Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Provinz Galliens welche das eigentliche Aquitania, das Land zwischen der Garonne und den Pyrenäen begriff; novendiale sc. sacrum hiess bei den Römern das Opfer, welches am neunten Tage nach dem Tode Jemandes pflegte dargebracht zu werden; wenn man feierliche Spiele dabei anstellte, hiessen diese ludi novendiales; - [fremdsprachliches Material], Neunbrunnen, früher Kalliorroe war zu Athen ein berühmter Springbrunnen mit neun Quellen oder Röhren; die Non, Nonzeit, die None oder Neunzeit (hora nona diei) bezeichnete im deutschen Mittelalter die neunte Stunde des Tages, diesen vom Aufgang der Sonne, im Durchschnitt 6 Uhr Morgens nach unserer Rechnung, an genommen, also 3 Uhr nach Mittag, zu welcher Zeit Christus gestorben war;1) in Rheinbayern gibt es einen Ort Neunkirchen und im Kanton Schaffhausen ein Neunkirch, im Thurgau ein Neunforn; bei Basel-Augst liegt ein Feld Neunthürmen;2) der Neunen heisst der Alpberg und Felsstock in der Stockhornkette im Kanton Bern; der Neuntödter muss nach dem Volksglauben im Monat Juli an jedem Morgen neun Thiere tödten;3) ein irisches Volkslied sagt: "Der Eiche Heil, dem irischen Baum und irischen Herzen dreimal drei;"4) Hesiod schreibt der Krähe das Leben von neun Altern der Menschen zu;5) Br. Leutbecher sagt in Nr. 44 der Bauhütte für 1860: "In den Ruinen der Tempelstadt Bhavaneswara in Vorderindien tragen Architrave neun sitzende Figuren, die Nava Graha oder neun Sterne, die sieben Planetengeister und die zwei aufsteigenden und absteigenden Knoten des bei Eclipsen vorkommenden Monddrachen, Ragn und Katu genannt;" dreimal neun Knaben und Jungfrauen singen bei den tarentinischen Spielen die Festgesänge für das Heil der Städte des römischen Reiches; der Bund der Alamannen wurde ursprünglich von neun Volksstämmen abgeschlossen, die sämmtlich als Suevi (d. i. etwa Freie, Selbstständige) bezeichnet werden

1) Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 697.
2) Rochholz, I. S. 250.
3) Schambach, a. a. O., S. 144.
4) Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 85.
5) Vergl. Wackernagel, Epea pteroenta, Basel 1860. S. 10.

Provinz Galliens welche das eigentliche Aquitania, das Land zwischen der Garonne und den Pyrenäen begriff; novendiale sc. sacrum hiess bei den Römern das Opfer, welches am neunten Tage nach dem Tode Jemandes pflegte dargebracht zu werden; wenn man feierliche Spiele dabei anstellte, hiessen diese ludi novendiales; – [fremdsprachliches Material], Neunbrunnen, früher Kalliorroe war zu Athen ein berühmter Springbrunnen mit neun Quellen oder Röhren; die Nôn, Nônzeit, die None oder Neunzeit (hora nona diei) bezeichnete im deutschen Mittelalter die neunte Stunde des Tages, diesen vom Aufgang der Sonne, im Durchschnitt 6 Uhr Morgens nach unserer Rechnung, an genommen, also 3 Uhr nach Mittag, zu welcher Zeit Christus gestorben war;1) in Rheinbayern gibt es einen Ort Neunkirchen und im Kanton Schaffhausen ein Neunkirch, im Thurgau ein Neunforn; bei Basel-Augst liegt ein Feld Neunthürmen;2) der Neunen heisst der Alpberg und Felsstock in der Stockhornkette im Kanton Bern; der Neuntödter muss nach dem Volksglauben im Monat Juli an jedem Morgen neun Thiere tödten;3) ein irisches Volkslied sagt: „Der Eiche Heil, dem irischen Baum und irischen Herzen dreimal drei;“4) Hesiod schreibt der Krähe das Leben von neun Altern der Menschen zu;5) Br. Leutbecher sagt in Nr. 44 der Bauhütte für 1860: „In den Ruinen der Tempelstadt Bhavaneswara in Vorderindien tragen Architrave neun sitzende Figuren, die Nava Graha oder neun Sterne, die sieben Planetengeister und die zwei aufsteigenden und absteigenden Knoten des bei Eclipsen vorkommenden Monddrachen, Ragn und Katu genannt;“ dreimal neun Knaben und Jungfrauen singen bei den tarentinischen Spielen die Festgesänge für das Heil der Städte des römischen Reiches; der Bund der Alamannen wurde ursprünglich von neun Volksstämmen abgeschlossen, die sämmtlich als Suêvi (d. i. etwa Freie, Selbstständige) bezeichnet werden

1) Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 697.
2) Rochholz, I. S. 250.
3) Schambach, a. a. O., S. 144.
4) Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 85.
5) Vergl. Wackernagel, Epea pteroenta, Basel 1860. S. 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0401" n="381"/>
Provinz Galliens welche das eigentliche Aquitania, das Land zwischen der Garonne und den Pyrenäen begriff; novendiale sc. sacrum hiess bei den Römern das Opfer, welches am neunten Tage nach dem Tode Jemandes pflegte dargebracht zu werden; wenn man feierliche Spiele dabei anstellte, hiessen diese ludi novendiales; &#x2013; <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, Neunbrunnen, früher Kalliorroe war zu Athen ein berühmter Springbrunnen mit neun Quellen oder Röhren; die Nôn, Nônzeit, die None oder Neunzeit (hora nona diei) bezeichnete im deutschen Mittelalter die neunte Stunde des Tages, diesen vom Aufgang der Sonne, im Durchschnitt 6 Uhr Morgens nach unserer Rechnung, an genommen, also 3 Uhr nach Mittag, zu welcher Zeit Christus gestorben war;<note place="foot" n="1)">Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 697.<lb/></note> in Rheinbayern gibt es einen Ort Neunkirchen und im Kanton Schaffhausen ein Neunkirch, im Thurgau ein Neunforn; bei Basel-Augst liegt ein Feld Neunthürmen;<note place="foot" n="2)">Rochholz, I. S. 250.<lb/></note> der Neunen heisst der Alpberg und Felsstock in der Stockhornkette im Kanton Bern; der Neuntödter muss nach dem Volksglauben im Monat Juli an jedem Morgen neun Thiere tödten;<note place="foot" n="3)">Schambach, a. a. O., S. 144.<lb/></note> ein irisches Volkslied sagt: &#x201E;Der Eiche Heil, dem irischen Baum und irischen Herzen dreimal drei;&#x201C;<note place="foot" n="4)">Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 85.<lb/></note> Hesiod schreibt der Krähe das Leben von neun Altern der Menschen zu;<note place="foot" n="5)">Vergl. Wackernagel, Epea pteroenta, Basel 1860. S. 10.<lb/></note> Br. Leutbecher sagt in Nr. 44 der Bauhütte für 1860: &#x201E;In den Ruinen der Tempelstadt Bhavaneswara in Vorderindien tragen Architrave neun sitzende Figuren, die Nava Graha oder neun Sterne, die sieben Planetengeister und die zwei aufsteigenden und absteigenden Knoten des bei Eclipsen vorkommenden Monddrachen, Ragn und Katu genannt;&#x201C; dreimal neun Knaben und Jungfrauen singen bei den tarentinischen Spielen die Festgesänge für das Heil der Städte des römischen Reiches; der Bund der Alamannen wurde ursprünglich von neun Volksstämmen abgeschlossen, die sämmtlich als Suêvi (d. i. etwa Freie, Selbstständige) bezeichnet werden
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0401] Provinz Galliens welche das eigentliche Aquitania, das Land zwischen der Garonne und den Pyrenäen begriff; novendiale sc. sacrum hiess bei den Römern das Opfer, welches am neunten Tage nach dem Tode Jemandes pflegte dargebracht zu werden; wenn man feierliche Spiele dabei anstellte, hiessen diese ludi novendiales; – _ , Neunbrunnen, früher Kalliorroe war zu Athen ein berühmter Springbrunnen mit neun Quellen oder Röhren; die Nôn, Nônzeit, die None oder Neunzeit (hora nona diei) bezeichnete im deutschen Mittelalter die neunte Stunde des Tages, diesen vom Aufgang der Sonne, im Durchschnitt 6 Uhr Morgens nach unserer Rechnung, an genommen, also 3 Uhr nach Mittag, zu welcher Zeit Christus gestorben war; 1) in Rheinbayern gibt es einen Ort Neunkirchen und im Kanton Schaffhausen ein Neunkirch, im Thurgau ein Neunforn; bei Basel-Augst liegt ein Feld Neunthürmen; 2) der Neunen heisst der Alpberg und Felsstock in der Stockhornkette im Kanton Bern; der Neuntödter muss nach dem Volksglauben im Monat Juli an jedem Morgen neun Thiere tödten; 3) ein irisches Volkslied sagt: „Der Eiche Heil, dem irischen Baum und irischen Herzen dreimal drei;“ 4) Hesiod schreibt der Krähe das Leben von neun Altern der Menschen zu; 5) Br. Leutbecher sagt in Nr. 44 der Bauhütte für 1860: „In den Ruinen der Tempelstadt Bhavaneswara in Vorderindien tragen Architrave neun sitzende Figuren, die Nava Graha oder neun Sterne, die sieben Planetengeister und die zwei aufsteigenden und absteigenden Knoten des bei Eclipsen vorkommenden Monddrachen, Ragn und Katu genannt;“ dreimal neun Knaben und Jungfrauen singen bei den tarentinischen Spielen die Festgesänge für das Heil der Städte des römischen Reiches; der Bund der Alamannen wurde ursprünglich von neun Volksstämmen abgeschlossen, die sämmtlich als Suêvi (d. i. etwa Freie, Selbstständige) bezeichnet werden 1) Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 697. 2) Rochholz, I. S. 250. 3) Schambach, a. a. O., S. 144. 4) Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 85. 5) Vergl. Wackernagel, Epea pteroenta, Basel 1860. S. 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/401
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/401>, abgerufen am 22.11.2024.