Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.Cheirotonie oder die Mehrheit der aufgehobenen Hände erwählt. Der Titel Archon Basileus, welcher Königstitel in vielen griechischen Staaten auch nach dem Untergange des Königsthums demjenigen Beamten verblieb, welchem die Ueberwachung und Besorgung des Staatscultus oblag, beweiset, dass einst die alten Könige die weltliche und geistliche Herrschaftsgewalt in ihrer Hand vereinigten, - der König auch gleichsam summus episcopus war.1) Das Fest des Apollo Karneios, des Apollo als Heerdengottes, des die Vermehrung und das Gedeihen der Heerden verleihenden Sommergottes wurde zu Sparta im zweiten Jahrhundert vor Chr. neun Tage lang vom 7. bis 15. des Monats gefeiert, wobei an neun ohne Zweifel dicht bei ein ander gelegenen Plätzen Zelte oder Lauben ([fremdsprachliches Material]) für je neun Mann, oder für je drei Phratrien errichtet wurden, so dass also damals zu Sparta 27 Phratrien gewesen sein müssen.2) Auch wurden dem Apollo zu Delphi alle neun Jahre die Septerien mit einer sich daran schliessenden Procession nach Tempe gefeiert, zur Erinnerung an seinen Kampf mit dem Drachen Python oder Delphyne;3) bei dem Feste wurde dieser Kampf bildlich dargestellt und Apollo durch einen auserlesenen Knaben, dessen beide Eltern noch lebten, vertreten. In Böotien, namentlich zu Theben, wurden dem Apollo Daphnephorien oder Feste mit lorbeertragenden Prozessionen ennaeterisch oder alle neun Jahre gefeiert. Ebenso bei dem Apollofeste zu Theben wurde Apollo, der hier nach der Lage seines Heiligthums den Beinamen Ismenios trug, durch einen Knaben mit goldenem Kranze auf dem Haupte und langem wallenden Haare, wie in glänzendem Gewande, den sogegenannten Daphnephoros dargestellt; dieser Knabe hielt mit seinem nächsten Anverwandten einen mit Lorbeerzweigen und Blumen umwundenen Olivenstab als Symbol des Apollo als Jahresgottes, weshalb an dem Stabe (Kopo) 354, und nachdem an der Stelle des Mondjahres von nur 354 Tagen das Sonnenjahr von 365 Tagen eingeführt 1) Vergl. Schömann, II. S. 367 ff. 2) Schömann, II. S. 405. 3) Schömann, II. S. 407.
Cheirotonie oder die Mehrheit der aufgehobenen Hände erwählt. Der Titel Archon Basileus, welcher Königstitel in vielen griechischen Staaten auch nach dem Untergange des Königsthums demjenigen Beamten verblieb, welchem die Ueberwachung und Besorgung des Staatscultus oblag, beweiset, dass einst die alten Könige die weltliche und geistliche Herrschaftsgewalt in ihrer Hand vereinigten, - der König auch gleichsam summus episcopus war.1) Das Fest des Apollo Karneios, des Apollo als Heerdengottes, des die Vermehrung und das Gedeihen der Heerden verleihenden Sommergottes wurde zu Sparta im zweiten Jahrhundert vor Chr. neun Tage lang vom 7. bis 15. des Monats gefeiert, wobei an neun ohne Zweifel dicht bei ein ander gelegenen Plätzen Zelte oder Lauben ([fremdsprachliches Material]) für je neun Mann, oder für je drei Phratrien errichtet wurden, so dass also damals zu Sparta 27 Phratrien gewesen sein müssen.2) Auch wurden dem Apollo zu Delphi alle neun Jahre die Septerien mit einer sich daran schliessenden Procession nach Tempe gefeiert, zur Erinnerung an seinen Kampf mit dem Drachen Python oder Delphyne;3) bei dem Feste wurde dieser Kampf bildlich dargestellt und Apollo durch einen auserlesenen Knaben, dessen beide Eltern noch lebten, vertreten. In Böotien, namentlich zu Theben, wurden dem Apollo Daphnephorien oder Feste mit lorbeertragenden Prozessionen ennaeterisch oder alle neun Jahre gefeiert. Ebenso bei dem Apollofeste zu Theben wurde Apollo, der hier nach der Lage seines Heiligthums den Beinamen Ismenios trug, durch einen Knaben mit goldenem Kranze auf dem Haupte und langem wallenden Haare, wie in glänzendem Gewande, den sogegenannten Daphnephoros dargestellt; dieser Knabe hielt mit seinem nächsten Anverwandten einen mit Lorbeerzweigen und Blumen umwundenen Olivenstab als Symbol des Apollo als Jahresgottes, weshalb an dem Stabe (Kopo) 354, und nachdem an der Stelle des Mondjahres von nur 354 Tagen das Sonnenjahr von 365 Tagen eingeführt 1) Vergl. Schömann, II. S. 367 ff. 2) Schömann, II. S. 405. 3) Schömann, II. S. 407.
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Cheirotonie oder die Mehrheit der aufgehobenen Hände erwählt. Der Titel Archon Basileus, welcher Königstitel in vielen griechischen Staaten auch nach dem Untergange des Königsthums demjenigen Beamten verblieb, welchem die Ueberwachung und Besorgung des Staatscultus oblag, beweiset, dass einst die alten Könige die weltliche und geistliche Herrschaftsgewalt in ihrer Hand vereinigten, - der König auch gleichsam summus episcopus war. 1) Das Fest des Apollo Karneios, des Apollo als Heerdengottes, des die Vermehrung und das Gedeihen der Heerden verleihenden Sommergottes wurde zu Sparta im zweiten Jahrhundert vor Chr. neun Tage lang vom 7. bis 15. des Monats gefeiert, wobei an neun ohne Zweifel dicht bei ein ander gelegenen Plätzen Zelte oder Lauben (_ ) für je neun Mann, oder für je drei Phratrien errichtet wurden, so dass also damals zu Sparta 27 Phratrien gewesen sein müssen. 2) Auch wurden dem Apollo zu Delphi alle neun Jahre die Septerien mit einer sich daran schliessenden Procession nach Tempe gefeiert, zur Erinnerung an seinen Kampf mit dem Drachen Python oder Delphyne; 3) bei dem Feste wurde dieser Kampf bildlich dargestellt und Apollo durch einen auserlesenen Knaben, dessen beide Eltern noch lebten, vertreten. In Böotien, namentlich zu Theben, wurden dem Apollo Daphnephorien oder Feste mit lorbeertragenden Prozessionen ennaeterisch oder alle neun Jahre gefeiert. Ebenso bei dem Apollofeste zu Theben wurde Apollo, der hier nach der Lage seines Heiligthums den Beinamen Ismenios trug, durch einen Knaben mit goldenem Kranze auf dem Haupte und langem wallenden Haare, wie in glänzendem Gewande, den sogegenannten Daphnephoros dargestellt; dieser Knabe hielt mit seinem nächsten Anverwandten einen mit Lorbeerzweigen und Blumen umwundenen Olivenstab als Symbol des Apollo als Jahresgottes, weshalb an dem Stabe (Kopo) 354, und nachdem an der Stelle des Mondjahres von nur 354 Tagen das Sonnenjahr von 365 Tagen eingeführt
1) Vergl. Schömann, II. S. 367 ff.
2) Schömann, II. S. 405.
3) Schömann, II. S. 407.
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