Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.von Phidias zu Olympia, beim Apollo zu Patara, am Throne der Dea Phasiana, in deren Heiligthum an der Mündung des Phasis bei den Kolchiern,1) beim Throne Salomos u. s. w. Wie zu Heliopolis oder in On, der Sonnenstadt, lebendige Löwen als göttliche Thiere erscheinen, wurden ähnlich an den orientalischen Höfen, besonders in Indien, Mesopotamien und Kleinasien Löwen gehalten, wie sogar noch in unsern Tagen Napoleon III. bei seiner Landung aus England in Frankreich bei Boulogne einen lebendigen Adler in einem Kasten auf dem Schiffe mit sich führte als Symbol seines künftigen, aber auch gleich dem Adler sterblichen Glückes. Bei einer feierlichen Audienz an dem Hofe eines arabischen Fürsten zu Bagdad waren einstens 100 Löwen mit ihren Wächtern beim Throne aufgestellt.2) In Aegypten waren der Löwenkopf und die Löwenfüsse, die Löwengestalt, ein später sehr beliebtes Motiv zu den kirchlichen und häuslichen Geräthen, weshalb blos auf die von Wilkinson gegebenen Abbildungen verwiesen werden darf. Als Motiv zu den Geräthen ist der Löwe auch bei den Assyriern verwandt worden, da man zu Khorsabad bei Niniveh z. B. Trinkgefässe in der Gestalt eines hohlen Löwen aufgefunden hat, wie solche auch in Griechenland und Etrurien vorkommen.3) Die von Layard zu Nimrud und Khorsabad bei Niniveh gemachten Ausgrabungen ergeben die vollkommene Uebereinstimmung der ägyptischen und assyrischen Löwengeräthe, wenn dieser Ausdruck statthaft ist, besonders der Throne, Armstühle, Fussschemel u. s. w.4) Es ist dieses in aller und jeder Hinsicht eine höchst wichtige und folgenreiche geschichtliche Thatsache und öffnet einen tiefen Blick in die Geschichte der gegenseitigen Verhältnisse zwischen Babylonien mit Assyrien und zwischen Aegypten. Es darf nämlich mit vieler Gewissheit angenommen werden, dass das Löwenmotiv, d. h. das Sternbild des Löwen und 1) Ritter, Vorhalle, S. 202, und derselbe, Erdkunde, II. S. 914. 2) Braun, a. a. O., I. S. 147. 3) Braun, I. S. 195. 4) Vergl. Layard's populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, von Meissner, Leipzig 1852, S. 68 und 113, sowie Fig. 34, 36. 37 und 38.
von Phidias zu Olympia, beim Apollo zu Patara, am Throne der Dea Phasiana, in deren Heiligthum an der Mündung des Phasis bei den Kolchiern,1) beim Throne Salomos u. s. w. Wie zu Heliopolis oder in On, der Sonnenstadt, lebendige Löwen als göttliche Thiere erscheinen, wurden ähnlich an den orientalischen Höfen, besonders in Indien, Mesopotamien und Kleinasien Löwen gehalten, wie sogar noch in unsern Tagen Napoleon III. bei seiner Landung aus England in Frankreich bei Boulogne einen lebendigen Adler in einem Kasten auf dem Schiffe mit sich führte als Symbol seines künftigen, aber auch gleich dem Adler sterblichen Glückes. Bei einer feierlichen Audienz an dem Hofe eines arabischen Fürsten zu Bagdad waren einstens 100 Löwen mit ihren Wächtern beim Throne aufgestellt.2) In Aegypten waren der Löwenkopf und die Löwenfüsse, die Löwengestalt, ein später sehr beliebtes Motiv zu den kirchlichen und häuslichen Geräthen, weshalb blos auf die von Wilkinson gegebenen Abbildungen verwiesen werden darf. Als Motiv zu den Geräthen ist der Löwe auch bei den Assyriern verwandt worden, da man zu Khorsabad bei Niniveh z. B. Trinkgefässe in der Gestalt eines hohlen Löwen aufgefunden hat, wie solche auch in Griechenland und Etrurien vorkommen.3) Die von Layard zu Nimrud und Khorsabad bei Niniveh gemachten Ausgrabungen ergeben die vollkommene Uebereinstimmung der ägyptischen und assyrischen Löwengeräthe, wenn dieser Ausdruck statthaft ist, besonders der Throne, Armstühle, Fussschemel u. s. w.4) Es ist dieses in aller und jeder Hinsicht eine höchst wichtige und folgenreiche geschichtliche Thatsache und öffnet einen tiefen Blick in die Geschichte der gegenseitigen Verhältnisse zwischen Babylonien mit Assyrien und zwischen Aegypten. Es darf nämlich mit vieler Gewissheit angenommen werden, dass das Löwenmotiv, d. h. das Sternbild des Löwen und 1) Ritter, Vorhalle, S. 202, und derselbe, Erdkunde, II. S. 914. 2) Braun, a. a. O., I. S. 147. 3) Braun, I. S. 195. 4) Vergl. Layard’s populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, von Meissner, Leipzig 1852, S. 68 und 113, sowie Fig. 34, 36. 37 und 38.
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von Phidias zu Olympia, beim Apollo zu Patara, am Throne der Dea Phasiana, in deren Heiligthum an der Mündung des Phasis bei den Kolchiern, 1) beim Throne Salomos u. s. w. Wie zu Heliopolis oder in On, der Sonnenstadt, lebendige Löwen als göttliche Thiere erscheinen, wurden ähnlich an den orientalischen Höfen, besonders in Indien, Mesopotamien und Kleinasien Löwen gehalten, wie sogar noch in unsern Tagen Napoleon III. bei seiner Landung aus England in Frankreich bei Boulogne einen lebendigen Adler in einem Kasten auf dem Schiffe mit sich führte als Symbol seines künftigen, aber auch gleich dem Adler sterblichen Glückes. Bei einer feierlichen Audienz an dem Hofe eines arabischen Fürsten zu Bagdad waren einstens 100 Löwen mit ihren Wächtern beim Throne aufgestellt. 2) In Aegypten waren der Löwenkopf und die Löwenfüsse, die Löwengestalt, ein später sehr beliebtes Motiv zu den kirchlichen und häuslichen Geräthen, weshalb blos auf die von Wilkinson gegebenen Abbildungen verwiesen werden darf. Als Motiv zu den Geräthen ist der Löwe auch bei den Assyriern verwandt worden, da man zu Khorsabad bei Niniveh z. B. Trinkgefässe in der Gestalt eines hohlen Löwen aufgefunden hat, wie solche auch in Griechenland und Etrurien vorkommen. 3) Die von Layard zu Nimrud und Khorsabad bei Niniveh gemachten Ausgrabungen ergeben die vollkommene Uebereinstimmung der ägyptischen und assyrischen Löwengeräthe, wenn dieser Ausdruck statthaft ist, besonders der Throne, Armstühle, Fussschemel u. s. w. 4) Es ist dieses in aller und jeder Hinsicht eine höchst wichtige und folgenreiche geschichtliche Thatsache und öffnet einen tiefen Blick in die Geschichte der gegenseitigen Verhältnisse zwischen Babylonien mit Assyrien und zwischen Aegypten. Es darf nämlich mit vieler Gewissheit angenommen werden, dass das Löwenmotiv, d. h. das Sternbild des Löwen und
1) Ritter, Vorhalle, S. 202, und derselbe, Erdkunde, II. S. 914.
2) Braun, a. a. O., I. S. 147.
3) Braun, I. S. 195.
4) Vergl. Layard’s populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, von Meissner, Leipzig 1852, S. 68 und 113, sowie Fig. 34, 36. 37 und 38.
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