführt und laufen gelassen wird, damit er ein dort hausendes gespenstisches Ungeheuer bekämpfe und besiege.2) In den jüdischen Traditionen wird der Wiege, nach andern Sagen dem Bette des Riesen Og die Länge von 9 Ellen, d. i. 9 Manneslängen zugeschrieben.3) Nach der sog. Yorker Urkunde vom J. 926 soll König Herodes an dem dritten Tempel zu Jerusalem 9 Jahre und 6 Monate gebaut haben.4) Bei Sophokles, Oedipus auf Kolonos, V. 483 und 484, wird dem Oedipus aufgegeben, den Platz, auf dem er nach Osten gewandt, 3 Libationen von Wasser darbringen soll, mit 3 x 9 theils mit der rechten, theils mit der linken Hand hingelegten Oelzweigen zu bedecken. Nach indischer Vorschrift soll die Wohnung eines Brahmanen 9 Stockwerke, diejenige eines Paria aber nur ein einziges haben.5) - In einer thüringischen Sage heben die Jungfrauen Etwas von 9lei Essen auf und setzen sich mit demselben um Mitternacht zu Tische, damit die Geister ihrer Geliebten erscheinen möchten.6) Einer koburgischen Sage zufolge zünden die Mädchen in der Christnacht um Mitternacht ein Feuer aus 9lei Holz an, entkleiden sich und werfen ihre Hemden vor die Thüre, welche die Geister der zukünftigen Gatten in die Stube zurückbringen sollen.7) Die Sage vom Rattenfänger bei Grimm, I. Nr. 245, erzählt, dass, wenn der Rattenfänger einen gewissen Ton auf seiner Pfeife 9 Mal pfeife, ihm alle Ratten, wohin er immer wolle, nachfolgen müssen. Der Ritter von Schwarzach hatte 9 Töchter, 1) Grimm, I. S. 132. 2) Grimm, I. Nr. 124. 3) Petermann, Reisen im Orient, II. S. 105 Anm. 4) Krause, II. 1. S. 76. 5) Romberg und Steger, I. S. 72 b. 6) Grimm, I. S. 173; Symbolik, II. S. 758. 7) Grimm, I. Nr. 117; Symbolik, II. S. 759.
oder Tod verändern.1) Zufolge einer Sage in Uri und Engelberg wird ein Stierkalb 9 Jahre lang blos mit Milch aufgefüttert, und zwar das erste Jahr mit der Milch von einer Kuh, das zweite mit der Milch von zwei Kühen u. s. w., worauf der erwachsene Stier von einer unbefleckten Jungfrau über den Felsgrat geführt und laufen gelassen wird, damit er ein dort hausendes gespenstisches Ungeheuer bekämpfe und besiege.2) In den jüdischen Traditionen wird der Wiege, nach andern Sagen dem Bette des Riesen Og die Länge von 9 Ellen, d. i. 9 Manneslängen zugeschrieben.3) Nach der sog. Yorker Urkunde vom J. 926 soll König Herodes an dem dritten Tempel zu Jerusalem 9 Jahre und 6 Monate gebaut haben.4) Bei Sophokles, Oedipus auf Kolonos, V. 483 und 484, wird dem Oedipus aufgegeben, den Platz, auf dem er nach Osten gewandt, 3 Libationen von Wasser darbringen soll, mit 3 x 9 theils mit der rechten, theils mit der linken Hand hingelegten Oelzweigen zu bedecken. Nach indischer Vorschrift soll die Wohnung eines Brahmanen 9 Stockwerke, diejenige eines Paria aber nur ein einziges haben.5) – In einer thüringischen Sage heben die Jungfrauen Etwas von 9lei Essen auf und setzen sich mit demselben um Mitternacht zu Tische, damit die Geister ihrer Geliebten erscheinen möchten.6) Einer koburgischen Sage zufolge zünden die Mädchen in der Christnacht um Mitternacht ein Feuer aus 9lei Holz an, entkleiden sich und werfen ihre Hemden vor die Thüre, welche die Geister der zukünftigen Gatten in die Stube zurückbringen sollen.7) Die Sage vom Rattenfänger bei Grimm, I. Nr. 245, erzählt, dass, wenn der Rattenfänger einen gewissen Ton auf seiner Pfeife 9 Mal pfeife, ihm alle Ratten, wohin er immer wolle, nachfolgen müssen. Der Ritter von Schwarzach hatte 9 Töchter, 1) Grimm, I. S. 132. 2) Grimm, I. Nr. 124. 3) Petermann, Reisen im Orient, II. S. 105 Anm. 4) Krause, II. 1. S. 76. 5) Romberg und Steger, I. S. 72 b. 6) Grimm, I. S. 173; Symbolik, II. S. 758. 7) Grimm, I. Nr. 117; Symbolik, II. S. 759.
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oder Tod verändern. 1) Zufolge einer Sage in Uri und Engelberg wird ein Stierkalb 9 Jahre lang blos mit Milch aufgefüttert, und zwar das erste Jahr mit der Milch von einer Kuh, das zweite mit der Milch von zwei Kühen u. s. w., worauf der erwachsene Stier von einer unbefleckten Jungfrau über den Felsgrat geführt und laufen gelassen wird, damit er ein dort hausendes gespenstisches Ungeheuer bekämpfe und besiege. 2) In den jüdischen Traditionen wird der Wiege, nach andern Sagen dem Bette des Riesen Og die Länge von 9 Ellen, d. i. 9 Manneslängen zugeschrieben. 3) Nach der sog. Yorker Urkunde vom J. 926 soll König Herodes an dem dritten Tempel zu Jerusalem 9 Jahre und 6 Monate gebaut haben. 4) Bei Sophokles, Oedipus auf Kolonos, V. 483 und 484, wird dem Oedipus aufgegeben, den Platz, auf dem er nach Osten gewandt, 3 Libationen von Wasser darbringen soll, mit 3 x 9 theils mit der rechten, theils mit der linken Hand hingelegten Oelzweigen zu bedecken. Nach indischer Vorschrift soll die Wohnung eines Brahmanen 9 Stockwerke, diejenige eines Paria aber nur ein einziges haben. 5) – In einer thüringischen Sage heben die Jungfrauen Etwas von 9lei Essen auf und setzen sich mit demselben um Mitternacht zu Tische, damit die Geister ihrer Geliebten erscheinen möchten. 6) Einer koburgischen Sage zufolge zünden die Mädchen in der Christnacht um Mitternacht ein Feuer aus 9lei Holz an, entkleiden sich und werfen ihre Hemden vor die Thüre, welche die Geister der zukünftigen Gatten in die Stube zurückbringen sollen. 7) Die Sage vom Rattenfänger bei Grimm, I. Nr. 245, erzählt, dass, wenn der Rattenfänger einen gewissen Ton auf seiner Pfeife 9 Mal pfeife, ihm alle Ratten, wohin er immer wolle, nachfolgen müssen. Der Ritter von Schwarzach hatte 9 Töchter,
1) Grimm, I. S. 132.
2) Grimm, I. Nr. 124.
3) Petermann, Reisen im Orient, II. S. 105 Anm.
4) Krause, II. 1. S. 76.
5) Romberg und Steger, I. S. 72 b.
6) Grimm, I. S. 173; Symbolik, II. S. 758.
7) Grimm, I. Nr. 117; Symbolik, II. S. 759.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/182>, abgerufen am 23.07.2024. |