magischen Kräfte besassen und zu magischen Zwecken, besonders als Talismane, gebraucht werden konnten. Die Maurer waren gewiss selbst weniger abergläubisch, als dass sie dem Aberglauben, dem Zauberglauben jener Zeiten dienten und daraus ihren Vortheil zogen, wodurch sie aber selbst in den Verdacht der Magie und Nekromantie geriethen. Dass der Edelsteincultus schon zu den Römern und den römischen Baucorporationen eingedrungen war, ist deshalb höchst wahrscheinlich, weil nach dem Berichte des Plinius durch den Sieg des Pompejus über den König Mithridates am Pontus die Römer zuerst mit den (indischen) Edelsteinen und Perlen bekannt geworden waren und eine grosse Beute derselben nach Rom brachten.1) Aus dem erbeuteten Schatze des Mithridates an Perlen und Edelsteinen erhielt der capitolinische Jupiter zu Rom ausser unzähligen andern Kostbarkeiten, ein ganzes Museum aus Perlen (museum margaritarum), das Brustbild des Siegers aus Perlen und überdem noch 33 Kronen aus Perlen, als Weihgeschenk. Auch bei den Griechen waren nach Ritter sicher die Edelsteine nicht ohne mythologische Bedeutung, welche im hieratischen, vielleicht auch im äginitischen Style vorkommen. Im Orient wurde besonders der Rubin zu den Augen der Kolossalbilder der indischen Statuen am Ganges gebraucht. In den ältesten, sogenannten milesischen Gräbern (tumuli) am Bosporus wurden Rubinen als Augenzierde der Schlangen auf schweren, massivgoldenen Armspangen ausgegraben;2) ganz auf gleiche Weise eingefasst, machten sie das einzige Ornament goldener Lingams auf der Insel Java aus, die man dort aus den Tempelruinen in den ältesten Zeiten ausgegraben hat. Ritter vermuthet auch, dass auf dem Gipfel des Adamspik auf Ceylon, einem berühmten buddhistischen Wallfahrtsorte wegen des dort befindlichen Abdruckes des Fusstrittes (Parabat3)) des Buddha, welchen Gipfel zugleich das dem Buddha ausschliesslich geweihte Rhododendron mit seinen wunder-
1) Ritter, Erdkunde, II. S. 500, 814 und 896.
2) Ritter, Vorhalle, S. 229 und 30; vergl. mit desselben Erdkunde, II. S. 618 ff.
3) Ritter, Erdkunde, I. S. 693; derselbe, Vorhalle, S. 334 ff.
magischen Kräfte besassen und zu magischen Zwecken, besonders als Talismane, gebraucht werden konnten. Die Maurer waren gewiss selbst weniger abergläubisch, als dass sie dem Aberglauben, dem Zauberglauben jener Zeiten dienten und daraus ihren Vortheil zogen, wodurch sie aber selbst in den Verdacht der Magie und Nekromantie geriethen. Dass der Edelsteincultus schon zu den Römern und den römischen Baucorporationen eingedrungen war, ist deshalb höchst wahrscheinlich, weil nach dem Berichte des Plinius durch den Sieg des Pompejus über den König Mithridates am Pontus die Römer zuerst mit den (indischen) Edelsteinen und Perlen bekannt geworden waren und eine grosse Beute derselben nach Rom brachten.1) Aus dem erbeuteten Schatze des Mithridates an Perlen und Edelsteinen erhielt der capitolinische Jupiter zu Rom ausser unzähligen andern Kostbarkeiten, ein ganzes Museum aus Perlen (museum margaritarum), das Brustbild des Siegers aus Perlen und überdem noch 33 Kronen aus Perlen, als Weihgeschenk. Auch bei den Griechen waren nach Ritter sicher die Edelsteine nicht ohne mythologische Bedeutung, welche im hieratischen, vielleicht auch im äginitischen Style vorkommen. Im Orient wurde besonders der Rubin zu den Augen der Kolossalbilder der indischen Statuen am Ganges gebraucht. In den ältesten, sogenannten milesischen Gräbern (tumuli) am Bosporus wurden Rubinen als Augenzierde der Schlangen auf schweren, massivgoldenen Armspangen ausgegraben;2) ganz auf gleiche Weise eingefasst, machten sie das einzige Ornament goldener Lingams auf der Insel Java aus, die man dort aus den Tempelruinen in den ältesten Zeiten ausgegraben hat. Ritter vermuthet auch, dass auf dem Gipfel des Adamspik auf Ceylon, einem berühmten buddhistischen Wallfahrtsorte wegen des dort befindlichen Abdruckes des Fusstrittes (Parabat3)) des Buddha, welchen Gipfel zugleich das dem Buddha ausschliesslich geweihte Rhododendron mit seinen wunder-
1) Ritter, Erdkunde, II. S. 500, 814 und 896.
2) Ritter, Vorhalle, S. 229 und 30; vergl. mit desselben Erdkunde, II. S. 618 ff.
3) Ritter, Erdkunde, I. S. 693; derselbe, Vorhalle, S. 334 ff.
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magischen Kräfte besassen und zu magischen Zwecken, besonders als Talismane, gebraucht werden konnten. Die Maurer waren gewiss selbst weniger abergläubisch, als dass sie dem Aberglauben, dem Zauberglauben jener Zeiten dienten und daraus ihren Vortheil zogen, wodurch sie aber selbst in den Verdacht der Magie und Nekromantie geriethen. Dass der Edelsteincultus schon zu den Römern und den römischen Baucorporationen eingedrungen war, ist deshalb höchst wahrscheinlich, weil nach dem Berichte des Plinius durch den Sieg des Pompejus über den König Mithridates am Pontus die Römer zuerst mit den (indischen) Edelsteinen und Perlen bekannt geworden waren und eine grosse Beute derselben nach Rom brachten.<noteplace="foot"n="1)">Ritter, Erdkunde, II. S. 500, 814 und 896.<lb/></note> Aus dem erbeuteten Schatze des Mithridates an Perlen und Edelsteinen erhielt der capitolinische Jupiter zu Rom ausser unzähligen andern Kostbarkeiten, ein ganzes Museum aus Perlen (museum margaritarum), das Brustbild des Siegers aus Perlen und überdem noch 33 Kronen aus Perlen, als Weihgeschenk. Auch bei den Griechen waren nach Ritter sicher die Edelsteine nicht ohne mythologische Bedeutung, welche im hieratischen, vielleicht auch im äginitischen Style vorkommen. Im Orient wurde besonders der Rubin zu den Augen der Kolossalbilder der indischen Statuen am Ganges gebraucht. In den ältesten, sogenannten milesischen Gräbern (tumuli) am Bosporus wurden Rubinen als Augenzierde der Schlangen auf schweren, massivgoldenen Armspangen ausgegraben;<noteplace="foot"n="2)">Ritter, Vorhalle, S. 229 und 30; vergl. mit desselben Erdkunde, II. S. 618 ff.<lb/></note> ganz auf gleiche Weise eingefasst, machten sie das einzige Ornament goldener Lingams auf der Insel Java aus, die man dort aus den Tempelruinen in den ältesten Zeiten ausgegraben hat. Ritter vermuthet auch, dass auf dem Gipfel des Adamspik auf Ceylon, einem berühmten buddhistischen Wallfahrtsorte wegen des dort befindlichen Abdruckes des Fusstrittes (Parabat<noteplace="foot"n="3)">Ritter, Erdkunde, I. S. 693; derselbe, Vorhalle, S. 334 ff.<lb/></note>) des Buddha, welchen Gipfel zugleich das dem Buddha ausschliesslich geweihte Rhododendron mit seinen wunder-
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magischen Kräfte besassen und zu magischen Zwecken, besonders als Talismane, gebraucht werden konnten. Die Maurer waren gewiss selbst weniger abergläubisch, als dass sie dem Aberglauben, dem Zauberglauben jener Zeiten dienten und daraus ihren Vortheil zogen, wodurch sie aber selbst in den Verdacht der Magie und Nekromantie geriethen. Dass der Edelsteincultus schon zu den Römern und den römischen Baucorporationen eingedrungen war, ist deshalb höchst wahrscheinlich, weil nach dem Berichte des Plinius durch den Sieg des Pompejus über den König Mithridates am Pontus die Römer zuerst mit den (indischen) Edelsteinen und Perlen bekannt geworden waren und eine grosse Beute derselben nach Rom brachten. 1) Aus dem erbeuteten Schatze des Mithridates an Perlen und Edelsteinen erhielt der capitolinische Jupiter zu Rom ausser unzähligen andern Kostbarkeiten, ein ganzes Museum aus Perlen (museum margaritarum), das Brustbild des Siegers aus Perlen und überdem noch 33 Kronen aus Perlen, als Weihgeschenk. Auch bei den Griechen waren nach Ritter sicher die Edelsteine nicht ohne mythologische Bedeutung, welche im hieratischen, vielleicht auch im äginitischen Style vorkommen. Im Orient wurde besonders der Rubin zu den Augen der Kolossalbilder der indischen Statuen am Ganges gebraucht. In den ältesten, sogenannten milesischen Gräbern (tumuli) am Bosporus wurden Rubinen als Augenzierde der Schlangen auf schweren, massivgoldenen Armspangen ausgegraben; 2) ganz auf gleiche Weise eingefasst, machten sie das einzige Ornament goldener Lingams auf der Insel Java aus, die man dort aus den Tempelruinen in den ältesten Zeiten ausgegraben hat. Ritter vermuthet auch, dass auf dem Gipfel des Adamspik auf Ceylon, einem berühmten buddhistischen Wallfahrtsorte wegen des dort befindlichen Abdruckes des Fusstrittes (Parabat 3)) des Buddha, welchen Gipfel zugleich das dem Buddha ausschliesslich geweihte Rhododendron mit seinen wunder-
1) Ritter, Erdkunde, II. S. 500, 814 und 896.
2) Ritter, Vorhalle, S. 229 und 30; vergl. mit desselben Erdkunde, II. S. 618 ff.
3) Ritter, Erdkunde, I. S. 693; derselbe, Vorhalle, S. 334 ff.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/493>, abgerufen am 01.07.2024.
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