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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Bogen mit den Pfeilen führen oder die Sonnenstrahlen senden und die Blitze schleudern. Ebenso tödten Apollo und Herakles als die Sonnengluth, als die versengende Sonnenhitze den Sänger Linos, d. i. das Frühlingslied und die Frühlingsblume,1) und berühren sich hierin mit dem Eber des Mars, der den schönen Adonis, den Liebling der Aphrodite oder Mutter Erde tödtet. Ueberhaupt gehören der Jahresgott Mars, welchem als Gott und Bringer des Frühlings der den Frühling verkündende Specht geheiligt war,2) mit seinen zwölfgliederigen Priestercollegien, den palatinischen Saliern und den agonalischen oder collinischen Saliern, und mit den zwölf Ancilien,3) sowie Janus mit seinen zwölf Altären4) ganz in den hier besprochenen Vorstellungskreis; ferner der römische Consul und Dictator mit den vorausgehenden zwölf und vierundzwanzig Lictoren, die zwölf Tafelgesetze, die zwölf Begleiter des Königs Numa, - die zwölf Geier, denen Romulus das Königthum verdankte und die mit dem Aufgange der Sonne geflogen kamen, - die zwölf Mitglieder der Priestercollegien der Luperci Fabiani und Quintiliani5) u. s. w. Die Sage von dem böotischen Herakles, dass er seine eigenen Kinder in Geistesverwirrung, in der Raserei getödtet habe, ist ein uns schon bekanntes Bild und soll nur ausdrücken, dass das ablaufende Jahr, die Zeit, seine eigenen Kinder tödte und verschlinge, indem die Gegenwart die Vergangenheit, begräbt, um wieder selbst vergehend die Zukunft zu erzeugen, wie Herakles auch auf einem Scheiterhaufen des Oeta sich selbst verbrennt, um gleich dem Phönix aus seiner Asche verjüngt und als unsterblicher Gott wieder zu erstehen.6) Auf den Münzen der phönicischen Colo-

1) Preller, a. a. O., II. S. 122 und I, S. 310.
2) Ueber den Specht, als Frühlingsvogel und den heiligen Vogel des Mars, vergl. Ausland für 1860, S. 166 ff. Auch die finnischen Wotjäken verehrten den baumhackenden Specht, das Symbol des Donnergottes Tharapita oder dieser selbst, damit er ihren Wäldern nicht schade, wie aus Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythol., IV. 1. S. 198 zu ersehen ist.
3) Preller, röm. Mythol., S. 314 ff.
4) Preller, a. a. O., S. 159.
5) Preller, a. a. O., S. 343.
6) Böttiger, kleine Schriften, III. S. 19.

Bogen mit den Pfeilen führen oder die Sonnenstrahlen senden und die Blitze schleudern. Ebenso tödten Apollo und Herakles als die Sonnengluth, als die versengende Sonnenhitze den Sänger Linos, d. i. das Frühlingslied und die Frühlingsblume,1) und berühren sich hierin mit dem Eber des Mars, der den schönen Adonis, den Liebling der Aphrodite oder Mutter Erde tödtet. Ueberhaupt gehören der Jahresgott Mars, welchem als Gott und Bringer des Frühlings der den Frühling verkündende Specht geheiligt war,2) mit seinen zwölfgliederigen Priestercollegien, den palatinischen Saliern und den agonalischen oder collinischen Saliern, und mit den zwölf Ancilien,3) sowie Janus mit seinen zwölf Altären4) ganz in den hier besprochenen Vorstellungskreis; ferner der römische Consul und Dictator mit den vorausgehenden zwölf und vierundzwanzig Lictoren, die zwölf Tafelgesetze, die zwölf Begleiter des Königs Numa, - die zwölf Geier, denen Romulus das Königthum verdankte und die mit dem Aufgange der Sonne geflogen kamen, - die zwölf Mitglieder der Priestercollegien der Luperci Fabiani und Quintiliani5) u. s. w. Die Sage von dem böotischen Herakles, dass er seine eigenen Kinder in Geistesverwirrung, in der Raserei getödtet habe, ist ein uns schon bekanntes Bild und soll nur ausdrücken, dass das ablaufende Jahr, die Zeit, seine eigenen Kinder tödte und verschlinge, indem die Gegenwart die Vergangenheit, begräbt, um wieder selbst vergehend die Zukunft zu erzeugen, wie Herakles auch auf einem Scheiterhaufen des Oeta sich selbst verbrennt, um gleich dem Phönix aus seiner Asche verjüngt und als unsterblicher Gott wieder zu erstehen.6) Auf den Münzen der phönicischen Colo-

1) Preller, a. a. O., II. S. 122 und I, S. 310.
2) Ueber den Specht, als Frühlingsvogel und den heiligen Vogel des Mars, vergl. Ausland für 1860, S. 166 ff. Auch die finnischen Wotjäken verehrten den baumhackenden Specht, das Symbol des Donnergottes Tharapita oder dieser selbst, damit er ihren Wäldern nicht schade, wie aus Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythol., IV. 1. S. 198 zu ersehen ist.
3) Preller, röm. Mythol., S. 314 ff.
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[607/0627] Bogen mit den Pfeilen führen oder die Sonnenstrahlen senden und die Blitze schleudern. Ebenso tödten Apollo und Herakles als die Sonnengluth, als die versengende Sonnenhitze den Sänger Linos, d. i. das Frühlingslied und die Frühlingsblume, 1) und berühren sich hierin mit dem Eber des Mars, der den schönen Adonis, den Liebling der Aphrodite oder Mutter Erde tödtet. Ueberhaupt gehören der Jahresgott Mars, welchem als Gott und Bringer des Frühlings der den Frühling verkündende Specht geheiligt war, 2) mit seinen zwölfgliederigen Priestercollegien, den palatinischen Saliern und den agonalischen oder collinischen Saliern, und mit den zwölf Ancilien, 3) sowie Janus mit seinen zwölf Altären 4) ganz in den hier besprochenen Vorstellungskreis; ferner der römische Consul und Dictator mit den vorausgehenden zwölf und vierundzwanzig Lictoren, die zwölf Tafelgesetze, die zwölf Begleiter des Königs Numa, - die zwölf Geier, denen Romulus das Königthum verdankte und die mit dem Aufgange der Sonne geflogen kamen, - die zwölf Mitglieder der Priestercollegien der Luperci Fabiani und Quintiliani 5) u. s. w. Die Sage von dem böotischen Herakles, dass er seine eigenen Kinder in Geistesverwirrung, in der Raserei getödtet habe, ist ein uns schon bekanntes Bild und soll nur ausdrücken, dass das ablaufende Jahr, die Zeit, seine eigenen Kinder tödte und verschlinge, indem die Gegenwart die Vergangenheit, begräbt, um wieder selbst vergehend die Zukunft zu erzeugen, wie Herakles auch auf einem Scheiterhaufen des Oeta sich selbst verbrennt, um gleich dem Phönix aus seiner Asche verjüngt und als unsterblicher Gott wieder zu erstehen. 6) Auf den Münzen der phönicischen Colo- 1) Preller, a. a. O., II. S. 122 und I, S. 310. 2) Ueber den Specht, als Frühlingsvogel und den heiligen Vogel des Mars, vergl. Ausland für 1860, S. 166 ff. Auch die finnischen Wotjäken verehrten den baumhackenden Specht, das Symbol des Donnergottes Tharapita oder dieser selbst, damit er ihren Wäldern nicht schade, wie aus Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythol., IV. 1. S. 198 zu ersehen ist. 3) Preller, röm. Mythol., S. 314 ff. 4) Preller, a. a. O., S. 159. 5) Preller, a. a. O., S. 343. 6) Böttiger, kleine Schriften, III. S. 19.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/627>, abgerufen am 22.11.2024.