Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

zwölfmonatlichen Jahresgott, den Sohn des Zeus, den Zeus selbst und stehen gleich den drei bösen und neun treuen Gesellen des Hiram, den drei Todesmonaten und neun Lebensmonaten des Sonnengottes. Der dreimonatliche Winterschlaf, Todesschlaf ist die Zeugung und Wiedererzeugung des Natur- und Sonnengottes. - Herakles ist, noch genauer und im engsten Sinne betrachtet, die Sonnenkraft im Sternbilde des Löwen, der Sonnenlöwe, - die stärkste und höchste Kraft, welche zur Zeit der ersten Einführung des Thierkreises die Sonne im Sternbilde des Löwen erreichte.1) So ist auch der Löwenmonat, Shinamasa von Sinha, Löwe, in Indien die heisseste Sommerzeit, die letzte Julihälfte und erste Augusthälfte.2) Der Löwe ist daher das uralte chaldäisch-ägyptische, zu Sardes, wie in Assyrien und im Dienste des Melkart vorkommende, - nach Welker, griechische Götterlehre II. S. 621 erst später aus Lydien in Griechenland eingeführte Symbol der zeugenden Natur- und Sonnenkraft der zeugenden Natur- und Sonnengötter und Göttinnen des höchsten und stärksten schaffenden Lichtes des starken Gottes und Schöpfers. Als der starke junge Sonnengott erwürgt Herakles gleich nach seiner Geburt die ihn bedrohenden Drachen oder Schlangen,3) wie der neugeborene Apollo den Drachen Python erlegt, d. h. das siegreiche Sonnenlicht zerstreuet oder erschlägt auch mit dem Blitze die schwarzen Gewitterwolken, und trocknet zugleich die Sümpfe aus, worin auf der Erde (der Mutter Hera) die Schlangen und Drachen hausen,4) weshalb Herakles und Apollo5) auch gleichmässig den

1) Creuzer, Symbolik, I. S. 323 Anm. 67, S. 345 Anm. 68 und S. 502 Anm. 284.
2) Müller, Mithras, S. 122.
3) Preller, griech. Mythol., II. S. 121 Anm. ++, vergl. mit I. S. 155 unten.
4) Schoemann, II. S. 278.
5) Unter den reichen Geschenken des Krösos an das apollinische Orakel zu Delphi befand sich oben darauf ein zehn Talente schwerer goldener Löwe (Welker, griech. Götterlehre, II. S. 12 Anm. 9). Rinck, a. a. O., I. S. 175 und 176, will gewiss unpassend die von Apollo erlegte Schlange Python auf die schlangenanbetenden Ureinwohner von Pytho deuten, welche von den Anhängern des neuen Gottes theils verjagt, theils getödtet worden seien.

zwölfmonatlichen Jahresgott, den Sohn des Zeus, den Zeus selbst und stehen gleich den drei bösen und neun treuen Gesellen des Hiram, den drei Todesmonaten und neun Lebensmonaten des Sonnengottes. Der dreimonatliche Winterschlaf, Todesschlaf ist die Zeugung und Wiedererzeugung des Natur- und Sonnengottes. - Herakles ist, noch genauer und im engsten Sinne betrachtet, die Sonnenkraft im Sternbilde des Löwen, der Sonnenlöwe, - die stärkste und höchste Kraft, welche zur Zeit der ersten Einführung des Thierkreises die Sonne im Sternbilde des Löwen erreichte.1) So ist auch der Löwenmonat, Shinamasa von Sinha, Löwe, in Indien die heisseste Sommerzeit, die letzte Julihälfte und erste Augusthälfte.2) Der Löwe ist daher das uralte chaldäisch-ägyptische, zu Sardes, wie in Assyrien und im Dienste des Melkart vorkommende, - nach Welker, griechische Götterlehre II. S. 621 erst später aus Lydien in Griechenland eingeführte Symbol der zeugenden Natur- und Sonnenkraft der zeugenden Natur- und Sonnengötter und Göttinnen des höchsten und stärksten schaffenden Lichtes des starken Gottes und Schöpfers. Als der starke junge Sonnengott erwürgt Herakles gleich nach seiner Geburt die ihn bedrohenden Drachen oder Schlangen,3) wie der neugeborene Apollo den Drachen Python erlegt, d. h. das siegreiche Sonnenlicht zerstreuet oder erschlägt auch mit dem Blitze die schwarzen Gewitterwolken, und trocknet zugleich die Sümpfe aus, worin auf der Erde (der Mutter Hera) die Schlangen und Drachen hausen,4) weshalb Herakles und Apollo5) auch gleichmässig den

1) Creuzer, Symbolik, I. S. 323 Anm. 67, S. 345 Anm. 68 und S. 502 Anm. 284.
2) Müller, Mithras, S. 122.
3) Preller, griech. Mythol., II. S. 121 Anm. ++, vergl. mit I. S. 155 unten.
4) Schoemann, II. S. 278.
5) Unter den reichen Geschenken des Krösos an das apollinische Orakel zu Delphi befand sich oben darauf ein zehn Talente schwerer goldener Löwe (Welker, griech. Götterlehre, II. S. 12 Anm. 9). Rinck, a. a. O., I. S. 175 und 176, will gewiss unpassend die von Apollo erlegte Schlange Python auf die schlangenanbetenden Ureinwohner von Pytho deuten, welche von den Anhängern des neuen Gottes theils verjagt, theils getödtet worden seien.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0626" n="606"/>
zwölfmonatlichen Jahresgott, den Sohn des Zeus, den Zeus selbst und stehen gleich den drei bösen und neun treuen Gesellen des Hiram, den drei Todesmonaten und neun Lebensmonaten des Sonnengottes. Der dreimonatliche Winterschlaf, Todesschlaf ist die Zeugung und Wiedererzeugung des Natur- und Sonnengottes. - Herakles ist, noch genauer und im engsten Sinne betrachtet, die Sonnenkraft im Sternbilde des Löwen, der Sonnenlöwe, - die stärkste und höchste Kraft, welche zur Zeit der ersten Einführung des Thierkreises die Sonne im Sternbilde des Löwen erreichte.<note place="foot" n="1)">Creuzer, Symbolik, I. S. 323 Anm. 67, S. 345 Anm. 68 und S. 502 Anm. 284.<lb/></note> So ist auch der Löwenmonat, Shinamasa von Sinha, Löwe, in Indien die heisseste Sommerzeit, die letzte Julihälfte und erste Augusthälfte.<note place="foot" n="2)">Müller, Mithras, S. 122.<lb/></note> Der Löwe ist daher das uralte chaldäisch-ägyptische, zu Sardes, wie in Assyrien und im Dienste des Melkart vorkommende, - nach Welker, griechische Götterlehre II. S. 621 erst später aus Lydien in Griechenland eingeführte Symbol der zeugenden Natur- und Sonnenkraft der zeugenden Natur- und Sonnengötter und Göttinnen des höchsten und stärksten schaffenden Lichtes des starken Gottes und Schöpfers. Als der starke junge Sonnengott erwürgt Herakles gleich nach seiner Geburt die ihn bedrohenden Drachen oder Schlangen,<note place="foot" n="3)">Preller, griech. Mythol., II. S. 121 Anm. ++, vergl. mit I. S. 155 unten.<lb/></note> wie der neugeborene Apollo den Drachen Python erlegt, d. h. das siegreiche Sonnenlicht zerstreuet oder erschlägt auch mit dem Blitze die schwarzen Gewitterwolken, und trocknet zugleich die Sümpfe aus, worin auf der Erde (der Mutter Hera) die Schlangen und Drachen hausen,<note place="foot" n="4)">Schoemann, II. S. 278.<lb/></note> weshalb Herakles und Apollo<note place="foot" n="5)">Unter den reichen Geschenken des Krösos an das apollinische Orakel zu Delphi befand sich oben darauf ein zehn Talente schwerer goldener Löwe (Welker, griech. Götterlehre, II. S. 12 Anm. 9). Rinck, a. a. O., I. S. 175 und 176, will gewiss unpassend die von Apollo erlegte Schlange Python auf die schlangenanbetenden Ureinwohner von Pytho deuten, welche von den Anhängern des neuen Gottes theils verjagt, theils getödtet worden seien.<lb/></note> auch gleichmässig den
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0626] zwölfmonatlichen Jahresgott, den Sohn des Zeus, den Zeus selbst und stehen gleich den drei bösen und neun treuen Gesellen des Hiram, den drei Todesmonaten und neun Lebensmonaten des Sonnengottes. Der dreimonatliche Winterschlaf, Todesschlaf ist die Zeugung und Wiedererzeugung des Natur- und Sonnengottes. - Herakles ist, noch genauer und im engsten Sinne betrachtet, die Sonnenkraft im Sternbilde des Löwen, der Sonnenlöwe, - die stärkste und höchste Kraft, welche zur Zeit der ersten Einführung des Thierkreises die Sonne im Sternbilde des Löwen erreichte. 1) So ist auch der Löwenmonat, Shinamasa von Sinha, Löwe, in Indien die heisseste Sommerzeit, die letzte Julihälfte und erste Augusthälfte. 2) Der Löwe ist daher das uralte chaldäisch-ägyptische, zu Sardes, wie in Assyrien und im Dienste des Melkart vorkommende, - nach Welker, griechische Götterlehre II. S. 621 erst später aus Lydien in Griechenland eingeführte Symbol der zeugenden Natur- und Sonnenkraft der zeugenden Natur- und Sonnengötter und Göttinnen des höchsten und stärksten schaffenden Lichtes des starken Gottes und Schöpfers. Als der starke junge Sonnengott erwürgt Herakles gleich nach seiner Geburt die ihn bedrohenden Drachen oder Schlangen, 3) wie der neugeborene Apollo den Drachen Python erlegt, d. h. das siegreiche Sonnenlicht zerstreuet oder erschlägt auch mit dem Blitze die schwarzen Gewitterwolken, und trocknet zugleich die Sümpfe aus, worin auf der Erde (der Mutter Hera) die Schlangen und Drachen hausen, 4) weshalb Herakles und Apollo 5) auch gleichmässig den 1) Creuzer, Symbolik, I. S. 323 Anm. 67, S. 345 Anm. 68 und S. 502 Anm. 284. 2) Müller, Mithras, S. 122. 3) Preller, griech. Mythol., II. S. 121 Anm. ++, vergl. mit I. S. 155 unten. 4) Schoemann, II. S. 278. 5) Unter den reichen Geschenken des Krösos an das apollinische Orakel zu Delphi befand sich oben darauf ein zehn Talente schwerer goldener Löwe (Welker, griech. Götterlehre, II. S. 12 Anm. 9). Rinck, a. a. O., I. S. 175 und 176, will gewiss unpassend die von Apollo erlegte Schlange Python auf die schlangenanbetenden Ureinwohner von Pytho deuten, welche von den Anhängern des neuen Gottes theils verjagt, theils getödtet worden seien.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/626
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/626>, abgerufen am 22.11.2024.