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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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auf einen grünen Zweig, wie auf seinen Thron. Oder der Mai selbst ist der Bote des vertrieben gewesenen Sommers, durch den dieser seine Rückkehr kund thut; dann erscheint der Sommer und befiehlt dem Walde, dem Anger und der Haide, reiche Kleider anzulegen, die der April anmisst und der Mai fertigt; die Vögel preisen wetteifernd diese Freigebigkeit, die Nachtigall flötet dazu, und wer recht aufmerken will, kann wahrnehmen, wie die Blumen unter sich flüstern, als bewegten sie sich im Tanze.

Zu dem Symbole der aus dem Grabe hervorblühenden Blumen, des aus dem Grabe entspriessenden neuen Lebens darf wohl auch das Symbol des indischen Ciwa gestellt werden als eines Todtenschädels, aus dessen hohlen Augen Feuerflammen hervorbrechen und aus dessen kahlem Schädel eine Lotosblume erblüht, denn Ciwa ist ja auch der Besieger des Todes durch das Leben, der Tod öffnet die verschlossenen Pforten des Lebens, in welchem Sinne die Todesgottheiten so oft den Schlüssel tragen. Noch mehr aber gehört hierher eine der ältesten, wenn nicht die älteste Beerdigungsweise, wornach der Körper des Verstorbenen in den möglichst kleinsten Raum zusammengelegt oder zusammengerollt wurde, wie er als Kind in dem Mutterschosse ruhte, und die sich im alten Babylon, in der Schweiz und besonders im Kanton Waadt,1) in Peru, bei den Patagonen, im nördlichen Amerika, in Türingen, an den Ufern der Rhone, bei den Hottentoten, bei den Guaneben der eanarischen Inseln, in Aethiopien u. s. w. findet. Troyon, a. a. O., für 1856, S. 21 ff., sucht die Ansicht zu begründen, deren auch Grimm in der zweiten Ausgabe seiner Mythologie (1844), S. 1220, gedenkt, dass die Leichname in solcher Gestalt dem Schosse der Mutter Erde in dem Glauben an die Wiederauferstehung (resurrection des corps), an die Wiedergeburt übergeben worden seien. Ist diese Ansicht begründet, und sie hat allerdings sehr Vieles für sich, dann ist diese Beerdigungsweise mit dem Glauben an die Wiederauferstehung der Todten von den alten Baktrern ausgegangen, denn ihnen gehört die Lehre von

1) Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde für 1855, S. 11 ff.

auf einen grünen Zweig, wie auf seinen Thron. Oder der Mai selbst ist der Bote des vertrieben gewesenen Sommers, durch den dieser seine Rückkehr kund thut; dann erscheint der Sommer und befiehlt dem Walde, dem Anger und der Haide, reiche Kleider anzulegen, die der April anmisst und der Mai fertigt; die Vögel preisen wetteifernd diese Freigebigkeit, die Nachtigall flötet dazu, und wer recht aufmerken will, kann wahrnehmen, wie die Blumen unter sich flüstern, als bewegten sie sich im Tanze.

Zu dem Symbole der aus dem Grabe hervorblühenden Blumen, des aus dem Grabe entspriessenden neuen Lebens darf wohl auch das Symbol des indischen Çiwa gestellt werden als eines Todtenschädels, aus dessen hohlen Augen Feuerflammen hervorbrechen und aus dessen kahlem Schädel eine Lotosblume erblüht, denn Çiwa ist ja auch der Besieger des Todes durch das Leben, der Tod öffnet die verschlossenen Pforten des Lebens, in welchem Sinne die Todesgottheiten so oft den Schlüssel tragen. Noch mehr aber gehört hierher eine der ältesten, wenn nicht die älteste Beerdigungsweise, wornach der Körper des Verstorbenen in den möglichst kleinsten Raum zusammengelegt oder zusammengerollt wurde, wie er als Kind in dem Mutterschosse ruhte, und die sich im alten Babylon, in der Schweiz und besonders im Kanton Waadt,1) in Peru, bei den Patagonen, im nördlichen Amerika, in Türingen, an den Ufern der Rhone, bei den Hottentoten, bei den Guaneben der eanarischen Inseln, in Aethiopien u. s. w. findet. Troyon, a. a. O., für 1856, S. 21 ff., sucht die Ansicht zu begründen, deren auch Grimm in der zweiten Ausgabe seiner Mythologie (1844), S. 1220, gedenkt, dass die Leichname in solcher Gestalt dem Schosse der Mutter Erde in dem Glauben an die Wiederauferstehung (résurrection des corps), an die Wiedergeburt übergeben worden seien. Ist diese Ansicht begründet, und sie hat allerdings sehr Vieles für sich, dann ist diese Beerdigungsweise mit dem Glauben an die Wiederauferstehung der Todten von den alten Baktrern ausgegangen, denn ihnen gehört die Lehre von

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 Zu dem Symbole der aus dem Grabe hervorblühenden Blumen, des aus dem Grabe entspriessenden neuen Lebens darf wohl auch das Symbol des indischen Çiwa gestellt werden als eines Todtenschädels, aus dessen hohlen Augen Feuerflammen hervorbrechen und aus dessen kahlem Schädel eine Lotosblume erblüht, denn Çiwa ist ja auch der Besieger des Todes durch das Leben, der Tod öffnet die verschlossenen Pforten des Lebens, in welchem Sinne die Todesgottheiten so oft den Schlüssel tragen. Noch mehr aber gehört hierher eine der ältesten, wenn nicht die älteste Beerdigungsweise, wornach der Körper des Verstorbenen in den möglichst kleinsten Raum zusammengelegt oder zusammengerollt wurde, wie er als Kind in dem Mutterschosse ruhte, und die sich im alten Babylon, in der Schweiz und besonders im Kanton Waadt,<note place="foot" n="1)">Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde für 1855, S. 11 ff.<lb/></note> in Peru, bei den Patagonen, im nördlichen Amerika, in Türingen, an den Ufern der Rhone, bei den Hottentoten, bei den Guaneben der eanarischen Inseln, in Aethiopien u. s. w. findet. Troyon, a. a. O., für 1856, S. 21 ff., sucht die Ansicht zu begründen, deren auch Grimm in der zweiten Ausgabe seiner Mythologie (1844), S. 1220, gedenkt, dass die Leichname in solcher Gestalt dem Schosse der Mutter Erde in dem Glauben an die Wiederauferstehung (résurrection des corps), an die Wiedergeburt übergeben worden seien. Ist diese Ansicht begründet, und sie hat allerdings sehr Vieles für sich, dann ist diese Beerdigungsweise mit dem Glauben an die Wiederauferstehung der Todten von den alten Baktrern ausgegangen, denn ihnen gehört die Lehre von
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[48/0068] auf einen grünen Zweig, wie auf seinen Thron. Oder der Mai selbst ist der Bote des vertrieben gewesenen Sommers, durch den dieser seine Rückkehr kund thut; dann erscheint der Sommer und befiehlt dem Walde, dem Anger und der Haide, reiche Kleider anzulegen, die der April anmisst und der Mai fertigt; die Vögel preisen wetteifernd diese Freigebigkeit, die Nachtigall flötet dazu, und wer recht aufmerken will, kann wahrnehmen, wie die Blumen unter sich flüstern, als bewegten sie sich im Tanze. Zu dem Symbole der aus dem Grabe hervorblühenden Blumen, des aus dem Grabe entspriessenden neuen Lebens darf wohl auch das Symbol des indischen Çiwa gestellt werden als eines Todtenschädels, aus dessen hohlen Augen Feuerflammen hervorbrechen und aus dessen kahlem Schädel eine Lotosblume erblüht, denn Çiwa ist ja auch der Besieger des Todes durch das Leben, der Tod öffnet die verschlossenen Pforten des Lebens, in welchem Sinne die Todesgottheiten so oft den Schlüssel tragen. Noch mehr aber gehört hierher eine der ältesten, wenn nicht die älteste Beerdigungsweise, wornach der Körper des Verstorbenen in den möglichst kleinsten Raum zusammengelegt oder zusammengerollt wurde, wie er als Kind in dem Mutterschosse ruhte, und die sich im alten Babylon, in der Schweiz und besonders im Kanton Waadt, 1) in Peru, bei den Patagonen, im nördlichen Amerika, in Türingen, an den Ufern der Rhone, bei den Hottentoten, bei den Guaneben der eanarischen Inseln, in Aethiopien u. s. w. findet. Troyon, a. a. O., für 1856, S. 21 ff., sucht die Ansicht zu begründen, deren auch Grimm in der zweiten Ausgabe seiner Mythologie (1844), S. 1220, gedenkt, dass die Leichname in solcher Gestalt dem Schosse der Mutter Erde in dem Glauben an die Wiederauferstehung (résurrection des corps), an die Wiedergeburt übergeben worden seien. Ist diese Ansicht begründet, und sie hat allerdings sehr Vieles für sich, dann ist diese Beerdigungsweise mit dem Glauben an die Wiederauferstehung der Todten von den alten Baktrern ausgegangen, denn ihnen gehört die Lehre von 1) Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde für 1855, S. 11 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/68>, abgerufen am 28.11.2024.