der Wiederauferstehung der Todten ursprünglich an, wie geschichtlich ganz feststeht. Auch bei einzelnen indischen Volksstämmen wird der Todte also beerdigt und die Mutter, welche dem Todten die Lage in dem Mutterschosse gibt, giesst ihre Milch auf das Grab, welcher letztere Gebrauch nach Troyon sich in einem Alpenthale (aux Ormonts) des Kantons Waadt bis auf unsere Tage erhalten hat.
Von alten deutschen Sprichwörtern gehören hierher:
Lern leiden, wenn du willt auch endlich überwinden; Lern sterben, wenn du willt das rechte Leben finden.
Das Leben dieser Welt ist mit dem Tod umgeben, Und der in Christo stirbt, find't erst das rechte Leben.
Was in der Sterblichkeit wir Menschen Leben nennen, Ist mehr vor einem Tod als Leben zu erkennen.
An den in den obigen Volksliedern sich aussprechenden Baumcultus reiht es sich, dass die Inder die Bäume förmlich mit einander vermählen und sich nicht ausreden lassen, dass diese Staude die Braut jenes Strauchs, dieser Baum der Gemahl jenes Baumes werden müsse.1) In der indischen Heldensage Nal und Damajanti irrt die Königin Damajanti im Walde umher, den Bergen und Flüssen, den Bäumen und Blumen ihr Herzeleid klagend. Sie kommt an den duftenden, reichblühenden Asoka, d. i. Kummerlos, den E. Meier als Linde übersetzt.
"Dass Linderung ich erlange, O Linde, das gewähre! Linde, weil Leid du linderst, Mach' deinem Namen. Ehre!"
Auch in Deutschland sind die Linden noch dermalen neben den Eichen geheiligte Bäume, und Gude und Grube wollen die sanfte Linde als Braut in indischer Weise der starken Eiche gatten. Bei den Griechen war wirklich die Eiche dem Zeus und die Linde der Aphrodite geweiht. Den alten deutschen Dichtern war das Lindenblatt wegen seiner
1) Vergl. Gude und Grube, Unterhaltungen und Studien aus dem Natur- und Menschenleben, N. F. erster Jahrgang, Magdeburg 1856, S. 95 ff.
der Wiederauferstehung der Todten ursprünglich an, wie geschichtlich ganz feststeht. Auch bei einzelnen indischen Volksstämmen wird der Todte also beerdigt und die Mutter, welche dem Todten die Lage in dem Mutterschosse gibt, giesst ihre Milch auf das Grab, welcher letztere Gebrauch nach Troyon sich in einem Alpenthale (aux Ormonts) des Kantons Waadt bis auf unsere Tage erhalten hat.
Von alten deutschen Sprichwörtern gehören hierher:
Lern leiden, wenn du willt auch endlich überwinden; Lern sterben, wenn du willt das rechte Leben finden.
Das Leben dieser Welt ist mit dem Tod umgeben, Und der in Christo stirbt, find’t erst das rechte Leben.
Was in der Sterblichkeit wir Menschen Leben nennen, Ist mehr vor einem Tod als Leben zu erkennen.
An den in den obigen Volksliedern sich aussprechenden Baumcultus reiht es sich, dass die Inder die Bäume förmlich mit einander vermählen und sich nicht ausreden lassen, dass diese Staude die Braut jenes Strauchs, dieser Baum der Gemahl jenes Baumes werden müsse.1) In der indischen Heldensage Nal und Damajanti irrt die Königin Damajanti im Walde umher, den Bergen und Flüssen, den Bäumen und Blumen ihr Herzeleid klagend. Sie kommt an den duftenden, reichblühenden Asoka, d. i. Kummerlos, den E. Meier als Linde übersetzt.
„Dass Linderung ich erlange, O Linde, das gewähre! Linde, weil Leid du linderst, Mach’ deinem Namen. Ehre!“
Auch in Deutschland sind die Linden noch dermalen neben den Eichen geheiligte Bäume, und Gude und Grube wollen die sanfte Linde als Braut in indischer Weise der starken Eiche gatten. Bei den Griechen war wirklich die Eiche dem Zeus und die Linde der Aphrodite geweiht. Den alten deutschen Dichtern war das Lindenblatt wegen seiner
1) Vergl. Gude und Grube, Unterhaltungen und Studien aus dem Natur- und Menschenleben, N. F. erster Jahrgang, Magdeburg 1856, S. 95 ff.
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der Wiederauferstehung der Todten ursprünglich an, wie geschichtlich ganz feststeht. Auch bei einzelnen indischen Volksstämmen wird der Todte also beerdigt und die Mutter, welche dem Todten die Lage in dem Mutterschosse gibt, giesst ihre Milch auf das Grab, welcher letztere Gebrauch nach Troyon sich in einem Alpenthale (aux Ormonts) des Kantons Waadt bis auf unsere Tage erhalten hat.</p><p>
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der Wiederauferstehung der Todten ursprünglich an, wie geschichtlich ganz feststeht. Auch bei einzelnen indischen Volksstämmen wird der Todte also beerdigt und die Mutter, welche dem Todten die Lage in dem Mutterschosse gibt, giesst ihre Milch auf das Grab, welcher letztere Gebrauch nach Troyon sich in einem Alpenthale (aux Ormonts) des Kantons Waadt bis auf unsere Tage erhalten hat.
Von alten deutschen Sprichwörtern gehören hierher:
Lern leiden, wenn du willt auch endlich überwinden;
Lern sterben, wenn du willt das rechte Leben finden.
Das Leben dieser Welt ist mit dem Tod umgeben,
Und der in Christo stirbt, find’t erst das rechte Leben.
Was in der Sterblichkeit wir Menschen Leben nennen,
Ist mehr vor einem Tod als Leben zu erkennen.
An den in den obigen Volksliedern sich aussprechenden Baumcultus reiht es sich, dass die Inder die Bäume förmlich mit einander vermählen und sich nicht ausreden lassen, dass diese Staude die Braut jenes Strauchs, dieser Baum der Gemahl jenes Baumes werden müsse. 1) In der indischen Heldensage Nal und Damajanti irrt die Königin Damajanti im Walde umher, den Bergen und Flüssen, den Bäumen und Blumen ihr Herzeleid klagend. Sie kommt an den duftenden, reichblühenden Asoka, d. i. Kummerlos, den E. Meier als Linde übersetzt.
„Dass Linderung ich erlange,
O Linde, das gewähre!
Linde, weil Leid du linderst,
Mach’ deinem Namen. Ehre!“
Auch in Deutschland sind die Linden noch dermalen neben den Eichen geheiligte Bäume, und Gude und Grube wollen die sanfte Linde als Braut in indischer Weise der starken Eiche gatten. Bei den Griechen war wirklich die Eiche dem Zeus und die Linde der Aphrodite geweiht. Den alten deutschen Dichtern war das Lindenblatt wegen seiner
1) Vergl. Gude und Grube, Unterhaltungen und Studien aus dem Natur- und Menschenleben, N. F. erster Jahrgang, Magdeburg 1856, S. 95 ff.
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