Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Meissel von jenen hervorgingen." Dass die ägyptische Kastenverfassung mit einer vorherrschenden übermächtigen Priesterschaft, welche in einer überraschenden, noch unerklärten Uebereinstimmung auch in Indien besteht, in Griechenland in der geschichtlichen Zeit wenig oder gar nicht hervortritt, hat wohl darin seinen Grund, dass bei den Hellenen und den Pelasgern auf den langen Zügen und Wanderungen des Kampfes aus Asien um das schwarze Meer herum bis in das heutige Griechenland die Krieger, die Heroengeschlechter an die Spitze der Volksstämme getreten waren, welche dann in dem eigenen Rechte und in der eigenen Macht zugleich die Freiheit des Volkes vor einer Priesterherrschaft bewahrten. Griechenland hat daher ein Heroenzeitalter und das Epos, welche den frühe in dem Nilthale niedergelassenen und dem Acker- und Städtebau zugewandten Aegyptern unter ihrer Priesterschaft und dem priesterlichen Königthume fehlen. Ebenso war Griechenland mit den weiten vielgetheilten Meeresküsten und den zahlreichen , über das ganze Mittelmeer ausgebreiteten Inseln durch die Natur schon jegen die ägyptische Abgeschlossenheit und Erstarrung geschützt und dem regsten Völker-, Handels- und Geistesverkehre geöffnet; die freie griechische Kunst und Bildung ist das schönste und höchste Erzeugniss des gesegneten und ewig heitern griechischen Bodens. Die Wiege des jungen griechischen Künstlers, der griechischen Kunst umstehen die Völker des Mttelmeeres, besonders die Aegypter und Phönicier mit ihren reichen Geschenken der Handwerke, des Metallgusses und Bergbaues, der Schifffahrt und des Schiffbaues, der Webkunst und der Kunst der Stickereien, des Steinbaues u. s. w., weshalb auch schon in den ersten geschichtlichen Anfängen und vorzüglich in den Zeiten Homers1) die griechische Kunst eine höhere Stufe einnimmt, namentlich aber mit den zu bearbeitenden Stoffen nicht mehr zu kämpfen hat. Der cubische Stein2) mit dem darauf liegenden Winkelmasse, welches dirigit 1) Vergl. Thiersch, Epochen, S. 9, Anm. 9 , u S. 42, Anm. 2) Vergl. Lenning, Encyklopädie unter Cubik-Stein; Ragon, rituel du grade de cornpagnon, Paris 1860, S. 36 ff.
Meissel von jenen hervorgingen.“ Dass die ägyptische Kastenverfassung mit einer vorherrschenden übermächtigen Priesterschaft, welche in einer überraschenden, noch unerklärten Uebereinstimmung auch in Indien besteht, in Griechenland in der geschichtlichen Zeit wenig oder gar nicht hervortritt, hat wohl darin seinen Grund, dass bei den Hellenen und den Pelasgern auf den langen Zügen und Wanderungen des Kampfes aus Asien um das schwarze Meer herum bis in das heutige Griechenland die Krieger, die Heroengeschlechter an die Spitze der Volksstämme getreten waren, welche dann in dem eigenen Rechte und in der eigenen Macht zugleich die Freiheit des Volkes vor einer Priesterherrschaft bewahrten. Griechenland hat daher ein Heroenzeitalter und das Epos, welche den frühe in dem Nilthale niedergelassenen und dem Acker- und Städtebau zugewandten Aegyptern unter ihrer Priesterschaft und dem priesterlichen Königthume fehlen. Ebenso war Griechenland mit den weiten vielgetheilten Meeresküsten und den zahlreichen , über das ganze Mittelmeer ausgebreiteten Inseln durch die Natur schon jegen die ägyptische Abgeschlossenheit und Erstarrung geschützt und dem regsten Völker-, Handels- und Geistesverkehre geöffnet; die freie griechische Kunst und Bildung ist das schönste und höchste Erzeugniss des gesegneten und ewig heitern griechischen Bodens. Die Wiege des jungen griechischen Künstlers, der griechischen Kunst umstehen die Völker des Mttelmeeres, besonders die Aegypter und Phönicier mit ihren reichen Geschenken der Handwerke, des Metallgusses und Bergbaues, der Schifffahrt und des Schiffbaues, der Webkunst und der Kunst der Stickereien, des Steinbaues u. s. w., weshalb auch schon in den ersten geschichtlichen Anfängen und vorzüglich in den Zeiten Homers1) die griechische Kunst eine höhere Stufe einnimmt, namentlich aber mit den zu bearbeitenden Stoffen nicht mehr zu kämpfen hat. Der cubische Stein2) mit dem darauf liegenden Winkelmasse, welches dirigit 1) Vergl. Thiersch, Epochen, S. 9, Anm. 9 , u S. 42, Anm. 2) Vergl. Lenning, Encyklopädie unter Cubik-Stein; Ragon, rituel du grade de cornpagnon, Paris 1860, S. 36 ff.
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Meissel von jenen hervorgingen.“ Dass die ägyptische Kastenverfassung mit einer vorherrschenden übermächtigen Priesterschaft, welche in einer überraschenden, noch unerklärten Uebereinstimmung auch in Indien besteht, in Griechenland in der geschichtlichen Zeit wenig oder gar nicht hervortritt, hat wohl darin seinen Grund, dass bei den Hellenen und den Pelasgern auf den langen Zügen und Wanderungen des Kampfes aus Asien um das schwarze Meer herum bis in das heutige Griechenland die Krieger, die Heroengeschlechter an die Spitze der Volksstämme getreten waren, welche dann in dem eigenen Rechte und in der eigenen Macht zugleich die Freiheit des Volkes vor einer Priesterherrschaft bewahrten. Griechenland hat daher ein Heroenzeitalter und das Epos, welche den frühe in dem Nilthale niedergelassenen und dem Acker- und Städtebau zugewandten Aegyptern unter ihrer Priesterschaft und dem priesterlichen Königthume fehlen. Ebenso war Griechenland mit den weiten vielgetheilten Meeresküsten und den zahlreichen , über das ganze Mittelmeer ausgebreiteten Inseln durch die Natur schon jegen die ägyptische Abgeschlossenheit und Erstarrung geschützt und dem regsten Völker-, Handels- und Geistesverkehre geöffnet; die freie griechische Kunst und Bildung ist das schönste und höchste Erzeugniss des gesegneten und ewig heitern griechischen Bodens. Die Wiege des jungen griechischen Künstlers, der griechischen Kunst umstehen die Völker des Mttelmeeres, besonders die Aegypter und Phönicier mit ihren reichen Geschenken der Handwerke, des Metallgusses und Bergbaues, der Schifffahrt und des Schiffbaues, der Webkunst und der Kunst der Stickereien, des Steinbaues u. s. w., weshalb auch schon in den ersten geschichtlichen Anfängen und vorzüglich in den Zeiten Homers 1) die griechische Kunst eine höhere Stufe einnimmt, namentlich aber mit den zu bearbeitenden Stoffen nicht mehr zu kämpfen hat. Der cubische Stein 2) mit dem darauf liegenden Winkelmasse, welches dirigit
1) Vergl. Thiersch, Epochen, S. 9, Anm. 9 , u S. 42, Anm.
2) Vergl. Lenning, Encyklopädie unter Cubik-Stein; Ragon, rituel du grade de cornpagnon, Paris 1860, S. 36 ff.
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