Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.in allen Tempeln die Gongs, Pauken und Glocken, um den Drachen dadurch zu erschrecken und zu verscheuchen.1) Die Nondsfinsternisse und die Kometen werden aus dem gleichen Gesichtspunkte betrachtet. Derartige abergläubische Volksgebräuche wie in Sina bestanden oder bestehen noch auch bei andern Völkern, z. B. bei den Indern 2) und Tibetanern, bei dem Zendvolke3) und bei den Aegyptern,4) bei den Griechen und Römern. Die Welt geht somit unter, wenn der verfolgende und grimmige Wolf, bei den Germanen der Wolf Fenrir, wirklich sein Ziel erreicht und die Sonne in seinen ungeheuren Rachen, welcher von der Erde bis zum Himmel reicht, verschlingt. 5) Die drei Ketten, von welchen erst die dritte, aus sechserlei Dingen bereitete Kette den Fenrir fesselt und bindet, dürfte ein dem Jahreslaufe entlehnter Mythus sein und ausdrücken, dass erst in den drei Wintermonaten Alles, der Verfolgte und Verfolger ruhe, oder durch die neun Lebensmonate des Jahres der Fenrir allein gebunden und der Ruhe, dem Grabe zugeführt werden könne. Die Neunzahl ist das Wesentliche und die drei Ketten und sechs Mittel sind poetische Ausschmückung. Damit muss in Verbindung gebracht werden der gewiss aus der vorchristlichen Zeit stammende und nur christlich umgebildete hessische Gebrauch, wornach am Gründonnerstage jede sorgsame Hausfrau wo möglich ein Gemüse von neunerlei grünen Kräutern kocht und wornach auch ein stärkender Kräutertrank aus neunerlei Frühlingskräutern bereitet wird; welches Letztere auch bei den Bauern in Liefland geschieht.6) Vielleicht war das Gemüse einst ein den Frühlings- und Jahresgottheiten dargebrachtes Opfer; das neunfache grüne Gemüse und der neunfache heilende Kräutertrank sind ein Symbol des wiedergekehrten und wieder neu ergrünenden neunmonatlichen Erd- und Naturlebens. In den Fürstenthümern Göttingen und Gruben- 1) Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 207. 2) Grimm, Mythol., S. 669 und 70. 3) Rhode, die heilige Sage, S. 365. 4) Schwartz, a. a. O., S. 78 und 79. 5) Simrok, Mythol., S. 120. 6) Pott, Studien zu griechischen Mythologie, S. 322.
in allen Tempeln die Gongs, Pauken und Glocken, um den Drachen dadurch zu erschrecken und zu verscheuchen.1) Die Nondsfinsternisse und die Kometen werden aus dem gleichen Gesichtspunkte betrachtet. Derartige abergläubische Volksgebräuche wie in Sina bestanden oder bestehen noch auch bei andern Völkern, z. B. bei den Indern 2) und Tibetanern, bei dem Zendvolke3) und bei den Aegyptern,4) bei den Griechen und Römern. Die Welt geht somit unter, wenn der verfolgende und grimmige Wolf, bei den Germanen der Wolf Fenrir, wirklich sein Ziel erreicht und die Sonne in seinen ungeheuren Rachen, welcher von der Erde bis zum Himmel reicht, verschlingt. 5) Die drei Ketten, von welchen erst die dritte, aus sechserlei Dingen bereitete Kette den Fenrir fesselt und bindet, dürfte ein dem Jahreslaufe entlehnter Mythus sein und ausdrücken, dass erst in den drei Wintermonaten Alles, der Verfolgte und Verfolger ruhe, oder durch die neun Lebensmonate des Jahres der Fenrir allein gebunden und der Ruhe, dem Grabe zugeführt werden könne. Die Neunzahl ist das Wesentliche und die drei Ketten und sechs Mittel sind poetische Ausschmückung. Damit muss in Verbindung gebracht werden der gewiss aus der vorchristlichen Zeit stammende und nur christlich umgebildete hessische Gebrauch, wornach am Gründonnerstage jede sorgsame Hausfrau wo möglich ein Gemüse von neunerlei grünen Kräutern kocht und wornach auch ein stärkender Kräutertrank aus neunerlei Frühlingskräutern bereitet wird; welches Letztere auch bei den Bauern in Liefland geschieht.6) Vielleicht war das Gemüse einst ein den Frühlings- und Jahresgottheiten dargebrachtes Opfer; das neunfache grüne Gemüse und der neunfache heilende Kräutertrank sind ein Symbol des wiedergekehrten und wieder neu ergrünenden neunmonatlichen Erd- und Naturlebens. In den Fürstenthümern Göttingen und Gruben- 1) Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 207. 2) Grimm, Mythol., S. 669 und 70. 3) Rhode, die heilige Sage, S. 365. 4) Schwartz, a. a. O., S. 78 und 79. 5) Simrok, Mythol., S. 120. 6) Pott, Studien zu griechischen Mythologie, S. 322.
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in allen Tempeln die Gongs, Pauken und Glocken, um den Drachen dadurch zu erschrecken und zu verscheuchen. 1) Die Nondsfinsternisse und die Kometen werden aus dem gleichen Gesichtspunkte betrachtet. Derartige abergläubische Volksgebräuche wie in Sina bestanden oder bestehen noch auch bei andern Völkern, z. B. bei den Indern 2) und Tibetanern, bei dem Zendvolke 3) und bei den Aegyptern, 4) bei den Griechen und Römern. Die Welt geht somit unter, wenn der verfolgende und grimmige Wolf, bei den Germanen der Wolf Fenrir, wirklich sein Ziel erreicht und die Sonne in seinen ungeheuren Rachen, welcher von der Erde bis zum Himmel reicht, verschlingt. 5) Die drei Ketten, von welchen erst die dritte, aus sechserlei Dingen bereitete Kette den Fenrir fesselt und bindet, dürfte ein dem Jahreslaufe entlehnter Mythus sein und ausdrücken, dass erst in den drei Wintermonaten Alles, der Verfolgte und Verfolger ruhe, oder durch die neun Lebensmonate des Jahres der Fenrir allein gebunden und der Ruhe, dem Grabe zugeführt werden könne. Die Neunzahl ist das Wesentliche und die drei Ketten und sechs Mittel sind poetische Ausschmückung. Damit muss in Verbindung gebracht werden der gewiss aus der vorchristlichen Zeit stammende und nur christlich umgebildete hessische Gebrauch, wornach am Gründonnerstage jede sorgsame Hausfrau wo möglich ein Gemüse von neunerlei grünen Kräutern kocht und wornach auch ein stärkender Kräutertrank aus neunerlei Frühlingskräutern bereitet wird; welches Letztere auch bei den Bauern in Liefland geschieht. 6) Vielleicht war das Gemüse einst ein den Frühlings- und Jahresgottheiten dargebrachtes Opfer; das neunfache grüne Gemüse und der neunfache heilende Kräutertrank sind ein Symbol des wiedergekehrten und wieder neu ergrünenden neunmonatlichen Erd- und Naturlebens. In den Fürstenthümern Göttingen und Gruben-
1) Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 207.
2) Grimm, Mythol., S. 669 und 70.
3) Rhode, die heilige Sage, S. 365.
4) Schwartz, a. a. O., S. 78 und 79.
5) Simrok, Mythol., S. 120.
6) Pott, Studien zu griechischen Mythologie, S. 322.
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