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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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zahl getheilt. Des Bären Gattin ist die Sonne, denn die Ehe der Nacht und des Tages ist unauflöslich.

Ferner wird in jüngeren keltischen Sagen Vieles von den Todtenschiffern erzählt, welche zur Nachtzeit auf am Ufer schon bereit stehenden, fremden Schiffen die Seelen der Verstorbenen nach dem Lande und der Insel der Seligen hinüberfahren, weshalb vorzüglich auf Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 29 ff., verwiesen wird. Wie aus den Mündungen des Rheines bei den Deutschen die Todten hinüberschiffen nach dem Engellande, nach dem Grönlande, nach dem Rosenlande, so die gallischen Kelten von den französischen Küsten und besonders von den Küsten der Bretagne nach Brittia, nicht nach Britannien, - oder nach der Bretagner Sage nach dem Apfellande, Ile d'Avalon, nach der Insel der Hesperiden. Nachklänge der Sage finden sich noch in dem altfranzösischen Romane Lancelot du Lac, wo die Demoiselle d'Escalot verfügt, wie es mit ihrem Leichname gehalten werden solle. Ihr Körper soll in ein reich geschmücktes Schiff gebracht werden, welches dann ohne Führer den Winden übergeben werden soll. Es herrschte also der Glaube, dass die Leiche, dem heiligen Meere und den Winden übergeben, von selbst einlaufe in das menschlicher Führung unnahbare Land, und der höchste und letzte Gedanke von dem führer-, mast-, segel- und steuerlosen Todtenschiffe ist der, dass die göttliche Fügung, die göttliche Liebe und Gnade dessen einziger Führer, Mast, Segel und Steuer sein solle und könne. Diese stille Hoffnung ist der mächtige Trost (fortitudo) der Lebenden und Sterbenden. Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 37, meint, Amerika sei den Druiden die Insel und die Wohnung der Seligen gewesen: allein an Amerika haben die Druiden sicher nicht gedacht, sondern das Land der Seligen war ihnen ursprünglich ein unbekanntes, sagenhaftes und blos mythisches Land im fernen Westen und Norden, jenseits des bekannten Meeres, und wenn und sobald sie es irdisch localisirten, verlegten sie es entweder hinter und über dem Brittenlande und der Britteninsel oder auch nach diesem selbst, woher eben das Land der Seligen den Namen Brittia trägt, wie vielfach auch bei den Deutschen England das Engelland ist und Grön-

zahl getheilt. Des Bären Gattin ist die Sonne, denn die Ehe der Nacht und des Tages ist unauflöslich.

Ferner wird in jüngeren keltischen Sagen Vieles von den Todtenschiffern erzählt, welche zur Nachtzeit auf am Ufer schon bereit stehenden, fremden Schiffen die Seelen der Verstorbenen nach dem Lande und der Insel der Seligen hinüberfahren, weshalb vorzüglich auf Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 29 ff., verwiesen wird. Wie aus den Mündungen des Rheines bei den Deutschen die Todten hinüberschiffen nach dem Engellande, nach dem Grönlande, nach dem Rosenlande, so die gallischen Kelten von den französischen Küsten und besonders von den Küsten der Bretagne nach Brittia, nicht nach Britannien, - oder nach der Bretagner Sage nach dem Apfellande, Ile d’Avalon, nach der Insel der Hesperiden. Nachklänge der Sage finden sich noch in dem altfranzösischen Romane Lancelot du Lac, wo die Demoiselle d’Escalot verfügt, wie es mit ihrem Leichname gehalten werden solle. Ihr Körper soll in ein reich geschmücktes Schiff gebracht werden, welches dann ohne Führer den Winden übergeben werden soll. Es herrschte also der Glaube, dass die Leiche, dem heiligen Meere und den Winden übergeben, von selbst einlaufe in das menschlicher Führung unnahbare Land, und der höchste und letzte Gedanke von dem führer-, mast-, segel- und steuerlosen Todtenschiffe ist der, dass die göttliche Fügung, die göttliche Liebe und Gnade dessen einziger Führer, Mast, Segel und Steuer sein solle und könne. Diese stille Hoffnung ist der mächtige Trost (fortitudo) der Lebenden und Sterbenden. Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 37, meint, Amerika sei den Druiden die Insel und die Wohnung der Seligen gewesen: allein an Amerika haben die Druiden sicher nicht gedacht, sondern das Land der Seligen war ihnen ursprünglich ein unbekanntes, sagenhaftes und blos mythisches Land im fernen Westen und Norden, jenseits des bekannten Meeres, und wenn und sobald sie es irdisch localisirten, verlegten sie es entweder hinter und über dem Brittenlande und der Britteninsel oder auch nach diesem selbst, woher eben das Land der Seligen den Namen Brittia trägt, wie vielfach auch bei den Deutschen England das Engelland ist und Grön-

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 Ferner wird in jüngeren keltischen Sagen Vieles von den Todtenschiffern erzählt, welche zur Nachtzeit auf am Ufer schon bereit stehenden, fremden Schiffen die Seelen der Verstorbenen nach dem Lande und der Insel der Seligen hinüberfahren, weshalb vorzüglich auf Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 29 ff., verwiesen wird. Wie aus den Mündungen des Rheines bei den Deutschen die Todten hinüberschiffen nach dem Engellande, nach dem Grönlande, nach dem Rosenlande, so die gallischen Kelten von den französischen Küsten und besonders von den Küsten der Bretagne nach Brittia, nicht nach Britannien, - oder nach der Bretagner Sage nach dem Apfellande, Ile d&#x2019;Avalon, nach der Insel der Hesperiden. Nachklänge der Sage finden sich noch in dem altfranzösischen Romane Lancelot du Lac, wo die Demoiselle d&#x2019;Escalot verfügt, wie es mit ihrem Leichname gehalten werden solle. Ihr Körper soll in ein reich geschmücktes Schiff gebracht werden, welches dann <hi rendition="#g">ohne Führer</hi> den Winden übergeben werden soll. Es herrschte also der Glaube, dass die Leiche, dem heiligen Meere und den Winden übergeben, von selbst einlaufe in das menschlicher Führung unnahbare Land, und der höchste und letzte Gedanke von dem führer-, mast-, segel- und steuerlosen Todtenschiffe ist der, dass die göttliche Fügung, die göttliche Liebe und Gnade dessen einziger Führer, Mast, Segel und Steuer sein solle und könne. Diese stille Hoffnung ist der mächtige Trost (fortitudo) der Lebenden und Sterbenden. Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 37, meint, Amerika sei den Druiden die Insel und die Wohnung der Seligen gewesen: allein an Amerika haben die Druiden sicher nicht gedacht, sondern das Land der Seligen war ihnen ursprünglich ein <hi rendition="#g">unbekanntes</hi>, sagenhaftes und blos mythisches Land im fernen Westen und Norden,<hi rendition="#g"> jenseits</hi> des bekannten Meeres, und wenn und sobald sie es irdisch localisirten, verlegten sie es entweder hinter und über dem Brittenlande und der Britteninsel oder auch nach diesem selbst, woher eben das Land der Seligen den Namen Brittia trägt, wie vielfach auch bei den Deutschen England das Engelland ist und Grön-
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[720/0740] zahl getheilt. Des Bären Gattin ist die Sonne, denn die Ehe der Nacht und des Tages ist unauflöslich. Ferner wird in jüngeren keltischen Sagen Vieles von den Todtenschiffern erzählt, welche zur Nachtzeit auf am Ufer schon bereit stehenden, fremden Schiffen die Seelen der Verstorbenen nach dem Lande und der Insel der Seligen hinüberfahren, weshalb vorzüglich auf Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 29 ff., verwiesen wird. Wie aus den Mündungen des Rheines bei den Deutschen die Todten hinüberschiffen nach dem Engellande, nach dem Grönlande, nach dem Rosenlande, so die gallischen Kelten von den französischen Küsten und besonders von den Küsten der Bretagne nach Brittia, nicht nach Britannien, - oder nach der Bretagner Sage nach dem Apfellande, Ile d’Avalon, nach der Insel der Hesperiden. Nachklänge der Sage finden sich noch in dem altfranzösischen Romane Lancelot du Lac, wo die Demoiselle d’Escalot verfügt, wie es mit ihrem Leichname gehalten werden solle. Ihr Körper soll in ein reich geschmücktes Schiff gebracht werden, welches dann ohne Führer den Winden übergeben werden soll. Es herrschte also der Glaube, dass die Leiche, dem heiligen Meere und den Winden übergeben, von selbst einlaufe in das menschlicher Führung unnahbare Land, und der höchste und letzte Gedanke von dem führer-, mast-, segel- und steuerlosen Todtenschiffe ist der, dass die göttliche Fügung, die göttliche Liebe und Gnade dessen einziger Führer, Mast, Segel und Steuer sein solle und könne. Diese stille Hoffnung ist der mächtige Trost (fortitudo) der Lebenden und Sterbenden. Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 37, meint, Amerika sei den Druiden die Insel und die Wohnung der Seligen gewesen: allein an Amerika haben die Druiden sicher nicht gedacht, sondern das Land der Seligen war ihnen ursprünglich ein unbekanntes, sagenhaftes und blos mythisches Land im fernen Westen und Norden, jenseits des bekannten Meeres, und wenn und sobald sie es irdisch localisirten, verlegten sie es entweder hinter und über dem Brittenlande und der Britteninsel oder auch nach diesem selbst, woher eben das Land der Seligen den Namen Brittia trägt, wie vielfach auch bei den Deutschen England das Engelland ist und Grön-

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 720. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/740>, abgerufen am 23.11.2024.