Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

An diese alttestamentalischen Aussprüche darf eine Verordnung der Halliwell'schen Urkunde angeschlossen werden:

Dass Die, welche die Künste können und üben,
Gott und die Kirche sollen lieben,
Und den Meister auch, unter dem er steht,
Zu Land, zu Meer, wohin er auch geht:
Auch sollst du lieben die Genossen dein,
Denn es will die Kunst, so soll es sein.

Artikel 8 derselben Urkunde legt Allen, die im Handwerk sind, den Höhen wie den Niedern, die heilige Pflicht auf, sich nicht einander zu widerstreben, entgegen zu sein, sondern wie Bruder und Schwester zu leben. Die trotz der von Br. Kloss dagegen erhobenen Zweifel doch wohl ächte Yorker Urkunde vom Jahr 9261) enthält unter den von Prinz Edwin auferlegten Gesetzen und Pflichten:

"Gegen alle Menschen sollt ihr dienstfertig sein, und so viel ihr könnt, treue Freundschaft stiften, euch auch nicht daran kehren, wenn sie einer andern Religion oder Meinung zugethan sind."

Besonders aber sollt ihr auch immer treu gegen einander sein, einander redlich lehren, und in der Kunst beistehen, einander nicht verleumden, sondern euch untereinander thun, wie ihr wollt, dass euch Andere thun sollen.

Nach der buddhistischen Lehre auf Ceylon dienen die Almosen, zumal an die Priester, der abgesehiedenen Seele als Boote, um sie über den furchtbaren See der Unterwelt aus Blut und Feuer an das jenseitige Ufer des Landes der Glückseligkeit zu bringen.2) Auch an den römischen Saturnalien und den griechischen Kronien sollte in Erinnerung an die goldene saturnische Zeit der allgemeinen Freiheit und Gleichheit ein jeder Ständeunterschied aufgehoben sein, daher die Sklaven von den Herrn wie ihres Gleichen behandelt, vor der Herrschaft oder mit ihr gespeist, oder wohl gar von derselben bei der Tafel bedient wurden und sich überhaupt sehr viel

1) Vergl. darüber auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 107 ff.
2) Ritter, Vorhalle, S. 112.

An diese alttestamentalischen Aussprüche darf eine Verordnung der Halliwell’schen Urkunde angeschlossen werden:

Dass Die, welche die Künste können und üben,
Gott und die Kirche sollen lieben,
Und den Meister auch, unter dem er steht,
Zu Land, zu Meer, wohin er auch geht:
Auch sollst du lieben die Genossen dein,
Denn es will die Kunst, so soll es sein.

Artikel 8 derselben Urkunde legt Allen, die im Handwerk sind, den Höhen wie den Niedern, die heilige Pflicht auf, sich nicht einander zu widerstreben, entgegen zu sein, sondern wie Bruder und Schwester zu leben. Die trotz der von Br. Kloss dagegen erhobenen Zweifel doch wohl ächte Yorker Urkunde vom Jahr 9261) enthält unter den von Prinz Edwin auferlegten Gesetzen und Pflichten:

Gegen alle Menschen sollt ihr dienstfertig sein, und so viel ihr könnt, treue Freundschaft stiften, euch auch nicht daran kehren, wenn sie einer andern Religion oder Meinung zugethan sind.

Besonders aber sollt ihr auch immer treu gegen einander sein, einander redlich lehren, und in der Kunst beistehen, einander nicht verleumden, sondern euch untereinander thun, wie ihr wollt, dass euch Andere thun sollen.

Nach der buddhistischen Lehre auf Ceylon dienen die Almosen, zumal an die Priester, der abgesehiedenen Seele als Boote, um sie über den furchtbaren See der Unterwelt aus Blut und Feuer an das jenseitige Ufer des Landes der Glückseligkeit zu bringen.2) Auch an den römischen Saturnalien und den griechischen Kronien sollte in Erinnerung an die goldene saturnische Zeit der allgemeinen Freiheit und Gleichheit ein jeder Ständeunterschied aufgehoben sein, daher die Sklaven von den Herrn wie ihres Gleichen behandelt, vor der Herrschaft oder mit ihr gespeist, oder wohl gar von derselben bei der Tafel bedient wurden und sich überhaupt sehr viel

1) Vergl. darüber auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 107 ff.
2) Ritter, Vorhalle, S. 112.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0252" n="232"/>
        <p>
 An diese alttestamentalischen Aussprüche darf eine Verordnung der Halliwell&#x2019;schen Urkunde angeschlossen werden:</p>
        <cit rendition="#c">
          <quote>
            <p>
 Dass Die, welche die Künste können und üben,<lb/><hi rendition="#g">Gott</hi> und die <hi rendition="#g">Kirche</hi> sollen lieben,<lb/>
Und den <hi rendition="#g">Meister</hi> auch, unter dem er steht,<lb/>
Zu Land, zu Meer, wohin er auch geht:<lb/>
Auch sollst du <hi rendition="#g">lieben die Genossen dein,</hi><lb/>
Denn es will die Kunst, so soll es sein.</p>
          </quote>
        </cit>
        <p>
     Artikel 8 derselben Urkunde legt Allen, die im Handwerk sind, den Höhen wie den Niedern, die heilige Pflicht auf, sich nicht einander zu widerstreben, entgegen zu sein, sondern wie <hi rendition="#g">Bruder </hi>und <hi rendition="#g">Schwester</hi> zu leben. Die trotz der von Br. Kloss dagegen erhobenen Zweifel doch wohl ächte Yorker Urkunde vom Jahr 926<note place="foot" n="1)">Vergl. darüber auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 107 ff.<lb/></note> enthält unter den von Prinz Edwin auferlegten Gesetzen und Pflichten:</p><lb/>
        <p>
     &#x201E;<hi rendition="#g">Gegen alle Menschen</hi> sollt ihr dienstfertig sein, und so viel ihr könnt, treue Freundschaft stiften, <hi rendition="#g">euch auch nicht daran kehren, wenn sie einer andern Religion oder Meinung zugethan sind.</hi>&#x201C;</p><lb/>
        <p>
 Besonders aber sollt ihr auch immer <hi rendition="#g">treu gegen einander sein</hi>, einander redlich lehren, und in der Kunst beistehen, einander nicht verleumden, <hi rendition="#g">sondern euch untereinander thun, wie ihr wollt, dass euch Andere thun sollen.</hi></p>
        <p>
     Nach der buddhistischen Lehre auf Ceylon dienen die Almosen, zumal an die Priester, der abgesehiedenen Seele als Boote, um sie über den furchtbaren See der Unterwelt aus Blut und Feuer an das jenseitige Ufer des Landes der Glückseligkeit zu bringen.<note place="foot" n="2)">Ritter, Vorhalle, S. 112.<lb/></note> Auch an den römischen Saturnalien und den griechischen Kronien sollte in Erinnerung an die goldene saturnische Zeit der allgemeinen Freiheit und Gleichheit ein jeder Ständeunterschied aufgehoben sein, daher die Sklaven von den Herrn wie ihres Gleichen behandelt, vor der Herrschaft oder mit ihr gespeist, oder wohl gar von derselben bei der Tafel bedient wurden und sich überhaupt sehr viel
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0252] An diese alttestamentalischen Aussprüche darf eine Verordnung der Halliwell’schen Urkunde angeschlossen werden: Dass Die, welche die Künste können und üben, Gott und die Kirche sollen lieben, Und den Meister auch, unter dem er steht, Zu Land, zu Meer, wohin er auch geht: Auch sollst du lieben die Genossen dein, Denn es will die Kunst, so soll es sein. Artikel 8 derselben Urkunde legt Allen, die im Handwerk sind, den Höhen wie den Niedern, die heilige Pflicht auf, sich nicht einander zu widerstreben, entgegen zu sein, sondern wie Bruder und Schwester zu leben. Die trotz der von Br. Kloss dagegen erhobenen Zweifel doch wohl ächte Yorker Urkunde vom Jahr 926 1) enthält unter den von Prinz Edwin auferlegten Gesetzen und Pflichten: „Gegen alle Menschen sollt ihr dienstfertig sein, und so viel ihr könnt, treue Freundschaft stiften, euch auch nicht daran kehren, wenn sie einer andern Religion oder Meinung zugethan sind.“ Besonders aber sollt ihr auch immer treu gegen einander sein, einander redlich lehren, und in der Kunst beistehen, einander nicht verleumden, sondern euch untereinander thun, wie ihr wollt, dass euch Andere thun sollen. Nach der buddhistischen Lehre auf Ceylon dienen die Almosen, zumal an die Priester, der abgesehiedenen Seele als Boote, um sie über den furchtbaren See der Unterwelt aus Blut und Feuer an das jenseitige Ufer des Landes der Glückseligkeit zu bringen. 2) Auch an den römischen Saturnalien und den griechischen Kronien sollte in Erinnerung an die goldene saturnische Zeit der allgemeinen Freiheit und Gleichheit ein jeder Ständeunterschied aufgehoben sein, daher die Sklaven von den Herrn wie ihres Gleichen behandelt, vor der Herrschaft oder mit ihr gespeist, oder wohl gar von derselben bei der Tafel bedient wurden und sich überhaupt sehr viel 1) Vergl. darüber auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 107 ff. 2) Ritter, Vorhalle, S. 112.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/252
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/252>, abgerufen am 22.11.2024.