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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Wie die trieterischen Orphika zerfielen daher auch die pythagoreischen Weihen in zwei einander ungleiche Theile, in einen ernsten und düstern Nachtdienst, der den Tod des Gottes betrauerte, und in einen heitern und freudigen Tagdienst, der dessen glückliche Wiederauferweckung feierte. Jenes war eine förmliche Todtenklage. Sie begann in nachahmender Darstellung mit der Verfolgung des Gottes durch die in Hirschfelle vermummten Titanen; - woher die Verhüllung der Feiernden in Felle von Rehen und Hirschkälbern. Sie ging dann zur Tödtung, Zerstücklung und Verzehrung des Gottes durch seine Feinde über, worauf sich offenbar der im Folgenden vorkommende symbolische Gebrauch bezog: das Rohessen eines Stückes Opferfleisches ([fremdsprachliches Material]), der auch in den Trieterien vor kam1) und der noch in dem katholischen Messopfer dunkel nachklingt, da nach der strengen Lehre die Katholiken glauben sollen, wirklich den Leib des Herrn in dem Brode zu essen und in dem Wein sein Blut zu trinken. Es ist dieses die Lehre von der Umwandelung oder Transsubstantiation, worüber so viel gestritten und so viel Menschenblut geflossen ist. So wenig man die Maurerei mit ihren Symbolen, Gebräuchen und Lehren anders als aus dem heidnischen Alterthume zu erklären und zu begreifen vermag, ebenso und vielleicht noch weit mehr das Christenthum. Das gemeinschaftliche Essen des Opfers sollte die Opfernden mit dem sterbenden Gotte selbst in Gemeinschaft setzen, seiner und seiner Unsterblichkeit theilhaftig machen, was auch Welker, II. Seite 631,

1) So zerfleischten die Kreter (alle als Isodäten) mit den Zähnen einen lebendigen (lebendig in Stücke zerrissenen) Stier (Stierkalb), wie in Tenedos im grausamen jährlichen Festmahl. Vergl. Welker, II. S. 639, und Schoemann, II. S. 445. Anderwärts wurden anstatt der Stiere Böcke noch schreiend mit blutigen Zähnen zerrissen (Rinck, II. S. 407). Rinck hält eine Ideenverbindung zwischen dem Mithrasstier der Perser, der Zerstückelung des Osiris der Aegypter und des Dionysosstieres der Hellenen für unverkennbar. Das Zerreissen des Stieres, das Grab des Dionysos bedeute, dass ein göttliches Leben in der Natur ist, welches in Folge der Zersplitterung des Gottes und seiner Lebensfülle in dem Prisma der mancherlei organischen Wesen sich offenbart, wenn die kräftiger werdende Sonne das Himmelszeiehen des Stiers mit ihren Strahlen verdeckt.

Wie die trieterischen Orphika zerfielen daher auch die pythagoreischen Weihen in zwei einander ungleiche Theile, in einen ernsten und düstern Nachtdienst, der den Tod des Gottes betrauerte, und in einen heitern und freudigen Tagdienst, der dessen glückliche Wiederauferweckung feierte. Jenes war eine förmliche Todtenklage. Sie begann in nachahmender Darstellung mit der Verfolgung des Gottes durch die in Hirschfelle vermummten Titanen; - woher die Verhüllung der Feiernden in Felle von Rehen und Hirschkälbern. Sie ging dann zur Tödtung, Zerstücklung und Verzehrung des Gottes durch seine Feinde über, worauf sich offenbar der im Folgenden vorkommende symbolische Gebrauch bezog: das Rohessen eines Stückes Opferfleisches ([fremdsprachliches Material]), der auch in den Trieterien vor kam1) und der noch in dem katholischen Messopfer dunkel nachklingt, da nach der strengen Lehre die Katholiken glauben sollen, wirklich den Leib des Herrn in dem Brode zu essen und in dem Wein sein Blut zu trinken. Es ist dieses die Lehre von der Umwandelung oder Transsubstantiation, worüber so viel gestritten und so viel Menschenblut geflossen ist. So wenig man die Maurerei mit ihren Symbolen, Gebräuchen und Lehren anders als aus dem heidnischen Alterthume zu erklären und zu begreifen vermag, ebenso und vielleicht noch weit mehr das Christenthum. Das gemeinschaftliche Essen des Opfers sollte die Opfernden mit dem sterbenden Gotte selbst in Gemeinschaft setzen, seiner und seiner Unsterblichkeit theilhaftig machen, was auch Welker, II. Seite 631,

1) So zerfleischten die Kreter (alle als Isodäten) mit den Zähnen einen lebendigen (lebendig in Stücke zerrissenen) Stier (Stierkalb), wie in Tenedos im grausamen jährlichen Festmahl. Vergl. Welker, II. S. 639, und Schoemann, II. S. 445. Anderwärts wurden anstatt der Stiere Böcke noch schreiend mit blutigen Zähnen zerrissen (Rinck, II. S. 407). Rinck hält eine Ideenverbindung zwischen dem Mithrasstier der Perser, der Zerstückelung des Osiris der Aegypter und des Dionysosstieres der Hellenen für unverkennbar. Das Zerreissen des Stieres, das Grab des Dionysos bedeute, dass ein göttliches Leben in der Natur ist, welches in Folge der Zersplitterung des Gottes und seiner Lebensfülle in dem Prisma der mancherlei organischen Wesen sich offenbart, wenn die kräftiger werdende Sonne das Himmelszeiehen des Stiers mit ihren Strahlen verdeckt.
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[586/0606] Wie die trieterischen Orphika zerfielen daher auch die pythagoreischen Weihen in zwei einander ungleiche Theile, in einen ernsten und düstern Nachtdienst, der den Tod des Gottes betrauerte, und in einen heitern und freudigen Tagdienst, der dessen glückliche Wiederauferweckung feierte. Jenes war eine förmliche Todtenklage. Sie begann in nachahmender Darstellung mit der Verfolgung des Gottes durch die in Hirschfelle vermummten Titanen; - woher die Verhüllung der Feiernden in Felle von Rehen und Hirschkälbern. Sie ging dann zur Tödtung, Zerstücklung und Verzehrung des Gottes durch seine Feinde über, worauf sich offenbar der im Folgenden vorkommende symbolische Gebrauch bezog: das Rohessen eines Stückes Opferfleisches (_ ), der auch in den Trieterien vor kam 1) und der noch in dem katholischen Messopfer dunkel nachklingt, da nach der strengen Lehre die Katholiken glauben sollen, wirklich den Leib des Herrn in dem Brode zu essen und in dem Wein sein Blut zu trinken. Es ist dieses die Lehre von der Umwandelung oder Transsubstantiation, worüber so viel gestritten und so viel Menschenblut geflossen ist. So wenig man die Maurerei mit ihren Symbolen, Gebräuchen und Lehren anders als aus dem heidnischen Alterthume zu erklären und zu begreifen vermag, ebenso und vielleicht noch weit mehr das Christenthum. Das gemeinschaftliche Essen des Opfers sollte die Opfernden mit dem sterbenden Gotte selbst in Gemeinschaft setzen, seiner und seiner Unsterblichkeit theilhaftig machen, was auch Welker, II. Seite 631, 1) So zerfleischten die Kreter (alle als Isodäten) mit den Zähnen einen lebendigen (lebendig in Stücke zerrissenen) Stier (Stierkalb), wie in Tenedos im grausamen jährlichen Festmahl. Vergl. Welker, II. S. 639, und Schoemann, II. S. 445. Anderwärts wurden anstatt der Stiere Böcke noch schreiend mit blutigen Zähnen zerrissen (Rinck, II. S. 407). Rinck hält eine Ideenverbindung zwischen dem Mithrasstier der Perser, der Zerstückelung des Osiris der Aegypter und des Dionysosstieres der Hellenen für unverkennbar. Das Zerreissen des Stieres, das Grab des Dionysos bedeute, dass ein göttliches Leben in der Natur ist, welches in Folge der Zersplitterung des Gottes und seiner Lebensfülle in dem Prisma der mancherlei organischen Wesen sich offenbart, wenn die kräftiger werdende Sonne das Himmelszeiehen des Stiers mit ihren Strahlen verdeckt.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/606>, abgerufen am 22.11.2024.