Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.XLVII. Der Tempelvortrag als Wechselvortrag. Wie wir besonders an dem katholischen Gottesdienste noch erkennen, bestand der ursprüngliche Gottesdienst wesentlich in einem Wechselgesange zwischen dem dienstthuenden Priester und der Gemeinde, jenem als dem eröffnenden und fragenden, dieser als der schliessenden oder der antwortenden, - oder auch zwischen den einzelnen Theilen der Gemeinde, z. B. zwischen zwei Männerchören, dem Chore der Alten und der Jungen, oder auch zwischen einem männlichen und einem weiblichen Chore. Die grosse Regel war der Wechselgesang zwischen dem dienstthuenden oder celebrirenden Priester und der versammelten Gemeinde. Ein solcher Wechselgesang, eine solche Wechselrede war namentlich auch der jüdische, der salomonische Tempeldienst und die Psalmen sind eine Sammlung der jüdischen Wechselgesänge und Wechselreden von David bis auf die Makkabäer, also aus einer Zeit von über acht Jahrhunderten.1) Die Psalmen sind zweichörige, mit Blech- und Saitenmusik begleitete Tempellieder. Der Tempel- und Kirchendienst konnte sich durchaus nicht anders gestalten und deshalb war auch der Mysteriendienst, eine Art nur des allgemeinen Tempel- und Kirchendienstes, gleichmässig eingerichtet. Nicht immer aber übernimmt die Gemeinde selbst den Gegengesang, die Gegenrede, den antwortenden Gesang und die antwortende Rede, sondern an ihre Stelle kann auch ein untergeordneter Priester, der katholische Messdiener und Schullehrer oder irgend ein anderes Organ und anderer Stellvertreter der Gemeinde, bei den Maurern der erste und zweite Vorsteher treten, an welche letztere der Meister vom Stuhl, der vorstehende und vorsitzende Priester, sich je nach Umständen abwechselnd auftragend und fragend wendet. Immerhin aber bleibt als Grundgedanke der Priester und die Gemeinde, die Gottheit und die Menschheit, und diese, nicht auch jene können durch andere Menschen vertreten werden; der leitende Priester 1) Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 439 ff.; Böttiger, Ideen zur Kunstmythologie, I. S. 44.
XLVII. Der Tempelvortrag als Wechselvortrag. Wie wir besonders an dem katholischen Gottesdienste noch erkennen, bestand der ursprüngliche Gottesdienst wesentlich in einem Wechselgesange zwischen dem dienstthuenden Priester und der Gemeinde, jenem als dem eröffnenden und fragenden, dieser als der schliessenden oder der antwortenden, – oder auch zwischen den einzelnen Theilen der Gemeinde, z. B. zwischen zwei Männerchören, dem Chore der Alten und der Jungen, oder auch zwischen einem männlichen und einem weiblichen Chore. Die grosse Regel war der Wechselgesang zwischen dem dienstthuenden oder celebrirenden Priester und der versammelten Gemeinde. Ein solcher Wechselgesang, eine solche Wechselrede war namentlich auch der jüdische, der salomonische Tempeldienst und die Psalmen sind eine Sammlung der jüdischen Wechselgesänge und Wechselreden von David bis auf die Makkabäer, also aus einer Zeit von über acht Jahrhunderten.1) Die Psalmen sind zweichörige, mit Blech- und Saitenmusik begleitete Tempellieder. Der Tempel- und Kirchendienst konnte sich durchaus nicht anders gestalten und deshalb war auch der Mysteriendienst, eine Art nur des allgemeinen Tempel- und Kirchendienstes, gleichmässig eingerichtet. Nicht immer aber übernimmt die Gemeinde selbst den Gegengesang, die Gegenrede, den antwortenden Gesang und die antwortende Rede, sondern an ihre Stelle kann auch ein untergeordneter Priester, der katholische Messdiener und Schullehrer oder irgend ein anderes Organ und anderer Stellvertreter der Gemeinde, bei den Maurern der erste und zweite Vorsteher treten, an welche letztere der Meister vom Stuhl, der vorstehende und vorsitzende Priester, sich je nach Umständen abwechselnd auftragend und fragend wendet. Immerhin aber bleibt als Grundgedanke der Priester und die Gemeinde, die Gottheit und die Menschheit, und diese, nicht auch jene können durch andere Menschen vertreten werden; der leitende Priester 1) Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 439 ff.; Böttiger, Ideen zur Kunstmythologie, I. S. 44.
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XLVII.
Der Tempelvortrag als Wechselvortrag.
Wie wir besonders an dem katholischen Gottesdienste noch erkennen, bestand der ursprüngliche Gottesdienst wesentlich in einem Wechselgesange zwischen dem dienstthuenden Priester und der Gemeinde, jenem als dem eröffnenden und fragenden, dieser als der schliessenden oder der antwortenden, – oder auch zwischen den einzelnen Theilen der Gemeinde, z. B. zwischen zwei Männerchören, dem Chore der Alten und der Jungen, oder auch zwischen einem männlichen und einem weiblichen Chore. Die grosse Regel war der Wechselgesang zwischen dem dienstthuenden oder celebrirenden Priester und der versammelten Gemeinde. Ein solcher Wechselgesang, eine solche Wechselrede war namentlich auch der jüdische, der salomonische Tempeldienst und die Psalmen sind eine Sammlung der jüdischen Wechselgesänge und Wechselreden von David bis auf die Makkabäer, also aus einer Zeit von über acht Jahrhunderten. 1) Die Psalmen sind zweichörige, mit Blech- und Saitenmusik begleitete Tempellieder. Der Tempel- und Kirchendienst konnte sich durchaus nicht anders gestalten und deshalb war auch der Mysteriendienst, eine Art nur des allgemeinen Tempel- und Kirchendienstes, gleichmässig eingerichtet. Nicht immer aber übernimmt die Gemeinde selbst den Gegengesang, die Gegenrede, den antwortenden Gesang und die antwortende Rede, sondern an ihre Stelle kann auch ein untergeordneter Priester, der katholische Messdiener und Schullehrer oder irgend ein anderes Organ und anderer Stellvertreter der Gemeinde, bei den Maurern der erste und zweite Vorsteher treten, an welche letztere der Meister vom Stuhl, der vorstehende und vorsitzende Priester, sich je nach Umständen abwechselnd auftragend und fragend wendet. Immerhin aber bleibt als Grundgedanke der Priester und die Gemeinde, die Gottheit und die Menschheit, und diese, nicht auch jene können durch andere Menschen vertreten werden; der leitende Priester
1) Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 439 ff.; Böttiger, Ideen zur Kunstmythologie, I. S. 44.
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