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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Juliersäulen sind nun gewiss ein uraltes heidnisches oder druidisches Steindenkmal und zwar waren es entweder drei frei stehende und Nichts tragende Säulen, wie auch das Schlachtfeld von Grandson noch heute drei und längst vor der Schlacht vorhanden gewesene druidische Felsen zieren, oder es waren, was wahrscheinlicher ist, zwei, die dritte tragende Säulen zum Symbole des die Welt tragenden Gottes, des doppelgestaltigen Tragebalkens der Welt. Auf den Marmelstein ist kein grosses Gewicht zu legen, indem im Jahr 1396 ein der Mineralogie nicht Kundiger auch den schwarzen Serpentin für schwarzen Marmor ansehen und nur von einem Steine reden konnte, wenn es drei mit einander zu einem Werke verbundene Steine waren. Den Marmorstein, welchen Brügger im Auge hat, hat kaum Jemand von der Spitze des Julier fortgebracht und ebenso ist es nicht glaublich, dass man nur die Stütze für einen solchen Stein aus weiter Ferne herbeigeholt habe. An die zwei Säulen des Juliers, der rätischen Kelten (nach Zeus die Deutschen und ihre Nachbarstämme, S. 238 ff., waren die Rätier wie die Vindelicier zum grössten Theile Kelten) würde es sich genau anschliessen, dass die Kelten dem Belisenus am 1. Mai, der von ihm la Bealtaine hiess, zwei Feuer einander gegenüber anzündeten, so dass man sprichwörtlich sagte: zwischen zwei Belsfeuern sitzen, anstatt in grosser Gefahr sein, welches Bild sich merkwürdiger Weise auch bei Ezechiel 15, 7 findet:

wenn sie dein einen Feuer entgehen, soll das andere sie verzehren.

wie auch die griechische Skylla und Charybdis dahin gehören. Auch in der Mitte des Sommers zur Zeit der Sonnenwende und am Ende des October wurden dem Belisenus zu Ehren Feuer angezündet.1) H. Meyer, die römischen Alpenstrassen (Zürich 1861), S. 17 ff., neigt sich zu der Ansicht, dass es eine dem Jul oder der Sonne geheiligte Säule gewesen sei, woher auch derBerg selbst, gleich dem Monat Juli,2) den Namen trage, welche Ansicht die vorhandenen geschichtlichen Nach-

1) Richter, a. a. O., S. 4.
2) Grimm, Geschichte der deutschen Sprache, S. 107.

Juliersäulen sind nun gewiss ein uraltes heidnisches oder druidisches Steindenkmal und zwar waren es entweder drei frei stehende und Nichts tragende Säulen, wie auch das Schlachtfeld von Grandson noch heute drei und längst vor der Schlacht vorhanden gewesene druidische Felsen zieren, oder es waren, was wahrscheinlicher ist, zwei, die dritte tragende Säulen zum Symbole des die Welt tragenden Gottes, des doppelgestaltigen Tragebalkens der Welt. Auf den Marmelstein ist kein grosses Gewicht zu legen, indem im Jahr 1396 ein der Mineralogie nicht Kundiger auch den schwarzen Serpentin für schwarzen Marmor ansehen und nur von einem Steine reden konnte, wenn es drei mit einander zu einem Werke verbundene Steine waren. Den Marmorstein, welchen Brügger im Auge hat, hat kaum Jemand von der Spitze des Julier fortgebracht und ebenso ist es nicht glaublich, dass man nur die Stütze für einen solchen Stein aus weiter Ferne herbeigeholt habe. An die zwei Säulen des Juliers, der rätischen Kelten (nach Zeus die Deutschen und ihre Nachbarstämme, S. 238 ff., waren die Rätier wie die Vindelicier zum grössten Theile Kelten) würde es sich genau anschliessen, dass die Kelten dem Belisenus am 1. Mai, der von ihm la Bealtaine hiess, zwei Feuer einander gegenüber anzündeten, so dass man sprichwörtlich sagte: zwischen zwei Belsfeuern sitzen, anstatt in grosser Gefahr sein, welches Bild sich merkwürdiger Weise auch bei Ezechiel 15, 7 findet:

wenn sie dein einen Feuer entgehen, soll das andere sie verzehren.

wie auch die griechische Skylla und Charybdis dahin gehören. Auch in der Mitte des Sommers zur Zeit der Sonnenwende und am Ende des October wurden dem Belisenus zu Ehren Feuer angezündet.1) H. Meyer, die römischen Alpenstrassen (Zürich 1861), S. 17 ff., neigt sich zu der Ansicht, dass es eine dem Jul oder der Sonne geheiligte Säule gewesen sei, woher auch derBerg selbst, gleich dem Monat Juli,2) den Namen trage, welche Ansicht die vorhandenen geschichtlichen Nach-

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Juliersäulen sind nun gewiss ein uraltes heidnisches oder druidisches Steindenkmal und zwar waren es entweder drei frei stehende und Nichts tragende Säulen, wie auch das Schlachtfeld von Grandson noch heute drei und längst vor der Schlacht vorhanden gewesene druidische Felsen zieren, oder es waren, was wahrscheinlicher ist, zwei, die dritte tragende Säulen zum Symbole des die Welt tragenden Gottes, des doppelgestaltigen Tragebalkens der Welt. Auf den Marmelstein ist kein grosses Gewicht zu legen, indem im Jahr 1396 ein der Mineralogie nicht Kundiger auch den schwarzen Serpentin für <hi rendition="#g">schwarzen</hi> Marmor ansehen und nur von einem Steine reden konnte, wenn es drei mit einander zu einem Werke verbundene Steine waren. Den Marmorstein, welchen Brügger im Auge hat, hat kaum Jemand von der Spitze des Julier fortgebracht und ebenso ist es nicht glaublich, dass man nur die Stütze für einen solchen Stein aus weiter Ferne herbeigeholt habe. An die zwei Säulen des Juliers, der rätischen Kelten (nach Zeus die Deutschen und ihre Nachbarstämme, S. 238 ff., waren die Rätier wie die Vindelicier zum grössten Theile Kelten) würde es sich genau anschliessen, dass die Kelten dem Belisenus am 1. Mai, der von ihm la Bealtaine hiess, <hi rendition="#g">zwei </hi>Feuer einander gegenüber anzündeten, so dass man sprichwörtlich sagte: zwischen zwei Belsfeuern sitzen, anstatt in grosser Gefahr sein, welches Bild sich merkwürdiger Weise auch bei Ezechiel 15, 7 findet:</p>
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[704/0724] Juliersäulen sind nun gewiss ein uraltes heidnisches oder druidisches Steindenkmal und zwar waren es entweder drei frei stehende und Nichts tragende Säulen, wie auch das Schlachtfeld von Grandson noch heute drei und längst vor der Schlacht vorhanden gewesene druidische Felsen zieren, oder es waren, was wahrscheinlicher ist, zwei, die dritte tragende Säulen zum Symbole des die Welt tragenden Gottes, des doppelgestaltigen Tragebalkens der Welt. Auf den Marmelstein ist kein grosses Gewicht zu legen, indem im Jahr 1396 ein der Mineralogie nicht Kundiger auch den schwarzen Serpentin für schwarzen Marmor ansehen und nur von einem Steine reden konnte, wenn es drei mit einander zu einem Werke verbundene Steine waren. Den Marmorstein, welchen Brügger im Auge hat, hat kaum Jemand von der Spitze des Julier fortgebracht und ebenso ist es nicht glaublich, dass man nur die Stütze für einen solchen Stein aus weiter Ferne herbeigeholt habe. An die zwei Säulen des Juliers, der rätischen Kelten (nach Zeus die Deutschen und ihre Nachbarstämme, S. 238 ff., waren die Rätier wie die Vindelicier zum grössten Theile Kelten) würde es sich genau anschliessen, dass die Kelten dem Belisenus am 1. Mai, der von ihm la Bealtaine hiess, zwei Feuer einander gegenüber anzündeten, so dass man sprichwörtlich sagte: zwischen zwei Belsfeuern sitzen, anstatt in grosser Gefahr sein, welches Bild sich merkwürdiger Weise auch bei Ezechiel 15, 7 findet: wenn sie dein einen Feuer entgehen, soll das andere sie verzehren. wie auch die griechische Skylla und Charybdis dahin gehören. Auch in der Mitte des Sommers zur Zeit der Sonnenwende und am Ende des October wurden dem Belisenus zu Ehren Feuer angezündet. 1) H. Meyer, die römischen Alpenstrassen (Zürich 1861), S. 17 ff., neigt sich zu der Ansicht, dass es eine dem Jul oder der Sonne geheiligte Säule gewesen sei, woher auch derBerg selbst, gleich dem Monat Juli, 2) den Namen trage, welche Ansicht die vorhandenen geschichtlichen Nach- 1) Richter, a. a. O., S. 4. 2) Grimm, Geschichte der deutschen Sprache, S. 107.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/724>, abgerufen am 23.11.2024.