Neben dem östlichen Eingange der Todtenkirche zu Meiches in Hessen steht ein alter schönerTaufstein, auf dem ein Crucifix, St. Georg und ein fünfstrahliger Stern mit einem Eichelzweige ausgehauen ist.1) An der Südseite der Kirche zu Battenfeld befindet sich ein sechsseitiger Stern mit zwei halben Monden, der Sage zufolge das Wappen einer mit einem Herrn von Biedenfeld verehlichten vornehmen Türkin. Die Drusen hoffen noch immer, es werde Hahim beamrihi in Begleitung der fünf edeln Endpunkte (Erzengel) zur Verkündigung der Einheit Gottes wiederkehren.2) Nach Heideloff, die Bauhütte, S. 26, durften in eine mittelalterliche Bauhütte niemals mehr als fünf Candidaten zusammen aufgenommen werden, um zu ihrem ersten Unterricht hinlänglich Zeit zu haben; ebenso soll nach der gemeinen deutschen Steinmetzordnung von 1459 ein Meister nicht mehr als drei und höchstens fünf Lehrlinge (Diener) haben, je nachdem er einen oder mehrere Bauten auszuführen hat. Im Paradiese Indra's stehen fünf ewig blühende Bäume, in deren Schatten die Seligen ruhen, den Unsterblichkeitstrank trinken und den himmlischen Gesängen und Tänzen lauschen.3) Körner riefen die fünf Eichen vor Dellwitz zu:
Alles Grosse muss im Tod bestehen! - Deutsches Volk, du herrlichstes vor allen, Deine Eichen steh'n, du bist gefallen!
Der Glaube, dass die letzte Stunde des ablaufenden Jahres die Gräber öffne, ist lebendig und sinnvoll in einer Sage des Münsters von Strassburg erhalten, welche Stöber, die Sagen des Elsasses, St. Gallen 1858, unter Nro. 356 mittheilt und die hier ihres maurerischen Inhaltes wegen nicht übergangen werden darf. Der Johannistag war von jeher auf und in dem Münster ein hoher Festtag, zumal da am Tage Johannis des Täufers im J. 1007 das alte Münster bis auf den Grund durch einschlagenden Blitz niedergebrannt und in der Woche des Täufers im J. 1439
1) Wolf, hessische Sagen, Nro. 174.
2) Menzel, Literaturblatt für 1861, Nro. 66.
3) Wollheim, S. 15.
Neben dem östlichen Eingange der Todtenkirche zu Meiches in Hessen steht ein alter schönerTaufstein, auf dem ein Crucifix, St. Georg und ein fünfstrahliger Stern mit einem Eichelzweige ausgehauen ist.1) An der Südseite der Kirche zu Battenfeld befindet sich ein sechsseitiger Stern mit zwei halben Monden, der Sage zufolge das Wappen einer mit einem Herrn von Biedenfeld verehlichten vornehmen Türkin. Die Drusen hoffen noch immer, es werde Hahim beamrihi in Begleitung der fünf edeln Endpunkte (Erzengel) zur Verkündigung der Einheit Gottes wiederkehren.2) Nach Heideloff, die Bauhütte, S. 26, durften in eine mittelalterliche Bauhütte niemals mehr als fünf Candidaten zusammen aufgenommen werden, um zu ihrem ersten Unterricht hinlänglich Zeit zu haben; ebenso soll nach der gemeinen deutschen Steinmetzordnung von 1459 ein Meister nicht mehr als drei und höchstens fünf Lehrlinge (Diener) haben, je nachdem er einen oder mehrere Bauten auszuführen hat. Im Paradiese Indra’s stehen fünf ewig blühende Bäume, in deren Schatten die Seligen ruhen, den Unsterblichkeitstrank trinken und den himmlischen Gesängen und Tänzen lauschen.3) Körner riefen die fünf Eichen vor Dellwitz zu:
Alles Grosse muss im Tod bestehen! – Deutsches Volk, du herrlichstes vor allen, Deine Eichen steh’n, du bist gefallen!
Der Glaube, dass die letzte Stunde des ablaufenden Jahres die Gräber öffne, ist lebendig und sinnvoll in einer Sage des Münsters von Strassburg erhalten, welche Stöber, die Sagen des Elsasses, St. Gallen 1858, unter Nro. 356 mittheilt und die hier ihres maurerischen Inhaltes wegen nicht übergangen werden darf. Der Johannistag war von jeher auf und in dem Münster ein hoher Festtag, zumal da am Tage Johannis des Täufers im J. 1007 das alte Münster bis auf den Grund durch einschlagenden Blitz niedergebrannt und in der Woche des Täufers im J. 1439
1) Wolf, hessische Sagen, Nro. 174.
2) Menzel, Literaturblatt für 1861, Nro. 66.
3) Wollheim, S. 15.
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Neben dem östlichen Eingange der Todtenkirche zu Meiches in Hessen steht ein alter schönerTaufstein, auf dem ein Crucifix, St. Georg und ein <hirendition="#g">fünfstrahliger</hi> Stern mit einem Eichelzweige ausgehauen ist.<noteplace="foot"n="1)">Wolf, hessische Sagen, Nro. 174.<lb/></note> An der Südseite der Kirche zu Battenfeld befindet sich ein sechsseitiger Stern mit zwei halben Monden, der Sage zufolge das Wappen einer mit einem Herrn von Biedenfeld verehlichten vornehmen Türkin. Die Drusen hoffen noch immer, es werde Hahim beamrihi in Begleitung der fünf edeln Endpunkte (Erzengel) zur Verkündigung der Einheit Gottes wiederkehren.<noteplace="foot"n="2)">Menzel, Literaturblatt für 1861, Nro. 66.<lb/></note> Nach Heideloff, die Bauhütte, S. 26, durften in eine mittelalterliche Bauhütte niemals mehr als fünf Candidaten zusammen aufgenommen werden, um zu ihrem ersten Unterricht hinlänglich Zeit zu haben; ebenso soll nach der gemeinen deutschen Steinmetzordnung von 1459 ein Meister nicht mehr als drei und höchstens fünf Lehrlinge (Diener) haben, je nachdem er einen oder mehrere Bauten auszuführen hat. Im Paradiese Indra’s stehen fünf ewig blühende Bäume, in deren Schatten die Seligen ruhen, den Unsterblichkeitstrank trinken und den himmlischen Gesängen und Tänzen lauschen.<noteplace="foot"n="3)">Wollheim, S. 15.<lb/></note> Körner riefen die fünf Eichen vor Dellwitz zu:</p><citrendition="#c"><quote>
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Der Glaube, dass die letzte Stunde des ablaufenden Jahres die Gräber öffne, ist lebendig und sinnvoll in einer Sage des Münsters von Strassburg erhalten, welche Stöber, die Sagen des Elsasses, St. Gallen 1858, unter Nro. 356 mittheilt und die hier ihres maurerischen Inhaltes wegen nicht übergangen werden darf. Der Johannistag war von jeher auf und in dem Münster ein hoher Festtag, zumal da am Tage Johannis des Täufers im J. 1007 das alte Münster bis auf den Grund durch einschlagenden Blitz niedergebrannt und in der Woche des Täufers im J. 1439
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Neben dem östlichen Eingange der Todtenkirche zu Meiches in Hessen steht ein alter schönerTaufstein, auf dem ein Crucifix, St. Georg und ein fünfstrahliger Stern mit einem Eichelzweige ausgehauen ist. 1) An der Südseite der Kirche zu Battenfeld befindet sich ein sechsseitiger Stern mit zwei halben Monden, der Sage zufolge das Wappen einer mit einem Herrn von Biedenfeld verehlichten vornehmen Türkin. Die Drusen hoffen noch immer, es werde Hahim beamrihi in Begleitung der fünf edeln Endpunkte (Erzengel) zur Verkündigung der Einheit Gottes wiederkehren. 2) Nach Heideloff, die Bauhütte, S. 26, durften in eine mittelalterliche Bauhütte niemals mehr als fünf Candidaten zusammen aufgenommen werden, um zu ihrem ersten Unterricht hinlänglich Zeit zu haben; ebenso soll nach der gemeinen deutschen Steinmetzordnung von 1459 ein Meister nicht mehr als drei und höchstens fünf Lehrlinge (Diener) haben, je nachdem er einen oder mehrere Bauten auszuführen hat. Im Paradiese Indra’s stehen fünf ewig blühende Bäume, in deren Schatten die Seligen ruhen, den Unsterblichkeitstrank trinken und den himmlischen Gesängen und Tänzen lauschen. 3) Körner riefen die fünf Eichen vor Dellwitz zu:
Alles Grosse muss im Tod bestehen! –
Deutsches Volk, du herrlichstes vor allen,
Deine Eichen steh’n, du bist gefallen! Der Glaube, dass die letzte Stunde des ablaufenden Jahres die Gräber öffne, ist lebendig und sinnvoll in einer Sage des Münsters von Strassburg erhalten, welche Stöber, die Sagen des Elsasses, St. Gallen 1858, unter Nro. 356 mittheilt und die hier ihres maurerischen Inhaltes wegen nicht übergangen werden darf. Der Johannistag war von jeher auf und in dem Münster ein hoher Festtag, zumal da am Tage Johannis des Täufers im J. 1007 das alte Münster bis auf den Grund durch einschlagenden Blitz niedergebrannt und in der Woche des Täufers im J. 1439
1) Wolf, hessische Sagen, Nro. 174.
2) Menzel, Literaturblatt für 1861, Nro. 66.
3) Wollheim, S. 15.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/788>, abgerufen am 03.07.2024.
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