Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

höhere wissenschaftliche Abschluss der Mythe von dem in allmächtigen Baumeister der Welt, - ist die Mythe von dem Weltleben des Weltenschöpfers, von dem Bauen des Baumeisters, indem sie das niemals endende und ewig sich erneuernde, das unsterbliche Leben und Bauen des Schöpfers und der Schöpfung in der unwandelbaren Bahn der Sterne vorgezeichnet und geschrieben erkannte. Das Volk, welches zuerst in den Sternen las und mass, hatte die Ewigkeit des Schöpfers und die Unsterblichkeit der Schöpfung, besonders aber des Menschengeistes, - das bisdahin verborgene höchste Mysterium gefunden. Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und die Stiftung der Mysterien als eines religiösen Dienstes, in welchem jene Lehre vorgetragen und vorgestellt wurde, muss an die Sternkunde angeknüpft werden und ist deren schönste und reichste, Tochter, - ist die astronomische, astrale und zodiakale Mythologie, d. h. der höhere Gottesglaube, welchen man aus den Sternen schöpfte und auf sie gründete. In dem religiösen oder mythologischen Leben der einzelnen Völker des Alterthums, besonders der uns am nächsten liegenden und berührenden Römer, Griechen und Aegypter, sind die Mysterien, der Mysteriendienst die höchste und zugleich letzte Entwickelungsstufe, welche die heidnischen Völker nicht zu überschreiten vermögen, auf der sie untergeben und woraus und worüber das neue christliche Leben hervorgeht, indem es den unsterblichen Menschen den Einen Gott und die Eine Menschheit, den Gottmenschen Christus verkündet und bringt. Die alten Mysterien standen nicht ausserhalb der Volksreligion, sondern bildeten den innersten Mittelpunkt und die Spitze derselben, indem sie das höchste und tröstlichste Geheimniss, Symbol dieser Religion bewahrten, pflegten und allen aus dem Volke dafür Empfänglichen und dazu Geeigneten mittheilten. Bei den Aegyptern und Griechen wenigstens, nicht so bei den Römern, bildeten die Mysterien die eigentliche Staatskirche, waren förmliche Staatseinrichtungen und lehrten unter dem Schutze des Staates dessen höhern Glauben und Wissen; jedoch hatten schon die Griechen das ungetheilte ägyptiche Priestermysterium gelöst, und getheilt und in die eigentlichen religiösen Mygterien und die freien Künste

höhere wissenschaftliche Abschluss der Mythe von dem in allmächtigen Baumeister der Welt, – ist die Mythe von dem Weltleben des Weltenschöpfers, von dem Bauen des Baumeisters, indem sie das niemals endende und ewig sich erneuernde, das unsterbliche Leben und Bauen des Schöpfers und der Schöpfung in der unwandelbaren Bahn der Sterne vorgezeichnet und geschrieben erkannte. Das Volk, welches zuerst in den Sternen las und mass, hatte die Ewigkeit des Schöpfers und die Unsterblichkeit der Schöpfung, besonders aber des Menschengeistes, – das bisdahin verborgene höchste Mysterium gefunden. Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und die Stiftung der Mysterien als eines religiösen Dienstes, in welchem jene Lehre vorgetragen und vorgestellt wurde, muss an die Sternkunde angeknüpft werden und ist deren schönste und reichste, Tochter, – ist die astronomische, astrale und zodiakale Mythologie, d. h. der höhere Gottesglaube, welchen man aus den Sternen schöpfte und auf sie gründete. In dem religiösen oder mythologischen Leben der einzelnen Völker des Alterthums, besonders der uns am nächsten liegenden und berührenden Römer, Griechen und Aegypter, sind die Mysterien, der Mysteriendienst die höchste und zugleich letzte Entwickelungsstufe, welche die heidnischen Völker nicht zu überschreiten vermögen, auf der sie untergeben und woraus und worüber das neue christliche Leben hervorgeht, indem es den unsterblichen Menschen den Einen Gott und die Eine Menschheit, den Gottmenschen Christus verkündet und bringt. Die alten Mysterien standen nicht ausserhalb der Volksreligion, sondern bildeten den innersten Mittelpunkt und die Spitze derselben, indem sie das höchste und tröstlichste Geheimniss, Symbol dieser Religion bewahrten, pflegten und allen aus dem Volke dafür Empfänglichen und dazu Geeigneten mittheilten. Bei den Aegyptern und Griechen wenigstens, nicht so bei den Römern, bildeten die Mysterien die eigentliche Staatskirche, waren förmliche Staatseinrichtungen und lehrten unter dem Schutze des Staates dessen höhern Glauben und Wissen; jedoch hatten schon die Griechen das ungetheilte ägyptiche Priestermysterium gelöst, und getheilt und in die eigentlichen religiösen Mygterien und die freien Künste

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0774" n="754"/>
höhere wissenschaftliche Abschluss der Mythe von dem in allmächtigen Baumeister der Welt, &#x2013; ist die Mythe von dem Weltleben des Weltenschöpfers, von dem Bauen des Baumeisters, indem sie das niemals endende und ewig sich erneuernde, das unsterbliche Leben und Bauen des Schöpfers und der Schöpfung in der unwandelbaren Bahn der Sterne vorgezeichnet und geschrieben erkannte. Das Volk, welches zuerst in den Sternen las und mass, hatte die Ewigkeit des Schöpfers und die Unsterblichkeit der Schöpfung, besonders aber des Menschengeistes, &#x2013; das bisdahin verborgene höchste Mysterium gefunden. Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und die Stiftung der Mysterien als eines religiösen Dienstes, in welchem jene Lehre vorgetragen und vorgestellt wurde, muss an die Sternkunde angeknüpft werden und ist deren schönste und reichste, Tochter, &#x2013; ist die astronomische, astrale und zodiakale Mythologie, d. h. der höhere Gottesglaube, welchen man aus den Sternen schöpfte und auf sie gründete. In dem religiösen oder mythologischen Leben der einzelnen Völker des Alterthums, besonders der uns am nächsten liegenden und berührenden Römer, Griechen und Aegypter, sind die Mysterien, der Mysteriendienst die höchste und zugleich letzte Entwickelungsstufe, welche die heidnischen Völker nicht zu überschreiten vermögen, auf der sie untergeben und woraus und worüber das neue christliche Leben hervorgeht, indem es den unsterblichen Menschen den Einen Gott und die Eine Menschheit, den Gottmenschen Christus verkündet und bringt. Die alten Mysterien standen nicht ausserhalb der Volksreligion, sondern bildeten den innersten Mittelpunkt und die Spitze derselben, indem sie das höchste und tröstlichste Geheimniss, Symbol dieser Religion bewahrten, pflegten und allen aus dem Volke dafür Empfänglichen und dazu Geeigneten mittheilten. Bei den Aegyptern und Griechen wenigstens, nicht so bei den Römern, bildeten die Mysterien die eigentliche Staatskirche, waren förmliche Staatseinrichtungen und lehrten unter dem Schutze des Staates dessen höhern Glauben und Wissen; jedoch hatten schon die Griechen das ungetheilte ägyptiche Priestermysterium gelöst, und getheilt und in die eigentlichen religiösen Mygterien und die <hi rendition="#g">freien</hi> Künste
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[754/0774] höhere wissenschaftliche Abschluss der Mythe von dem in allmächtigen Baumeister der Welt, – ist die Mythe von dem Weltleben des Weltenschöpfers, von dem Bauen des Baumeisters, indem sie das niemals endende und ewig sich erneuernde, das unsterbliche Leben und Bauen des Schöpfers und der Schöpfung in der unwandelbaren Bahn der Sterne vorgezeichnet und geschrieben erkannte. Das Volk, welches zuerst in den Sternen las und mass, hatte die Ewigkeit des Schöpfers und die Unsterblichkeit der Schöpfung, besonders aber des Menschengeistes, – das bisdahin verborgene höchste Mysterium gefunden. Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und die Stiftung der Mysterien als eines religiösen Dienstes, in welchem jene Lehre vorgetragen und vorgestellt wurde, muss an die Sternkunde angeknüpft werden und ist deren schönste und reichste, Tochter, – ist die astronomische, astrale und zodiakale Mythologie, d. h. der höhere Gottesglaube, welchen man aus den Sternen schöpfte und auf sie gründete. In dem religiösen oder mythologischen Leben der einzelnen Völker des Alterthums, besonders der uns am nächsten liegenden und berührenden Römer, Griechen und Aegypter, sind die Mysterien, der Mysteriendienst die höchste und zugleich letzte Entwickelungsstufe, welche die heidnischen Völker nicht zu überschreiten vermögen, auf der sie untergeben und woraus und worüber das neue christliche Leben hervorgeht, indem es den unsterblichen Menschen den Einen Gott und die Eine Menschheit, den Gottmenschen Christus verkündet und bringt. Die alten Mysterien standen nicht ausserhalb der Volksreligion, sondern bildeten den innersten Mittelpunkt und die Spitze derselben, indem sie das höchste und tröstlichste Geheimniss, Symbol dieser Religion bewahrten, pflegten und allen aus dem Volke dafür Empfänglichen und dazu Geeigneten mittheilten. Bei den Aegyptern und Griechen wenigstens, nicht so bei den Römern, bildeten die Mysterien die eigentliche Staatskirche, waren förmliche Staatseinrichtungen und lehrten unter dem Schutze des Staates dessen höhern Glauben und Wissen; jedoch hatten schon die Griechen das ungetheilte ägyptiche Priestermysterium gelöst, und getheilt und in die eigentlichen religiösen Mygterien und die freien Künste

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/774
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/774>, abgerufen am 22.11.2024.