Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

werde. Die Inder nennen in ihrer heiligen Sprache den Körper eigentlich Befleckung, deha.1) Die Seligkeit des Inders gestaltete sich daher auch ganz folgerichtig zur Befreiung von der Wiedergeburt auf dieser Erde, von der Strafe und Befleckung, von den Fesseln, welche Befreiung die mukti oder der moxa genannt wird.2) Buddha wird auch Muktasvasmin, nach Lassen, III. S. 1002, richtiger Muktisvamin, genannt als der Besitzer der Befreiung von allen Fesseln. des sansara, des unaufhörlichen Kreislaufes der weltlichen Dinge. Auch im Koran ist die Sünde ein vorweltliches Verhängniss, in Folge eines früheren Abfalls der Seele,3) welche Ansicht wohl zunächst von den alexandrinischen Griechen aufgenommen worden war.

Wenngleich nunmehr die Mysteriensprache der Maurerei die semitische, die hebräische ist, ist es dennoch nicht die ganze Mysterieneinrichtung selbst und namentlich nicht die Hirammythe, sondern diese sind, wie wohl durch alle bisherigen Äusführungen überzeugend nachgewiesen ist, ägyptisch. Unsere Behauptung, dass das Maurerkleid, die Maurerschürze die ägyptische ursprüngliche Kleidung und Schürze, shenti dort genannt, sei, wird besonders noch dadurch bestätigt, dass im Griechischen aus dem ägyptischen shenti [fremdsprachliches Material] die Baumwolle, das feine gewebte baumwollene und linnene Kleid, vielleicht das weisse Mysterienkleid,4) geworden ist. Diese griechische Benennung beweiset, dass die Griechen von den Aegyptern nicht blos den Namen, sondern mit ihm auch die Sache, den Stoff und das Kleid erhalten und eben deshalb dem ägyptischen Stoffe und dem ägyptischen Kleide auch den ägyptischen Namen beigelegt haben. Gesenius wollte den griechischen [fremdsprachliches Material] mit Movers von dem hebräischen sadin ableiten, welches ursprünglich aus Wolle oder Flachs verfertigte Hemden und später überhaupt feine Gewebe bezeichnete. Horner

1) Lassen, III. S, 418 oben.
2) Lassen, III. S. 428.
3) Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 179.
4) Vergl. auch Lassen, III. S. 1182 unten, vergl. mit S. 23 ff.; Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 45 ff.

werde. Die Inder nennen in ihrer heiligen Sprache den Körper eigentlich Befleckung, deha.1) Die Seligkeit des Inders gestaltete sich daher auch ganz folgerichtig zur Befreiung von der Wiedergeburt auf dieser Erde, von der Strafe und Befleckung, von den Fesseln, welche Befreiung die mukti oder der moxa genannt wird.2) Buddha wird auch Muktasvasmin, nach Lassen, III. S. 1002, richtiger Muktisvâmin, genannt als der Besitzer der Befreiung von allen Fesseln. des sansâra, des unaufhörlichen Kreislaufes der weltlichen Dinge. Auch im Koran ist die Sünde ein vorweltliches Verhängniss, in Folge eines früheren Abfalls der Seele,3) welche Ansicht wohl zunächst von den alexandrinischen Griechen aufgenommen worden war.

Wenngleich nunmehr die Mysteriensprache der Maurerei die semitische, die hebräische ist, ist es dennoch nicht die ganze Mysterieneinrichtung selbst und namentlich nicht die Hirammythe, sondern diese sind, wie wohl durch alle bisherigen Äusführungen überzeugend nachgewiesen ist, ägyptisch. Unsere Behauptung, dass das Maurerkleid, die Maurerschürze die ägyptische ursprüngliche Kleidung und Schürze, shenti dort genannt, sei, wird besonders noch dadurch bestätigt, dass im Griechischen aus dem ägyptischen shenti [fremdsprachliches Material] die Baumwolle, das feine gewebte baumwollene und linnene Kleid, vielleicht das weisse Mysterienkleid,4) geworden ist. Diese griechische Benennung beweiset, dass die Griechen von den Aegyptern nicht blos den Namen, sondern mit ihm auch die Sache, den Stoff und das Kleid erhalten und eben deshalb dem ägyptischen Stoffe und dem ägyptischen Kleide auch den ägyptischen Namen beigelegt haben. Gesenius wollte den griechischen [fremdsprachliches Material] mit Movers von dem hebräischen sâdin ableiten, welches ursprünglich aus Wolle oder Flachs verfertigte Hemden und später überhaupt feine Gewebe bezeichnete. Horner

1) Lassen, III. S, 418 oben.
2) Lassen, III. S. 428.
3) Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 179.
4) Vergl. auch Lassen, III. S. 1182 unten, vergl. mit S. 23 ff.; Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 45 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="209"/>
werde. Die Inder nennen in ihrer heiligen Sprache den Körper eigentlich Befleckung, deha.<note place="foot" n="1)">Lassen, III. S, 418 oben.<lb/></note> Die Seligkeit des Inders gestaltete sich daher auch ganz folgerichtig zur Befreiung von der Wiedergeburt auf dieser Erde, von der Strafe und Befleckung, von den Fesseln, welche Befreiung die mukti oder der moxa genannt wird.<note place="foot" n="2)">Lassen, III. S. 428.<lb/></note> Buddha wird auch Muktasvasmin, nach Lassen, III. S. 1002, richtiger Muktisvâmin, genannt als der Besitzer der Befreiung von allen Fesseln. des sansâra, des unaufhörlichen Kreislaufes der weltlichen Dinge. Auch im Koran ist die Sünde ein vorweltliches Verhängniss, in Folge eines früheren Abfalls der Seele,<note place="foot" n="3)">Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 179.<lb/></note> welche Ansicht wohl zunächst von den alexandrinischen Griechen aufgenommen worden war.</p>
        <p>
     Wenngleich nunmehr die Mysteriensprache der Maurerei die semitische, die hebräische ist, ist es dennoch nicht die ganze Mysterieneinrichtung selbst und namentlich nicht die Hirammythe, sondern diese sind, wie wohl durch alle bisherigen Äusführungen überzeugend nachgewiesen ist, <hi rendition="#g">ägyptisch</hi>. Unsere Behauptung, dass das Maurerkleid, die Maurerschürze die ägyptische ursprüngliche Kleidung und Schürze, shenti dort genannt, sei, wird besonders noch dadurch bestätigt, dass im Griechischen aus dem ägyptischen shenti <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> die Baumwolle, das feine gewebte baumwollene und linnene Kleid, vielleicht das weisse Mysterienkleid,<note place="foot" n="4)">Vergl. auch Lassen, III. S. 1182 unten, vergl. mit S. 23 ff.; Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 45 ff.<lb/></note> geworden ist. Diese griechische Benennung beweiset, dass die Griechen von den Aegyptern nicht blos den Namen, sondern mit ihm auch die Sache, den Stoff und das Kleid erhalten und eben deshalb dem ägyptischen Stoffe und dem ägyptischen Kleide auch den ägyptischen Namen beigelegt haben. Gesenius wollte den griechischen <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> mit Movers von dem hebräischen sâdin ableiten, welches ursprünglich aus Wolle oder Flachs verfertigte Hemden und später überhaupt feine Gewebe bezeichnete. Horner
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0229] werde. Die Inder nennen in ihrer heiligen Sprache den Körper eigentlich Befleckung, deha. 1) Die Seligkeit des Inders gestaltete sich daher auch ganz folgerichtig zur Befreiung von der Wiedergeburt auf dieser Erde, von der Strafe und Befleckung, von den Fesseln, welche Befreiung die mukti oder der moxa genannt wird. 2) Buddha wird auch Muktasvasmin, nach Lassen, III. S. 1002, richtiger Muktisvâmin, genannt als der Besitzer der Befreiung von allen Fesseln. des sansâra, des unaufhörlichen Kreislaufes der weltlichen Dinge. Auch im Koran ist die Sünde ein vorweltliches Verhängniss, in Folge eines früheren Abfalls der Seele, 3) welche Ansicht wohl zunächst von den alexandrinischen Griechen aufgenommen worden war. Wenngleich nunmehr die Mysteriensprache der Maurerei die semitische, die hebräische ist, ist es dennoch nicht die ganze Mysterieneinrichtung selbst und namentlich nicht die Hirammythe, sondern diese sind, wie wohl durch alle bisherigen Äusführungen überzeugend nachgewiesen ist, ägyptisch. Unsere Behauptung, dass das Maurerkleid, die Maurerschürze die ägyptische ursprüngliche Kleidung und Schürze, shenti dort genannt, sei, wird besonders noch dadurch bestätigt, dass im Griechischen aus dem ägyptischen shenti _ die Baumwolle, das feine gewebte baumwollene und linnene Kleid, vielleicht das weisse Mysterienkleid, 4) geworden ist. Diese griechische Benennung beweiset, dass die Griechen von den Aegyptern nicht blos den Namen, sondern mit ihm auch die Sache, den Stoff und das Kleid erhalten und eben deshalb dem ägyptischen Stoffe und dem ägyptischen Kleide auch den ägyptischen Namen beigelegt haben. Gesenius wollte den griechischen _ mit Movers von dem hebräischen sâdin ableiten, welches ursprünglich aus Wolle oder Flachs verfertigte Hemden und später überhaupt feine Gewebe bezeichnete. Horner 1) Lassen, III. S, 418 oben. 2) Lassen, III. S. 428. 3) Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 179. 4) Vergl. auch Lassen, III. S. 1182 unten, vergl. mit S. 23 ff.; Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 45 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/229
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/229>, abgerufen am 25.11.2024.