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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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ner selbst. Von dem Christenthum und von der Freimaurerei gilt gleichmässig das alte Kirchenlied:

Vater deines Geistes Wehen
Durch die ganze Christenheit
Lässt uns schon von ferne sehen
Deines Reiches Herrlichkeit.
Denn dein Wort wird ausgespendet
Durch die ganze, weite Welt,
Millionenweis' entsendet
Auf das grosse Ackerfeld.

Dieser Same wird bald blühen
Allenthalben hoch und hehr:
Denn Evangelisten ziehen
Ueber Inseln, Land und Meer,
Um die Saaten zu begiessen.
Geist der Pfingsten, komm herab!
Lass die Lebensströme fliessen
Bis zum Grabe tief hinab.

Sei gegrüsst du ew'ger Morgen!
Steige Sonne bald empor,
Weicht nun all' ihr bange Sorgen,
Tagsverkünder, tritt hervor.
Seht der Berge Spitzen glühen
Schon im ew'gen Morgenlicht,
Und die Frühlingsblumen blühen:
Theure Brüder, sorget nicht.1)

Ja der Morgen der allgemeinen Bruder- und Menschenliebe,2) welcher am Anfange des 18. Jahrhunderts mit der symbolischen Maurerei der Menschheit und der Erde angebrochen ist, und erst noch die fernen Bergesgipfel vergoldet, wird vielleicht dereinst als die allleuchtende und allerwärmende Mittagssonne sich in die tiefsten Thäler herabsenken; und wenn es Hochmittag geworden und vor dem lichten Tage die Morgenröthe erbleichet ist, dann dürfen die Maurer von ihrer Arbeit ausruhen und dem tröstlichen Gefühle sich beglückt hingeben, dass das Licht und das Wort vom Morgen aus in die Welt gekommen sei. Auf

1) Bunsen, a. a. O., I. S. 134.
2) Ueber das Völkerrecht des Alterthums, welchem ein jeder Fremder (peregrinus) gleichbedeutend mit Feind (hostis) war, vergl. auch noch Gaupp, a. a. O., S. 17 ff., der sehr lesenswerthe Bemerkungen über die Behandlung der eroberten Länder und bekriegten Völker mittheilt.

ner selbst. Von dem Christenthum und von der Freimaurerei gilt gleichmässig das alte Kirchenlied:

Vater deines Geistes Wehen
Durch die ganze Christenheit
Lässt uns schon von ferne sehen
Deines Reiches Herrlichkeit.
Denn dein Wort wird ausgespendet
Durch die ganze, weite Welt,
Millionenweis’ entsendet
Auf das grosse Ackerfeld.

Dieser Same wird bald blühen
Allenthalben hoch und hehr:
Denn Evangelisten ziehen
Ueber Inseln, Land und Meer,
Um die Saaten zu begiessen.
Geist der Pfingsten, komm herab!
Lass die Lebensströme fliessen
Bis zum Grabe tief hinab.

Sei gegrüsst du ew’ger Morgen!
Steige Sonne bald empor,
Weicht nun all’ ihr bange Sorgen,
Tagsverkünder, tritt hervor.
Seht der Berge Spitzen glühen
Schon im ew’gen Morgenlicht,
Und die Frühlingsblumen blühen:
Theure Brüder, sorget nicht.1)

Ja der Morgen der allgemeinen Bruder- und Menschenliebe,2) welcher am Anfange des 18. Jahrhunderts mit der symbolischen Maurerei der Menschheit und der Erde angebrochen ist, und erst noch die fernen Bergesgipfel vergoldet, wird vielleicht dereinst als die allleuchtende und allerwärmende Mittagssonne sich in die tiefsten Thäler herabsenken; und wenn es Hochmittag geworden und vor dem lichten Tage die Morgenröthe erbleichet ist, dann dürfen die Maurer von ihrer Arbeit ausruhen und dem tröstlichen Gefühle sich beglückt hingeben, dass das Licht und das Wort vom Morgen aus in die Welt gekommen sei. Auf

1) Bunsen, a. a. O., I. S. 134.
2) Ueber das Völkerrecht des Alterthums, welchem ein jeder Fremder (peregrinus) gleichbedeutend mit Feind (hostis) war, vergl. auch noch Gaupp, a. a. O., S. 17 ff., der sehr lesenswerthe Bemerkungen über die Behandlung der eroberten Länder und bekriegten Völker mittheilt.
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[285/0305] ner selbst. Von dem Christenthum und von der Freimaurerei gilt gleichmässig das alte Kirchenlied: Vater deines Geistes Wehen Durch die ganze Christenheit Lässt uns schon von ferne sehen Deines Reiches Herrlichkeit. Denn dein Wort wird ausgespendet Durch die ganze, weite Welt, Millionenweis’ entsendet Auf das grosse Ackerfeld. Dieser Same wird bald blühen Allenthalben hoch und hehr: Denn Evangelisten ziehen Ueber Inseln, Land und Meer, Um die Saaten zu begiessen. Geist der Pfingsten, komm herab! Lass die Lebensströme fliessen Bis zum Grabe tief hinab. Sei gegrüsst du ew’ger Morgen! Steige Sonne bald empor, Weicht nun all’ ihr bange Sorgen, Tagsverkünder, tritt hervor. Seht der Berge Spitzen glühen Schon im ew’gen Morgenlicht, Und die Frühlingsblumen blühen: Theure Brüder, sorget nicht. 1) Ja der Morgen der allgemeinen Bruder- und Menschenliebe, 2) welcher am Anfange des 18. Jahrhunderts mit der symbolischen Maurerei der Menschheit und der Erde angebrochen ist, und erst noch die fernen Bergesgipfel vergoldet, wird vielleicht dereinst als die allleuchtende und allerwärmende Mittagssonne sich in die tiefsten Thäler herabsenken; und wenn es Hochmittag geworden und vor dem lichten Tage die Morgenröthe erbleichet ist, dann dürfen die Maurer von ihrer Arbeit ausruhen und dem tröstlichen Gefühle sich beglückt hingeben, dass das Licht und das Wort vom Morgen aus in die Welt gekommen sei. Auf 1) Bunsen, a. a. O., I. S. 134. 2) Ueber das Völkerrecht des Alterthums, welchem ein jeder Fremder (peregrinus) gleichbedeutend mit Feind (hostis) war, vergl. auch noch Gaupp, a. a. O., S. 17 ff., der sehr lesenswerthe Bemerkungen über die Behandlung der eroberten Länder und bekriegten Völker mittheilt.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/305>, abgerufen am 22.11.2024.