Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.sorglos gemacht zu haben scheint, so dass sie nach einigen Tagen wie gewöhnlich ihr jährliches Musenfest, die Erinnerungsfeier der Ankunft des Pythagoras zu Kroton vor nun 20 Jahren beging. Durch dieses höchst unzeitig und unklug mit allem üblichen Prunke gefeierte Fest kam die Volkswuth zum Ausbruch, indem das Volk die zur Feier des Festes versammelten und darauf gar nicht achtenden Pythagoräer überfiel und aus der Stadt vertrieb, worauf die demokratische Partei die bisherige aristokratische Verfassung aufhob und eine demokratische an ihre Stelle setzte. Vergeblich griffen die zersprengten und wieder versammelten Pythagoräer zu den Waffen, und ein bestochenes Schiedsgericht aus den Städten Tarent, Metapont und Kaulonia verurtheilte sie zuletzt zur Verbannung, worauf die Güter aller nach, und nach ausgetriebenen Aristokraten eingezogen wurden. Die aus Kroton ausgetriebenen Pythagoräer trugen den Streit von da auch in die übrigen Städte und Staaten Grossgriechenlands, indem sie sich hier durch die Stiftung von pythagoreischen Klubs, Hetärien und Synedrien zu stärken und zu halten suchten, bis sie abermals verfolgt und vertrieben wurden. In Folge des Sturzes seiner Partei und seiner Schüler zu Kroton musste auch der 80jährige Pythagoras mit seiner Familie und Schule auswandern und in der Fremde einem ungewissen Schicksale entgegengehen. Nachdem dem Pythagoras zu Kaulonia und Lokri die Aufnahme verweigert worden war, wandte er sich nach Tarent, wo er gastlich aufgenommen wurde. Die Lokrer, so erzählt Dikäarch, schickten ihm einige ihrer Aeltesten bis an die Grenzen ihres Gebietes entgegen, um ihm zu sagen, sie hätten zwar vernommen, was für ein weiser und gewaltiger Mann er wäre; sie seien aber mit ihrer bisherigen Verfassung völlig zufrieden und wollten versuchen, bei ihren jetzigen Zuständen auch fernerhin zu verbleiben; er möge also lieber anders wohin gehen; sie wollten ihn mit Allem versehen, was er etwa gerade nöthig habe. Die Aufnahme zu Tarent verdankte Pythagoras seinen dortigen Schülern und Anhängern; Pythagoras konnte jetzt seinen Aufenthaltsort nicht nach Neigung wählen, sonst würde er schwerlich dazu das durch seine damalige Ueppigkeit berüchtigte Tarent gewählt haben. sorglos gemacht zu haben scheint, so dass sie nach einigen Tagen wie gewöhnlich ihr jährliches Musenfest, die Erinnerungsfeier der Ankunft des Pythagoras zu Kroton vor nun 20 Jahren beging. Durch dieses höchst unzeitig und unklug mit allem üblichen Prunke gefeierte Fest kam die Volkswuth zum Ausbruch, indem das Volk die zur Feier des Festes versammelten und darauf gar nicht achtenden Pythagoräer überfiel und aus der Stadt vertrieb, worauf die demokratische Partei die bisherige aristokratische Verfassung aufhob und eine demokratische an ihre Stelle setzte. Vergeblich griffen die zersprengten und wieder versammelten Pythagoräer zu den Waffen, und ein bestochenes Schiedsgericht aus den Städten Tarent, Metapont und Kaulonia verurtheilte sie zuletzt zur Verbannung, worauf die Güter aller nach, und nach ausgetriebenen Aristokraten eingezogen wurden. Die aus Kroton ausgetriebenen Pythagoräer trugen den Streit von da auch in die übrigen Städte und Staaten Grossgriechenlands, indem sie sich hier durch die Stiftung von pythagoreischen Klubs, Hetärien und Synedrien zu stärken und zu halten suchten, bis sie abermals verfolgt und vertrieben wurden. In Folge des Sturzes seiner Partei und seiner Schüler zu Kroton musste auch der 80jährige Pythagoras mit seiner Familie und Schule auswandern und in der Fremde einem ungewissen Schicksale entgegengehen. Nachdem dem Pythagoras zu Kaulonia und Lokri die Aufnahme verweigert worden war, wandte er sich nach Tarent, wo er gastlich aufgenommen wurde. Die Lokrer, so erzählt Dikäarch, schickten ihm einige ihrer Aeltesten bis an die Grenzen ihres Gebietes entgegen, um ihm zu sagen, sie hätten zwar vernommen, was für ein weiser und gewaltiger Mann er wäre; sie seien aber mit ihrer bisherigen Verfassung völlig zufrieden und wollten versuchen, bei ihren jetzigen Zuständen auch fernerhin zu verbleiben; er möge also lieber anders wohin gehen; sie wollten ihn mit Allem versehen, was er etwa gerade nöthig habe. Die Aufnahme zu Tarent verdankte Pythagoras seinen dortigen Schülern und Anhängern; Pythagoras konnte jetzt seinen Aufenthaltsort nicht nach Neigung wählen, sonst würde er schwerlich dazu das durch seine damalige Ueppigkeit berüchtigte Tarent gewählt haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0595" n="575"/> sorglos gemacht zu haben scheint, so dass sie nach einigen Tagen wie gewöhnlich ihr jährliches Musenfest, die Erinnerungsfeier der Ankunft des Pythagoras zu Kroton vor nun 20 Jahren beging. Durch dieses höchst unzeitig und unklug mit allem üblichen Prunke gefeierte Fest kam die Volkswuth zum Ausbruch, indem das Volk die zur Feier des Festes versammelten und darauf gar nicht achtenden Pythagoräer überfiel und aus der Stadt vertrieb, worauf die demokratische Partei die bisherige aristokratische Verfassung aufhob und eine demokratische an ihre Stelle setzte. Vergeblich griffen die zersprengten und wieder versammelten Pythagoräer zu den Waffen, und ein bestochenes Schiedsgericht aus den Städten Tarent, Metapont und Kaulonia verurtheilte sie zuletzt zur Verbannung, worauf die Güter aller nach, und nach ausgetriebenen Aristokraten eingezogen wurden. Die aus Kroton ausgetriebenen Pythagoräer trugen den Streit von da auch in die übrigen Städte und Staaten Grossgriechenlands, indem sie sich hier durch die Stiftung von pythagoreischen Klubs, Hetärien und Synedrien zu stärken und zu halten suchten, bis sie abermals verfolgt und vertrieben wurden. In Folge des Sturzes seiner Partei und seiner Schüler zu Kroton musste auch der 80jährige Pythagoras mit seiner Familie und Schule auswandern und in der Fremde einem ungewissen Schicksale entgegengehen. Nachdem dem Pythagoras zu Kaulonia und Lokri die Aufnahme verweigert worden war, wandte er sich nach Tarent, wo er gastlich aufgenommen wurde. Die Lokrer, so erzählt Dikäarch, schickten ihm einige ihrer Aeltesten bis an die Grenzen ihres Gebietes entgegen, um ihm zu sagen, sie hätten zwar vernommen, was für ein weiser und gewaltiger Mann er wäre; sie seien aber mit ihrer bisherigen Verfassung völlig zufrieden und wollten versuchen, bei ihren jetzigen Zuständen auch fernerhin zu verbleiben; er möge also lieber anders wohin gehen; sie wollten ihn mit Allem versehen, was er etwa gerade nöthig habe. Die Aufnahme zu Tarent verdankte Pythagoras seinen dortigen Schülern und Anhängern; Pythagoras konnte jetzt seinen Aufenthaltsort nicht nach Neigung wählen, sonst würde er schwerlich dazu das durch seine damalige Ueppigkeit berüchtigte Tarent gewählt haben.</p> </div> </body> </text> </TEI> [575/0595]
sorglos gemacht zu haben scheint, so dass sie nach einigen Tagen wie gewöhnlich ihr jährliches Musenfest, die Erinnerungsfeier der Ankunft des Pythagoras zu Kroton vor nun 20 Jahren beging. Durch dieses höchst unzeitig und unklug mit allem üblichen Prunke gefeierte Fest kam die Volkswuth zum Ausbruch, indem das Volk die zur Feier des Festes versammelten und darauf gar nicht achtenden Pythagoräer überfiel und aus der Stadt vertrieb, worauf die demokratische Partei die bisherige aristokratische Verfassung aufhob und eine demokratische an ihre Stelle setzte. Vergeblich griffen die zersprengten und wieder versammelten Pythagoräer zu den Waffen, und ein bestochenes Schiedsgericht aus den Städten Tarent, Metapont und Kaulonia verurtheilte sie zuletzt zur Verbannung, worauf die Güter aller nach, und nach ausgetriebenen Aristokraten eingezogen wurden. Die aus Kroton ausgetriebenen Pythagoräer trugen den Streit von da auch in die übrigen Städte und Staaten Grossgriechenlands, indem sie sich hier durch die Stiftung von pythagoreischen Klubs, Hetärien und Synedrien zu stärken und zu halten suchten, bis sie abermals verfolgt und vertrieben wurden. In Folge des Sturzes seiner Partei und seiner Schüler zu Kroton musste auch der 80jährige Pythagoras mit seiner Familie und Schule auswandern und in der Fremde einem ungewissen Schicksale entgegengehen. Nachdem dem Pythagoras zu Kaulonia und Lokri die Aufnahme verweigert worden war, wandte er sich nach Tarent, wo er gastlich aufgenommen wurde. Die Lokrer, so erzählt Dikäarch, schickten ihm einige ihrer Aeltesten bis an die Grenzen ihres Gebietes entgegen, um ihm zu sagen, sie hätten zwar vernommen, was für ein weiser und gewaltiger Mann er wäre; sie seien aber mit ihrer bisherigen Verfassung völlig zufrieden und wollten versuchen, bei ihren jetzigen Zuständen auch fernerhin zu verbleiben; er möge also lieber anders wohin gehen; sie wollten ihn mit Allem versehen, was er etwa gerade nöthig habe. Die Aufnahme zu Tarent verdankte Pythagoras seinen dortigen Schülern und Anhängern; Pythagoras konnte jetzt seinen Aufenthaltsort nicht nach Neigung wählen, sonst würde er schwerlich dazu das durch seine damalige Ueppigkeit berüchtigte Tarent gewählt haben.
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