seien, oder dass der Mensch an die östlichen Götter glaube und dereinst in den ewigen Osten einzugehen hoffe. Alsdann ist nicht das Viereck des heiligen Gebäudes selbst symbolisch, wohl aber dessen Lage und Richtung nach Osten, oder die Aufstellung der Götterbilder und Altäre im Osten u. s. w. Im entgegengesetzten symbolischen Sinne können auch die heiligen Gebäude gegen Abend gewandt oder die Götterbilder und Altäre im Abend errichtet werden, weshalb oben jedesmal erforscht und bestimmt werden muss, was an einem heiligen Gebäude symbolischer Natur und in welchem Sinne es dieses sei. In dem Vorhofe der Unterwelt oder des Amentes, d. i. nach Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 71 Anm., der untergehenden Sonne oder der verborgenen Nacht, in dem Saale der doppelten oder der lohnenden und strafenden Gerechfigkeit hielt Osiris das Gericht über die Todten, und nach diesem Grundgedanken über die Lage des Wohnsitzes und der Gerichtsstätte der unterirdischen oder todtenweltlichen Götter bestimmte sich auch die Richtung ihrer heiligen Gebäude und ihrer Idole. Sind bei den Indern, Baktern, Babyloniern, Aegyptern und Christen die heiligen Gebäude, die Tempel und die Kirchen genau orientirt, darf diese Orientirung als ein symbolischer Ausdruck angesehen werden, obgleich auch gar nichts Symbolisches darin liegen und die Orientirung aus dem einfachen Gedanken hervorgegangen sein könnte, es solle das Viereck den vier Himmelsgegenden entsprechen. Das nach den vier Himmelsgegenden gerichtete Viereck und besonders das gleichseitige Viereck mit dem daran sich anschliessenden Cubus und mit der Vierzahl konnte aber dennoch sehr leicht wieder symbolisch benützt werden, besonders als Symbol des nach den vier Himmelsgegenden, über die ganze Erde und die ganze Welt sich gleichmässig ausbreitenden und gleichmässig herrschenden Lichtes und Gottes. Selbst die Tempelpyramiden des alten Amerika's, z. B. zu Papantla, sind, wohl orientirt.1) So öffnet sich dem Viereck und der Vierzahl ein sehr weiter symbolischer Vorstellungskreis,
1) A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 212.
seien, oder dass der Mensch an die östlichen Götter glaube und dereinst in den ewigen Osten einzugehen hoffe. Alsdann ist nicht das Viereck des heiligen Gebäudes selbst symbolisch, wohl aber dessen Lage und Richtung nach Osten, oder die Aufstellung der Götterbilder und Altäre im Osten u. s. w. Im entgegengesetzten symbolischen Sinne können auch die heiligen Gebäude gegen Abend gewandt oder die Götterbilder und Altäre im Abend errichtet werden, weshalb oben jedesmal erforscht und bestimmt werden muss, was an einem heiligen Gebäude symbolischer Natur und in welchem Sinne es dieses sei. In dem Vorhofe der Unterwelt oder des Amentes, d. i. nach Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 71 Anm., der untergehenden Sonne oder der verborgenen Nacht, in dem Saale der doppelten oder der lohnenden und strafenden Gerechfigkeit hielt Osiris das Gericht über die Todten, und nach diesem Grundgedanken über die Lage des Wohnsitzes und der Gerichtsstätte der unterirdischen oder todtenweltlichen Götter bestimmte sich auch die Richtung ihrer heiligen Gebäude und ihrer Idole. Sind bei den Indern, Baktern, Babyloniern, Aegyptern und Christen die heiligen Gebäude, die Tempel und die Kirchen genau orientirt, darf diese Orientirung als ein symbolischer Ausdruck angesehen werden, obgleich auch gar nichts Symbolisches darin liegen und die Orientirung aus dem einfachen Gedanken hervorgegangen sein könnte, es solle das Viereck den vier Himmelsgegenden entsprechen. Das nach den vier Himmelsgegenden gerichtete Viereck und besonders das gleichseitige Viereck mit dem daran sich anschliessenden Cubus und mit der Vierzahl konnte aber dennoch sehr leicht wieder symbolisch benützt werden, besonders als Symbol des nach den vier Himmelsgegenden, über die ganze Erde und die ganze Welt sich gleichmässig ausbreitenden und gleichmässig herrschenden Lichtes und Gottes. Selbst die Tempelpyramiden des alten Amerika’s, z. B. zu Papantla, sind, wohl orientirt.1) So öffnet sich dem Viereck und der Vierzahl ein sehr weiter symbolischer Vorstellungskreis,
1) A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 212.
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seien, oder dass der Mensch an die östlichen Götter glaube und dereinst in den ewigen Osten einzugehen hoffe. Alsdann ist nicht das Viereck des heiligen Gebäudes selbst symbolisch, wohl aber dessen Lage und Richtung nach Osten, oder die Aufstellung der Götterbilder und Altäre im Osten u. s. w. Im entgegengesetzten symbolischen Sinne können auch die heiligen Gebäude gegen Abend gewandt oder die Götterbilder und Altäre im Abend errichtet werden, weshalb oben jedesmal erforscht und bestimmt werden muss, was an einem heiligen Gebäude symbolischer Natur und in welchem Sinne es dieses sei. In dem Vorhofe der Unterwelt oder des Amentes, d. i. nach Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 71 Anm., der untergehenden Sonne oder der verborgenen Nacht, in dem Saale der doppelten oder der lohnenden und strafenden Gerechfigkeit hielt Osiris das Gericht über die Todten, und nach diesem Grundgedanken über die Lage des Wohnsitzes und der Gerichtsstätte der unterirdischen oder todtenweltlichen Götter bestimmte sich auch die Richtung ihrer heiligen Gebäude und ihrer Idole. Sind bei den Indern, Baktern, Babyloniern, Aegyptern und Christen die heiligen Gebäude, die Tempel und die Kirchen genau orientirt, darf diese Orientirung als ein symbolischer Ausdruck angesehen werden, obgleich auch gar nichts Symbolisches darin liegen und die Orientirung aus dem einfachen Gedanken hervorgegangen sein könnte, es solle das Viereck den vier Himmelsgegenden entsprechen. Das nach den vier Himmelsgegenden gerichtete Viereck und besonders das gleichseitige Viereck mit dem daran sich anschliessenden Cubus und mit der Vierzahl konnte aber dennoch sehr leicht wieder symbolisch benützt werden, besonders als Symbol des nach den vier Himmelsgegenden, über die ganze Erde und die ganze Welt sich gleichmässig ausbreitenden und gleichmässig herrschenden Lichtes und Gottes. Selbst die Tempelpyramiden des alten Amerika’s, z. B. zu Papantla, sind, wohl orientirt.<noteplace="foot"n="1)">A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 212.<lb/></note> So öffnet sich dem Viereck und der Vierzahl ein sehr weiter symbolischer Vorstellungskreis,
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seien, oder dass der Mensch an die östlichen Götter glaube und dereinst in den ewigen Osten einzugehen hoffe. Alsdann ist nicht das Viereck des heiligen Gebäudes selbst symbolisch, wohl aber dessen Lage und Richtung nach Osten, oder die Aufstellung der Götterbilder und Altäre im Osten u. s. w. Im entgegengesetzten symbolischen Sinne können auch die heiligen Gebäude gegen Abend gewandt oder die Götterbilder und Altäre im Abend errichtet werden, weshalb oben jedesmal erforscht und bestimmt werden muss, was an einem heiligen Gebäude symbolischer Natur und in welchem Sinne es dieses sei. In dem Vorhofe der Unterwelt oder des Amentes, d. i. nach Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 71 Anm., der untergehenden Sonne oder der verborgenen Nacht, in dem Saale der doppelten oder der lohnenden und strafenden Gerechfigkeit hielt Osiris das Gericht über die Todten, und nach diesem Grundgedanken über die Lage des Wohnsitzes und der Gerichtsstätte der unterirdischen oder todtenweltlichen Götter bestimmte sich auch die Richtung ihrer heiligen Gebäude und ihrer Idole. Sind bei den Indern, Baktern, Babyloniern, Aegyptern und Christen die heiligen Gebäude, die Tempel und die Kirchen genau orientirt, darf diese Orientirung als ein symbolischer Ausdruck angesehen werden, obgleich auch gar nichts Symbolisches darin liegen und die Orientirung aus dem einfachen Gedanken hervorgegangen sein könnte, es solle das Viereck den vier Himmelsgegenden entsprechen. Das nach den vier Himmelsgegenden gerichtete Viereck und besonders das gleichseitige Viereck mit dem daran sich anschliessenden Cubus und mit der Vierzahl konnte aber dennoch sehr leicht wieder symbolisch benützt werden, besonders als Symbol des nach den vier Himmelsgegenden, über die ganze Erde und die ganze Welt sich gleichmässig ausbreitenden und gleichmässig herrschenden Lichtes und Gottes. Selbst die Tempelpyramiden des alten Amerika’s, z. B. zu Papantla, sind, wohl orientirt. 1) So öffnet sich dem Viereck und der Vierzahl ein sehr weiter symbolischer Vorstellungskreis,
1) A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 212.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/505>, abgerufen am 06.07.2024.
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