Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Hyperboreer, nach dem warmen Süden zurüekbringen konnte. Einzig sinnig gefasst, erscheint dieser Gedanke bei Wolf, hessische Sagen, Leipzig 1853, Nro. 2: "Die Höhle im Altkönig." Eine Frau gelangte mit ihrem Töchterchen auf dem Altkönig in eine vorher nie gesehene Höhle, worin sieben greise Männer1) mit langen Bärten um einen Tisch sassen und die ganz voll Gold und Silber war. Die Frau füllte ihren Korb mit den Schätzen, vergisst aber beim Fortgehen ihr Kind mitzunehmen und dieses wird in den Berg eingeschlossen. Da auch die Frau in dem Korbe das Kraut nicht beachtet hatte, womit die Höhle hätte geöffnet werden können (der Blitz, die Springwurzel), muss das Kind sieben Jahre im Berg bleiben; da findet es die Mutter oben schlafend, noch eben so jung, frisch und blühend. - Die Astronomen in Folge der 4- und 12getheilten Sonnenbahn verkürzten das alte volksthümliche Winteralter um vier Monate, welche sie dem Sommer, dem Sonnenleben beifügten, - oder vielmehr anstatt blos zwei Jahreszeiten führten sie vier derselben ein. Auf diese Weise durchdringen sich in der Hirammythe, wie in den ähnlichen Mythen, die blosse Natur- und Volksanschauung und die astronomische Auffassung, und es treten zwei Zahlenreihen, 12, 7 und 5 als die älteren und natürlichen, und 12, 9, 3 und 4 als die jüngeren und astronomischen Zahlen des Jahres, neben einander, welche genau auseinander gehalten werden müssen, um nicht zu falschen Deutungen und Schlüssen verleitet zu werden. Nur in der zu theilenden Zwölfzahl stimmen beide Reihen zusammen, denn 12 Monate zählt das Monds- wie das dieses verbessernde und verdrängende Sonnenjahr von 360 und bald 365 Tagen; 12 Monate, 12 die Monate leitende Götter gehören somit der älte-

1) Auch in der Burg Gottschee sieht ein Jäger sieben Greise, mit kahlen Häuptern, welche Siebenzahl der Götter Wolf, Beiträge, II. S. 70, für jünger hält als die Drei- und Zwölfzahl, denn der Götter seien 12 gewesen. Die sitzenden Männer haben oft ein Buch oder etwas Aehnliches vor sich, was Wolf auf das Buch des Schicksals oder des Gerichtes deutet. Das Buch wird übrigens auch bei bildlichen Darstellungen einer oder zweien der Nornen in die Hand gegeben, worüber Wolf, Beiträge, II. S. 171, zu vergleichen ist.

Hyperboreer, nach dem warmen Süden zurüekbringen konnte. Einzig sinnig gefasst, erscheint dieser Gedanke bei Wolf, hessische Sagen, Leipzig 1853, Nro. 2: „Die Höhle im Altkönig.“ Eine Frau gelangte mit ihrem Töchterchen auf dem Altkönig in eine vorher nie gesehene Höhle, worin sieben greise Männer1) mit langen Bärten um einen Tisch sassen und die ganz voll Gold und Silber war. Die Frau füllte ihren Korb mit den Schätzen, vergisst aber beim Fortgehen ihr Kind mitzunehmen und dieses wird in den Berg eingeschlossen. Da auch die Frau in dem Korbe das Kraut nicht beachtet hatte, womit die Höhle hätte geöffnet werden können (der Blitz, die Springwurzel), muss das Kind sieben Jahre im Berg bleiben; da findet es die Mutter oben schlafend, noch eben so jung, frisch und blühend. – Die Astronomen in Folge der 4- und 12getheilten Sonnenbahn verkürzten das alte volksthümliche Winteralter um vier Monate, welche sie dem Sommer, dem Sonnenleben beifügten, – oder vielmehr anstatt blos zwei Jahreszeiten führten sie vier derselben ein. Auf diese Weise durchdringen sich in der Hirammythe, wie in den ähnlichen Mythen, die blosse Natur- und Volksanschauung und die astronomische Auffassung, und es treten zwei Zahlenreihen, 12, 7 und 5 als die älteren und natürlichen, und 12, 9, 3 und 4 als die jüngeren und astronomischen Zahlen des Jahres, neben einander, welche genau auseinander gehalten werden müssen, um nicht zu falschen Deutungen und Schlüssen verleitet zu werden. Nur in der zu theilenden Zwölfzahl stimmen beide Reihen zusammen, denn 12 Monate zählt das Monds- wie das dieses verbessernde und verdrängende Sonnenjahr von 360 und bald 365 Tagen; 12 Monate, 12 die Monate leitende Götter gehören somit der älte-

1) Auch in der Burg Gottschee sieht ein Jäger sieben Greise, mit kahlen Häuptern, welche Siebenzahl der Götter Wolf, Beiträge, II. S. 70, für jünger hält als die Drei- und Zwölfzahl, denn der Götter seien 12 gewesen. Die sitzenden Männer haben oft ein Buch oder etwas Aehnliches vor sich, was Wolf auf das Buch des Schicksals oder des Gerichtes deutet. Das Buch wird übrigens auch bei bildlichen Darstellungen einer oder zweien der Nornen in die Hand gegeben, worüber Wolf, Beiträge, II. S. 171, zu vergleichen ist.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0782" n="762"/>
Hyperboreer, nach dem warmen Süden zurüekbringen konnte. Einzig sinnig gefasst, erscheint dieser Gedanke bei Wolf, hessische Sagen, Leipzig 1853, Nro. 2: &#x201E;Die Höhle im Altkönig.&#x201C; Eine Frau gelangte mit ihrem Töchterchen auf dem Altkönig in eine vorher nie gesehene Höhle, worin sieben greise Männer<note place="foot" n="1)">Auch in der Burg Gottschee sieht ein Jäger sieben Greise, mit kahlen Häuptern, welche Siebenzahl der Götter Wolf, Beiträge, II. S. 70, für jünger hält als die Drei- und Zwölfzahl, denn der Götter seien 12 gewesen. Die sitzenden Männer haben oft ein Buch oder etwas Aehnliches vor sich, was Wolf auf das Buch des Schicksals oder des Gerichtes deutet. Das Buch wird übrigens auch bei bildlichen Darstellungen einer oder zweien der Nornen in die Hand gegeben, worüber Wolf, Beiträge, II. S. 171, zu vergleichen ist.<lb/></note> mit langen Bärten um einen Tisch sassen und die ganz voll Gold und Silber war. Die Frau füllte ihren Korb mit den Schätzen, vergisst aber beim Fortgehen ihr Kind mitzunehmen und dieses wird in den Berg eingeschlossen. Da auch die Frau in dem Korbe das Kraut nicht beachtet hatte, womit die Höhle hätte geöffnet werden können (der Blitz, die Springwurzel), muss das Kind sieben Jahre im Berg bleiben; da findet es die Mutter oben schlafend, noch eben so jung, frisch und blühend. &#x2013; Die Astronomen in Folge der 4- und 12getheilten Sonnenbahn verkürzten das alte volksthümliche Winteralter um vier Monate, welche sie dem Sommer, dem Sonnenleben beifügten, &#x2013; oder vielmehr anstatt blos zwei Jahreszeiten führten sie vier derselben ein. Auf diese Weise durchdringen sich in der Hirammythe, wie in den ähnlichen Mythen, die blosse Natur- und Volksanschauung und die astronomische Auffassung, und es treten zwei Zahlenreihen, 12, 7 und 5 als die älteren und natürlichen, und 12, 9, 3 und 4 als die jüngeren und astronomischen Zahlen des Jahres, neben einander, welche genau auseinander gehalten werden müssen, um nicht zu falschen Deutungen und Schlüssen verleitet zu werden. Nur in der zu theilenden Zwölfzahl stimmen beide Reihen zusammen, denn 12 Monate zählt das Monds- wie das dieses verbessernde und verdrängende Sonnenjahr von 360 und bald 365 Tagen; 12 Monate, 12 die Monate leitende Götter gehören somit der älte-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[762/0782] Hyperboreer, nach dem warmen Süden zurüekbringen konnte. Einzig sinnig gefasst, erscheint dieser Gedanke bei Wolf, hessische Sagen, Leipzig 1853, Nro. 2: „Die Höhle im Altkönig.“ Eine Frau gelangte mit ihrem Töchterchen auf dem Altkönig in eine vorher nie gesehene Höhle, worin sieben greise Männer 1) mit langen Bärten um einen Tisch sassen und die ganz voll Gold und Silber war. Die Frau füllte ihren Korb mit den Schätzen, vergisst aber beim Fortgehen ihr Kind mitzunehmen und dieses wird in den Berg eingeschlossen. Da auch die Frau in dem Korbe das Kraut nicht beachtet hatte, womit die Höhle hätte geöffnet werden können (der Blitz, die Springwurzel), muss das Kind sieben Jahre im Berg bleiben; da findet es die Mutter oben schlafend, noch eben so jung, frisch und blühend. – Die Astronomen in Folge der 4- und 12getheilten Sonnenbahn verkürzten das alte volksthümliche Winteralter um vier Monate, welche sie dem Sommer, dem Sonnenleben beifügten, – oder vielmehr anstatt blos zwei Jahreszeiten führten sie vier derselben ein. Auf diese Weise durchdringen sich in der Hirammythe, wie in den ähnlichen Mythen, die blosse Natur- und Volksanschauung und die astronomische Auffassung, und es treten zwei Zahlenreihen, 12, 7 und 5 als die älteren und natürlichen, und 12, 9, 3 und 4 als die jüngeren und astronomischen Zahlen des Jahres, neben einander, welche genau auseinander gehalten werden müssen, um nicht zu falschen Deutungen und Schlüssen verleitet zu werden. Nur in der zu theilenden Zwölfzahl stimmen beide Reihen zusammen, denn 12 Monate zählt das Monds- wie das dieses verbessernde und verdrängende Sonnenjahr von 360 und bald 365 Tagen; 12 Monate, 12 die Monate leitende Götter gehören somit der älte- 1) Auch in der Burg Gottschee sieht ein Jäger sieben Greise, mit kahlen Häuptern, welche Siebenzahl der Götter Wolf, Beiträge, II. S. 70, für jünger hält als die Drei- und Zwölfzahl, denn der Götter seien 12 gewesen. Die sitzenden Männer haben oft ein Buch oder etwas Aehnliches vor sich, was Wolf auf das Buch des Schicksals oder des Gerichtes deutet. Das Buch wird übrigens auch bei bildlichen Darstellungen einer oder zweien der Nornen in die Hand gegeben, worüber Wolf, Beiträge, II. S. 171, zu vergleichen ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/782
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/782>, abgerufen am 23.11.2024.