Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

göttin Bubastis, die griechische Artemis und lateinische Diana die Diva triformis, die dreigestaltige Göttin genannt.1) Die Bubastis, eine andere Gestalt der Isis, ist zugleich die Geburtsgöttin Eileithyia, welcher nach Eusebius der dritte Tag in jedem Mondswandel geheiligt war.2) Wegen der drei Mondsphasen erhielten die Statuen der dreigestaltigen Mondsgüttinnen in Aegypten auch zuweilen drei Häupter. Zu Athen stand die Athena Tritomenis den drei Monatsdekaden vor und sollte am dritten Tage des Monats geboren sein, woher sie auch [fremdsprachliches Material] genannt sein könnte,3) wenn man den Beinamen [fremdsprachliches Material] nicht mit Welker, Preller4) und Anderen von [fremdsprachliches Material], dem Wasser, der Urfluth, dem Flusse Triton ableiten will. Die auf den parthischen Agathokles-Münzen erscheinende fackeltragende dreiköpfige Göttin bezieht sich gleichfalls auf die Verehrung der sogenannten persischen Artemis in Baktrien und sollte die drei Mondsphasen symbolisiren, welche im Zendavesta neben dem Monde selbständig verehrt werden.5) Mit den in drei Reichen herrschenden Göttern oder drei Göttern hängt es bei den Griechen auch zusammen, dass es für ein vollkommenes Opfer ([fremdsprachliches Material]) galt, drei männliche dreijährige Thiere ([fremdsprachliches Material]) zusammen zu opfern: einen Widder, Stier und Eber, oder zwei Schafe und einen Stier, - oder ein Schwein, einen Bock und Widder, - oder einen Stier, ein Schwein und Ziege u. s. w.;6) ähnlich glaubt man auch noch heute, die Gottheit dreimal anrufen zu müssen, um sie ganz und vollständig angerufen zu haben. - Auch gehört es dahin, dass in ausserordentlich vielen, namentlich auch schweizerischen Sagen, die verwünschten Jungfrauen nur durch einen dreifachen Kuss, als Symbol der hingebenden Treue und Liebe ihres Befreiers, erlöset werden können. Ueber die er-

1) Prichard, ägypt. Mythologie, S. 117 und 122.
2) Prichard, a. a. O., S. 120.
3) Welker, a. a. O., I. S. 305 ff. und S. 555 ff.
4) Preller, griech. Mythologie, I. S. 126.
5) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 65; Windischmann, Mithra, S. 65.
6) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 249 Anm. 2.

göttin Bubastis, die griechische Artemis und lateinische Diana die Diva triformis, die dreigestaltige Göttin genannt.1) Die Bubastis, eine andere Gestalt der Isis, ist zugleich die Geburtsgöttin Eileithyia, welcher nach Eusebius der dritte Tag in jedem Mondswandel geheiligt war.2) Wegen der drei Mondsphasen erhielten die Statuen der dreigestaltigen Mondsgüttinnen in Aegypten auch zuweilen drei Häupter. Zu Athen stand die Athena Tritomenis den drei Monatsdekaden vor und sollte am dritten Tage des Monats geboren sein, woher sie auch [fremdsprachliches Material] genannt sein könnte,3) wenn man den Beinamen [fremdsprachliches Material] nicht mit Welker, Preller4) und Anderen von [fremdsprachliches Material], dem Wasser, der Urfluth, dem Flusse Triton ableiten will. Die auf den parthischen Agathokles-Münzen erscheinende fackeltragende dreiköpfige Göttin bezieht sich gleichfalls auf die Verehrung der sogenannten persischen Artemis in Baktrien und sollte die drei Mondsphasen symbolisiren, welche im Zendavesta neben dem Monde selbständig verehrt werden.5) Mit den in drei Reichen herrschenden Göttern oder drei Göttern hängt es bei den Griechen auch zusammen, dass es für ein vollkommenes Opfer ([fremdsprachliches Material]) galt, drei männliche dreijährige Thiere ([fremdsprachliches Material]) zusammen zu opfern: einen Widder, Stier und Eber, oder zwei Schafe und einen Stier, – oder ein Schwein, einen Bock und Widder, – oder einen Stier, ein Schwein und Ziege u. s. w.;6) ähnlich glaubt man auch noch heute, die Gottheit dreimal anrufen zu müssen, um sie ganz und vollständig angerufen zu haben. – Auch gehört es dahin, dass in ausserordentlich vielen, namentlich auch schweizerischen Sagen, die verwünschten Jungfrauen nur durch einen dreifachen Kuss, als Symbol der hingebenden Treue und Liebe ihres Befreiers, erlöset werden können. Ueber die er-

1) Prichard, ägypt. Mythologie, S. 117 und 122.
2) Prichard, a. a. O., S. 120.
3) Welker, a. a. O., I. S. 305 ff. und S. 555 ff.
4) Preller, griech. Mythologie, I. S. 126.
5) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 65; Windischmann, Mithra, S. 65.
6) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 249 Anm. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0347" n="327"/>
göttin Bubastis, die griechische Artemis und lateinische Diana die Diva triformis, die dreigestaltige Göttin genannt.<note place="foot" n="1)">Prichard, ägypt. Mythologie, S. 117 und 122.<lb/></note> Die Bubastis, eine andere Gestalt der Isis, ist zugleich die Geburtsgöttin Eileithyia, welcher nach Eusebius der dritte Tag in jedem Mondswandel geheiligt war.<note place="foot" n="2)">Prichard, a. a. O., S. 120.<lb/></note> Wegen der drei Mondsphasen erhielten die Statuen der dreigestaltigen Mondsgüttinnen in Aegypten auch zuweilen drei Häupter. Zu Athen stand die Athena Tritomenis den drei Monatsdekaden vor und sollte am dritten Tage des Monats geboren sein, woher sie auch <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> genannt sein könnte,<note place="foot" n="3)">Welker, a. a. O., I. S. 305 ff. und S. 555 ff.<lb/></note> wenn man den Beinamen <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> nicht mit Welker, Preller<note place="foot" n="4)">Preller, griech. Mythologie, I. S. 126.<lb/></note> und Anderen von <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, dem Wasser, der Urfluth, dem Flusse Triton ableiten will. Die auf den parthischen Agathokles-Münzen erscheinende fackeltragende dreiköpfige Göttin bezieht sich gleichfalls auf die Verehrung der sogenannten persischen Artemis in Baktrien und sollte die drei Mondsphasen symbolisiren, welche im Zendavesta neben dem Monde selbständig verehrt werden.<note place="foot" n="5)">Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 65; Windischmann, Mithra, S. 65.<lb/></note> Mit den in drei Reichen herrschenden Göttern oder drei Göttern hängt es bei den Griechen auch zusammen, dass es für ein vollkommenes Opfer (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>) galt, drei männliche dreijährige Thiere (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>) zusammen zu opfern: einen Widder, Stier und Eber, oder zwei Schafe und einen Stier, &#x2013; oder ein Schwein, einen Bock und Widder, &#x2013; oder einen Stier, ein Schwein und Ziege u. s. w.;<note place="foot" n="6)">Bachofen, Gräbersymbolik, S. 249 Anm. 2.<lb/></note> ähnlich glaubt man auch noch heute, die Gottheit dreimal anrufen zu müssen, um sie ganz und vollständig angerufen zu haben. &#x2013; Auch gehört es dahin, dass in ausserordentlich vielen, namentlich auch schweizerischen Sagen, die verwünschten Jungfrauen nur durch <hi rendition="#g">einen dreifachen Kuss</hi>, als Symbol der hingebenden Treue und Liebe ihres Befreiers, erlöset werden können. Ueber die er-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0347] göttin Bubastis, die griechische Artemis und lateinische Diana die Diva triformis, die dreigestaltige Göttin genannt. 1) Die Bubastis, eine andere Gestalt der Isis, ist zugleich die Geburtsgöttin Eileithyia, welcher nach Eusebius der dritte Tag in jedem Mondswandel geheiligt war. 2) Wegen der drei Mondsphasen erhielten die Statuen der dreigestaltigen Mondsgüttinnen in Aegypten auch zuweilen drei Häupter. Zu Athen stand die Athena Tritomenis den drei Monatsdekaden vor und sollte am dritten Tage des Monats geboren sein, woher sie auch _ genannt sein könnte, 3) wenn man den Beinamen _ nicht mit Welker, Preller 4) und Anderen von _ , dem Wasser, der Urfluth, dem Flusse Triton ableiten will. Die auf den parthischen Agathokles-Münzen erscheinende fackeltragende dreiköpfige Göttin bezieht sich gleichfalls auf die Verehrung der sogenannten persischen Artemis in Baktrien und sollte die drei Mondsphasen symbolisiren, welche im Zendavesta neben dem Monde selbständig verehrt werden. 5) Mit den in drei Reichen herrschenden Göttern oder drei Göttern hängt es bei den Griechen auch zusammen, dass es für ein vollkommenes Opfer (_ ) galt, drei männliche dreijährige Thiere (_ ) zusammen zu opfern: einen Widder, Stier und Eber, oder zwei Schafe und einen Stier, – oder ein Schwein, einen Bock und Widder, – oder einen Stier, ein Schwein und Ziege u. s. w.; 6) ähnlich glaubt man auch noch heute, die Gottheit dreimal anrufen zu müssen, um sie ganz und vollständig angerufen zu haben. – Auch gehört es dahin, dass in ausserordentlich vielen, namentlich auch schweizerischen Sagen, die verwünschten Jungfrauen nur durch einen dreifachen Kuss, als Symbol der hingebenden Treue und Liebe ihres Befreiers, erlöset werden können. Ueber die er- 1) Prichard, ägypt. Mythologie, S. 117 und 122. 2) Prichard, a. a. O., S. 120. 3) Welker, a. a. O., I. S. 305 ff. und S. 555 ff. 4) Preller, griech. Mythologie, I. S. 126. 5) Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 65; Windischmann, Mithra, S. 65. 6) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 249 Anm. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/347
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/347>, abgerufen am 25.11.2024.