Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.sischen Löwen auf die Gluthhitze. Die neunköpfige lernäische Schlange1) mit einem unsterblichen Haupte darunter, ist wohl nur die dunkele und böse Jahresseite in den neun Dienst- und Lebensmonaten; das Gute und das Böse des Jahres, des menschlichen Lebens sind gleich unsterblich, erneuern sich mit jedem Jahre, weshalb die abgeschlagenen Köpfe der Schlange auch stets wieder durch neue ersetzt werden. Schwartz, a. a. O., S. 81, sieht die lernäische Hydra nur als den Gewitterdrachen und ihre abgeschlagenen Häupter als Gewitterwolken an. Auch die gewöhnlichen pierischen neun Musen des Apollo, sowohl nach Homer als nach Hesiod,2) treten in diesen Kreis, indem sie in ihrer Neunzahl vermuthlich nur die neun, das Gute und Schöne, den begeisterten Gesang der Natur und der Menschheit wirkenden Lebensmonate des Jahres bedeuten. Die fünfzig Köpfe der lernäischen Schlange, von welchen Simonides redet, wären in einer geraden Zahl die 50 Wochen des Mondjahres3) nach ihrer bösen Seite. Den Stall des Augeias, des reinen und leuchtenden Himmels, der 12 Sonnenstiere, der 12 dem Helios geweihten glänzend weissen Stiere4) oder der 12 Theile der Sonnenbahn, reinigt Herakles in einem Tage, d. h. in einem Jahre oder das ganze Jahr hindurch, indem er als die siegreiche Sonne die dunkelen Wolken vertreibt und ableitet. Aehnlich läuft Herakles als die Tagessonne das Jahr hindurch der gehörnten und gleich dem Hirsche schnellen Mondskuh vergeblich oder ohne sie zu erreichen nach. 5) Das Letztere ist nur eine andere Wendung und Ausdehnung der kretischen Sage, dass Minos (die Sonne) neun Monate der Britomartis, der kretischen Artemis, dem Monde erfolglos nachjage, oder neun Monate (Jahre) in der Höhle (im lichten Himmelsgewölbe) des Zeus weile, worauf er nach uralter orientalischer Vorstellung in den drei Wintermonaten schläft, todt oder gebunden ist. 6) 1) Preller, a. a. O.. II. S. 133 ff. 2) Preller, II. S. 284. 3) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 405. 4) Preller, II. S. 138. 5) Preller, I. S. 136. 6) R. Rochette, memoires sur l'Hercule Assyrien et Phenicien,
sischen Löwen auf die Gluthhitze. Die neunköpfige lernäische Schlange1) mit einem unsterblichen Haupte darunter, ist wohl nur die dunkele und böse Jahresseite in den neun Dienst- und Lebensmonaten; das Gute und das Böse des Jahres, des menschlichen Lebens sind gleich unsterblich, erneuern sich mit jedem Jahre, weshalb die abgeschlagenen Köpfe der Schlange auch stets wieder durch neue ersetzt werden. Schwartz, a. a. O., S. 81, sieht die lernäische Hydra nur als den Gewitterdrachen und ihre abgeschlagenen Häupter als Gewitterwolken an. Auch die gewöhnlichen pierischen neun Musen des Apollo, sowohl nach Homer als nach Hesiod,2) treten in diesen Kreis, indem sie in ihrer Neunzahl vermuthlich nur die neun, das Gute und Schöne, den begeisterten Gesang der Natur und der Menschheit wirkenden Lebensmonate des Jahres bedeuten. Die fünfzig Köpfe der lernäischen Schlange, von welchen Simonides redet, wären in einer geraden Zahl die 50 Wochen des Mondjahres3) nach ihrer bösen Seite. Den Stall des Augeias, des reinen und leuchtenden Himmels, der 12 Sonnenstiere, der 12 dem Helios geweihten glänzend weissen Stiere4) oder der 12 Theile der Sonnenbahn, reinigt Herakles in einem Tage, d. h. in einem Jahre oder das ganze Jahr hindurch, indem er als die siegreiche Sonne die dunkelen Wolken vertreibt und ableitet. Aehnlich läuft Herakles als die Tagessonne das Jahr hindurch der gehörnten und gleich dem Hirsche schnellen Mondskuh vergeblich oder ohne sie zu erreichen nach. 5) Das Letztere ist nur eine andere Wendung und Ausdehnung der kretischen Sage, dass Minos (die Sonne) neun Monate der Britomartis, der kretischen Artemis, dem Monde erfolglos nachjage, oder neun Monate (Jahre) in der Höhle (im lichten Himmelsgewölbe) des Zeus weile, worauf er nach uralter orientalischer Vorstellung in den drei Wintermonaten schläft, todt oder gebunden ist. 6) 1) Preller, a. a. O.. II. S. 133 ff. 2) Preller, II. S. 284. 3) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 405. 4) Preller, II. S. 138. 5) Preller, I. S. 136. 6) R. Rochette, mémoires sur l’Hercule Assyrien et Phénicien,
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sischen Löwen auf die Gluthhitze. Die neunköpfige lernäische Schlange 1) mit einem unsterblichen Haupte darunter, ist wohl nur die dunkele und böse Jahresseite in den neun Dienst- und Lebensmonaten; das Gute und das Böse des Jahres, des menschlichen Lebens sind gleich unsterblich, erneuern sich mit jedem Jahre, weshalb die abgeschlagenen Köpfe der Schlange auch stets wieder durch neue ersetzt werden. Schwartz, a. a. O., S. 81, sieht die lernäische Hydra nur als den Gewitterdrachen und ihre abgeschlagenen Häupter als Gewitterwolken an. Auch die gewöhnlichen pierischen neun Musen des Apollo, sowohl nach Homer als nach Hesiod, 2) treten in diesen Kreis, indem sie in ihrer Neunzahl vermuthlich nur die neun, das Gute und Schöne, den begeisterten Gesang der Natur und der Menschheit wirkenden Lebensmonate des Jahres bedeuten. Die fünfzig Köpfe der lernäischen Schlange, von welchen Simonides redet, wären in einer geraden Zahl die 50 Wochen des Mondjahres 3) nach ihrer bösen Seite. Den Stall des Augeias, des reinen und leuchtenden Himmels, der 12 Sonnenstiere, der 12 dem Helios geweihten glänzend weissen Stiere 4) oder der 12 Theile der Sonnenbahn, reinigt Herakles in einem Tage, d. h. in einem Jahre oder das ganze Jahr hindurch, indem er als die siegreiche Sonne die dunkelen Wolken vertreibt und ableitet. Aehnlich läuft Herakles als die Tagessonne das Jahr hindurch der gehörnten und gleich dem Hirsche schnellen Mondskuh vergeblich oder ohne sie zu erreichen nach. 5) Das Letztere ist nur eine andere Wendung und Ausdehnung der kretischen Sage, dass Minos (die Sonne) neun Monate der Britomartis, der kretischen Artemis, dem Monde erfolglos nachjage, oder neun Monate (Jahre) in der Höhle (im lichten Himmelsgewölbe) des Zeus weile, worauf er nach uralter orientalischer Vorstellung in den drei Wintermonaten schläft, todt oder gebunden ist. 6)
1) Preller, a. a. O.. II. S. 133 ff.
2) Preller, II. S. 284.
3) Welker, griech. Götterlehre, I. S. 405.
4) Preller, II. S. 138.
5) Preller, I. S. 136.
6) R. Rochette, mémoires sur l’Hercule Assyrien et Phénicien,
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