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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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certamen omne peragitur, in similitudinem hebdomatis reciprocae - der sieben Planetensphären - sagt davon Cassiodor) um die zwei Meten, die Sonnen- und Zeugungssäulen oder Phallen, zugleich gezählt, indem nach jedem vollendeten Umlaufe ein Ei herabgenommen wurde, bis alle sieben Eier herabgenommen und damit das Wettrennen beendigt war. Die Eier waren den Castoren oder Dioskuren, den aus dem Eie gebornen Zwillingsbrüdern des Lebens und des Todes, des Tages und der Nacht, des Morgens und des Abends, geweiht und zu ihrer Ehre nach Tertullian in dem Circus aufgestellt (ova honori Castorum attribuunt). Die Pferde waren auch Symbole Neptuns, des schnell dahineilenden Wassers und im Angesichte des Tiberflusses flogen sie im Circus dahin. Die circensischen Spiele oder Wettrennen mit den Eiern, den Delphinen und den Meten am vorüberrauschenden stürmenden Flusse stellten also den gemeinsamen Grundgedanken dar von dem ewigen, mit der höchsten Schnelligkeit erfolgenden Kreislaufe des Lebens und des Todes nach dem planetarischen Weltgesetze. Die bei der circensischen Pompa gebräuchliche Lyra hatte auch sieben Saiten und sieben war die höchste Zahl der neben einander gespannten Pferde (septem equi). Severus hatte beim Circus ein Septizonium erbauet.1) - Der Stern, welchen die Tausend ihrem Führer Garibaldi neuerlichst schenkten, hat sieben Strahlen; in der Mitte ist ein blaues Feld von Email, auf dem die symbolische Trinacria vorgestellt ist, von einem dreifarbigen Bande umgeben. - Nach einer rabbinischen Thierfabel soll dem Kaiser Titus eine Fliege durch die Nase in das Gehirn gekrochen sein und ihn sieben Jahre geplagt haben; Andere erzählen dieses von Nimrod.2) - Auf römischen Denkmalen finden sich häufig Darstellungen der Gottheiten der sieben Wochentage, wie z. B. das Antiquarium zu Speier drei solcher Steine besitzt.3)

8. Indem wir zu Deutschen, d. i. thiudisks, die

1) Bachofen, a. a. O., S. 221 ff.
2) Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCLXXXII.
3) Erster Jahresber. des historischen Vereins der Pfalz (Speyer 1842), S. 41, woselbst zugleich Taf. II. Fig. 3 die Abbildung eines solchen Steines mitgetheilt ist.

certamen omne peragitur, in similitudinem hebdomatis reciprocae – der sieben Planetensphären – sagt davon Cassiodor) um die zwei Meten, die Sonnen- und Zeugungssäulen oder Phallen, zugleich gezählt, indem nach jedem vollendeten Umlaufe ein Ei herabgenommen wurde, bis alle sieben Eier herabgenommen und damit das Wettrennen beendigt war. Die Eier waren den Castoren oder Dioskuren, den aus dem Eie gebornen Zwillingsbrüdern des Lebens und des Todes, des Tages und der Nacht, des Morgens und des Abends, geweiht und zu ihrer Ehre nach Tertullian in dem Circus aufgestellt (ova honori Castorum attribuunt). Die Pferde waren auch Symbole Neptuns, des schnell dahineilenden Wassers und im Angesichte des Tiberflusses flogen sie im Circus dahin. Die circensischen Spiele oder Wettrennen mit den Eiern, den Delphinen und den Meten am vorüberrauschenden stürmenden Flusse stellten also den gemeinsamen Grundgedanken dar von dem ewigen, mit der höchsten Schnelligkeit erfolgenden Kreislaufe des Lebens und des Todes nach dem planetarischen Weltgesetze. Die bei der circensischen Pompa gebräuchliche Lyra hatte auch sieben Saiten und sieben war die höchste Zahl der neben einander gespannten Pferde (septem equi). Severus hatte beim Circus ein Septizonium erbauet.1) – Der Stern, welchen die Tausend ihrem Führer Garibaldi neuerlichst schenkten, hat sieben Strahlen; in der Mitte ist ein blaues Feld von Email, auf dem die symbolische Trinacria vorgestellt ist, von einem dreifarbigen Bande umgeben. – Nach einer rabbinischen Thierfabel soll dem Kaiser Titus eine Fliege durch die Nase in das Gehirn gekrochen sein und ihn sieben Jahre geplagt haben; Andere erzählen dieses von Nimrod.2) – Auf römischen Denkmalen finden sich häufig Darstellungen der Gottheiten der sieben Wochentage, wie z. B. das Antiquarium zu Speier drei solcher Steine besitzt.3)

8. Indem wir zu Deutschen, d. i. thiudisks, die

1) Bachofen, a. a. O., S. 221 ff.
2) Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCLXXXII.
3) Erster Jahresber. des historischen Vereins der Pfalz (Speyer 1842), S. 41, woselbst zugleich Taf. II. Fig. 3 die Abbildung eines solchen Steines mitgetheilt ist.
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[463/0483] certamen omne peragitur, in similitudinem hebdomatis reciprocae – der sieben Planetensphären – sagt davon Cassiodor) um die zwei Meten, die Sonnen- und Zeugungssäulen oder Phallen, zugleich gezählt, indem nach jedem vollendeten Umlaufe ein Ei herabgenommen wurde, bis alle sieben Eier herabgenommen und damit das Wettrennen beendigt war. Die Eier waren den Castoren oder Dioskuren, den aus dem Eie gebornen Zwillingsbrüdern des Lebens und des Todes, des Tages und der Nacht, des Morgens und des Abends, geweiht und zu ihrer Ehre nach Tertullian in dem Circus aufgestellt (ova honori Castorum attribuunt). Die Pferde waren auch Symbole Neptuns, des schnell dahineilenden Wassers und im Angesichte des Tiberflusses flogen sie im Circus dahin. Die circensischen Spiele oder Wettrennen mit den Eiern, den Delphinen und den Meten am vorüberrauschenden stürmenden Flusse stellten also den gemeinsamen Grundgedanken dar von dem ewigen, mit der höchsten Schnelligkeit erfolgenden Kreislaufe des Lebens und des Todes nach dem planetarischen Weltgesetze. Die bei der circensischen Pompa gebräuchliche Lyra hatte auch sieben Saiten und sieben war die höchste Zahl der neben einander gespannten Pferde (septem equi). Severus hatte beim Circus ein Septizonium erbauet. 1) – Der Stern, welchen die Tausend ihrem Führer Garibaldi neuerlichst schenkten, hat sieben Strahlen; in der Mitte ist ein blaues Feld von Email, auf dem die symbolische Trinacria vorgestellt ist, von einem dreifarbigen Bande umgeben. – Nach einer rabbinischen Thierfabel soll dem Kaiser Titus eine Fliege durch die Nase in das Gehirn gekrochen sein und ihn sieben Jahre geplagt haben; Andere erzählen dieses von Nimrod. 2) – Auf römischen Denkmalen finden sich häufig Darstellungen der Gottheiten der sieben Wochentage, wie z. B. das Antiquarium zu Speier drei solcher Steine besitzt. 3) 8. Indem wir zu Deutschen, d. i. thiudisks, die 1) Bachofen, a. a. O., S. 221 ff. 2) Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCLXXXII. 3) Erster Jahresber. des historischen Vereins der Pfalz (Speyer 1842), S. 41, woselbst zugleich Taf. II. Fig. 3 die Abbildung eines solchen Steines mitgetheilt ist.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/483>, abgerufen am 25.11.2024.