brittae auf dem Ostufer des Indus bestanden nach Megasthenes aus zwölf Stämmen, deren jeder zwei Städte besass.1) Amarasinha, der Verfasser des ältesten noch erhaltenen, nach wissenschaftlichen Grundsätzen geordneten Wörterbuchs der Sanskritsprache und einer der neun Edelsteine am Hofe Vikramaditja's, lebte zwölf Jahre als Büsser in dem Walde, um sich den göttlichen Buddha geneigt zu machen.2) Wer einen Brahmanen erschlagen hat, kann nicht eher Vergebung erhalten, als bis er zwölf Jahre lang, die Hirnschale des Erschlagenen in der Hand, als ein büssender Pilgrim Almosen gesammelt, und alle Speisen, die er durch die Mildthätigkeit anderer Menschen erhalten, aus eben diesem Schädel zu sich genommen hat.3)
III. In den germanischen Rechts- und Staatsverhältnissen kehrt die Zwölfzahl in den verschiedensten Richtungen bei Land und Leuten wieder; die Zwölfzahl ist die irdische und menschliche, wie die himmlische und göttliche. Auch darf wohl hierher bezogen werden, dass der König von O-Tahiti zwölf Kammerherrn (Hoa) hatte;4) in einem Heiligthume zu Owaihi fand Cook zwölf in einem Halbkreise aufgestellte Götterbilder; 5) in einem andern Heiligthume wurde Cook von einem höheren Priester mit zwölf Begleitern empfangen, 6) so dass die Zwölfzahl in der Religion dieser Südseeinsulaner die heiligste gewesen zu sein scheint. - In einer neuerlich bekannt gemachten Inschrift aus dem Dekhan vom J. 1193 ertheilt der König Bhogadeva von Kalukja dem Kronprinzen den Auftrag, täglich zwölf Brahmanen im Dorfe KaCeligrama mit den nöthigen Lebensmitteln zu versehen.7) In der im J. 1565 zwischen den muselmännischen Fürsten des Dekhan und dem indischen Fürsten Ramaraja geschlagenen Schlacht wurden den drei Abtheilungen des muselmänni-
1) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 690.
2) Lassen, a. a. O., II. S. 1154.
3) Meiners und Spittler, neues götting. historisches Magazin, I. S. 512.
4) G. Forster, Gesch. der Seereisen, IV. S. 248 unten.
5) A. a. O., VII. S. 208.
6) A. a. O., VII. S. 214.
7) Lassen, indische Alterthumsk., IV. S. 118.
brittae auf dem Ostufer des Indus bestanden nach Megasthenes aus zwölf Stämmen, deren jeder zwei Städte besass.1) Amarasinha, der Verfasser des ältesten noch erhaltenen, nach wissenschaftlichen Grundsätzen geordneten Wörterbuchs der Sanskritsprache und einer der neun Edelsteine am Hofe Vikramâditja’s, lebte zwölf Jahre als Büsser in dem Walde, um sich den göttlichen Buddha geneigt zu machen.2) Wer einen Brahmanen erschlagen hat, kann nicht eher Vergebung erhalten, als bis er zwölf Jahre lang, die Hirnschale des Erschlagenen in der Hand, als ein büssender Pilgrim Almosen gesammelt, und alle Speisen, die er durch die Mildthätigkeit anderer Menschen erhalten, aus eben diesem Schädel zu sich genommen hat.3)
III. In den germanischen Rechts- und Staatsverhältnissen kehrt die Zwölfzahl in den verschiedensten Richtungen bei Land und Leuten wieder; die Zwölfzahl ist die irdische und menschliche, wie die himmlische und göttliche. Auch darf wohl hierher bezogen werden, dass der König von O-Tahiti zwölf Kammerherrn (Hoa) hatte;4) in einem Heiligthume zu Owaihi fand Cook zwölf in einem Halbkreise aufgestellte Götterbilder; 5) in einem andern Heiligthume wurde Cook von einem höheren Priester mit zwölf Begleitern empfangen, 6) so dass die Zwölfzahl in der Religion dieser Südseeinsulaner die heiligste gewesen zu sein scheint. - In einer neuerlich bekannt gemachten Inschrift aus dem Dekhan vom J. 1193 ertheilt der König Bhogadeva von Kâlukja dem Kronprinzen den Auftrag, täglich zwölf Brahmanen im Dorfe KaÇeligrâma mit den nöthigen Lebensmitteln zu versehen.7) In der im J. 1565 zwischen den muselmännischen Fürsten des Dekhan und dem indischen Fürsten Râmarâja geschlagenen Schlacht wurden den drei Abtheilungen des muselmänni-
1) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 690.
2) Lassen, a. a. O., II. S. 1154.
3) Meiners und Spittler, neues götting. historisches Magazin, I. S. 512.
4) G. Forster, Gesch. der Seereisen, IV. S. 248 unten.
5) A. a. O., VII. S. 208.
6) A. a. O., VII. S. 214.
7) Lassen, indische Alterthumsk., IV. S. 118.
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III. In den germanischen Rechts- und Staatsverhältnissen kehrt die Zwölfzahl in den verschiedensten Richtungen bei Land und Leuten wieder; die Zwölfzahl ist die irdische und menschliche, wie die himmlische und göttliche. Auch darf wohl hierher bezogen werden, dass der König von O-Tahiti zwölf Kammerherrn (Hoa) hatte;<noteplace="foot"n="4)">G. Forster, Gesch. der Seereisen, IV. S. 248 unten.<lb/></note> in einem Heiligthume zu Owaihi fand Cook zwölf in einem Halbkreise aufgestellte Götterbilder; <noteplace="foot"n="5)">A. a. O., VII. S. 208.<lb/></note> in einem andern Heiligthume wurde Cook von einem höheren Priester mit zwölf Begleitern empfangen, <noteplace="foot"n="6)">A. a. O., VII. S. 214.<lb/></note> so dass die Zwölfzahl in der Religion dieser Südseeinsulaner die heiligste gewesen zu sein scheint. - In einer neuerlich bekannt gemachten Inschrift aus dem Dekhan vom J. 1193 ertheilt der König Bhogadeva von Kâlukja dem Kronprinzen den Auftrag, täglich zwölf Brahmanen im Dorfe KaÇeligrâma mit den nöthigen Lebensmitteln zu versehen.<noteplace="foot"n="7)">Lassen, indische Alterthumsk., IV. S. 118.<lb/></note> In der im J. 1565 zwischen den muselmännischen Fürsten des Dekhan und dem indischen Fürsten Râmarâja geschlagenen Schlacht wurden den drei Abtheilungen des muselmänni-
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brittae auf dem Ostufer des Indus bestanden nach Megasthenes aus zwölf Stämmen, deren jeder zwei Städte besass. 1) Amarasinha, der Verfasser des ältesten noch erhaltenen, nach wissenschaftlichen Grundsätzen geordneten Wörterbuchs der Sanskritsprache und einer der neun Edelsteine am Hofe Vikramâditja’s, lebte zwölf Jahre als Büsser in dem Walde, um sich den göttlichen Buddha geneigt zu machen. 2) Wer einen Brahmanen erschlagen hat, kann nicht eher Vergebung erhalten, als bis er zwölf Jahre lang, die Hirnschale des Erschlagenen in der Hand, als ein büssender Pilgrim Almosen gesammelt, und alle Speisen, die er durch die Mildthätigkeit anderer Menschen erhalten, aus eben diesem Schädel zu sich genommen hat. 3)
III. In den germanischen Rechts- und Staatsverhältnissen kehrt die Zwölfzahl in den verschiedensten Richtungen bei Land und Leuten wieder; die Zwölfzahl ist die irdische und menschliche, wie die himmlische und göttliche. Auch darf wohl hierher bezogen werden, dass der König von O-Tahiti zwölf Kammerherrn (Hoa) hatte; 4) in einem Heiligthume zu Owaihi fand Cook zwölf in einem Halbkreise aufgestellte Götterbilder; 5) in einem andern Heiligthume wurde Cook von einem höheren Priester mit zwölf Begleitern empfangen, 6) so dass die Zwölfzahl in der Religion dieser Südseeinsulaner die heiligste gewesen zu sein scheint. - In einer neuerlich bekannt gemachten Inschrift aus dem Dekhan vom J. 1193 ertheilt der König Bhogadeva von Kâlukja dem Kronprinzen den Auftrag, täglich zwölf Brahmanen im Dorfe KaÇeligrâma mit den nöthigen Lebensmitteln zu versehen. 7) In der im J. 1565 zwischen den muselmännischen Fürsten des Dekhan und dem indischen Fürsten Râmarâja geschlagenen Schlacht wurden den drei Abtheilungen des muselmänni-
1) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 690.
2) Lassen, a. a. O., II. S. 1154.
3) Meiners und Spittler, neues götting. historisches Magazin, I. S. 512.
4) G. Forster, Gesch. der Seereisen, IV. S. 248 unten.
5) A. a. O., VII. S. 208.
6) A. a. O., VII. S. 214.
7) Lassen, indische Alterthumsk., IV. S. 118.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/688>, abgerufen am 16.07.2024.
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