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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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kein Tod sei und nur in das ewige Licht und Leben hinübergeleite, - dass Sie gleich Hiram sich wieder erheben und das verlorene Meisterwort wieder finden werden. Hiram ist ursprünglich nur das Bild der im Wechsel des Jahreslaufes dahinsterbenden, jedoch ewig sich wieder verjüngenden Sonnen- und Naturkraft, welche dem Menschen die Bürgschaft gibt, dass auch er im Grabe nicht vergehen, sondern zu neuem und schöneren Leben sich erheben werde. Das Geheimniss, welches die drei ungetreuen Gesellen selbst durch einen gewaltsamen Mord nicht zu rauben vermochten, ist der sichere Lohn der Entsagung und der Tugend, die lohnende Frucht des säenden Verdienstes. Sterben Sie, wenn es sein muss, gleich Hiram für ihre Pflichten und Sie werden durch das dunkele Grab in das ewige Licht und Leben eingehen."

Vielleicht und sehr wahrscheinlich wurde die Hirammythe d. h. die Mythe von Hiram als einem lebenden, sterbenden und wiederauferstehenden Natur- und Sonnengotte erst dann verdunkelt und durch die wirkliche oder erdichtete Geschichte des biblischen Hiram, des Erbauers des salomonischen Tempels ersetzt, als der symbolische Bau des salomonischen Tempels als des unsichtbaren Baues der Menschheit durch die Gottheit zum Grundgedanken der Maurerei erhoben wurde, - als im Laufe der Jahrhunderte die Bauleute in Steinen Tempel, Kirchen und Dome zu bauen aufgehört hatten und jetzt nur noch die Menschen die grosse Idee der freien und gleichen Menschheit pflegten und bauten. Die Entwickelung dieses symbolischen salomonischen Tempelbaues ist gleichbedeutend mit der Entwickelung der symbolischen Maurerei überhaupt, deren eigentliche Zeit im Jahr 1717 mit der Gründung der englischen Grossloge durch vier Logen in London beginnt und welche während des 17. Jahrhunderts vorbereitet worden war. Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 465, vermuthet, dass als Quellen zu diesem symbolischen salomonischen Tempelbaue vorzüglich benützt worden seien:

1. Seldeni jus naturae et gentium, more Ebraeorum, Lips. et Francof. 1795, worin, von Seite 300 an,

kein Tod sei und nur in das ewige Licht und Leben hinübergeleite, – dass Sie gleich Hiram sich wieder erheben und das verlorene Meisterwort wieder finden werden. Hiram ist ursprünglich nur das Bild der im Wechsel des Jahreslaufes dahinsterbenden, jedoch ewig sich wieder verjüngenden Sonnen- und Naturkraft, welche dem Menschen die Bürgschaft gibt, dass auch er im Grabe nicht vergehen, sondern zu neuem und schöneren Leben sich erheben werde. Das Geheimniss, welches die drei ungetreuen Gesellen selbst durch einen gewaltsamen Mord nicht zu rauben vermochten, ist der sichere Lohn der Entsagung und der Tugend, die lohnende Frucht des säenden Verdienstes. Sterben Sie, wenn es sein muss, gleich Hiram für ihre Pflichten und Sie werden durch das dunkele Grab in das ewige Licht und Leben eingehen.“

Vielleicht und sehr wahrscheinlich wurde die Hirammythe d. h. die Mythe von Hiram als einem lebenden, sterbenden und wiederauferstehenden Natur- und Sonnengotte erst dann verdunkelt und durch die wirkliche oder erdichtete Geschichte des biblischen Hiram, des Erbauers des salomonischen Tempels ersetzt, als der symbolische Bau des salomonischen Tempels als des unsichtbaren Baues der Menschheit durch die Gottheit zum Grundgedanken der Maurerei erhoben wurde, – als im Laufe der Jahrhunderte die Bauleute in Steinen Tempel, Kirchen und Dome zu bauen aufgehört hatten und jetzt nur noch die Menschen die grosse Idee der freien und gleichen Menschheit pflegten und bauten. Die Entwickelung dieses symbolischen salomonischen Tempelbaues ist gleichbedeutend mit der Entwickelung der symbolischen Maurerei überhaupt, deren eigentliche Zeit im Jahr 1717 mit der Gründung der englischen Grossloge durch vier Logen in London beginnt und welche während des 17. Jahrhunderts vorbereitet worden war. Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 465, vermuthet, dass als Quellen zu diesem symbolischen salomonischen Tempelbaue vorzüglich benützt worden seien:

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[216/0236] kein Tod sei und nur in das ewige Licht und Leben hinübergeleite, – dass Sie gleich Hiram sich wieder erheben und das verlorene Meisterwort wieder finden werden. Hiram ist ursprünglich nur das Bild der im Wechsel des Jahreslaufes dahinsterbenden, jedoch ewig sich wieder verjüngenden Sonnen- und Naturkraft, welche dem Menschen die Bürgschaft gibt, dass auch er im Grabe nicht vergehen, sondern zu neuem und schöneren Leben sich erheben werde. Das Geheimniss, welches die drei ungetreuen Gesellen selbst durch einen gewaltsamen Mord nicht zu rauben vermochten, ist der sichere Lohn der Entsagung und der Tugend, die lohnende Frucht des säenden Verdienstes. Sterben Sie, wenn es sein muss, gleich Hiram für ihre Pflichten und Sie werden durch das dunkele Grab in das ewige Licht und Leben eingehen.“ Vielleicht und sehr wahrscheinlich wurde die Hirammythe d. h. die Mythe von Hiram als einem lebenden, sterbenden und wiederauferstehenden Natur- und Sonnengotte erst dann verdunkelt und durch die wirkliche oder erdichtete Geschichte des biblischen Hiram, des Erbauers des salomonischen Tempels ersetzt, als der symbolische Bau des salomonischen Tempels als des unsichtbaren Baues der Menschheit durch die Gottheit zum Grundgedanken der Maurerei erhoben wurde, – als im Laufe der Jahrhunderte die Bauleute in Steinen Tempel, Kirchen und Dome zu bauen aufgehört hatten und jetzt nur noch die Menschen die grosse Idee der freien und gleichen Menschheit pflegten und bauten. Die Entwickelung dieses symbolischen salomonischen Tempelbaues ist gleichbedeutend mit der Entwickelung der symbolischen Maurerei überhaupt, deren eigentliche Zeit im Jahr 1717 mit der Gründung der englischen Grossloge durch vier Logen in London beginnt und welche während des 17. Jahrhunderts vorbereitet worden war. Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 465, vermuthet, dass als Quellen zu diesem symbolischen salomonischen Tempelbaue vorzüglich benützt worden seien: 1. Seldeni jus naturae et gentium, more Ebraeorum, Lips. et Francof. 1795, worin, von Seite 300 an,

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/236>, abgerufen am 24.11.2024.