hielten bei der neulichen Beerdigung des Königs Friedrich, Wilhelm IV. von Preussen vier Ritter des schwarzen Adlerordens die vier Zipfel des über den Wagen liegenden Leichentuches, zwölf Generalmajore trugen den Baldachin über dem Sarge und vier Generallieutenants die vier Cordons des Baldachins.1)
An die Trauerrede schliesst sich das Entzünden der im Osten vor dem symbolischen Sarge des Verstorbenen stehenden Spirituslampe zum gläubigen Symbole, dass der Verstorbene in den ewigen Osten, in das ewige Licht und Leben eingehen möge. Sinnvoll beginnt und schliesst mit einer Lichtertheilung das maurerische Leben; das Licht, welches im Leben der Maurer redlich gesucht, hofft er im Tode im Himmel zu finden und wenn das Licht zu finden ist, darf es gewiss zu finden hoffen, wer lichtvoll gelebt hat und lichtvoll gestorben ist. Aber alles Licht und aller Segen kommt aus Osten, kommt von Oben und wird nicht hier, sondern nur dort gefunden, wo keine Dunkelheit mehr ist. Sterben heisst, so hoffen und glauben wir, zum Lichte geführt werden, in das Licht eingehen. Der Vendidad, 5, 68, sagt: "Wie der Mensch rein und des Himmels würdig erschaffen worden, so wird er wieder rein durch das Gesetz der Ormuzddiener, das die Reinigkeit selbst ist, wenn er sich reinigt durch Heiligkeit des Gedankens, durch Heiligkeit des Worts und durch Heiligkeit der That. - Siehe da das Gesetz." - In der Beobachtung des Lichtgesetzes hat der Mensch das Mittel, das Böse und den Tod, - den Ahriman, durch welchen allein nach dem parsischen Glauben das Böse und der Tod in die Welt gekommen, zu überwinden. Der Mensch muss das Böse ablegen, weil es das Böse, ein ihm Fremdes ist und sein Licht verfinstert, - und das Gute üben, weil nur dieses mit seiner frühern und ursprünglichen, an sich reinen und heiligen Natur übereinstimmt. Der Glaube so vieler Völker an eine besondere Hölle als Straf- und Reinigungsort ist nur eine Fortsetzung des Gedankens an ein eignes Todtengericht, ist nur die Personification der Nothwendigkeit für den noch nicht ganz gereinigten und lichtvollen Menschen, sich in
1) Allgemeine Zeitung für 1861 Nr. 10, S. 147 b.
hielten bei der neulichen Beerdigung des Königs Friedrich, Wilhelm IV. von Preussen vier Ritter des schwarzen Adlerordens die vier Zipfel des über den Wagen liegenden Leichentuches, zwölf Generalmajore trugen den Baldachin über dem Sarge und vier Generallieutenants die vier Cordons des Baldachins.1)
An die Trauerrede schliesst sich das Entzünden der im Osten vor dem symbolischen Sarge des Verstorbenen stehenden Spirituslampe zum gläubigen Symbole, dass der Verstorbene in den ewigen Osten, in das ewige Licht und Leben eingehen möge. Sinnvoll beginnt und schliesst mit einer Lichtertheilung das maurerische Leben; das Licht, welches im Leben der Maurer redlich gesucht, hofft er im Tode im Himmel zu finden und wenn das Licht zu finden ist, darf es gewiss zu finden hoffen, wer lichtvoll gelebt hat und lichtvoll gestorben ist. Aber alles Licht und aller Segen kommt aus Osten, kommt von Oben und wird nicht hier, sondern nur dort gefunden, wo keine Dunkelheit mehr ist. Sterben heisst, so hoffen und glauben wir, zum Lichte geführt werden, in das Licht eingehen. Der Vendidad, 5, 68, sagt: „Wie der Mensch rein und des Himmels würdig erschaffen worden, so wird er wieder rein durch das Gesetz der Ormuzddiener, das die Reinigkeit selbst ist, wenn er sich reinigt durch Heiligkeit des Gedankens, durch Heiligkeit des Worts und durch Heiligkeit der That. – Siehe da das Gesetz.“ – In der Beobachtung des Lichtgesetzes hat der Mensch das Mittel, das Böse und den Tod, – den Ahriman, durch welchen allein nach dem parsischen Glauben das Böse und der Tod in die Welt gekommen, zu überwinden. Der Mensch muss das Böse ablegen, weil es das Böse, ein ihm Fremdes ist und sein Licht verfinstert, – und das Gute üben, weil nur dieses mit seiner frühern und ursprünglichen, an sich reinen und heiligen Natur übereinstimmt. Der Glaube so vieler Völker an eine besondere Hölle als Straf- und Reinigungsort ist nur eine Fortsetzung des Gedankens an ein eignes Todtengericht, ist nur die Personification der Nothwendigkeit für den noch nicht ganz gereinigten und lichtvollen Menschen, sich in
1) Allgemeine Zeitung für 1861 Nr. 10, S. 147 b.
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hielten bei der neulichen Beerdigung des Königs Friedrich, Wilhelm IV. von Preussen vier Ritter des schwarzen Adlerordens die vier Zipfel des über den Wagen liegenden Leichentuches, zwölf Generalmajore trugen den Baldachin über dem Sarge und vier Generallieutenants die vier Cordons des Baldachins.<noteplace="foot"n="1)"> Allgemeine Zeitung für 1861 Nr. 10, S. 147 b.<lb/></note></p><p>
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hielten bei der neulichen Beerdigung des Königs Friedrich, Wilhelm IV. von Preussen vier Ritter des schwarzen Adlerordens die vier Zipfel des über den Wagen liegenden Leichentuches, zwölf Generalmajore trugen den Baldachin über dem Sarge und vier Generallieutenants die vier Cordons des Baldachins. 1)
An die Trauerrede schliesst sich das Entzünden der im Osten vor dem symbolischen Sarge des Verstorbenen stehenden Spirituslampe zum gläubigen Symbole, dass der Verstorbene in den ewigen Osten, in das ewige Licht und Leben eingehen möge. Sinnvoll beginnt und schliesst mit einer Lichtertheilung das maurerische Leben; das Licht, welches im Leben der Maurer redlich gesucht, hofft er im Tode im Himmel zu finden und wenn das Licht zu finden ist, darf es gewiss zu finden hoffen, wer lichtvoll gelebt hat und lichtvoll gestorben ist. Aber alles Licht und aller Segen kommt aus Osten, kommt von Oben und wird nicht hier, sondern nur dort gefunden, wo keine Dunkelheit mehr ist. Sterben heisst, so hoffen und glauben wir, zum Lichte geführt werden, in das Licht eingehen. Der Vendidad, 5, 68, sagt: „Wie der Mensch rein und des Himmels würdig erschaffen worden, so wird er wieder rein durch das Gesetz der Ormuzddiener, das die Reinigkeit selbst ist, wenn er sich reinigt durch Heiligkeit des Gedankens, durch Heiligkeit des Worts und durch Heiligkeit der That. – Siehe da das Gesetz.“ – In der Beobachtung des Lichtgesetzes hat der Mensch das Mittel, das Böse und den Tod, – den Ahriman, durch welchen allein nach dem parsischen Glauben das Böse und der Tod in die Welt gekommen, zu überwinden. Der Mensch muss das Böse ablegen, weil es das Böse, ein ihm Fremdes ist und sein Licht verfinstert, – und das Gute üben, weil nur dieses mit seiner frühern und ursprünglichen, an sich reinen und heiligen Natur übereinstimmt. Der Glaube so vieler Völker an eine besondere Hölle als Straf- und Reinigungsort ist nur eine Fortsetzung des Gedankens an ein eignes Todtengericht, ist nur die Personification der Nothwendigkeit für den noch nicht ganz gereinigten und lichtvollen Menschen, sich in
1) Allgemeine Zeitung für 1861 Nr. 10, S. 147 b.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/44>, abgerufen am 16.02.2025.
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