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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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und gestalten solle, sondern noch weit mehr, dass der ewige Richter einem Jeden nach seinen Thaten den Lohn und die Strafe zumessen, die rechten Bausteine auswählen und die schlechten verwerfen werde. Als das Symbol des ewigen Richters und Messers, des höchsten Baumeisters trägt daher bei den Maurern der Meister vom Stuhl zum Zeichen seines Amtes das Winkelmass, wie auch z. B. auf den Münzen der Smyrnäer die Nemesis als ihr Attribut ein Richtscheit hält, - ja, ohne jedes Attribut, durch einen sprechenden Geist als die Göttin des Masses in der Kunst sich zu erkennen gibt, indem sie mit der linken Hand ihr Gewand gegen die Brust heraufhebt und dadurch mit ihrem Arme das Mass abbildet, welches die Griechen Elle nannten. Daher sagt auch ein Dichter von der Nemesis:

"Und missest stets am Mass der Sterblichen Leben ab."

Wollten die Maurer diese Symbolik fortsetzen, dann könnte die Nemesis durch das Halszeichen andeuten, dass ein ewiger Richter walte, welcher das Gute belohnt und bestraft, die Thaten Aller einst abmessen wird. Diese richtende symbolische Bedeutung des cubischen Steines hat sich bei den Maurern nur noch schwach erhalten, obwohl er die Dauerhaftigkeit der Maurerarbeiten nach den Grundsätzen und Pflichten, die der Bund vorschreibt, bedeuten soll. Das Sinnbild der Gesellenloge ist ein cubischer Stein, auf welchem das Winkelmass mit den Worten liegt: "Dirigit obliqua," und dieses Sinnbild soll den Zweck und die Vollkommenheit der Arbeiten des Bundes, d. h. das göttliche Gesetz und die göttliche Gerechtigkeit, bezeichnen.

Frisch Gesellen! seid zur Hand.
Von der Stirne heiss
Rinnen muss der Schweiss,
Soll das Werk den Meister loben?
Doch der Segen kommt von oben.

Salomo im Prediger, Kap. 12 sagt: "Gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Kraft, ehe denn die bösen Tage kommen, und sich nahen die Jahre, von denen du sagen wirst: sie gefallen mir nicht.- - Denn es wandert der Mensch in sein ewiges Haus und es gehen umher auf

und gestalten solle, sondern noch weit mehr, dass der ewige Richter einem Jeden nach seinen Thaten den Lohn und die Strafe zumessen, die rechten Bausteine auswählen und die schlechten verwerfen werde. Als das Symbol des ewigen Richters und Messers, des höchsten Baumeisters trägt daher bei den Maurern der Meister vom Stuhl zum Zeichen seines Amtes das Winkelmass, wie auch z. B. auf den Münzen der Smyrnäer die Nemesis als ihr Attribut ein Richtscheit hält, – ja, ohne jedes Attribut, durch einen sprechenden Geist als die Göttin des Masses in der Kunst sich zu erkennen gibt, indem sie mit der linken Hand ihr Gewand gegen die Brust heraufhebt und dadurch mit ihrem Arme das Mass abbildet, welches die Griechen Elle nannten. Daher sagt auch ein Dichter von der Nemesis:

„Und missest stets am Mass der Sterblichen Leben ab.“

Wollten die Maurer diese Symbolik fortsetzen, dann könnte die Nemesis durch das Halszeichen andeuten, dass ein ewiger Richter walte, welcher das Gute belohnt und bestraft, die Thaten Aller einst abmessen wird. Diese richtende symbolische Bedeutung des cubischen Steines hat sich bei den Maurern nur noch schwach erhalten, obwohl er die Dauerhaftigkeit der Maurerarbeiten nach den Grundsätzen und Pflichten, die der Bund vorschreibt, bedeuten soll. Das Sinnbild der Gesellenloge ist ein cubischer Stein, auf welchem das Winkelmass mit den Worten liegt: „Dirigit obliqua,“ und dieses Sinnbild soll den Zweck und die Vollkommenheit der Arbeiten des Bundes, d. h. das göttliche Gesetz und die göttliche Gerechtigkeit, bezeichnen.

Frisch Gesellen! seid zur Hand.
Von der Stirne heiss
Rinnen muss der Schweiss,
Soll das Werk den Meister loben?
Doch der Segen kommt von oben.

Salomo im Prediger, Kap. 12 sagt: „Gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Kraft, ehe denn die bösen Tage kommen, und sich nahen die Jahre, von denen du sagen wirst: sie gefallen mir nicht.- – Denn es wandert der Mensch in sein ewiges Haus und es gehen umher auf

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[519/0539] und gestalten solle, sondern noch weit mehr, dass der ewige Richter einem Jeden nach seinen Thaten den Lohn und die Strafe zumessen, die rechten Bausteine auswählen und die schlechten verwerfen werde. Als das Symbol des ewigen Richters und Messers, des höchsten Baumeisters trägt daher bei den Maurern der Meister vom Stuhl zum Zeichen seines Amtes das Winkelmass, wie auch z. B. auf den Münzen der Smyrnäer die Nemesis als ihr Attribut ein Richtscheit hält, – ja, ohne jedes Attribut, durch einen sprechenden Geist als die Göttin des Masses in der Kunst sich zu erkennen gibt, indem sie mit der linken Hand ihr Gewand gegen die Brust heraufhebt und dadurch mit ihrem Arme das Mass abbildet, welches die Griechen Elle nannten. Daher sagt auch ein Dichter von der Nemesis: „Und missest stets am Mass der Sterblichen Leben ab.“ Wollten die Maurer diese Symbolik fortsetzen, dann könnte die Nemesis durch das Halszeichen andeuten, dass ein ewiger Richter walte, welcher das Gute belohnt und bestraft, die Thaten Aller einst abmessen wird. Diese richtende symbolische Bedeutung des cubischen Steines hat sich bei den Maurern nur noch schwach erhalten, obwohl er die Dauerhaftigkeit der Maurerarbeiten nach den Grundsätzen und Pflichten, die der Bund vorschreibt, bedeuten soll. Das Sinnbild der Gesellenloge ist ein cubischer Stein, auf welchem das Winkelmass mit den Worten liegt: „Dirigit obliqua,“ und dieses Sinnbild soll den Zweck und die Vollkommenheit der Arbeiten des Bundes, d. h. das göttliche Gesetz und die göttliche Gerechtigkeit, bezeichnen. Frisch Gesellen! seid zur Hand. Von der Stirne heiss Rinnen muss der Schweiss, Soll das Werk den Meister loben? Doch der Segen kommt von oben. Salomo im Prediger, Kap. 12 sagt: „Gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Kraft, ehe denn die bösen Tage kommen, und sich nahen die Jahre, von denen du sagen wirst: sie gefallen mir nicht.- – Denn es wandert der Mensch in sein ewiges Haus und es gehen umher auf

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/539>, abgerufen am 22.11.2024.