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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Befundenen die Beerdigung, die Ueberfahrt über den See versagt wurde, könnte und sollte auch bei den Maurern dem Unwürdigen die "Ehre" einer Trauerloge versagt werden. Jedoch der Maurer richtet milde, in der Hoffnung nach Schiller's1) unsterblichem Gedichte, dass Gott über dem Sternenzelte richten werde, wie wir allhier gerichtet. Uebrigens ist es ein höchst erhebender und die Ueberlebenden zu den edelsten Thaten, zur Uebung nur des Guten und zur Vermeidung alles Bösen anspornender Gebrauch, dass nach dem Tode eines Menschen, eines Maurers sein Leben und seine Thaten von uns selbst menschlich, mit milder Strenge und im Bewusstsein der eigenen Schwäche gerichtet und so der Verstorbene uns ein Vorbild oder eine Warnung werde.

Die ägyptische wirkliche Fahrt über den See, welche nur ein Nachklang einer gemeinsamen Vorstellung der Urmenschheit des von der Seele des Verstorbenen zu übersetzenden Wolken- und Himmelmeeres ist, erscheint in der deutschen Mythologie2) als eine Fahrt des Verstorbenen in der Unterwelt, ähnlich wie dieses auch in der griechischen Mythologie der Fall ist. In der deutschen

1) Schiller war nicht in eine Loge als Mitglied aufgenommen, also nicht förmlicher Freimaurer, aber er war im Jahr 1784 durch Körner, den Vater des Dichters Körner, in bewundernder Anerkennung seines Dichtergenius von Mannheim nach Leipzig gezogen und von ihm auf das Wärmste in jeder Hinsicht unterstützt worden. Körner war ein ebenso eifriger als wahrer Freimanrer, wie gerade die Unterstützung Schillers aus diesem maurerischen Geiste und aus dieser maurerischen Gesinnung hervorgegangen war. Durch Körner zunächst wurde Schiller mit den Bestrebungen und Grundsätzen der Maurerei bekannt und die unmittelbare Frucht dieser Bekanntschaft war sein herrliches Lied an die Freude, welches aller Vermuthung nach speciell für die Freimaurer gedichtet wurde, wie schon für sich allein die ganze Haltung des Liedes beweist. Noch mehr aber ist der Marquis Posa in dem damals von Schiller zu Leipzig umgearbeiteten Don Carlos das Schiller'sche Bild, die ideale Personification des Freimaurers, des begeisterten Freundes der ganzen Menschheit. Ein zweiter Freimaurer, Br. Göthe, verschaffte Schiller seine Anstellung an der Hochschule zu Jena als Professor der Geschichte und begründete dadurch dessen festes und sorgenloses Leben. Zu Jena schrieb Schiller in dem freimaurerischen Geiste besonders seinen Aufsatz über die ästhetische Erziehung des Menschen.
2) Simrok, Mythol, S. 299 und 460.

Befundenen die Beerdigung, die Ueberfahrt über den See versagt wurde, könnte und sollte auch bei den Maurern dem Unwürdigen die „Ehre“ einer Trauerloge versagt werden. Jedoch der Maurer richtet milde, in der Hoffnung nach Schiller’s1) unsterblichem Gedichte, dass Gott über dem Sternenzelte richten werde, wie wir allhier gerichtet. Uebrigens ist es ein höchst erhebender und die Ueberlebenden zu den edelsten Thaten, zur Uebung nur des Guten und zur Vermeidung alles Bösen anspornender Gebrauch, dass nach dem Tode eines Menschen, eines Maurers sein Leben und seine Thaten von uns selbst menschlich, mit milder Strenge und im Bewusstsein der eigenen Schwäche gerichtet und so der Verstorbene uns ein Vorbild oder eine Warnung werde.

Die ägyptische wirkliche Fahrt über den See, welche nur ein Nachklang einer gemeinsamen Vorstellung der Urmenschheit des von der Seele des Verstorbenen zu übersetzenden Wolken- und Himmelmeeres ist, erscheint in der deutschen Mythologie2) als eine Fahrt des Verstorbenen in der Unterwelt, ähnlich wie dieses auch in der griechischen Mythologie der Fall ist. In der deutschen

1) Schiller war nicht in eine Loge als Mitglied aufgenommen, also nicht förmlicher Freimaurer, aber er war im Jahr 1784 durch Körner, den Vater des Dichters Körner, in bewundernder Anerkennung seines Dichtergenius von Mannheim nach Leipzig gezogen und von ihm auf das Wärmste in jeder Hinsicht unterstützt worden. Körner war ein ebenso eifriger als wahrer Freimanrer, wie gerade die Unterstützung Schillers aus diesem maurerischen Geiste und aus dieser maurerischen Gesinnung hervorgegangen war. Durch Körner zunächst wurde Schiller mit den Bestrebungen und Grundsätzen der Maurerei bekannt und die unmittelbare Frucht dieser Bekanntschaft war sein herrliches Lied an die Freude, welches aller Vermuthung nach speciell für die Freimaurer gedichtet wurde, wie schon für sich allein die ganze Haltung des Liedes beweist. Noch mehr aber ist der Marquis Posa in dem damals von Schiller zu Leipzig umgearbeiteten Don Carlos das Schiller’sche Bild, die ideale Personification des Freimaurers, des begeisterten Freundes der ganzen Menschheit. Ein zweiter Freimaurer, Br. Göthe, verschaffte Schiller seine Anstellung an der Hochschule zu Jena als Professor der Geschichte und begründete dadurch dessen festes und sorgenloses Leben. Zu Jena schrieb Schiller in dem freimaurerischen Geiste besonders seinen Aufsatz über die ästhetische Erziehung des Menschen.
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[10/0030] Befundenen die Beerdigung, die Ueberfahrt über den See versagt wurde, könnte und sollte auch bei den Maurern dem Unwürdigen die „Ehre“ einer Trauerloge versagt werden. Jedoch der Maurer richtet milde, in der Hoffnung nach Schiller’s 1) unsterblichem Gedichte, dass Gott über dem Sternenzelte richten werde, wie wir allhier gerichtet. Uebrigens ist es ein höchst erhebender und die Ueberlebenden zu den edelsten Thaten, zur Uebung nur des Guten und zur Vermeidung alles Bösen anspornender Gebrauch, dass nach dem Tode eines Menschen, eines Maurers sein Leben und seine Thaten von uns selbst menschlich, mit milder Strenge und im Bewusstsein der eigenen Schwäche gerichtet und so der Verstorbene uns ein Vorbild oder eine Warnung werde. Die ägyptische wirkliche Fahrt über den See, welche nur ein Nachklang einer gemeinsamen Vorstellung der Urmenschheit des von der Seele des Verstorbenen zu übersetzenden Wolken- und Himmelmeeres ist, erscheint in der deutschen Mythologie 2) als eine Fahrt des Verstorbenen in der Unterwelt, ähnlich wie dieses auch in der griechischen Mythologie der Fall ist. In der deutschen 1) Schiller war nicht in eine Loge als Mitglied aufgenommen, also nicht förmlicher Freimaurer, aber er war im Jahr 1784 durch Körner, den Vater des Dichters Körner, in bewundernder Anerkennung seines Dichtergenius von Mannheim nach Leipzig gezogen und von ihm auf das Wärmste in jeder Hinsicht unterstützt worden. Körner war ein ebenso eifriger als wahrer Freimanrer, wie gerade die Unterstützung Schillers aus diesem maurerischen Geiste und aus dieser maurerischen Gesinnung hervorgegangen war. Durch Körner zunächst wurde Schiller mit den Bestrebungen und Grundsätzen der Maurerei bekannt und die unmittelbare Frucht dieser Bekanntschaft war sein herrliches Lied an die Freude, welches aller Vermuthung nach speciell für die Freimaurer gedichtet wurde, wie schon für sich allein die ganze Haltung des Liedes beweist. Noch mehr aber ist der Marquis Posa in dem damals von Schiller zu Leipzig umgearbeiteten Don Carlos das Schiller’sche Bild, die ideale Personification des Freimaurers, des begeisterten Freundes der ganzen Menschheit. Ein zweiter Freimaurer, Br. Göthe, verschaffte Schiller seine Anstellung an der Hochschule zu Jena als Professor der Geschichte und begründete dadurch dessen festes und sorgenloses Leben. Zu Jena schrieb Schiller in dem freimaurerischen Geiste besonders seinen Aufsatz über die ästhetische Erziehung des Menschen. 2) Simrok, Mythol, S. 299 und 460.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/30>, abgerufen am 27.11.2024.