Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.von Polykrates, dem Tyrannen von Samos, für ihn bei dem Könige Amasis von Aegypten ausgewirkten Empfehlung verdankte. Der Oberprophet Sonchis zu Theben wurde sein Lehrer. Pythagoras soll besonders auf den Rath des zur Zeit, als er mit Pythagoras in Berührung kam, schon 89jährigen Thales von Milet1) sich nach Aegypten begeben haben, um bei den ägyptischen Priestern, besonders zu Memphis und Diospolis, an der Quelle zu schöpfen, aus welcher auch Thales sein Wissen geschöpft hatte. So weit es, wie die Berichte sagen, sein hohes Alter und seine abnehmenden Körperkräfte zuliessen, hatte Thales dem Pythagoras sein Wissen mitgetheilt. Der Mittelpunkt von des Thales wissenschaftlicher Thätigkeit war die Beobachtung des Himmels, die Ausübung der Sternkunde und neben ihr die Anfänge der aus der schärferen Bestimmung der Himmelserscheinungen hervorgehenden und ihr dienenden mathematischen Forschungen, welche er wie sein ganzes Wissen ebenfalls von den Aegyptern sich angeeignet hatte. Thales war unter den Griechen der erste Pfleger der wissenschaftlichen Sternkunde und ihr verdankte er vorzüglich seinen Ruf. Von den Aegyptern hatte Thales entlehnt und den Griechen gebracht z. B. die Bestimmung des Jahres zu 365 Tagen, das Sonnenjahr im Gegensatze zu dem bei den Griechen gebräuchlichen Mondsjahre, und die damit zusammenhängende genauere Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden, die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorauszusagen, u. s. w. Nach Diogenes Laertius und Proclus hatte Thales namentlich die Geometrie bei den Aegyptern erlernt. Thales, sagt Plutarch, lehrte zuerst, dass eine Sonnenfinsterniss eintrete, wenn der Mond in gerader Linie vor der Sonne vorübergehe, da er ein erdähnlicher, kugelförmiger Körper sei; dass ferner der Mond von der Sonne erleuchtet werde, also nicht sein eigenes Licht habe, und dass endlich auch die Sonne und die Sterne erdähnliche, aber feurige, leuchtende Körper seien. Der zweite dieser Sätze ergibt sich unmittelbar aus dem 1) Ueber Thales vergl. auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 189 ff.
von Polykrates, dem Tyrannen von Samos, für ihn bei dem Könige Amasis von Aegypten ausgewirkten Empfehlung verdankte. Der Oberprophet Sonchis zu Theben wurde sein Lehrer. Pythagoras soll besonders auf den Rath des zur Zeit, als er mit Pythagoras in Berührung kam, schon 89jährigen Thales von Milet1) sich nach Aegypten begeben haben, um bei den ägyptischen Priestern, besonders zu Memphis und Diospolis, an der Quelle zu schöpfen, aus welcher auch Thales sein Wissen geschöpft hatte. So weit es, wie die Berichte sagen, sein hohes Alter und seine abnehmenden Körperkräfte zuliessen, hatte Thales dem Pythagoras sein Wissen mitgetheilt. Der Mittelpunkt von des Thales wissenschaftlicher Thätigkeit war die Beobachtung des Himmels, die Ausübung der Sternkunde und neben ihr die Anfänge der aus der schärferen Bestimmung der Himmelserscheinungen hervorgehenden und ihr dienenden mathematischen Forschungen, welche er wie sein ganzes Wissen ebenfalls von den Aegyptern sich angeeignet hatte. Thales war unter den Griechen der erste Pfleger der wissenschaftlichen Sternkunde und ihr verdankte er vorzüglich seinen Ruf. Von den Aegyptern hatte Thales entlehnt und den Griechen gebracht z. B. die Bestimmung des Jahres zu 365 Tagen, das Sonnenjahr im Gegensatze zu dem bei den Griechen gebräuchlichen Mondsjahre, und die damit zusammenhängende genauere Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden, die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorauszusagen, u. s. w. Nach Diogenes Laertius und Proclus hatte Thales namentlich die Geometrie bei den Aegyptern erlernt. Thales, sagt Plutarch, lehrte zuerst, dass eine Sonnenfinsterniss eintrete, wenn der Mond in gerader Linie vor der Sonne vorübergehe, da er ein erdähnlicher, kugelförmiger Körper sei; dass ferner der Mond von der Sonne erleuchtet werde, also nicht sein eigenes Licht habe, und dass endlich auch die Sonne und die Sterne erdähnliche, aber feurige, leuchtende Körper seien. Der zweite dieser Sätze ergibt sich unmittelbar aus dem 1) Ueber Thales vergl. auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 189 ff.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0587" n="567"/> von Polykrates, dem Tyrannen von Samos, für ihn bei dem Könige Amasis von Aegypten ausgewirkten Empfehlung verdankte. Der Oberprophet Sonchis zu Theben wurde sein Lehrer. Pythagoras soll besonders auf den Rath des zur Zeit, als er mit Pythagoras in Berührung kam, schon 89jährigen Thales von Milet<note place="foot" n="1)">Ueber Thales vergl. auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 189 ff.<lb/></note> sich nach Aegypten begeben haben, um bei den ägyptischen Priestern, besonders zu Memphis und Diospolis, an der Quelle zu schöpfen, aus welcher auch Thales sein Wissen geschöpft hatte. So weit es, wie die Berichte sagen, sein hohes Alter und seine abnehmenden Körperkräfte zuliessen, hatte Thales dem Pythagoras sein Wissen mitgetheilt. Der Mittelpunkt von des Thales wissenschaftlicher Thätigkeit war die Beobachtung des Himmels, die Ausübung der Sternkunde und neben ihr die Anfänge der aus der schärferen Bestimmung der Himmelserscheinungen hervorgehenden und ihr dienenden mathematischen Forschungen, welche er wie sein ganzes Wissen ebenfalls von den Aegyptern sich angeeignet hatte. Thales war unter den Griechen der erste Pfleger der wissenschaftlichen Sternkunde und ihr verdankte er vorzüglich seinen Ruf.</p> <p> Von den Aegyptern hatte Thales entlehnt und den Griechen gebracht z. B. die Bestimmung des Jahres zu 365 Tagen, das Sonnenjahr im Gegensatze zu dem bei den Griechen gebräuchlichen Mondsjahre, und die damit zusammenhängende genauere Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden, die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorauszusagen, u. s. w. Nach Diogenes Laertius und Proclus hatte Thales namentlich die Geometrie bei den Aegyptern erlernt. Thales, sagt Plutarch, lehrte zuerst, dass eine Sonnenfinsterniss eintrete, wenn der Mond in gerader Linie vor der Sonne vorübergehe, da er ein erdähnlicher, kugelförmiger Körper sei; dass ferner der Mond von der Sonne erleuchtet werde, also nicht sein eigenes Licht habe, und dass endlich auch die Sonne und die Sterne erdähnliche, aber feurige, leuchtende Körper seien. Der zweite dieser Sätze ergibt sich unmittelbar aus dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [567/0587]
von Polykrates, dem Tyrannen von Samos, für ihn bei dem Könige Amasis von Aegypten ausgewirkten Empfehlung verdankte. Der Oberprophet Sonchis zu Theben wurde sein Lehrer. Pythagoras soll besonders auf den Rath des zur Zeit, als er mit Pythagoras in Berührung kam, schon 89jährigen Thales von Milet 1) sich nach Aegypten begeben haben, um bei den ägyptischen Priestern, besonders zu Memphis und Diospolis, an der Quelle zu schöpfen, aus welcher auch Thales sein Wissen geschöpft hatte. So weit es, wie die Berichte sagen, sein hohes Alter und seine abnehmenden Körperkräfte zuliessen, hatte Thales dem Pythagoras sein Wissen mitgetheilt. Der Mittelpunkt von des Thales wissenschaftlicher Thätigkeit war die Beobachtung des Himmels, die Ausübung der Sternkunde und neben ihr die Anfänge der aus der schärferen Bestimmung der Himmelserscheinungen hervorgehenden und ihr dienenden mathematischen Forschungen, welche er wie sein ganzes Wissen ebenfalls von den Aegyptern sich angeeignet hatte. Thales war unter den Griechen der erste Pfleger der wissenschaftlichen Sternkunde und ihr verdankte er vorzüglich seinen Ruf.
Von den Aegyptern hatte Thales entlehnt und den Griechen gebracht z. B. die Bestimmung des Jahres zu 365 Tagen, das Sonnenjahr im Gegensatze zu dem bei den Griechen gebräuchlichen Mondsjahre, und die damit zusammenhängende genauere Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden, die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorauszusagen, u. s. w. Nach Diogenes Laertius und Proclus hatte Thales namentlich die Geometrie bei den Aegyptern erlernt. Thales, sagt Plutarch, lehrte zuerst, dass eine Sonnenfinsterniss eintrete, wenn der Mond in gerader Linie vor der Sonne vorübergehe, da er ein erdähnlicher, kugelförmiger Körper sei; dass ferner der Mond von der Sonne erleuchtet werde, also nicht sein eigenes Licht habe, und dass endlich auch die Sonne und die Sterne erdähnliche, aber feurige, leuchtende Körper seien. Der zweite dieser Sätze ergibt sich unmittelbar aus dem
1) Ueber Thales vergl. auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 189 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |