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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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gewölbe weilend. Die 7 Planeten, die 7 Hauptlichtkörper sind nicht allein die Quellen des wirklichen Lichts, sondern auch als die 7 Amchaspands (Erzengel) Ormuzd, Bahman, Ardibehescht, Schariver, Sapandomad, Kordad und Amardad die Beherrscher, Oberhäupter oder Anführer des Geisterreiches, des Reiches der Seelen, welche die Menschen und alle Lichtschöpfungen durchdringen und beleben.1) Das Erdenleben einer ewigen Seele beginnt, indem dieselbe von dem Himmel zur Erde herabsteigt und in einen menschlichen Körper sich einkleidet, sich einschliesst; der Mensch wird geboren, sobald die Seele zu dem vollendeten Körper herabgestiegen ist, und insofern wird erst im Augenblick der Geburt nach der Vorstellung des Zendavesta der Mensch beseelt. Es heisst z. B.: "Nachdem der Menschenkörper im Mutterleibe gebildet ist, kommt die Seele vom Himmel und belebt ihn. So lange er durch sie lebt und sich bewegt, begleitet sie ihn unablässig. Wenn der Mensch stirbt, so wird sein Leib Staub und die Seele kehrt in den Himmel zurück."2) Da nach der Vorstellung des Zendavesta Körperschönheit durch Seelenschönheit bedingt ist oder vielmehr eine jede Seele sich ihren entsprechenden Körper bildet, sollte man eher die Ansicht erwarten, dass die Beseelung des Menschen im Augenblicke der Zeugung erfolge und damit allein die Seele die Möglichkeit erlange, sich ihren Körper zu bilden. Dunkel mag in dem Zendvolke, dessen naturwissenschaftliche und philosophische Kenntnisse sehr beschränkt und unvollkommen waren, die Ansicht gewaltet haben, dass die Beseelung im Augenblicke der Zeugung stattfinde, insofern nach ihm Mithra, d. i. das Licht überhaupt oder nach der spätern besehränktern Auffassung die Sonne, die Aufsicht über die Seelen, Feruers oder Luftgeister bei ihrer Vereinigung mit Körpern führt, d. h. alle Zeugungen in der Thier- und Pflanzenwelt unter seinem besondern Schutze stehen, - alles Erzeugte, Mensch, Thier und Pflanze unter seiner Leitung beseelt wird, einen Feruer erhält. Irrig glaubte Rhode,3) es sei ursprünglich

1) Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 174.
2) Rhode, a. a. O., S. 396.
3) Vergl. a. a. O., S. 285 u. 289.

gewölbe weilend. Die 7 Planeten, die 7 Hauptlichtkörper sind nicht allein die Quellen des wirklichen Lichts, sondern auch als die 7 Amchaspands (Erzengel) Ormuzd, Bahman, Ardibehescht, Schariver, Sapandomad, Kordad und Amardad die Beherrscher, Oberhäupter oder Anführer des Geisterreiches, des Reiches der Seelen, welche die Menschen und alle Lichtschöpfungen durchdringen und beleben.1) Das Erdenleben einer ewigen Seele beginnt, indem dieselbe von dem Himmel zur Erde herabsteigt und in einen menschlichen Körper sich einkleidet, sich einschliesst; der Mensch wird geboren, sobald die Seele zu dem vollendeten Körper herabgestiegen ist, und insofern wird erst im Augenblick der Geburt nach der Vorstellung des Zendavesta der Mensch beseelt. Es heisst z. B.: „Nachdem der Menschenkörper im Mutterleibe gebildet ist, kommt die Seele vom Himmel und belebt ihn. So lange er durch sie lebt und sich bewegt, begleitet sie ihn unablässig. Wenn der Mensch stirbt, so wird sein Leib Staub und die Seele kehrt in den Himmel zurück.“2) Da nach der Vorstellung des Zendavesta Körperschönheit durch Seelenschönheit bedingt ist oder vielmehr eine jede Seele sich ihren entsprechenden Körper bildet, sollte man eher die Ansicht erwarten, dass die Beseelung des Menschen im Augenblicke der Zeugung erfolge und damit allein die Seele die Möglichkeit erlange, sich ihren Körper zu bilden. Dunkel mag in dem Zendvolke, dessen naturwissenschaftliche und philosophische Kenntnisse sehr beschränkt und unvollkommen waren, die Ansicht gewaltet haben, dass die Beseelung im Augenblicke der Zeugung stattfinde, insofern nach ihm Mithra, d. i. das Licht überhaupt oder nach der spätern besehränktern Auffassung die Sonne, die Aufsicht über die Seelen, Feruers oder Luftgeister bei ihrer Vereinigung mit Körpern führt, d. h. alle Zeugungen in der Thier- und Pflanzenwelt unter seinem besondern Schutze stehen, – alles Erzeugte, Mensch, Thier und Pflanze unter seiner Leitung beseelt wird, einen Feruer erhält. Irrig glaubte Rhode,3) es sei ursprünglich

1) Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 174.
2) Rhode, a. a. O., S. 396.
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[26/0046] gewölbe weilend. Die 7 Planeten, die 7 Hauptlichtkörper sind nicht allein die Quellen des wirklichen Lichts, sondern auch als die 7 Amchaspands (Erzengel) Ormuzd, Bahman, Ardibehescht, Schariver, Sapandomad, Kordad und Amardad die Beherrscher, Oberhäupter oder Anführer des Geisterreiches, des Reiches der Seelen, welche die Menschen und alle Lichtschöpfungen durchdringen und beleben. 1) Das Erdenleben einer ewigen Seele beginnt, indem dieselbe von dem Himmel zur Erde herabsteigt und in einen menschlichen Körper sich einkleidet, sich einschliesst; der Mensch wird geboren, sobald die Seele zu dem vollendeten Körper herabgestiegen ist, und insofern wird erst im Augenblick der Geburt nach der Vorstellung des Zendavesta der Mensch beseelt. Es heisst z. B.: „Nachdem der Menschenkörper im Mutterleibe gebildet ist, kommt die Seele vom Himmel und belebt ihn. So lange er durch sie lebt und sich bewegt, begleitet sie ihn unablässig. Wenn der Mensch stirbt, so wird sein Leib Staub und die Seele kehrt in den Himmel zurück.“ 2) Da nach der Vorstellung des Zendavesta Körperschönheit durch Seelenschönheit bedingt ist oder vielmehr eine jede Seele sich ihren entsprechenden Körper bildet, sollte man eher die Ansicht erwarten, dass die Beseelung des Menschen im Augenblicke der Zeugung erfolge und damit allein die Seele die Möglichkeit erlange, sich ihren Körper zu bilden. Dunkel mag in dem Zendvolke, dessen naturwissenschaftliche und philosophische Kenntnisse sehr beschränkt und unvollkommen waren, die Ansicht gewaltet haben, dass die Beseelung im Augenblicke der Zeugung stattfinde, insofern nach ihm Mithra, d. i. das Licht überhaupt oder nach der spätern besehränktern Auffassung die Sonne, die Aufsicht über die Seelen, Feruers oder Luftgeister bei ihrer Vereinigung mit Körpern führt, d. h. alle Zeugungen in der Thier- und Pflanzenwelt unter seinem besondern Schutze stehen, – alles Erzeugte, Mensch, Thier und Pflanze unter seiner Leitung beseelt wird, einen Feruer erhält. Irrig glaubte Rhode, 3) es sei ursprünglich 1) Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 174. 2) Rhode, a. a. O., S. 396. 3) Vergl. a. a. O., S. 285 u. 289.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/46>, abgerufen am 25.11.2024.