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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Dabei darf wohl die allgemeine Vermuthung gewagt werden, dass wenn und wo mit dem Kultus auch heilige Tänze oder überhaupt feierliche Aufstellungen von Personen vereinigt sind, diese dieselbe Gestaltung annehmen, wie die heiligen Gebäude oder Anlagen selbst, da die heiligen Tänze und die heiligen Orte derselbe Gedanke durch dringt und gestaltet. Wenigstens bei den Maurern wird diese Vermuthung bestätigt, indem, wenn bei den alten Steinmetzen, z. B. bei Besuchen von fremden Genossen, sich die Gesellen der Steinmetzhütte geordnet aufzustellen hatten, dieses in der Regel in einem länglichen, nach Vornen oder nach Osten, wo sich der Vorsteher und Sprecher befand oder stand, geöffneten Vierecke zu geschehen hatte,1) wie ja die in der Loge Versammelten noch ganz in der selben Weise stehen oder sitzen. Das über die Gestalt und Form der religiösen Tänze Bemerkte leidet auch auf die Form und Gestalt der Privatwohnungen Anwendung, und wenn die Städte im Viereck erbauet und angelegt sind, haben dieselben regelmässig vier Thore, wie z. B. Rhat und Bhrakat im Innern des nördlichen Afrikas.2) Zu Agades umstand nach Barth, a. a. O., I. S. 466 unten, die Tanzenden ein Ring von Zuschauern und begleitete dieselben mit energischem Händeklatschen. - Nach den neuerlich erhaltenen Nachrichten bildet auch die Stadt Peking (Hof des Norden), ähnlich wie das viereckige alte Babylon3) mit je 25 ehernen Thoren nach den vier Weltgegenden und mit Parallelstrassen, ein vollständiges Quadrat von 45 Kilometern in der Länge und mit zwei innern Quadraten; das innerste Quadrat, King-Tching genannt, die verbotene oder heilige rothe Stadt bildet den Sitz des Kaisers. Den Namen der heiligen Stadt darf der Sinese nicht aussprechen, ohne doppelte Verbeugung. Carthago (pun. Kart-hadascht, Neustadt) oder Byrsa (die Festung, die Burg) hatte eine kreisförmige Gestalt (en cercle4)), jedoch in dem Sinne, dass die eigentliche Burg,

1) Vergl. z. B. Latomia, Bd. XIX. S. 37 oben.
2) Barth, a. a. O., I. S. 268 oben.
3) Beck, Anleitung, S. 183 ff.
4) Beule, Fouilles a Carthage, Paris 1861, S. 3 und 5, 28.

Dabei darf wohl die allgemeine Vermuthung gewagt werden, dass wenn und wo mit dem Kultus auch heilige Tänze oder überhaupt feierliche Aufstellungen von Personen vereinigt sind, diese dieselbe Gestaltung annehmen, wie die heiligen Gebäude oder Anlagen selbst, da die heiligen Tänze und die heiligen Orte derselbe Gedanke durch dringt und gestaltet. Wenigstens bei den Maurern wird diese Vermuthung bestätigt, indem, wenn bei den alten Steinmetzen, z. B. bei Besuchen von fremden Genossen, sich die Gesellen der Steinmetzhütte geordnet aufzustellen hatten, dieses in der Regel in einem länglichen, nach Vornen oder nach Osten, wo sich der Vorsteher und Sprecher befand oder stand, geöffneten Vierecke zu geschehen hatte,1) wie ja die in der Loge Versammelten noch ganz in der selben Weise stehen oder sitzen. Das über die Gestalt und Form der religiösen Tänze Bemerkte leidet auch auf die Form und Gestalt der Privatwohnungen Anwendung, und wenn die Städte im Viereck erbauet und angelegt sind, haben dieselben regelmässig vier Thore, wie z. B. Rhat und Bhrakat im Innern des nördlichen Afrikas.2) Zu Agades umstand nach Barth, a. a. O., I. S. 466 unten, die Tanzenden ein Ring von Zuschauern und begleitete dieselben mit energischem Händeklatschen. – Nach den neuerlich erhaltenen Nachrichten bildet auch die Stadt Peking (Hof des Norden), ähnlich wie das viereckige alte Babylon3) mit je 25 ehernen Thoren nach den vier Weltgegenden und mit Parallelstrassen, ein vollständiges Quadrat von 45 Kilometern in der Länge und mit zwei innern Quadraten; das innerste Quadrat, King-Tching genannt, die verbotene oder heilige rothe Stadt bildet den Sitz des Kaisers. Den Namen der heiligen Stadt darf der Sinese nicht aussprechen, ohne doppelte Verbeugung. Carthago (pun. Kart-hadascht, Neustadt) oder Byrsa (die Festung, die Burg) hatte eine kreisförmige Gestalt (en cercle4)), jedoch in dem Sinne, dass die eigentliche Burg,

1) Vergl. z. B. Latomia, Bd. XIX. S. 37 oben.
2) Barth, a. a. O., I. S. 268 oben.
3) Beck, Anleitung, S. 183 ff.
4) Beulé, Fouilles à Carthage, Paris 1861, S. 3 und 5, 28.
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[495/0515] Dabei darf wohl die allgemeine Vermuthung gewagt werden, dass wenn und wo mit dem Kultus auch heilige Tänze oder überhaupt feierliche Aufstellungen von Personen vereinigt sind, diese dieselbe Gestaltung annehmen, wie die heiligen Gebäude oder Anlagen selbst, da die heiligen Tänze und die heiligen Orte derselbe Gedanke durch dringt und gestaltet. Wenigstens bei den Maurern wird diese Vermuthung bestätigt, indem, wenn bei den alten Steinmetzen, z. B. bei Besuchen von fremden Genossen, sich die Gesellen der Steinmetzhütte geordnet aufzustellen hatten, dieses in der Regel in einem länglichen, nach Vornen oder nach Osten, wo sich der Vorsteher und Sprecher befand oder stand, geöffneten Vierecke zu geschehen hatte, 1) wie ja die in der Loge Versammelten noch ganz in der selben Weise stehen oder sitzen. Das über die Gestalt und Form der religiösen Tänze Bemerkte leidet auch auf die Form und Gestalt der Privatwohnungen Anwendung, und wenn die Städte im Viereck erbauet und angelegt sind, haben dieselben regelmässig vier Thore, wie z. B. Rhat und Bhrakat im Innern des nördlichen Afrikas. 2) Zu Agades umstand nach Barth, a. a. O., I. S. 466 unten, die Tanzenden ein Ring von Zuschauern und begleitete dieselben mit energischem Händeklatschen. – Nach den neuerlich erhaltenen Nachrichten bildet auch die Stadt Peking (Hof des Norden), ähnlich wie das viereckige alte Babylon 3) mit je 25 ehernen Thoren nach den vier Weltgegenden und mit Parallelstrassen, ein vollständiges Quadrat von 45 Kilometern in der Länge und mit zwei innern Quadraten; das innerste Quadrat, King-Tching genannt, die verbotene oder heilige rothe Stadt bildet den Sitz des Kaisers. Den Namen der heiligen Stadt darf der Sinese nicht aussprechen, ohne doppelte Verbeugung. Carthago (pun. Kart-hadascht, Neustadt) oder Byrsa (die Festung, die Burg) hatte eine kreisförmige Gestalt (en cercle 4)), jedoch in dem Sinne, dass die eigentliche Burg, 1) Vergl. z. B. Latomia, Bd. XIX. S. 37 oben. 2) Barth, a. a. O., I. S. 268 oben. 3) Beck, Anleitung, S. 183 ff. 4) Beulé, Fouilles à Carthage, Paris 1861, S. 3 und 5, 28.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/515>, abgerufen am 01.09.2024.