Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.Sacraments. In der Stadt Orleans war eine Confrairie des heiligen Namens Jesu. Die Mitglieder einer Gilde in England hiessen gewöhnlich Brüder oder Mitbrüder (fratres, confratres). Durch die griechischen Opfermahle ([fremdsprachliches Material]) sollte die religiöse Gemeinschaft der Menschen mit Gott vermittelt werden, insofern die Opfernden alle von dem selben Fleisch, von welchem die Erstlinge der Gottheit verbrannten, und von demselben Weine tranken, wovon man den Unsterblichen libirte.1) Dass die christliche Communion mit diesen Opfermahlen in Zusammenhang stehe, bedarf kaum bemerkt zu werden. Durch das gemeinschaftliche Essen und Trinken, durch die Communion wurde bei den, Griechen und wird noch heute bei den Christen der Bund der Brüder unter sich und zugleich mit der Gottheit bekräftigt und erneuert. Man sagte daher z. B. im Panionium mitopfern ([fremdsprachliches Material]), anstatt zur ionischen Gemeinschaft oder Brüderschaft gehören. Auch die Hebräer hatten bei ihren Dankopfern solche Familienmahlzeiten. Bei den Opfermahlzeiten an dem Feste des Poseidon auf der Insel Aegina musste Stillschweigen beobachtet werden und die Theilnehmer mussten sich selbst unter einander bedienen, da die Knechte entfernt gehalten wurden.2) Dionysos ist wesentlich die zeugende und früchtebringende Natur- und Sonnenkraft, der Gott der Früchte und besonders des begeisternden, aber auch berauschenden Weines; der Gott des Herbstes, der Gott der Ackerbauer und besonders der Weinbauern, weshalb dem Dionisoskultus auch etwas Sinnliches, Geniessendes und Bäurisches, Berauschtes und Ueberschweifendes mehr oder weniger stets anklebte. Wie die Feiernden, so die Feier und die weiblichen Feiernden, die Ernteschnitterinnen und Herbstwinzerinnen mit ihren poetischen oder unpoetischen Freiheiten leben noch heute, während der mythologische Dionysos vor dem christlichen Lichte fast erbleichet ist. Seiner Natur nach berührte sich Dionysos innigst mit der Aphrodite oder Kore, der Frühlingsblumengöttin, und 1) Rinck, II. S. 20 und 21. 2) Schoemann, II. S. 455.
Sacraments. In der Stadt Orleans war eine Confrairie des heiligen Namens Jesu. Die Mitglieder einer Gilde in England hiessen gewöhnlich Brüder oder Mitbrüder (fratres, confratres). Durch die griechischen Opfermahle ([fremdsprachliches Material]) sollte die religiöse Gemeinschaft der Menschen mit Gott vermittelt werden, insofern die Opfernden alle von dem selben Fleisch, von welchem die Erstlinge der Gottheit verbrannten, und von demselben Weine tranken, wovon man den Unsterblichen libirte.1) Dass die christliche Communion mit diesen Opfermahlen in Zusammenhang stehe, bedarf kaum bemerkt zu werden. Durch das gemeinschaftliche Essen und Trinken, durch die Communion wurde bei den, Griechen und wird noch heute bei den Christen der Bund der Brüder unter sich und zugleich mit der Gottheit bekräftigt und erneuert. Man sagte daher z. B. im Panionium mitopfern ([fremdsprachliches Material]), anstatt zur ionischen Gemeinschaft oder Brüderschaft gehören. Auch die Hebräer hatten bei ihren Dankopfern solche Familienmahlzeiten. Bei den Opfermahlzeiten an dem Feste des Poseidon auf der Insel Aegina musste Stillschweigen beobachtet werden und die Theilnehmer mussten sich selbst unter einander bedienen, da die Knechte entfernt gehalten wurden.2) Dionysos ist wesentlich die zeugende und früchtebringende Natur- und Sonnenkraft, der Gott der Früchte und besonders des begeisternden, aber auch berauschenden Weines; der Gott des Herbstes, der Gott der Ackerbauer und besonders der Weinbauern, weshalb dem Dionisoskultus auch etwas Sinnliches, Geniessendes und Bäurisches, Berauschtes und Ueberschweifendes mehr oder weniger stets anklebte. Wie die Feiernden, so die Feier und die weiblichen Feiernden, die Ernteschnitterinnen und Herbstwinzerinnen mit ihren poetischen oder unpoetischen Freiheiten leben noch heute, während der mythologische Dionysos vor dem christlichen Lichte fast erbleichet ist. Seiner Natur nach berührte sich Dionysos innigst mit der Aphrodite oder Kore, der Frühlingsblumengöttin, und 1) Rinck, II. S. 20 und 21. 2) Schoemann, II. S. 455.
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Sacraments. In der Stadt Orleans war eine Confrairie des heiligen Namens Jesu. Die Mitglieder einer Gilde in England hiessen gewöhnlich Brüder oder Mitbrüder (fratres, confratres). Durch die griechischen Opfermahle (_ ) sollte die religiöse Gemeinschaft der Menschen mit Gott vermittelt werden, insofern die Opfernden alle von dem selben Fleisch, von welchem die Erstlinge der Gottheit verbrannten, und von demselben Weine tranken, wovon man den Unsterblichen libirte. 1) Dass die christliche Communion mit diesen Opfermahlen in Zusammenhang stehe, bedarf kaum bemerkt zu werden. Durch das gemeinschaftliche Essen und Trinken, durch die Communion wurde bei den, Griechen und wird noch heute bei den Christen der Bund der Brüder unter sich und zugleich mit der Gottheit bekräftigt und erneuert. Man sagte daher z. B. im Panionium mitopfern (_ ), anstatt zur ionischen Gemeinschaft oder Brüderschaft gehören. Auch die Hebräer hatten bei ihren Dankopfern solche Familienmahlzeiten. Bei den Opfermahlzeiten an dem Feste des Poseidon auf der Insel Aegina musste Stillschweigen beobachtet werden und die Theilnehmer mussten sich selbst unter einander bedienen, da die Knechte entfernt gehalten wurden. 2)
Dionysos ist wesentlich die zeugende und früchtebringende Natur- und Sonnenkraft, der Gott der Früchte und besonders des begeisternden, aber auch berauschenden Weines; der Gott des Herbstes, der Gott der Ackerbauer und besonders der Weinbauern, weshalb dem Dionisoskultus auch etwas Sinnliches, Geniessendes und Bäurisches, Berauschtes und Ueberschweifendes mehr oder weniger stets anklebte. Wie die Feiernden, so die Feier und die weiblichen Feiernden, die Ernteschnitterinnen und Herbstwinzerinnen mit ihren poetischen oder unpoetischen Freiheiten leben noch heute, während der mythologische Dionysos vor dem christlichen Lichte fast erbleichet ist. Seiner Natur nach berührte sich Dionysos innigst mit der Aphrodite oder Kore, der Frühlingsblumengöttin, und
1) Rinck, II. S. 20 und 21.
2) Schoemann, II. S. 455.
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