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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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jährigen Knechtsdienst bei dem Vater.1) Der Somatrank, das älteste Hauptopfer bei den Indern, wurde mit Milch von drei Mal sieben Kühen gemischt.2) Soma von su, welches ausser der Bedeutung erzeugen, gebähren, in dem Veda auch die besondere, den Saft auspressen, hat, bedeutet zuerst den Saft der Somapflanze, welcher, nachdem er mit Molken, Gerstenmehl und einer wildwachsenden Kornart gemischt und gährend gemacht worden ist, eine starke, berauschende Aufregung bewirkt. Dem Trinken des Saftes werden viele Wirkungen zugeschrieben: er gibt Nahrung, Gesundheit, Schutz und Unsterblichkeit und führt zum Himmel. Auch die Götter werden durch ihn erfreut und berauscht, wie Indra, die Marut, die Acvin und Agni; der erste verrichtet, durch ihn begeistert, seine Thaten. Soma wird aber in dem Veda zugleich als ein Trank und als Gott des Trankes, wie bei den Parsen und ähnlich bei den Christen das Brod und das Fleisch, der Wein und das Blut des Herrn, dargestellt und ihm nicht nur alle Wirkungen des Opfers, sondern auch viele Eigenschaften eines höchsten Gottes zugeschrieben. Der Name Soma ist später auf den Gott des Mondes übertragen worden; er bezeichnet die befruchtende und belebende Kraft der Natur, welche sich besonders in den Pflanzen wirksam zeigt; er wird daher der Herr der Pflanze genannt. - Der neugeborne Buddha macht zuerst sieben Schritte nach allen sechs Punkten des Horizonts, d. h. nach den vier Himmelsgegenden, nach oben und nach unten, während unter seinen Füssen Lotusblumen erblühen, und verkündet mit lauter Stimme seine eigene Uebergöttlichkeit und die nahende Erlösung: "Ich der Erhabenste in der Welt; ich bin der Führer der Welt; das ist meine letzte Geburt; ich werde der Geburt, dem Alter, der Krankheit und dem Tode ein Ziel setzen; ich werde den Versucher und seine Heerschaaren besiegen u. s. w."3)

1) Ersch, a. a. O., S. 242 b.
2) Dunker, a. a. O., II. S. 28; Lassen, a. a. O., I. S. 789ff.
3) Koeppen, Religion des Buddha, S. 77. Die Lehre von einem zu erwartenden Erlöser oder einem zu erwartenden neuen Buddha mit Namen Maitreya, den Cakyamuni selbst verkündet haben soll, ist bei den Buddhisten des Nordens und des Südens gleich aus-

jährigen Knechtsdienst bei dem Vater.1) Der Somatrank, das älteste Hauptopfer bei den Indern, wurde mit Milch von drei Mal sieben Kühen gemischt.2) Sôma von su, welches ausser der Bedeutung erzeugen, gebähren, in dem Vêda auch die besondere, den Saft auspressen, hat, bedeutet zuerst den Saft der Sômapflanze, welcher, nachdem er mit Molken, Gerstenmehl und einer wildwachsenden Kornart gemischt und gährend gemacht worden ist, eine starke, berauschende Aufregung bewirkt. Dem Trinken des Saftes werden viele Wirkungen zugeschrieben: er gibt Nahrung, Gesundheit, Schutz und Unsterblichkeit und führt zum Himmel. Auch die Götter werden durch ihn erfreut und berauscht, wie Indra, die Marut, die Açvin und Agni; der erste verrichtet, durch ihn begeistert, seine Thaten. Sôma wird aber in dem Vêda zugleich als ein Trank und als Gott des Trankes, wie bei den Parsen und ähnlich bei den Christen das Brod und das Fleisch, der Wein und das Blut des Herrn, dargestellt und ihm nicht nur alle Wirkungen des Opfers, sondern auch viele Eigenschaften eines höchsten Gottes zugeschrieben. Der Name Sôma ist später auf den Gott des Mondes übertragen worden; er bezeichnet die befruchtende und belebende Kraft der Natur, welche sich besonders in den Pflanzen wirksam zeigt; er wird daher der Herr der Pflanze genannt. – Der neugeborne Buddha macht zuerst sieben Schritte nach allen sechs Punkten des Horizonts, d. h. nach den vier Himmelsgegenden, nach oben und nach unten, während unter seinen Füssen Lotusblumen erblühen, und verkündet mit lauter Stimme seine eigene Uebergöttlichkeit und die nahende Erlösung: „Ich der Erhabenste in der Welt; ich bin der Führer der Welt; das ist meine letzte Geburt; ich werde der Geburt, dem Alter, der Krankheit und dem Tode ein Ziel setzen; ich werde den Versucher und seine Heerschaaren besiegen u. s. w.“3)

1) Ersch, a. a. O., S. 242 b.
2) Dunker, a. a. O., II. S. 28; Lassen, a. a. O., I. S. 789ff.
3) Koeppen, Religion des Buddha, S. 77. Die Lehre von einem zu erwartenden Erlöser oder einem zu erwartenden neuen Buddha mit Namen Maitreya, den Çakyamuni selbst verkündet haben soll, ist bei den Buddhisten des Nordens und des Südens gleich aus-
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[433/0453] jährigen Knechtsdienst bei dem Vater. 1) Der Somatrank, das älteste Hauptopfer bei den Indern, wurde mit Milch von drei Mal sieben Kühen gemischt. 2) Sôma von su, welches ausser der Bedeutung erzeugen, gebähren, in dem Vêda auch die besondere, den Saft auspressen, hat, bedeutet zuerst den Saft der Sômapflanze, welcher, nachdem er mit Molken, Gerstenmehl und einer wildwachsenden Kornart gemischt und gährend gemacht worden ist, eine starke, berauschende Aufregung bewirkt. Dem Trinken des Saftes werden viele Wirkungen zugeschrieben: er gibt Nahrung, Gesundheit, Schutz und Unsterblichkeit und führt zum Himmel. Auch die Götter werden durch ihn erfreut und berauscht, wie Indra, die Marut, die Açvin und Agni; der erste verrichtet, durch ihn begeistert, seine Thaten. Sôma wird aber in dem Vêda zugleich als ein Trank und als Gott des Trankes, wie bei den Parsen und ähnlich bei den Christen das Brod und das Fleisch, der Wein und das Blut des Herrn, dargestellt und ihm nicht nur alle Wirkungen des Opfers, sondern auch viele Eigenschaften eines höchsten Gottes zugeschrieben. Der Name Sôma ist später auf den Gott des Mondes übertragen worden; er bezeichnet die befruchtende und belebende Kraft der Natur, welche sich besonders in den Pflanzen wirksam zeigt; er wird daher der Herr der Pflanze genannt. – Der neugeborne Buddha macht zuerst sieben Schritte nach allen sechs Punkten des Horizonts, d. h. nach den vier Himmelsgegenden, nach oben und nach unten, während unter seinen Füssen Lotusblumen erblühen, und verkündet mit lauter Stimme seine eigene Uebergöttlichkeit und die nahende Erlösung: „Ich der Erhabenste in der Welt; ich bin der Führer der Welt; das ist meine letzte Geburt; ich werde der Geburt, dem Alter, der Krankheit und dem Tode ein Ziel setzen; ich werde den Versucher und seine Heerschaaren besiegen u. s. w.“ 3) 1) Ersch, a. a. O., S. 242 b. 2) Dunker, a. a. O., II. S. 28; Lassen, a. a. O., I. S. 789ff. 3) Koeppen, Religion des Buddha, S. 77. Die Lehre von einem zu erwartenden Erlöser oder einem zu erwartenden neuen Buddha mit Namen Maitreya, den Çakyamuni selbst verkündet haben soll, ist bei den Buddhisten des Nordens und des Südens gleich aus-

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/453>, abgerufen am 25.11.2024.